Henri Arnaud (Pfarrer)

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Henri Arnaud
Denkmalbrunnen in Perouse (Wurttemberg)

Henri Arnaud (* 15. Juli 1643 in Embrun , Frankreich ; † 8. September 1721 in Schonenberg ) war ein Pfarrer und Waldenserfuhrer .

Arnaud stammte aus einer hugenottischen Familie, die wegen der Verfolgungen Frankreich verließ und sich im Val Pellice niederließ. Nach dem Schulbesuch in Torre Pellice und dem Theologiestudium an den Universitaten Basel , Genf und Leiden wurde er Pfarrer der Waldenserkirche und arbeitete ab 1682 in Inverso Pinasca im Val Chisone . Als Herzog Viktor Amadeus II. von Savoyen auf Druck des franzosischen Konigs Ludwig XIV. im April 1686 den Waldensern den Befehl zur Auswanderung erteilte, leistete Arnaud mit seiner Gemeinde zunachst Widerstand. Als dieser niedergeschlagen wurde, konnte er uber Genf nach Deutschland fliehen, wo er versuchte, die weiteren Fluchtlinge wieder zu sammeln. Inspiriert durch Pierre Jurieus Ankundigung des Untergangs des (katholischen) ?Antichrist“ fur 1689 und politisch unterstutzt durch Wilhelm von Oranien fuhrte er ab August 1689 eine Expedition von etwa 1000 expatriierten Waldensern vom Genfersee aus in die Waldensertaler zuruck, die sie nach zwei Wochen Marsch erreichten und in einem monatelangen Guerillakampf halten konnten, wobei sich auch die zwangsweise katholisierten Einheimischen großenteils wieder dem Protestantismus zuwandten. Dieses Ereignis hat im waldensischen Geschichtsbewusstsein als ?glorieuse rentree“ bzw. ? Glorioso Rimpatrio “ eine große Bedeutung, obwohl der Erfolg letztlich nur einem plotzlichen Bundniswechsel Savoyens zu verdanken war.

Als 1698 etwa 3000 Waldenser erneut vertrieben wurden, fuhrte Arnaud sie uber die Schweiz nach Deutschland, wo er in Wurttemberg , Baden-Durlach und Hessen-Darmstadt ihre Ansiedlung in eigenen, lange Zeit noch sprachlich und konfessionell eigenstandigen Siedlungen aushandeln konnte. Er selbst wirkte von 1699 bis zu seinem Tod als Pfarrer in den Waldensersiedlungen Durrmenz (heute Ortsteil von Muhlacker ) und Schonenberg (heute Ortsteil von Otisheim ). Als der Herzog von Savoyen 1701 die Waldenser gegen Frankreich zu Hilfe rief, kehrte Arnaud fur kurze Zeit in die Taler zuruck. 1710 veroffentlichte er eine Darstellung des ?Glorioso Rimpatrio“ ( Histoire de la glorieuse rentree des Vaudois dans leur patrie [1] ).

In mehreren Orten, z. B. im Stadtteil Palmbach [2] von Karlsruhe , in Morfelden-Walldorf , in Rutesheim- Perouse und Schonenberg , gibt es eine Henri-Arnaud-Straße. In Mutschelbach (Gemeinde Karlsbad ) und in Pforzheim gibt es jeweils einen Henri-Arnaud-Weg. In Schonenberg gibt es eine Henri-Arnaud-Kirche , in der sich auch die Grabplatte von Henri Arnaud befindet. Auch tragt die Otisheimer Schule seinen Namen. Im Ortsteil Schonenberg beherbergt das Henri-Arnaud-Haus, das Wohnhaus von Henri Arnaud, heute Museum und Bibliothek der Deutschen Waldenservereinigung. [3]

Sein fruheres Pfarrhaus stand in Muhlacker- Durrmenz . Dort erinnern eine Stele und der Waldenserbrunnen an das Wirken des Waldenserfuhrers. Auch in Torre Pellice wurde 1926 ein Denkmal fur Arnaud (ein Werk des Bildhauers Davide Calandra , 1856?1915) aufgestellt.

Commons : Henri Arnaud  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Digitale Bibliothek - Munchener Digitalisierungszentrum. (PDF) Digitalisat von Arnaud, Henri: Histoire de la glorieuse rentree des Vaudois. In: bsb-muenchen-digital.de. Abgerufen am 10. Februar 2019 .
  2. Die Henri-Arnaud-Straße - Waldenserweg Palmbach. In: waldenser.palmbach.org. Abgerufen am 10. Februar 2019 .
  3. Waldenser ? Deutsche Waldenservereimigung. In: waldenser.org. Abgerufen am 10. Februar 2019 .