Herakleshohle bei Bura

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Bei der Herakleshohle bei Bura handelt es sich um die Orakelhohle des Herakles Vouraikos (Buraikos) in der Nahe von Egio im Gebiet von Aigialeia auf der nordostlichen Peloponnes in Griechenland .

Die Hohle liegt direkt an der Old National Road zwischen den Stadten Egio und Diakopto zwischen den Dorfern Nikoleika und Zachloritika, sudlich der Ortschaften Eleonas (fruher Trypia) und Metochi. Der Aufstieg zur Hohle ist mit Treppenstufen versehen und einfach zu erreichen (Stand 2016).

Wenn man die unmittelbar daneben liegende Autobahn Patras-Korinth befahrt, fallt die Hohle am Berghang mit ihren Lochern ins Auge. Der Ort Trypia (?Locher“) soll danach benannt worden sein.

Funktion in der Antike

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Zeichnung der Hohle vom Architekten Abel Blouet von 1838 (Abel Blouet, ?Expedition scientifique de Moree“)

Der Reiseschriftsteller Pausanias (115 bis ca. 180 n. Chr.) schreibt in seinem Buch Nr. 7 ?Achaia“ uber die Hohle:

?Geht man von Bura nach dem Meere zu herunter; so kommt man an den Fluss Buraikos und findet in einer Grotte einen nicht gar großen Herkules der ebenfalls Buraikos heißt. Bei demselben wird mit einer Tafel und Wurfeln gewahrsagt. Denn wer bei dem Gotte Rat sucht, der tut vor der Bildsaule ein Gebet und wirft darauf viere von den Wurfeln auf den Tisch, die in großer Menge bei dem Bilde liegen. Auf jeden Wurfel sind gewisse Figuren gemalt, deren Bedeutung auf der Tafel genau erklart ist. Der gerade Weg von Helike nach der Grotte des Herkules betragt dreißig Stadien. [1]

Als Wurfel wurden in der Antike Knochelchen, sogenannte Astragaloi , verwendet, die Sprungbeine aus den Hinterbeinen von Paarhufern sind.

Es war in der Antike nicht ungewohnlich, Hohlen als heilige Orakelstatten auszuwahlen. Gerade im Gebiet von Achaia , in dem die Hohle liegt, fand eine Reihe der Arbeiten des Helden und Halbgottes Herakles statt. Eine mythische Geschichte trug sich in unmittelbarer Nahe der Orakelhohle zu: Bura (Voura) war die Tochter von Ion , dem Stammvater der Ionier , und von Helike , der Tochter des letzten Konigs der Pelasger Selinountas, dessen Namen ein Fluss bis heute tragt. [2] Der schonen Tochter Voura stellte Herakles nach. Um sich einen Weg zu ihr zu bahnen, schlug er mit dem Schwert auf die Landschaft und schuf dadurch die Vouraikos-Schlucht, in der der Buraikos fließt.

Funktion im Christentum

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Die Hohle von der Nordseite; Seite mit dem Treppenaufstieg von der Straße

In der unteren Hohle sind schwach einige Fresko -Reste in Deckenhohe zu erkennen. Sie sind Zeugnisse aus der Zeit, als die Hohle in fruhbyzantinischer und byzantinischer Zeit sowie zur Zeit der Turkenherrschaft als Kirche genutzt wurde. Der Dachvorbau, dessen viereckige Einlasse als Widerlager fur die Balken noch am außeren Felsen sichtbar sind, wurde vermutlich in der Zeit der turkischen Herrschaft entfernt, um keine Aufmerksamkeit bei den turkischen Passanten auf der darunter liegenden Straße zu erregen. [3]

Aufbau der Hohle

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Die Hohle mit ihren drei Etagen ist in einen pyramidenahnlichen Fels aus Sandstein -Konglomerat gehauen. Die unterste Ebene in Ost-West-Richtung, die man durch den Haupteingang im Norden betritt, war einmal in drei Bereiche geteilt. Heute sind es zwei Bereiche. Ernst Curtius fand in den 1850er Jahren hier noch Nischen zur Aufstellung von Weihegeschenken vor. [4] Leider haben Hirtenfeuer die Hohle sehr geschwarzt. Der ostliche Raum ? als Beispiel ? ist 1,30 m breit und 2,25 m hoch.

Blick in die untere Hohlenebene gen Osten, mit minimalen Freskoresten

Zur zweiten Ebene durfte durch eine noch vorhandene Offnung im Innern eine Holztreppe oder Leiter gefuhrt haben, denn es sind nirgends Spuren von Stufen vorhanden, die in den Fels gehauen wurden. Hier in der zweiten Etage befindet sich nur ein einziger Raum mit einer großen balkonahnlichen Offnung nach Norden. [3] Die dritte Ebene der Hohle hat einen Eingang von außen im Osten, zu dem einige in den Fels gehauene Stufen, noch deutlich sichtbar, fuhren. Der dortige Raum besitzt zwei kleinere Fensternischen zur Nordseite. Die ursprungliche Vorhalle oder Stoa vor dem Eingang auf der untersten Ebene stimmt mit der Form antiker landlicher Heiligtumer uberein. Die Flache vor dem Eingang wurde aufgeschuttet. [3]

Erwahnung in Reisebeschreibungen

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Außer von den antiken Schriftstellern (Hdt. 1.145; Pol. 2.41; Strab. pp. 386, 387, und 59; Diod. 15.48; Paus. 7.25.8) liegen jungere Beschreibungen aus dem 19. Jahrhundert vor. Der franzosische Forscher Abel Blouet berichtet 1838, dass er noch einen aus dem Felsen herausgehauenen Kopf vorfand. Dieser Kopf soll einem Lowenkopf geahnelt haben. [5] Dies wurde als Zeichen zu einer heiligen Hohle des Herakles passen, weil dessen Darstellung in der antiken Kunst gewohnlich mit einer Lowentrophae begleitet wird ? dem Preis der ersten seiner zwolf Heldentaten. Diese Skulptur am Felsen ist verschwunden und scheint von dem starken Erdbeben am 26. Dezember 1861 zerstort worden zu sein. [3] Der deutsche Reisende Ernst Curtius schreibt noch 1851: ?Uber der mittleren Grotte ist ein menschlicher Kopf in Felsen gehauen“. [6] Der deutsche Altertumsforscher Konrad Bursian geht 1872 in seiner Beschreibung der Hohle nicht mehr auf diesen Kopf ein. [7]

Bedeutung der Hohle fur die Archaologie

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Fur die Archaologen ist die Lage der Hohle vor allem deshalb wichtig, weil sie einen Fixpunkt zur Lokalisierung der durch einen Tsunami (373 v. Chr.) zerstorten Stadt Helike bildet. Pausanias macht in seiner Reisebeschreibung zwei prazise Entfernungsangaben: Egion liegt 40 Stadien (ca. 7 km) von Helike entfernt und die Herakleshohle hat einen Abstand von 30 Stadien (ca. 5,5 km) zu Helike. Verlasst man sich auf diese Angaben und identifiziert die heute vorgefundene Hohle mit der von Pausanias beschriebenen, so lasst sich die Lage der gesuchten antiken Stadt eingrenzen. Ausgrabungen unter Leitung von Dora Katsonopoulou scheinen diese Annahmen zu bestatigen. [3]

Einzelnachweise

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  1. ?Des Pausanias ausfuhrliche Reisebeschreibung von Griechenland“: T. 6.-10. Buch, Ubersetzung Johann Eustachius Goldhagen
  2. Samuel Wilhelm Hoffmann, ?Griechenland und die Griechen im Alterthum“, Seite 836 (1841)
  3. a b c d e Dora Katsonopoulou and Steven Soter, “The Oracular Cave of Herakles Vouraikos”, Arxaiologia, (1993), auf Griechisch
  4. Ernst Curtius, ?Peleponnesos“, Seite 471, (1851)
  5. Orakelhohle zu Bura, Abel Blouet, ?Expedition scientifique de Moree“, III, Taf. 84, Fig. 1, (1838)
  6. Ernst Curtius, ?Peleponnesos“, Seite 471, (1851)
  7. Conrad Bursian, ?Geographie von Griechenland“, Seite 337 (1872)

Koordinaten: 38° 11′ 16,7″  N , 22° 10′ 28,3″  O