Heinz Gietz
(*
31. Marz
1924
in
Frankfurt am Main
; †
24. Dezember
1989
in
Koln
) war ein deutscher
Komponist
,
Musikproduzent
,
Arrangeur
und
Liedtexter
. Gemeinsam mit
Kurt Feltz
bildete Gietz in Koln eines der erfolgreichsten Autorenteams des deutschen Nachkriegsschlagers. Er erhielt 30
Goldene Schallplatten
und verfasste uber 40 Filmmusiken.
[1]
Ab 1935 erhielt er Violinenunterricht, ab 1937 auch Klavierunterricht. Von 1941 an besuchte er
Dr. Hoch’s Konservatorium
in Frankfurt und sammelte dort erste Erfahrungen mit Jazz durch
Carlo Bohlander
und
Emil Mangelsdorff
. Die jungen Frankfurter Musiker Bohlander und Mangelsdorff formierten wahrend der
Zeit des Nationalsozialismus
1941 mit dem Klarinettisten Charly Petri, dem Pianisten bzw. Bassisten
Hans Otto Jung
und dem Schlagzeuger
Hans Podehl
eine Jazzband, die
Joachim-Ernst Berendt
zufolge ?die Keimzelle fur den Frankfurter Nachkriegsjazz“ bilden sollte
[2]
. 1943 wurde Gietz zum
Reichsarbeitsdienst
beordert und zur
Wehrmacht
eingezogen.
Am 17. Mai 1945 erhielten die Musiker des Hotclub Sextett von der
us-amerikanischen Besatzungsbehorde
eine Lizenz, durch die offentliche Auftritte gestattet wurden. In dem Ensemble, das noch bis 1948 bestand, spielten in der Nachkriegszeit Heinz Gietz (Piano), der Tenorsaxophonist Werner Dies, die Gitarristen Heinz Tischmann und Bela Martinelly, der Bassist Steve Spiegel sowie der Schlagzeuger Willy ?Bottle“ Kuhn. Auftritte hatte das Sextett uberwiegend in den US-amerikanischen Clubs. Ab 1948 trat das Sextett in veranderter Besetzung auf (mit Bohlander, Dies, Gietz,
Louis Freichel
(Vibraphon), Jung (Bass) und
Horst Lippmann
(Schlagzeug)).
Mit seiner ersten Komposition wurde Gietz 1946 in die STAGMA (Rechtsvorgangerin der
GEMA
) als Mitglied aufgenommen. Nach der Wahrungsreform 1948 war er hauptberuflich als Komponist und Arrangeur fur den Hessischen Rundfunk tatig. Im Jahre 1949 wurde der erste Titel mit einer Heinz-Gietz-Komposition (
Scharfe Kurven
) registriert, der jedoch nicht interpretiert wurde
[3]
. Sein erstes Arrangement fertigte er fur den am 11. Juni 1951 aufgenommenen Titel
Das machen nur die Beine von Dolores
von
Gerhard Wendland
. Am 18. Marz 1952 entstand fur
Gitta Lind
eine der ersten Gietz-Kompositionen unter dem Titel
Ein Traum
.
[4]
Es folgte am 2. Februar 1953 seine Komposition
Blumen fur die Dame
fur Gitta Lind, sein erster Hit.
Mit der Neuentdeckung
Caterina Valente
entstanden 1953 erste Probeaufnahmen beim Sudwestfunk in Baden-Baden. Im gleichen Jahr begann eine lange und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Textdichter und Produzenten Kurt Feltz. Heinz Gietz komponierte (zusammen mit Feltz) und arrangierte am 29. Marz 1954 die ersten Plattenaufnahmen fur Caterina Valente in Koln (
O Mama, o Mama, o Mamajo
;
Istanbul
;
Ja in Madrid und Barcelona
mit dem Orchester
Kurt Edelhagen
). Unter Gietz wurde ?die Valente“ zum internationalen Superstar.
Am 14. Oktober 1955 wurde der Film
Liebe, Tanz und 1000 Schlager
mit den Hits
Casanova
(Caterina Valente) und
Eventuell, eventuell
(Caterina Valente und
Peter Alexander
) uraufgefuhrt. Es folgte am 31. Januar 1956
Bonjour Kathrin
mit den Hits
Komm ein bisschen mit nach Italien
und
Es geht besser, besser, besser
(Peter Alexander, Caterina Valente und
Silvio Francesco
). Aus dem gleichen Film stammt auch
Steig in das Traumboot der Liebe
(
Club Indonesia
), veroffentlicht im April 1956 (Platz Nummer eins der deutschen Hitparade). Im selben Jahr wurden die Filme
Du bist Musik
(21. September 1956) mit dem gleichnamigen Titelsong und
Das hab ich gleich gewusst
, beide interpretiert von Caterina Valente, sowie die
Musikparade
(11. Oktober 1956) mit den Hits
Ich weiß, was dir fehlt
(Peter Alexander) und
Im Hafen uns’rer Traume
(Peter Alexander und
Bibi Johns
) gedreht. 1957 folgten weitere Kinohits mit
Das haut hin
(9. Juli 1957) mit den Schlagern
Das tu' ich alles aus Liebe
und
Ein bisschen mehr
, gesungen von Peter Alexander, sowie
Das einfache Madchen
(23. August 1957) mit den beiden Hits
Tipitipitipso
und
Dich werd ich nie vergessen
, beide gesungen von Caterina Valente. Ein Jahr spater entstand der Film
Und abends in die Scala
(22. Februar 1958), der den großten Evergreen von Gietz
Spiel noch einmal fur mich, Habanero
(bereits im Dezember 1957 erschienen), wiederum gesungen von Caterina Valente, enthalt.
Heinz Gietz hatte dafur gesorgt, dass der ehemalige US-Soldat
Bill Ramsey
im Film
Musik im Blut
, der am 20. Dezember 1955 in die Kinos kam, eine Gesangsrolle erhielt. Ende 1957 fragte er Ramsey, ob er auch einmal eine Platte aufnehmen wolle. Gietz produzierte mit dem Jazzer Ramsey Stimmungslieder, weil von der jazzigen Aufnahme
Go, Man, Go
mit Gospel-Hintergrund Ramsey in drei Jahren nur knapp 35.000 Exemplare habe verkaufen konnen, vom Schlager
Souvenirs
dagegen 500.000.
[5]
Am 29. Januar 1959 kam der Film
Schlag auf Schlag
mit Peter Alexander in die Kinos.
Gietz arbeitete auch weiterhin fur deutsche Bigbands und wurde vor allem von Kurt Edelhagen beschaftigt, fur dessen Alben
Kurt Edelhagen Presents
(1957) und
A Toast to the Bands
(1959) er einige Titel arrangierte, sowie das komplette Album
A Toast to the Girls
, das Edelhagen 1958 gemeinsam mit Caterina Valente in Koln aufnahm.
Hazy Osterwald-Sextett ? Kriminal-Tango
Chris Howland ? Hammerchen-Polka
Neue erfolgreiche Interpreten in der Zusammenarbeit mit Gietz wurden 1959 Bill Ramsey, der sich auf humoristische Schlager konzentriert hatte, und das
Hazy Osterwald Sextett
, fur das er als erstes das Arrangement zu dem cleveren Titel
Kriminal-Tango
(Oktober 1959) schrieb. Der im Original aus Italien stammende Hit verkaufte sich eine Million Mal. Offiziell begann seine Produzententatigkeit 1960 in der Musikproduktion Kurt Feltz, der uberwiegend textete. Heinz Gietz schrieb dann fur Bill Ramsey
Telefon aus Paris
(Mai 1960; B-Seite von
Gina, Gina
) und den Tophit
Pigalle
(Februar 1961), der auch zu einem
Evergreen
mit einer Vielzahl von
Coverversionen
wurde.
1961 trennte sich Gietz von der Musikproduktion Feltz, veroffentlichte dort als letzten Hit den Klassiker
Zuckerpuppe (aus der Bauchtanz-Truppe)
mit Bill Ramsey (August 1961) und ubernahm danach als Angestellter bei der Firma EMI-
Electrola
in Koln die Produktionsleitung in der Abteilung Pop. Sein erster Hit wurde die
Hammerchen-Polka
, gesungen von
Chris Howland
im November 1961. Unter seiner Regie entstanden 1962 die Hits
Zwei kleine Italiener
/ Lady Sunshine und Mister Moon
mit
Conny Froboess
(Februar 1962), die deutsche Coverversion von
Speedy Gonzales
(mit dem Titel
Kleiner Gonzales
) mit
Rex Gildo
(Juni 1962), eine seiner Kompositionen
Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett
mit Bill Ramsey (24. Juli 1962, Ramseys Einstand bei EMI nach dem Wechsel von Polydor),
Die große Nummer wird gemacht
mit
Ralf Bendix
(November 1962) sowie die
Halbstarken-Hymne
Motorbiene
mit
Benny Quick
(November 1962) gehorten zu den Verkaufshits des Jahres. Seine Produktion des mit innovativem Schlagertext versehenen Titels
Ich will ’nen Cowboy als Mann
von
Gitte Hænning
entwickelte sich nach Veroffentlichung im Juni 1963 zum Millionenseller.
Ende 1964 nahm die EMI in Koln die zuvor pramierte deutsche Beatband
The Lords
unter Vertrag und vermarktet sie fortan als
Die deutschen Beatles
.
[6]
Als erste Single entstand Ende 1964 der einzige deutschsprachige Titel
Hey Baby, laß' den Andern / Tobacco Road
unter der Produktionsregie von Heinz Gietz, der von nun an alle großen Hits und LPs der Gruppe produzierte.
Gietz produzierte und/oder komponierte bei Electrola seit 1953 insgesamt 46 Titel fur Bill Ramsey (darunter die großen Hits
Souvenirs
,
Pigalle
und
Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett
), 33 Titel fur Caterina Valente (darunter
Fiesta Cubana
,
Eventuell
,
Bonjour Kathrin
,
Wo meine Sonne scheint
), 31 Titel fur
Cindy & Bert
, 7 Titel fur Howland, 82 fur
Freddy Breck
(darunter
Bianca
,
Rote Rosen
), 50 fur die Lords (darunter alle großen Hits), 11 fur
Ireen Sheer
seit 1979 und 23 fur
Gitte
und
Rex Gildo
(
Vom Stadtpark die Laternen
).
Horst Muys - Ne Besuch em Zoo
Im Jahre 1965 trennte sich Heinz Gietz wieder von der EMI, produzierte aber die Lords bis 1967 weiter und baute innerhalb von zwei Jahren sein eigenes Plattenlabel
Cornet-Records
auf. Das Label begann 1966 mit dem Album
Big Beat Bombs
von den Jay Five, einer bayerischen Band, die oft Graham Bonney und Bill Ramsey begleitete. Erste Hitparadennotiz fur das Label war
Peter Orloffs
Es ist nie zu spat
im September 1967. Bis 1970 folgten weitere Hit-Veroffentlichungen auf dem Label wie
Monja
mit
Roland W.
(Dezember 1967) oder
Mucho Amore
fur
Jacqueline Boyer
(Marz 1969). 1970 eroffnete er die label-eigenen Tonstudios
Cornet-Studios
.
Das Label bemuhte sich fur sein Repertoire auch um Kolner Karnevalsgroßen. Im Dezember 1969 nahm in den Cornet-Studios
Horst Muys
das vom Kolner Mundartkomponisten
Hans Knipp
verfasste
Ne Besuch em Zoo
auf, dass dem Cornet-Label einen Umsatz von 100.000 verkauften Singles einbrachte. Ab 1970 nahmen hier das
Eilemann-Trio
,
Lotti Krekel
oder Ludwig Sebus auf. Im Jahr 1971 entdeckte Gietz die Kolner Mundart-Gruppe
De Black Fooss
, und er produzierte deren erste Hits
Drink doch eine met
,
In unserem Veedel
sowie den Klassiker
Mer losse d’r Dom in Kolle
. 1971 begann die Zusammenarbeit mit Freddy Breck (1971:
My Sweet, Sweet Candy
und
Carola
) und Cindy & Bert, die in den kommenden Jahren auch alle nicht von Gietz komponierten Hits auf seinem Cornet-Label herausbrachten (u. a.
Immer wieder Sonntags
, Februar 1973). Rico Lanza, der uneheliche Sohn von
Mario Lanza
, erreichte im Juli 1973 die Charts mit der Gietz-Komposition
Mama Dolores
.
1975 reaktivierte Gietz wieder die Zusammenarbeit mit Caterina Valente. Nach 16 Jahren bei der deutschen Decca-Filiale wechselt sie zur EMI, und der erste neugeschriebene Titel
Wo die Musikanten sind
verschaffte ihr ein beachtliches Comeback. Im Juli 1975 wurde
Der große Zampano
ein mittlerer Hit fur Freddy Breck. Als 1977 das Cornet-Label liquidiert werden musste, arbeitete Gietz als freier Produzent wieder fur die EMI Electrola.
Im Oktober 1978 konnte Caterina Valente mit
Manuel
noch einmal in die Hitparade vordringen. Dieser Gietz-Komposition folgte 1979 einen weiteren Hit. Seine zweite Komposition
Das Lied von Manuel
, gesungen von Manuel & Pony, belegte im August 1979 Platz funf der Hitparade. Manuel war der Junge, der Caterina Valente bei ihrer ersten Aufnahme im Falsett begleitete. Ab 1982 produzierte und komponierte er Songs fur
Andy Borg
. Die letzte Gietz-Komposition fur Freddy Breck war 1985
Im Wind der Nacht
. Im Dezember 1988 wurde das Cornet-Label eingestellt.
Im deutschen Fernsehen war er oft als musikalischer Leiter oder Arrangeur tatig. 1963 ubernahm Heinz Gietz die musikalische Leitung der
Peter-Weck-Show
im ARD-Fernsehen. Er schrieb 1963 fur die TV-Serie
Musik fur Sie
und im selben Jahr
Verliebt, verlobt, verheiratet
(gesungen von Conny Froboess und Peter Alexander) fur den Film
Der Musterknabe
. 1975 wurde Gietz musikalischer Leiter und Arrangeur der zu ihrer Zeit erfolgreichsten ZDF-Samstagabend-Show
Musik ist Trumpf
. Bis 1981 produzierte er die Musik fur uber 20 Ausgaben dieser TV-Samstagabend-Show, deren Titelmelodie ebenfalls aus seiner Feder stammte.
Am 6. Oktober 1984 widmete das ZDF dem Komponisten Heinz Gietz eine Gala zum 60. Geburtstag mit dem Titel: ?Musik liegt in der Luft“ mit Harald Juhnke als Moderator und vielen Stars wie Caterina Valente, Rex Gildo, Bill Ramsey, Werner Schumacher, Andy Borg, Silvio Francesco, Orchester Horst Jankowski, Botho Lucas Chor u. a.
Auch in den kommenden Jahren arbeitete Heinz Gietz als musikalischer Leiter und Arrangeur verstarkt fur Unterhaltungsshows im deutschen Fernsehen. So u. a.
Zug um Zug
,
Und die Musik spielt dazu
(1986) und der
Internationale Artisten-Preis
.
Heinz Gietz starb am 24. Dezember 1989 im Alter von 65 Jahren in Koln. Sein Sohn Alexander arbeitet auch in Koln als Musikproduzent und produziert u. a. die Musik seiner 2015 nach 25 Jahren des Zusammenlebens angetrauten Ehefrau
Sylvia Vrethammar
, welche bereits mit seinem Vater arbeitete.
2013 wurde von der
Stadt Rosrath
beschlossen eine neuerschlossene, 120 Meter lange Straße in der Umgebung der Adresse Auf der Hedwigshohe 14, wo Gietz bis 1986 lebte, in Heinz-Gietz-Weg zu benennen.
[7]
- Oklahoma Tom (Schauberg & Bartels), 1953
- Baiao Bongo (Caterina Valente), 1954
- Smoky (
Die Sieben Raben
), 1956
- Spiel’ noch einmal fur mich, Habanero (Caterina Valente), 1957
- Musik liegt in der Luft (Caterina Valente), 1957
- Nimm mich mit nach Cheriko (Peter Alexander), 1960
- Nur eine schlechte Kopie (
Greetje Kauffeld
), 1961
- Musik ist Trumpf (Hazy Osterwald Sextett), 1961
- Wenn Du musikalisch bist (Gitte), 1964
- Spaniens Gitarren (Cindy & Bert), 1973
- Wenn die Rosen erbluhen in Malaga (Cindy & Bert), 1975
- Mit einem bunten Blumenstrauß (Freddy Breck), 1975
- Die Sterne steh’n gut (
Freddy Breck
), 1977
- Mach was schones aus diesem Tag (Freddy Breck), 1977
- Das Lied von Manuel (
Manuel & Pony
), 1979
- Madchen (Freddy Breck), 1979
- Bodega Blanca (Freddy Breck), 1982
- Ich will nicht wissen, wie du heißt (
Andy Borg
), 1984
- Komodiant (Wanja), 1972 (Freddy Breck), 2008
- ↑
Ulrich S. Soenius
(Hrsg.),
Jurgen Wilhelm
(Hrsg.):
Kolner Personen-Lexikon.
Greven, Koln 2007,
ISBN 978-3-7743-0400-0
, S. 184.
- ↑
Joachim-Ernst Berendt,
Ein Fenster aus Jazz
, 1978, S. 46
- ↑
Eintrag der GEMA
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@2
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, festgestellt im April 2018.
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- ↑
Der Text stammte von
Joachim Fuchsberger
.
- ↑
Der Spiegel 21/1966 vom 16. Mai 1966:
Go, Man
- ↑
Eckhard Diergarten,
THE LORDS ? 50 Jahre The Lords
, S. 15,
ISBN 978-3-86805-232-9
- ↑
Stadt Rosrath, der Burgermeister, Drucks. Nr. 634/2013, 15. April 2013