Ludwig Reichenbach

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach

Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach (* 8. Januar 1793 in Leipzig ; † 17. Marz 1879 in Dresden ) war ein sachsischer , deutscher Naturwissenschaftler, Zoologe und Botaniker . Sein Name wird in wissenschaftlicher Literatur mit Rchb. abgekurzt.

Leben und Wirken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Reichenbach war der Sohn von Johann Friedrich Jacob Reichenbach , Konrektor an der Thomasschule in Leipzig und Verfasser des 1818 erschienenen ersten griechisch-deutschen Worterbuchs. Sein Sohn Heinrich Gustav Reichenbach war ebenfalls Botaniker und Orchideenforscher .

Reichenbach studierte ab 1810 Medizin und Naturwissenschaften an der Universitat Leipzig , wo er 1815 zum Dr. phil. und 1817 zum Dr. med. promoviert wurde. Er habilitierte sich 1818 und wurde im selben Jahr außerordentlicher Professor, 1820 Ordinarius fur Naturgeschichte an der Chirurgisch-medizinischen Akademie in Dresden. Reichenbach war dort bis zu deren Auflosung 1862 tatig. Er war zugleich Direktor der Naturhistorischen Sammlungen am Zwinger. Außerdem leitete er den von ihm selbst zusammen mit Carl Adolph Terscheck (1782?1869) und dessen Bruder Johann Gottfried Terscheck (1784?1870) begrundeten Botanischen Garten von Dresden bis zu seinem Tode. Auch war Reichenbach 1818 einer der Mitbegrunder der Naturforschenden Gesellschaft zu Leipzig . Im Jahr 1820 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewahlt. [1]

Reichenbach machte sich sowohl um die Flora als auch die Fauna Deutschlands in einer Reihe von Werken verdient. Er strebte ein naturliches System der Arten an. Im Jahr 1826 grundete er die Sachsische Gesellschaft fur Botanik und Gartenbau ?Flora“ zu Dresden, in der er bis 1843 als Vorstand fungierte.

Reichenbach war jahrzehntelang Prasident der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS Dresden , der angesehensten naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Dresden, in der er von 1836 bis 1866 als Vorsitzender tatig war. 1834 initiierte Reichenbach den Tierschutzverein Dresden , der 1839 gegrundet wurde. [2] Der Tierschutzverein und die ISIS bestehen bis heute.

Gedenkstele fur Ludwig Reichenbach auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden

Zu seinen bekanntesten Buchern gehort seine ?Vollstandige Naturgeschichte der Saugetiere und Vogel“. Seine botanischen wie zoologischen Bucher sind mit lebensnahen Bildern illustriert, die zum Teil von ihm selbst gezeichnet wurden.

Reichenbach starb 1879 und wurde auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden-Johannstadt beerdigt. Das Grabmal wurde aber nach Aufgabe des Nutzungsrecht beraumt. Die Friedhofsverwaltung vergab die Grabstelle jedoch nicht mehr, so dass auf Initiative der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden eine Stele errichtet werden konnte, die am 11. September 2011 enthullt wurde.

Die Reichenbachstraße in Dresden tragt seinen Namen. [3]

Ehrungen und Dedikationsnamen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Pflanzengattung Reichenbachia Spreng. aus der Familie der Wunderblumengewachse (Nyctaginaceae) ist nach ihm benannt worden [4] , ferner auch eine Veilchenart, das Waldveilchen oder Reichenbachs Veilchen ( Viola reichenbachiana Jord. ex Boreau ). Jose Jeronimo Triana verwendete fur die Kondorliane den Namen Marsdenia reichenbachii .

Interessanterweise verwendete William Elford Leach 1826 ebenfalls den Gattungsnamen Reichenbachia fur einen Kafer aus der Familie der Kurzflugler (Staphylinidae). Ein weiteres Insekt, welches seinen Namen beinhaltet, gehort zur Familie der Kocherjungfern (Limnephilidae) und wurde von Friedrich Kolenati 1884 als Enoicyla reichenbachii beschrieben.

Auch in der Ornithologie wurde Reichenbach in Artepitheta geehrt. So vergab Carl Johann Gustav Hartlaub 1857 fur den Reichenbachnektarvogel den Namen Anabathmis reichenbachii und benannte bereits 1852 eine Unterart des Zimtkopfliest als Todiramphus cinnamominus reichenbachii . Auch August von Pelzeln beschrieb 1870 zu Ehren Reichenbachs eine Unterart der Rotachseltaube als Leptotila rufaxilla reichenbachii . Schließlich beschrieben Jean Louis Cabanis und Ferdinand Heine 1863 in Museum Heineanum eine Unterart des Rußspechts als Veniliornis fumigatus reichenbachi .

Im Hollandischen findet man außerdem den Trivialnamen Reichenbachs Honingeter fur den Papuahonigfresser ( Meliphaga analoga ). Auch im Englischen findet man bei manchen Autoren einen Trivialnamen namens Reichenbach's Whitethroat ( Leucochloris malvina ). Lange galt dieses Taxon, das Reichenbach 1855 beschrieben hat, als gultige Art. Heute wird das Taxon als moglicher Hybride zwischen dem Weißkehlkolibri ( Leucochloris albicollis ) und dem Goldbauch-Smaragdkolibri ( Chlorostilbon lucidus ) betrachtet. [5]

Schriften [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Flora germanica excursoria (1830?1832, 3 Bande) online doi:10.5962/bhl.title.309
  • Flora exotica (1834?1836)
  • Der Hund in seinen Haupt- und Nebenracen (1835)
  • Flora germanica exsiccata (1830?1845)
  • Ubersicht des Gewachsreichs und seiner naturlichen Entwickelungsstufen (1828)
  • Handbuch des naturlichen Pflanzensystems (1837) doi:10.5962/bhl.title.7598 , 2. Ausg. (1850) doi:10.5962/bhl.title.7572
  • Das Herbarienbuch (1841) doi:10.5962/bhl.title.7694
  • Magazin der asthetischen Botanik oder Abbildung und Beschreibung der fur Gartencultur empfehlungswerthen Gewachse, nebst Angabe ihrer Erziehung; (1821?1826, mit 96 Tafeln)
  • Monographia generis Aconiti (1820, mit 19 Tafeln)
  • Illustratio specierum Aconiti generis (1823?1827, mit 72 Tafeln)
  • Iconographia botanica s. Plantae criticae. Icones plantarum rariorum et minus rite cognitarum, indigenarum exoticarumque [...]. Leipzig 1823?1832 (mit 1.000 Tafeln)
  • Iconographia botanica exotica (1827?1830) doi:10.5962/bhl.title.46725
  • Regnum animale (1834?1836, mit 79 Tafeln)
  • Deutschlands Fauna (1842, 2 Bande)
  • Vollstandigste Naturgeschichte des In- und Auslandes (1845?1854, 2 Sektionen in 9 Banden mit uber 1.000 Tafeln), darunter
  • Aufzahlung der Colibris oder Trochilideen in ihrer wahren naturlichen Verwandtschaft, nebst Schlussel ihrer Systematik. (1854) online
  • Trochilinarum enumeratio : ex affinitate naturali reciproca primum ducta provisoria (1855) doi:10.5962/bhl.title.50085
  • Avium systema naturale (1850) doi:10.5962/bhl.title.49034
  • Anatomia mammalium (1845) doi:10.5962/bhl.title.37918
  • Blicke in das Leben der Thierwelt (1843) doi:10.5962/bhl.title.39637
  • Flora Saxonica (1842) doi:10.5962/bhl.title.6669 , 2. Ausg. (1844) doi:10.5962/bhl.title.6666

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Mitgliedseintrag von Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina , abgerufen am 6. Februar 2016.
  2. Tierschutzverein Dresden 1839 und Umgebung e.V. ( Memento des Originals vom 30. April 2019 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.tierschutzverein-dresden-1839.com .
  3. Reichenbachstraße. ( Memento des Originals vom 2. Juni 2019 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/digital.slub-dresden.de In: Adolf Hantzsch: Namenbuch der Straßen und Platze Dresdens. (Mitteilungen des Vereins fur Geschichte Dresdens, 17/18). Dresden 1905.
  4. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen ? Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin , Freie Universitat Berlin , Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018 .
  5. South American Classification Committee 38a. "Leucochloris malvina," known only from the type specimen, was treated as a valid species by Cory (1918) and Pinto (1937); possibly a hybrid ( Memento des Originals vom 11. Mai 2008 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.museum.lsu.edu (engl.)