Herakles totet die stymphalischen Vogel
oder
Herakles mit dem Bogen
,
[1]
[2]
franzosisch
Herakles tue les oiseaux du lac Stymphale
(?Herakles totet die Vogel des stymphalischen Sees“) oder
Herakles archer
(?Herakles, der Bogenschutze“),
[3]
ist eine
Plastik
des Bildhauers
Antoine Bourdelle
aus dem Jahr 1909, die in zahlreichen Abgussen und Teilabgussen weltweit in Museen und im offentlichen Raum prasent ist.
[4]
Das
Sujet
der Plastik ist eine Erzahlung aus der
griechischen Mythologie
. Der Held
Herakles
oder Herkules erhalt die Aufgabe, die sogenannten
stymphalischen Vogel
, ?ungeheure Raubvogel, groß wie Kraniche, mit eisernen Flugeln, Schnabeln und Klauen versehen“,
[5]
aus ihrem Nistgebiet am See
Stymphalos
in
Arkadien
zu vertreiben.
?Herakles bestieg nun eine Anhohe in der Nahe des Sees und schreckte die Vogel, indem er die Klappern zusammenschlug. Diese hielten das gellende Getose nicht aus, sondern flogen furchtsam aus dem Walde hervor. Darauf griff Herakles zum Bogen, legte Pfeil um Pfeil an und schoß ihrer viele im Fluge weg. Die andern verließen die Gegend und kamen nicht wieder.“
Diese sechste der zwolf ?Herkulesaufgaben“ stellte Bourdelle in Form eines nackten Athleten dar, der im felsigen Gelande kniet und Pfeil und Bogen fuhrt.
Bourdelle arbeitete ab 1906 an der Idee der Herakles-Skulptur.
[6]
Als Modell wahlte er den athletisch gebauten Paul (Andre) Doyen-Parigot, einen Kavallerieoffizier. den er bei
Rodin
kennengelernt hatte. Insgesamt posierte Doyen-Parigot etwa zehn Stunden fur Bourdelle; zeitgenossische Fotos dokumentieren die Situation.
[7]
[8]
Da Doyen-Parigot nicht erkannt werden wollte, uberarbeitete der Kunstler den Kopf der Skulptur, wobei er sich von archaischen griechischen Werken inspirieren ließ.
[9]
Bis 1909 entstanden eine Reihe von kleinmaßstablichen Studien und Modellen, die heute im Musee Bourdelle in
Paris
aufbewahrt werden. Die finale Tonskulptur mit etwa 62 Zentimetern Große veranlasste den Finanzier Gabriel Thomas, eine monumentale Bronzeskulptur fur sein Anwesen in
Meudon-Bellevue
in Auftrag zu geben. Thomas war der Cousin der impressionistischen Malerin
Berthe Morisot
sowie ein bekannter Kunstsammler und
Mazen
. Er verlangte, dass nur ein einziges Exemplar der Statue erstellt werden sollte.
[9]
[4]
Im Sommer 1909 fertigte die Gießerei Rudier in Paris diesen ersten Bronzeguss im monumentalen Format (Hohe 250 cm), der 1910 fur 10000 Francs an Gabriel Thomas ging.
[4]
Dieser uberdachte auf Bitten von Bourdelle und aufgrund des großen Erfolgs der Skulptur seine Entscheidung und so kam es in der Folge zum Guss von zwei kleinen Serien von Abgussen.
[9]
Einen etwas anderen Ablauf schilderte 1983 der britische Kunsthistoriker Peter Cannon-Brooks: Nachdem Bourdelle dem Mazen die Einschrankung auf ein einziges Exemplar verweigert hatte, habe dieser die Skulptur an den Kunstler zuruckgegeben, die daraufhin von Prinz
Eugen von Schweden
erworben wurde, wo sie heute im Kunstmuseum
Waldemarsudde
in Stockholm ausgestellt ist. Thomas habe daraufhin einen zweiten Abguss erneut erworben, weil er ?nicht ohne seinen
Herakles
leben“ wollte.
[10]
Der Original-Gipsguss stand lange in Bourdelles Atelier und wurde erst 1953 von seiner Witwe Cleopatre Bourdelle an dessen Geburtsstadt Montauban ubergeben, wo es heiute im
Musee Ingres Bourdelle
in
Montauban
ausgestellt wird.
[11]
In den spateren Lebensjahren des Kunstlers wurden zahlreiche weitere Exemplare, aber auch Kopfe,
Torsi
und Ganzfiguren des Bogenschutzen in Bronze, Goldbronze und Gips gegossen.
[12]
Von den ersten Abguss-Serien lassen sich zwei Versionen unterscheiden: Im Gegensatz zur Fassung 1909 zeigt die Fassung 1923 ? seitlich am Felsen ? kleine Reliefs der
Lernaischen Hydra
und des
Nemeischen Lowen
.
[3]
Eine Zusammenstellung von Abgussen und Versionen findet sich im Werkverzeichnis von
Ionel Jianou
und
Michel Dufet
von 1965 sowie bei
Antoinette Le Normand-Romain
im Ausstellungskatalog des Musee Bourdelle 1992.
?Herakles mit dem Bogen“ war der erste uneingeschrankte Erfolg des Kunstlers.
[13]
1910 wurde die Bronzeplastik unter großer Zustimmung im Salon der
Societe nationale des beaux-arts
ausgestellt. In der Folge galt Bourdelle als großter franzosischer Bildhauer neben
Auguste Rodin
.
[14]
Heute stehen Exemplare des Werks in zahlreichen internationalen Museen, in offentlichen Gebauden, auf offentlichen Platzen und in offentlichen Garten. Der erste Bronzeguss von 1909 wurde 1920 von Prinz
Eugen von Schweden
erworben und ist im Skulpturenpark
Waldemarsudde
in Stockholm zu sehen.
[15]
Weitere Exemplare der ersten Version befinden sich in den
Koniglichen Museen der schonen Kunste
in Brussel, im
Metropolitan Museum of Art
in New York und im
Tokyo Fuji Art Museum
.
[16]
[17]
[18]
Auch das Exemplar, das auf dem Campus der
Universitat zu Koln
in
Koln-Lindenthal
steht und den Innenhof des
Hauptgebaudes der Fakultat fur Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
schmuckt, stammt aus dem Jahr 1909 (Gießerei Susse in Paris).
[1]
- Antoinette Le Normand-Romain:
Heracles archer. Naissance d’une œvre.
Paris Musees, Paris 1992.
- Hans Ost:
Emile-Antoine Bourdelle Herakles Als Bogenschutze
. In:
Wallraf-Richartz-Jahrbuch
.
Band
60
, 1999,
ISSN
0083-7105
,
S.
263?286
,
JSTOR
:
24664364
.
- Museum Ludwig
(Hrsg.):
Skulptur in Koln. Bildwerke des 20. Jahrhunderts im Stadtbild
. Koln 1988,
S.
49
.
- Hans Ost
:
Emile-Antoine Bourdelle: Herakles als Bogenschutze.
In:
Wallraf-Richartz-Jahrbuch
60, 1999, S. 263?286.
- Helmut Fussbroich:
Skulpturenfuhrer Koln. Skulpturen im offentlichen Raum nach 1900.
Mit einem Vorwort von Marie Hullenkremer und Fotos von Dierk Holthausen. Bachem, Koln 2000, S. 40.
- Claudia Euskirchen, Olaf Gisbertz, Ulrich Schafer:
Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler
. Rheinland.
Deutscher Kunstverlag, Munchen 2005,
ISBN 3-422-03093-X
, S. 798.
- Herakles mit dem Bogen
Fotografie im Rheinischen Bildarchiv Koln auf www.kulturelles-erbe-koeln.de, aufgerufen am 4. Februar 2022.
- ↑
a
b
Helmut Fußbroich
:
Skulpturenfuhrer Koln. Skulpturen im offentlichen Raum nach 1900.
Mit einem Vorwort von Marie Hullenkremer und Fotos von Dierk Holthausen, Bachem, Koln 2000, S. 40.
- ↑
Fakultat fur Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universitat Koln
auf www.baukunst-nrw.de, aufgerufen am 4. Februar 2022.
- ↑
a
b
Herakles tue les oiseaux du lac Stymphale
auf www.musee-orsay.fr (franzosisch), aufgerufen am 4. Februar 2022. Im Fließtext heißt es in beiden Fallen ?Herakles“, unter ?Titre(s)“ einmal ?Herakles“, einmal ?Heracles“.
- ↑
a
b
c
Hans Ost:
Emile-Antoine Bourdelle Herakles Als Bogenschutze
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abgerufen am 9. September 2023
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Abgerufen am 9. September 2023
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Drouot Estimations:
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Abgerufen am 9. September 2023
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- ↑
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In:
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Peter Cannon-Brooks:
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Antoinette Le Normand-Romain:
Heracles archer. Naissance d’une œvre.
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Oxford University Press, Oxford 2009, Eintrag ?Bourdelle, Emile-Antoine“, S. 95: ?Bourdelle’s first unqualified success“.
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Ian Chilvers und John Glaves-Smith:
A Dictionary of Modern and Contemporary Art.
Oxford University Press, Oxford 2009, Eintrag ?Bourdelle, Emile-Antoine“, S. 95: ?the outstanding sculptor in France apart from Rodin himself“.
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Park och tradgard
auf waldemarsudde.se (schwedisch), aufgerufen am 3. Februar 2022.
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auf www.fine-arts-museum.be (franzosisch), aufgerufen am 4. Februar 2022.
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Heracles the Archer
auf www.metmuseum.org (englisch), aufgerufen am 4. Februar 2022.
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Hercules, the Archer
auf www.fujibi.or.jp (englisch), aufgerufen am 3. Februar 2022.