Sir
Henry Bessemer
(*
19. Januar
1813
in
Charlton, Hertfordshire
; †
15. Marz
1898
in
London
) war ein britischer Ingenieur und Erfinder. Er entwickelte das erste Verfahren,
Stahl
gunstig in Massenproduktion herzustellen. Dazu erfand er um 1855 die
Bessemerbirne
. Das darin ablaufende Windfrischverfahren zur Entkohlung des
Roheisens
durch Einblasen von Luft oder Dampf wurde unter der britischen Nr. 2321, sowie in anderen Landern patentiert.
[1]
Henry Bessemer wurde als Sohn eines
Schriftgießers
geboren. Als er nach Beendigung seiner Schulzeit in der Schriftgießerei seines Vaters arbeitete, brachte er sich großtenteils Techniken des
Metallgusses
und der Metallverarbeitung selbst bei. Die Erfindung eines industriellen Verfahrens zur kostengunstigen Herstellung von
Goldbronzen
machte ihn bereits in jungen Jahren finanziell unabhangig. So konnte er seine technischen Ideen ohne finanzielle Sorgen verfolgen.
[2]
Bessemer erlangte insgesamt 117
Patente
. Am 26. Juni 1879 wurde er als
Knight Bachelor
in den Ritterstand erhoben
[3]
und er erhielt die Mitgliedschaft in der
Royal Society
. 1894 wurde er in die
American Philosophical Society
und 1895 in die
American Academy of Arts and Sciences
gewahlt.
Bessemer schrieb kurz vor seinem Lebensende seine Autobiographie, welche 1905 posthum veroffentlicht wurde. Im Alter von 85 Jahren starb Sir Henry Bessemer am 15. Marz 1898 in London.
Weitere Erfindungen Bessemers waren wurfelartige Pragestempel, eine Goldfarbe, eine Zuckermaschine und ein Schiff, das seine Passagiere vor der Seekrankheit bewahren sollte. Bereits lange vor der Patentierung von
Floatglas
hatte Bessemer die Idee, flussiges Zinn als Trager fur Flachglas zu verwenden.
Des Weiteren entwickelte Bessemer einen nach ihm benannten Prozess zur Gewinnung von reinem Stahl/Gusseisen oder Kupfer aus verunreinigten Roherzen. Entsprechende Versuchsanlagen entstanden in den Huttenbetrieben von
Mansfeld
.
Das Schiff
Bessemer
hatte einen
halbkardanisch
gelagerten Salon, dessen von Hand bediente Hydraulik das
Rollen
im Seegang ausgleichen sollte. Der Prototyp war fur die Passage des
Armelkanals
ausgelegt und wurde 1875 in Betrieb genommen. Um Nickbewegungen zu minimieren, war das Schiff als
Double ender
(identische Bug- und Heckform) gebaut, und daruber hinaus wurden die Decks zur Bequemlichkeit der Passagiere sehr tief gelegt. Das Schiff machte etliche Uberfahrten, doch der Schwingsalon bewahrte sich in der Praxis nicht, wurde entfernt, das Schiff danach zum Frachter umgebaut. Es fiel wenig spater einem Sturm zum Opfer.
Nach Bessemer sind
mehrere Ortschaften
in Nordamerika benannt, sowie auch weltweit einige Straßenzuge, beispielsweise sind ihm 27
deutsche
und sechs
osterreichische
Straßen gewidmet.
- Henry Bessemer, F.R.S., an autobiography.
Institute of Metals, London, 1989,
ISBN 0-901462-49-7
(Nachdruck der Ausgabe London 2015)
- Otto Honigsberg:
Aus Bessemers Selbstbiographie
. In:
Conrad Matschoss
(Hrsg.):
Beitrage zur Geschichte der Technik und Industrie
. Band 2. Springer, Berlin 1910,
ZDB
-ID
2238668-3
, S. 271?293. ?
Volltext online
.
- Isaac Asimov:
Biographische Enzyklopadie der Naturwissenschaften und der Technik
, Herder, Freiburg/Basel/Wien 1974,
ISBN 3-451-16718-2
, S. 274
- John J. Beer:
Bessemer, Henry
. In:
Charles Coulston Gillispie
(Hrsg.):
Dictionary of Scientific Biography
.
Band
15
, Supplement I:
Roger Adams ? Ludwik Zejszner and Topical Essays
. Charles Scribner’s Sons, New York 1978,
S.
24?25
.
- ↑
Patent
US16082A
:
Improvement in the Manufacture of Iron and Steel.
Veroffentlicht am
11. November 1856
, Erfinder: Henry Bessemer.
- ↑
Chemie in unserer Zeit : Vol 52 , No 6
. In:
Chemie in unserer Zeit
.
Band
52
,
Nr.
6
, Dezember 2018,
ISSN
0009-2851
,
doi
:
10.1002/ciuz.v52.6
(
wiley.com
[abgerufen am 18. Januar 2019]).
- ↑
William Arthur Shaw:
The Knights of England.
Band 2, Sherratt and Hughes, London 1906, S. 371.