Heinrich Theodor Flathe

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Heinrich Theodor Flathe (* 1. Juni 1827 in Alt-Tanneberg ; † 26. Marz 1900 in Loschwitz ) war ein deutscher Historiker .

Heinrich Theodor Flathe war der Sohn des Pastors Heinrich Jakob Flathe. Auf der Thomasschule zu Leipzig vorgebildet, besuchte er von 1840 bis 1845 die Furstenschule St. Afra . Anschließend bezog er die Universitat Leipzig . Sein dortiges Geschichts- und Philologiestudium beendete er 1849 mit der Promotion .

Im Folgejahr wurde Flathe Lehrer am Realschulgymnasium in Plauen . In den folgenden Jahren bekleidete er weitere Amter, so wurde er Oberlehrer und Bibliothekar. Am 13. Dezember 1866 berief ihn das konigliche Kultusministerium zum Professor an der Furstenschule St. Afra, welches Amt er am 9. Januar 1867 einnahm. Zunachst bekleidete er die sechste Professur. Bald aber stieg er zum zweiten Professor an der Schule auf, was einer Konrektor -Stelle entspricht.

1875 ernannte die Meißener Realschulkommission Flathe zu ihrem Mitglied. Zugleich gehorte er dem Stadtverordnetenkollegium der Stadt an. Einige Jahre spater erhielt er das Ritterkreuz I. Klasse des Albrechts-Ordens , am 7. Januar 1895 wurde er auch zum Geheimrat ernannt. Am 3. April dieses Jahres verließ er die Furstenschule.

Die nachsten Jahre verlebte Flathe in Loschwitz in der Nahe von Dresden . Er lebte zuruckgezogen, widmete sich aber weiter der Forschung. Dabei nahmen Gehor und Sehstarke ab. Schließlich verstarb er dort am 26. Marz 1900 im Alter von 72 Jahren und wurde in Meißen auf dem Friedhof St. Afra bestattet. [1]

Flathe setzte sich insbesondere mit der Geschichte Sachsens auseinander, aber auch mit der allgemeinen Geschichte. Dabei zeigte er Interesse fur die gesamte sachsische Geschichte, beschrankte sich also nicht auf Perioden oder Spezialgebiete. Dabei bevorzugte er die neuere Geschichte, da zur alteren Geschichte ihm weniger Quellen zur Verfugung standen. Besonders in seinen letzten zwei Lebensdekaden setzte er sich mit der neueren Geschichte auseinander.

Flathe wurde als ruhig denkender Mensch beschrieben. Dies zeige sich, wie der Historiker Woldemar Lippert urteilte, besonders in seinen Werken, die aber eher gegen Ende seines Lebens entstanden.

1860 wurde Flathes erstes Werk publiziert, Die Vorzeit des sachsischen Volkes in Schilderungen aus den Quellenschriftstellern . Schon in diesem Werk legt sich Flathe nicht auf eine spezielle Periode der Geschichte oder einen Zweig fest. In dem Werk stellt er die Zeit vom 10. bis zum 16. Jahrhundert dar, indem er zeitgenossische Quellen ubersetzt. Dieses Werk war fur den sachsischen Geschichtsunterricht gedacht.

Flathe bearbeitete Karl August Engelhardts Vaterlandskunde fur Schule und Haus , das er in der neunten, zehnten und elften Auflage in Leipzig bei J. A. Barth 1866, 1869 beziehungsweise 1877 veroffentlichte. Er edierte auch Werke anderer Schriftsteller.

Als Flathes Hauptwerk gilt die 1867 bis 1873 in Gotha bei Friedrich Andreas Perthes veroffentlichte Geschichte des Kurstaates und Konigreiches Sachsen . Die erste Auflage dieses Werkes war von Karl Wilhelm Bottiger etwa dreißig Jahre zuvor in zwei Banden verfasst worden. Flathe war fur die zweite Auflage verantwortlich, wobei er sich kaum an der ersten orientierte, sodass es als eigenes Werk betrachtet werden kann.

Mit Sanct Afra. Geschichte der Koniglich Sachsischen Furstenschule zu Meißen bis 1879 verfasste Flathe ein Geschichtswerk uber die Furstenschule. Die letzte eigenstandige Geschichte der Schule war neunzig Jahre vorher erschienen.

Als Vorsitzender des Geschichtsvereins Meißen hielt Flathe Vortrage zur sachsischen Geschichte und veroffentlichte Aufsatze. Außerdem verfasste er fur die Allgemeine Deutsche Biographie (ADB) 142 Artikel zu bekannten Personen aus Sachsen. Somit wirkte er an den ersten 45 Banden der ADB mit und setzte sich von allen Autoren der Biographie am meisten mit Sachsen auseinander. Dabei urteilte Woldemar Lippert, die meisten von Flathes Biographie-Artikeln seien recht durftig, was aber daran lage, dass Flathe Wert auf Knappheit gelegt habe. Weiterhin schrieb er fur das Literarische Zentralblatt und fur die Historische Zeitschrift .

Abschließend in seinem Aufsatz uber Flathe schreibt Lippert, Flathe habe ein bescheidenes Leben gefuhrt und nicht nach Ruhm gestrebt. Darum sei er im allgemeinen sachsischen Volk nur noch durch seine Handbucher bekannt gewesen. Fur die sachsische Geschichtswissenschaft hingegen sei Flathe unvergesslich.

  • Die Vorzeit des sachsischen Volkes in Schilderungen aus den Quellenschriftstellern. Tauchnitz, Leipzig 1860.
  • Geschichte des Kurstaates und Konigreiches Sachsen. Gotha, 1867, 1870, 1873; zweite Auflage.
  • Karl August Engelhardt's Vaterlandskunde fur Schule und Haus im Konigreiche Sachsen 11. Aufl., Barth, Leipzig 1877 (Digitalisat) .
  • Sanct Afra. Geschichte der Koniglich Sachsischen Furstenschule zu Meißen bis 1879. Tauchnitz, Leipzig 1879.
  • Das Zeitalter der Restauration und Revolution 1815?1851. (= Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen ). Grote, Berlin 1883.
  • Allgemeine Weltgeschichte 2. Aufl., Weber, Leipzig 1884 (Digitalisat) .
  • Geschichte der neuesten Zeit , 3 Bande, 1887?1892.
  • Deutsche Reden, Denkmaler zur vaterlandischen Geschichte des 19. Jahrhunderts. Band 1: 1808?1865. Leipzig 1893.
  • Deutsche Reden, Denkmaler zur vaterlandischen Geschichte des 19. Jahrhunderts. Band 2: 1867?1893. Leipzig 1894.
  • Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterlandischen Schulen 9. Aufl., Barth, Leipzig 1902 (Digitalisat) .
Wikisource: Heinrich Theodor Flathe  ? Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Todtenschau . In: Dresdner Geschichtsblatter , Nr. 1, 1901, S. 19.