Heinrich Schutz
, in autografen Handschriften immer
Henrich
,
[1]
latinisiert
Henricus Sagittarius
(* 8. Oktober
jul.
/
18. Oktober
1585
greg.
in
Kostritz
; † 6. November
jul.
/
16. November
1672
greg.
in
Dresden
) war ein
deutscher
Komponist
des
Fruhbarocks
.
Schutz war Zweitgeborener von acht Geschwistern. Er wurde im
Goldenen Kranich
, dem Gasthof seines Vaters, in
Kostritz
(damals
Reuß
, Ostthuringen) geboren und dort am 9. Oktober 1585 in der Kirche
St. Leonhard
getauft.
Die Familie seines Vaters stammte aus
Franken
und war im 15. Jahrhundert in das
Erzgebirge
um
Chemnitz
gezogen. Sein Vater war
Stadtschreiber
in
Gera
und zog nach Kostritz, um als Gastwirt und Gutsverwalter zu arbeiten. 1583 ehelichte er Euphrosyne Bieger, die Tochter des spateren Geraer Burgermeisters
Johann Bieger
, als dritte Ehefrau. Der Sohn ihrer Schwester war
Heinrich Albert
, der 1622 Schuler seines Cousins wurde.
[2]
Als Heinrich Schutz funf Jahre alt war, zog seine Familie nach
Weißenfels
, weil sein Vater dort einen anderen Gasthof ubernahm. Hier verbrachte Heinrich Schutz seine Kindheit. 1599 wurde sein musikalisches Talent von
Landgraf Moritz von Hessen-Kassel
entdeckt, mit dessen Forderung er zum Musiker ausgebildet wurde, die
Kasseler Hofschule
, das
Collegium Mauritianum
, besuchte und ab 1607 in
Marburg
? zeitweise gemeinsam mit seinem jungeren Bruder Georg (1587?1637) ? Jura studieren konnte. Seine Wohnung dort ist nicht genau bekannt. Von 1609 bis 1612 absolvierte Schutz dank eines Stipendiums des Landgrafen ein dreijahriges Studium in
Venedig
beim Kirchenmusiker und Hauptorganisten am
Markusdom
Giovanni Gabrieli
(1557?1612), das er mit der 1611 veroffentlichten
Madrigalsammlung
Il Primo libro di Madrigali
abschloss. Auf seinem Totenbett vermachte Gabrieli Schutz einen seiner Ringe. Gabrieli war der einzige, den Schutz zeitlebens als seinen Lehrer bezeichnete.
Nachdem sein Lehrer Gabrieli 1612 verstorben war, kehrte er 1613 wieder nach Kassel zuruck und wurde von Landgraf Moritz zum zweiten Organisten berufen. Wenige Jahre spater trat er in den Dienst am Hof des sachsischen Kurfursten
Johann Georg I.
in Dresden und ubernahm die Leitung der dortigen
Hofkapelle
, zunachst neben dem kranklichen Kapellmeister
Rogier Michael
sowie dem als Kapellmeister ?von Haus aus“ wirkenden
Michael Praetorius
. Erst nach Praetorius’ Tod war Schutz alleiniger
Kapellmeister
am sachsischen Hof. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Lebensende inne. Sein Wechsel nach Dresden war schon ab 1614 Gegenstand diplomatischer Auseinandersetzungen zwischen dem Landgrafen und dem sachsischen Kurfursten, die erst 1619 ein Ende fanden, als sich der Kurfurst endgultig durchsetzen konnte. Im selben Jahr veroffentlichte Schutz die
Psalmen Davids
, die er seinem Landesherrn (Johann Georg) widmete.
Als Kapellmeister hatte Schutz die Oberaufsicht uber die Mitglieder der Hofkapelle, die aus Sangern und Instrumentalisten bestand. Mit ihr war er fur alle Musik am Hofe zustandig: geistliche wie weltliche, zur Unterhaltung und zum Gottesdienst ebenso wie zur politischen Reprasentation. Seine dramatischen weltlichen Werke (Singspiele und Ballette), von denen in der Regel nur die Texte gedruckt wurden, sind jedoch verlorengegangen.
1618 begann der
Dreißigjahrige Krieg
, dessen verheerende Auswirkungen im Laufe der nachsten Jahrzehnte zum Zusammenbruch des kulturellen Lebens in großen Teilen Deutschlands fuhrten. Schutz schrieb selbst davon, wie ?die lobliche Music von den anhaltenden gefahrlichen Kriegs-Laufften in unserm lieben Vater-Lande Teutscher Nation nicht allein in grosses Abnehmen gerathen, sondern an manchem Ort gantz niedergeleget worden“. Er musste seine Anspruche an Auffuhrungspraxis und Instrumentarien erheblich verringern, ?damit mein von Gott verliehenes Talentum in solcher edlen Kunst nicht gantz ersitzen bleiben, sondern nur etwas weniges schaffen und darreichen mochte“ (Widmungsvorrede des ersten Teils der
Kleinen geistlichen Konzerte
, Leipzig, 1636). Hinzu kamen wiederholte Pestepidemien. Nach dem fruhen Tod seiner Frau im Jahr 1625 heiratete Schutz nicht wieder.
Um den Anschluss an die neuesten Errungenschaften der Musik nicht zu verlieren, besuchte Schutz 1628 zum zweiten Mal Venedig bzw. dessen Umgebung, wo er uber ein Jahr lang blieb. Dass er dabei
Claudio Monteverdi
begegnete, ist denkbar, aber nicht gesichert. Dort horte er neue theatralische Musik und empfing so maßgebliche neue Impulse fur sein Werk. Auch der erste Teil seiner
Symphoniae sacrae
, den er nach seiner Ruckkehr 1629 veroffentlichte, zeugt von diesem Aufenthalt. Schutz lebte von 1629 bis 1657 in Dresden am Neumarkt 12, dem heute so genannten
Quartier V
. Die Dresdner Kapelle hatte jedoch schon in diesen Jahren so große Schwierigkeiten bei der Versorgung und Bezahlung ihrer Mitglieder, dass Schutz sich immer wieder nach Beschaftigungen außerhalb Dresdens umsah.
So war er froh, gleich zweimal ein Angebot des Konigs
Christian IV. von Danemark und Norwegen
annehmen zu konnen, bei großen Hochzeitsfeiern die Musik zu leiten. Von 1633 bis 1635 und von 1642 bis 1644 war er in
Kopenhagen
als danischer Oberkapellmeister tatig. Außerdem arbeitete Schutz als musikalischer Ratgeber der Furstenhofe in
Hannover
,
Wolfenbuttel
,
Gera
,
Weimar
und
Zeitz
. Anlasslich der Trauerfeier fur seinen Landesfursten
Heinrich Posthumus Reuß
komponierte er 1635/1636 die
Musikalischen Exequien
. Im Jahr 1636 veroffentlichte er in Leipzig den ersten Teil seiner
Kleinen geistlichen Konzerte
, dem er 1639 einen zweiten Teil folgen ließ. Seine Publikationstatigkeit erreichte Ende der 1640er Jahre ihren Hohepunkt: 1647 erschien der zweite Teil der
Symphoniae sacrae
, 1648 die
Geistliche Chormusik
und 1650 der dritte und letzte Teil der
Symphoniae sacrae
. Seine seit 1645 immer wieder eingereichten Gesuche um die Versetzung in den Ruhestand wurden von Johann Georg I. allesamt abgelehnt; erst nach dessen Tod im Jahr 1656 gewahrte sein Sohn
Johann Georg II.
Schutz einen weitgehenden Ruckzug. Als ?altester“ Kapellmeister behielt Schutz seinen Titel allerdings bis an sein Lebensende. Von Ostern 1655 bis etwa 1666 war Schutz als ≫Oberkapellmeister von Haus aus≪ fur den Wolfenbutteler Hof tatig.
[4]
Den Lebensabend verbrachte Schutz uberwiegend in seinem Haus in Weißenfels, dem Ort seiner Kindheit. Aus dieser Zeit stammen seine drei
Passionen
nach
Lukas
(um 1664),
Matthaus
(1665) und
Johannes
(1666) sowie seine
Weihnachtshistorie
(1664). Sein letztes Werk ist die vollstandige Vertonung des
119. Psalms
(1671), aufgeteilt in elf
Motetten
, gefolgt von einer Vertonung des
100. Psalms
und einem deutschen
Magnificat
. Der 119. Psalm ist der langste in der Bibel, und das gesamte Werk ist durchweg doppelchorig angelegt. Da es ? von ihm selbst gewollt ? seine letzte Komposition sein sollte, wird das Werk landlaufig auch
Schwanengesang
genannt. Schutz starb im hohen Alter von 87 Jahren in Dresden. Er wurde in der alten
Dresdner Frauenkirche
beigesetzt. Mit ihrem Abriss 1727 ging auch seine Grabstatte verloren. Ein in den Kirchenboden eingelassenes Gedenkband in der heutigen Frauenkirche erinnert an ihn.
Im Oktober 2010 wurden bei der Sanierung des
Schutz-Wohnhauses in Weißenfels
zwei Textfragmente einer nicht mehr erhaltenen Komposition gefunden, in der unter anderem
Psalm 10
vertont ist. Die Fragmente stammen aus der Zeit zwischen 1650 und 1660.
[5]
Am 1. Juni 1619 heiratete Schutz Magdalena Wildeck (* 20. Februar 1601; † 30. August 1625). Aus der aufgrund des fruhen Todes Magdalenas nur kurzen Ehe gingen zwei Tochter hervor, Anna Justina, geboren 1621, die bereits im Sommer (vor dem 10. Juli) 1638 im Alter von kaum 17 Jahren starb, und Euphrosine, geboren am 28. November 1623 in Dresden, die am 25. Januar 1648 den spateren Leipziger Burgermeister
Christoph Pincker
heiratete und am 11. Januar 1655 im Kindbett starb. Deren Tochter Gertraud Euphrosine (* 13. Juni 1652; † 6. April 1684) erreichte als einziges der funf Kinder der Familie das Erwachsenenalter. Aus ihrer Ehe mit Johann Seydel gingen sechs Kinder hervor, von denen aber nur der Sohn Johann Christoph (* 26. Januar 1675; † 13. Marz 1721) eheliche Nachkommen hatte, drei Madchen und einen Sohn, von denen aber nur Namen und Geburtsdatum bekannt sind. Ein Urenkel, Rittmeister Gottfried Ludwig von Thummel (1703?1745), unehelicher Sohn von Johann Christoph Seydels fruh verstorbener jungerer Schwester Christiana Eleonora (* 27. August 1676; † vor dem 14. Dezember 1707), blieb kinderlos. Uber das erste Drittel des 18. Jahrhunderts hinaus lasst sich die Nachkommenschaft des Komponisten nicht verfolgen.
[6]
Heinrich Schutz gilt als der bedeutendste deutsche Komponist des Fruhbarocks. Obwohl zunachst zum
Organisten
ausgebildet, komponierte er nach fruhen Madrigalen in italienischer Sprache vor allem geistliche Vokalmusik, teils zu lateinischen, vor allem aber zu deutschen Texten. Bestimmt war seine Musik fur die Hofgottesdienste, vor allem aber zur hofischen Unterhaltung und Reprasentation sowie zur Dokumentation seiner eigenen kompositorischen Kunst. Als seine dienstliche Hauptaufgabe sah Schutz die Bereitstellung von Musik zu außergewohnlichen Anlassen wie großen Hoffesten oder politischen Ereignissen.
Die aus dem Zusammentreffen von Dreißigjahrigem Krieg, Seuchen und sozialen Umwalzungen resultierenden schwierigen Lebensumstande trugen dazu bei, dass Schutz, der zunachst in eine glanzvolle Hofhaltung eintrat und bis zum fruhen Tod seiner Frau ein gluckliches Familienleben fuhrte, spater sein Leben als ?nahezu qualvolle Existenz“ beschrieb. In seinen Werken haben sich diese Erfahrungen allerdings nur bedingt niedergeschlagen.
Schutz fuhrte den neuen, aus Italien stammenden konzertierenden Stil mit obligatem
Generalbass
in Deutschland ein und vereinigte ihn mit der deutschen Bibelprosa. Seine meisterhafte ?Ubersetzung“ deutscher Texte in Musik ? hier konnte Schutz auf seine Erfahrungen mit dem italienischen Madrigal zuruckgreifen ? hat seit jeher sein Publikum fasziniert. Neben der Bibelprosa (mit besonderer Bevorzugung der
Psalmen
) hat Schutz gereimte oder gar strophische Texte eher selten vertont, auch deshalb, weil er deutsche Dichtung nach dem Muster des italienischen Madrigals vermisste und sich nicht dazu in der Lage sah, selbst solche Texte zu schreiben. Gleichwohl hat Schutz mit bekannten Dichtern zusammengearbeitet; die Zusammenarbeit mit
Martin Opitz
fuhrte zur Entstehung der Pastoralkomodie
Dafne
, bei der allerdings nicht gesichert ist, ob es sich um eine durchkomponierte Oper oder um ein Theaterstuck mit Musik handelte.
Ein singulares Beispiel fur Schutz’ Auseinandersetzung mit der ?heutigen Italianischen Manier […] des scharffsinnigen Herrn Claudii Monteuerdens“ ist sein Konzert ?Es steh Gott auf“ (SWV 356) aus dem zweiten Teil seiner
Symphoniae sacrae
(1647, Zitat aus der Vorrede).
[7]
Neben dem Stil mit Generalbass hat Schutz auch noch den alteren generalbasslosen Stil gepflegt und als Grundlage allen Komponierens hochgeschatzt. Das zeigen nicht nur seine Madrigale, sondern auch die Motetten der
Cantiones sacrae
von 1625 ebenso wie der
Geistlichen Chormusik
von 1648. Gerade die Verschmelzung beider Stile, die Arbeit mit Elementen des Konzerts ebenso wie mit solchen aus Motette und Madrigal, dabei der virtuose Umgang mit den Vokalstimmen ebenso wie mit den obligaten Instrumenten und die variable Handhabung unterschiedlichster Besetzungen (vom einstimmigen kleinen Konzert bis zu mehrchorigen, klangvollen Werken) zahlen zu den besonderen Leistungen des Komponisten, die schon seine Zeitgenossen anerkannten.
Zu Lebzeiten wurde Schutz als
parens nostrae musicae modernae
, ?Vater unserer [d. h. der deutschen] modernen Musik“ tituliert.
Wolfgang Caspar Printz
erwahnt in seiner 1690 erschienenen Musikgeschichte, Schutz sei um 1650 ?fur den allerbesten Teutschen Componisten gehalten worden“.
[8]
Auf seinem Grabstein wurde er als ?seines Jahrhunderts hervorragendster Musiker“
(saeculi sui musicus excellentissimus)
bezeichnet. Zu den Schulern von Schutz zahlen u. a.
David Pohle
,
Matthias Weckmann
,
Johann Theile
,
Adam Krieger
,
Johann Vierdanck
und
Sophie Elisabeth von Braunschweig-Wolfenbuttel
. Trotz der Wertschatzung durch seine Zeitgenossen geriet er nach seinem Tod rund 200 Jahre lang in Vergessenheit.
Erstmals ausfuhrlicher erwahnt wurde Schutz 1834 in
Carl von Winterfelds
Monografie uber
Giovanni Gabrieli
. Ab 1870 fuhrte der Leipziger Chorleiter
Carl Riedel
Werke von Schutz, vor allem seine Passionen sowie die
Sieben Worte
, in eigenen Bearbeitungen wieder auf und machte sie somit einem großeren Publikum bekannt.
Franz Liszt
setzte sich fur den Neudruck der Werke von Schutz ein.
[9]
Anfang der 1880er Jahre fuhrte
Arnold Mendelssohn
auf Anregung von
Friedrich Spitta
in Bonn mehrere Chorwerke wieder auf. Auch
Johannes Brahms
hat in Wien einige Werke von Schutz aufgefuhrt. 1885 begann
Philipp Spitta
mit der ersten Veroffentlichung des gesammelten Werks von Schutz.
Eine intensivere Schutz-Pflege, allerdings vor allem auf die Motetten der
Geistlichen Chormusik
konzentriert, begann in den 1920er Jahren. Konsequenz war u. a. 1922 die Grundung einer ersten, kurzlebigen Heinrich-Schutz-Gesellschaft. Ihr folgte 1930 eine
Neue Schutz-Gesellschaft
, die spater umbenannt wurde und noch heute als ?Internationale Heinrich-Schutz-Gesellschaft“ (ISG)
[10]
mit Sitz in Kassel besteht. Diese befordert mit jahrlichen Heinrich-Schutz-Festen oder Heinrich-Schutz-Tagen die Verbreitung und das Verstandnis der Musik von Schutz und seiner Zeit. Einer der Mitbegrunder,
Hans-Joachim Moser
, legte 1936 eine erste Biografie uber Schutz vor, nachdem Erich Muller bereits 1931 eine Edition der Schriften und Briefe von Schutz besorgt hatte. 1955 begann die ISG mit der Veroffentlichung einer
Neuen Ausgabe samtlicher Werke
(
Neue Schutz-Ausgabe
), von der mittlerweile 40 Bande vorliegen (Stand: April 2024). 1979 begann die ISG mit der Herausgabe eines
Schutz-Jahrbuches
, das wichtige Aufsatze zur Musik von Schutz und seiner Zeit enthalt. Parallel dazu entstand bei der DDR-Schallplattenfirma
Eterna
die erste Schutz-Gesamtaufnahme. Protagonisten wie
Peter Schreier
und
Theo Adam
, der Dresdner Kreuzchor unter
Rudolf Mauersberger
(nach seinem Tod unter
Martin Flamig
) sowie die Capella Fidicinia Leipzig unter
Hans Gruß
nahmen bereits in den spaten 1960er und beginnenden 1970er Jahren alle großen zyklischen Werke auf, musiziert auf historischen Instrumenten. Diese Edition muss als Pionierleistung gewertet werden.
Neben der Neuen Schutz-Ausgabe erscheint, von
Gunter Graulich
herausgegeben, die
Stuttgarter Schutz-Ausgabe
,
die auch auffuhrungspraktischen Bedurfnissen entgegenkommt. Begleitend dazu entstand unter der kunstlerischen Gesamtleitung von
Hans-Christoph Rademann
und in einer Kooperation des
Dresdner Kammerchores
mit dem
Carus-Verlag
Stuttgart und MDR Figaro eine Heinrich-Schutz-Gesamteinspielung, die seit 2019 vollstandig vorliegt.
[11]
Auch der italienische Cembalist und Dirigent
Matteo Messori
hat mit dem Ensemble ?Cappella Augustana“ eine umfangreiche Schutz-Edition auf CD vorgelegt, die jedoch nicht alle Werke umfasst.
[12]
In den 1980er Jahren wurde das Geburtshaus in
Bad Kostritz
aus Anlass des 400. Geburtstages von Heinrich Schutz zur Forschungs- und Gedenkstatte umgestaltet und als
Heinrich-Schutz-Haus
am 15. Oktober 1985 feierlich eroffnet. Geleitet von
Ingeborg Stein
war es international die erste wissenschaftliche Adresse ausschließlich zu Ehren von Schutz. Forderer des Heinrich-Schutz-Hauses Bad Kostritz grundeten 1991 die Schutz-Akademie e. V.
Das
Heinrich-Schutz-Archiv
in Dresden wurde 1988 von
Wolfram Steude
gegrundet.
[13]
Sein ehemaliges Wohnhaus wurde zum
Heinrich-Schutz-Haus
. 1990 wurde der
Asteroid
(4134) Schutz
nach ihm benannt.
[14]
Die wichtigen mitteldeutschen Lebens- und Wirkungsstationen (Bad Kostritz, Weißenfels, Kassel, Dresden) sind noch immer mit Heinrich Schutz verbunden: So gibt es in Weißenfels ein
Heinrich-Schutz-Haus
. Auch findet mit dem
Heinrich-Schutz-Musikfest
ein jahrliches Festival Alter Musik zu Ehren des Komponisten statt.
Die sudafrikanische Heinrich-Schutz-Gesellschaft (mit Sitz in
Bloemfontein
) organisiert alljahrlich eine Chorwoche unter der Leitung eines aus Deutschland angereisten Chorleiters oder Kantors. Im Durchschnitt nehmen 120 bis 150 Sanger und Musiker an diesen Treffen der SAHSG teil.
In
Bad Kostritz
gibt es zwei Denkmaler fur Schutz. Das altere befindet sich unterhalb der Kirche am Kirchberg. Das zweite Denkmal befindet sich in der Heinrich-Schutz-Straße gegenuber dem
Heinrich-Schutz-Haus
. Es wurde 1985 von
Berndt Wilde
erschaffen und besteht aus drei Relieftafeln. In drei Bildern wird der Kampf zwischen den Machten des Guten und des Bosen in der Zeit von Heinrich Schutz dargestellt. Dabei geht es um die Gegensatze von Liebe und Leid sowie Leben und Tod.
[18]
In Dresden erinnert unweit des
Zwingers
in der Grunanlage westlich des Zwingerteichs eine 1985 errichtete Stele an Schutz’ Wirken in Dresden. Berndt Wilde schuf dieses Denkmal 1972, das aus einer Sandsteinstele besteht, an der Bronzeplatten mit Szenen aus Schutz’ Zeit dargestellt sind.
[19]
Am 2008 wiedererrichteten Wohnhaus (
Neumarkt
12) von Heinrich Schutz, in dem der Komponist von 1629 bis 1657 wohnte, erinnert eine originale Gedenktafel an sein Leben und Wirken. Die Gedenktafel wurde
in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945
unter den Trummern des Hauses verschuttet, anschließend geborgen und bis zum Wiederaufbau des Hauses im Jahr 2008 durch das Martinshof Rothenburg-Diakoniewerk in der Heinrich-Schutz-Kapelle gelagert. Der Betreiber der heute als
Heinrich-Schutz-Residenz
vermarkteten Immobilie ließ die Gedenktafel restaurieren und am alten Platz anbringen.
- Schutz-Jahrbuch
.
Hrsg. von
Jurgen Heidrich
in Verbindung mit
Werner Breig
,
Konrad Kuster
und Walter Werbeck. Barenreiter, Kassel 1979ff.
- Werner Breig:
Schutz, Heinrich.
In:
Ludwig Finscher
(Hrsg.):
Die Musik in Geschichte und Gegenwart
. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 15 (Schoof ? Stranz). Barenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2006,
ISBN 3-7618-1135-7
, Sp. 358?409 (
Online-Ausgabe
, fur Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- Otto Brodde
:
Heinrich Schutz. Weg und Werk.
Kassel 1979,
ISBN 3-7618-0159-9
.
- Hans Heinrich Eggebrecht
:
Heinrich Schutz. Musicus Poeticus.
Gottingen 1959 (Wilhelmshaven 1984,
ISBN 3-7959-0410-2
).
- Martin Gregor-Dellin
:
Heinrich Schutz. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit.
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ISBN 3-492-02919-1
.
- Kurt Gudewill
:
Das sprachliche Urbild bei Heinrich Schutz und seine Abwandlung nach textbestimmten und musikalischen Gestaltungsgrundsatzen in den Werken bis 1650.
Barenreiter-Verlag, Kassel 1936.
- Kurt Gudewill:
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(= Berichte und Beitrage der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek, H. 3). Kiel 1978.
- Kurt Gudewill:
Der ?Gesang der Venuskinder“ von Heinrich Schutz. Bemerkungen zur Uberlieferung und zu den Kopenhagener Hochzeitsfeierlichkeiten im Oktober 1634
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:
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Schutz-Jahrbuch.
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(=
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Band 7). Mit einem Geleitwort von Joshua Rifkin, hrsg. von
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. Marburg 2016,
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.
- Mara R. Wade:
Heinrich Schutz as Artistic Director of the Great Wedding.
In:
German Court Culture and Denmark.
Harrassowitz, Wiesbaden 1997,
ISBN 3-447-03899-3
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- Klaus-Gunther Wesseling
:
Schutz, Heinrich.
In:
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
(BBKL). Band 9, Bautz, Herzberg 1995,
ISBN 3-88309-058-1
, Sp. 1058?1077
(
Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive
)
.
- Ich bin eine rufende Stimme, Heinrich Schutz zum 400. Geburtstag
. DEFA Studio fur Dokumentarfilme, Gruppe
Effekt
, 1985, Fernsehen der DDR. Darsteller: Peter Pauli, Buch: Andrea Klonower, Thomas Kuschel, Regie: Thomas Kuschel, Kamera: Peter Milinski, Produktion: Ulrich Moller.
- Heinrich Schutz ? Der Vater der deutschen Musik.
Ein Film von Jorg Kobel. Arthaus Musik, 2015.
- Die Dokumentation
Heinrich Schutz ? Auf der Suche nach dem Klang der Zeit
wurde anlasslich des 350. Todestages des Komponisten am 5. Oktober 2022 beim Heinrich-Schutz-Musikfest uraufgefuhrt und im November 2022 auf ARTE und im MDR unter dem Titel
Heinrich Schutz ? Begrunder der deutschen Barockmusik
ausgestrahlt.
[20]
Noten
- ↑
Rifkin 1987, S. 5
- ↑
Walter Haacke:
Heinrich Schutz:Schilderung seines Lebens und Wirkens.
Karl Robert Langewiesche Nachfolger, Hans Koster, Konigstein im Taunus o. J.
- ↑
Steude 1986, S. 58?61.
- ↑
Arne Spohr:
Heinrich Schutz als Oberkapellmeister ≫von Haus aus≪ am Wolfenbutteler Hof.
In:
Schutz Jahrbuch.
34, 2012, S. 17?27;
DOI:10.13141/sjb.v2012534
.
- ↑
Unter alten Holzdielen.
(
Memento
vom 10. Juni 2015 im
Internet Archive
) In:
Sachsische Zeitung
vom 5. Mai 2011.
- ↑
Vgl. Eberhard von Moller:
Die Nachkommen von Heinrich Schutz.
In:
Schutz-Jahrbuch.
10, 1988, S. 41?49;
DOI:10.13141/sjb.v1988718
.
- ↑
Gerald Drebes:
Schutz, Monteverdi und die ?Vollkommenheit der Musik“ ? ?Es steh Gott auf“ aus den ?Symphoniae sacrae“ II (1647).
In:
Schutz-Jahrbuch.
14, 1992, S. 25?55;
DOI:10.13141/sjb.v1992774
.
- ↑
Wolfgang Caspar Printz
:
Historische Beschreibung der edelen Sing- und Kling-Kunst
. Mieth, Dresden 1690,
S.
136
,
§ 23
(
Textarchiv ? Internet Archive
).
- ↑
Hans Joachim Moser
:
Kleine deutsche Musikgeschichte ? Heinrich Schutzens Schule.
- ↑
Internationale Heinrich-Schutz-Gesellschaft
- ↑
Dresdner Kammerchor.
Abgerufen am 13. Juni 2018
.
- ↑
Schutz Edition Messori Brilliant Classics 94361 [JV]: Classical Music Reviews ? August 2012 MusicWeb-International.
MusicWeb International,
abgerufen am 13. Juni 2018
.
- ↑
Wolfram Steude:
Das Heinrich-Schutz-Archiv.
In:
Beitrage zur Musikwissenschaft
. Heft 3/1989. Herausgegeben vom Verband der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR. Verlag Neue Musik, Berlin (DDR), S. 207 f.
- ↑
Minor Planet Circ. 16043
(PDF; 349 kB)
- ↑
Heinrich Schutz
bei glaubenszeugen.de
- ↑
a
b
Heinrich Schutz
im
Okumenischen Heiligenlexikon
- ↑
Die Tafel wurde 1945 verschuttet und lagerte bis 2008 in der Heinrich-Schutz-Kapelle der Kreuzkirche Dresden. Nach aufwendiger Restaurierung ist sie wieder am alten Platz zu sehen. Sie zahlt zu den authentischen Heinrich-Schutz-Denkmalern in Dresden.
- ↑
Ingeborg Stein:
Heinrich Schutz und Kostritz.
Quartus-Verlag, 2005,
ISBN 3-931505-76-6
, S. 86.
- ↑
Kunst im offentlichen Raum
. Informationsbroschure der Landeshauptstadt Dresden, Dezember 1996.
- ↑
schmidtFilm:
Heinrich Schutz ? Begrunder der deutschen Barockmusik.
2022,
abgerufen am 30. Januar 2024
.