Heimo Reinitzer
(*
24. September
1943
in
Graz
) ist ein in
Deutschland
lebender osterreichischer
Germanist
. Bis 2008 war er Professor fur
Altere deutsche Literaturwissenschaft
an der
Universitat Hamburg
und wissenschaftlicher Leiter des
Deutschen Bibelarchivs
(bis 2005). Von 2006 bis 2013 war er der Grundungsprasident der
Akademie der Wissenschaften in Hamburg
.
Reinitzer stammt aus einer Akademikerfamilie. Sein Großvater
Friedrich Reinitzer
war der Entdecker der
Flussigkristalle
. Seine altere Schwester ist die Bibliothekarin
Sigrid Reinitzer
. Heimo Reinitzer studierte ab 1961
Germanistik
,
Geschichte
und
Philosophie
an der
Karl-Franzens-Universitat Graz
und wurde 1967 mit einer Arbeit zur Literaturkritik im
Mittelalter
zum Dr. phil. promoviert. Von 1964 bis 1966 war er Wissenschaftliche Hilfskraft am Germanistischen Institut der
Universitat Graz
; 1967/1968 wissenschaftlicher Assistent an den Universitaten Graz,
Koln
und
Hamburg
. 1971 folgte die Ernennung zum Wissenschaftlichen Oberrat an der Universitat Hamburg. Im Jahr 1979 ubernahm Heimo Reinitzer die wissenschaftliche Leitung des 1930 gegrundeten
Deutschen Bibelarchivs
zur Erforschung der Wirkungsgeschichte der
Bibel
.
[1]
Er engagierte sich fur die konzeptionelle Neuausrichtung des Deutschen Bibelarchivs und konnte es in den kommenden 25 Jahren zu einer anerkannten Institution aufbauen, die auch international mit anderen Universitaten, Bibliotheken, Wissenschaftlern und Studenten in Ausstellungen, Tagungen und Publikationen kooperierte. Von 1981 bis 1988 arbeitete er an der Erschließung der Bibelsammlung der
Herzog August Bibliothek
in
Wolfenbuttel
.
1982 wurde Heimo Reinitzer auf eine Professur fur
Altere deutsche Literaturwissenschaft
am
Institut fur Germanistik I
der Universitat Hamburg berufen, die er bis 2008 innehatte.
Im Jahr 2006 wurde er zum ersten Prasidenten der
Akademie der Wissenschaften in Hamburg
(gegr. 2004) gewahlt und im Jahr 2008 fur weitere funf Jahre in diesem Amt bestatigt. Er ist Sprecher der Akademie-Arbeitsgruppe ?Region, Nation, Europa. Merkmale ihrer Identitat“. Als Akademie-Prasident versuchte Reinitzer im Februar 2013, Einfluss auf ein an der
Universitat Dusseldorf
durchgefuhrtes Verfahren zur Aberkennung des
Doktortitels
von
Annette Schavan
zugunsten der damaligen
Wissenschaftsministerin
zu nehmen.
[2]
[3]
Heimo Reinitzer hat zahlreiche Publikationen vorgelegt, insbesondere zur Wirkungsgeschichte der Bibel in Text- und Bildzeugnissen im deutschsprachigen Raum, zum Verhaltnis von Text und Bild und zur mittelalterlichen Bedeutungskunde. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Bereich der Edition und Kommentierung von Texten. Seit 1973 hielt er zahlreiche Vortrage im In- und Ausland und verfasste eine Reihe von Gutachten fur Stiftungen (u. a.
Volkswagen-Stiftung
,
Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung
).
Reinitzer war von 1989 bis 1993 Sprecher des Fachbereichs Sprachwissenschaften der Universitat Hamburg, von 1990 bis 1993 Mitglied des Akademischen Senats und des Konzils der Universitat Hamburg. Von 1999 bis 2003 war er Geschaftsfuhrender Direktor des
Instituts fur Deutsche Gebardensprache und Kommunikation Gehorloser
an der Universitat Hamburg. Seit 1990 ist er Sachverstandiger fur Handschriften und alte Drucke bei der
Handelskammer Hamburg
.
Von 1995 bis 2010 war Reinitzer Vorsitzender der Leitungskommission fur die Hamburger Arbeitsstelle des
Goethe-Worterbuchs
, von 1998 bis 2010 Mitglied der Gemeinsamen Kommission der
Berlin-Brandenburgischen
,
Gottinger
und
Heidelberger
Akademien der Wissenschaften fur das Goethe-Worterbuch.
Er war von 1996 bis 1999 Mitglied der
Kommission fur Archivpolitik der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
.
Er war von 1993 bis 2005 Mitglied der
Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung
und ist seit 1996 Mitglied der
Susanne- und Michael Liebelt-Stiftung
. Von 2002 bis 2010 war er Vorstandsvorsitzender der
Hamburger Universitatsstiftung
und Mitglied im Vorstand der
Dahn-Stiftung
. Seit 2010 ist er Geschaftsfuhrer der
Hamburgischen Stiftung fur Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hanneslore
Greve
. Er ist Mitglied im Beirat der
Stiftung Bibel und deutsche Kultur
und der
Luther-Gesellschaft
.
Er war von 1990 bis 2002 Mitglied des Kirchenvorstands von
Sankt Jacobi Hamburg
und nahm Einfluss auf die Gestaltung der Kirche und auf Restaurierung der
Schnitger-Orgel
. Er gehort der Expertenrunde fur die Orgel in
St. Michael
in
Hildesheim
an.
Heimo Reinitzer ist ein Enkel des osterreichischen Botanikers und Chemikers
Friedrich Reinitzer
und ein Großneffe des osterreichischen Chemikers
Benjamin Reinitzer
; zu seinen Vorfahren zahlt auch der Prager Kaufmann und Bergsteiger
Johann Studl
. Seine Schwester ist die Bibliothekarin
Sigrid Reinitzer
.
Heimo Reinitzer war zehnfacher osterreichischer Meister im
Diskuswurf
und
Kugelstoßen
(1963?1972); er nahm an zwei
Leichtathletik-Europameisterschaften
(
Budapest 1966
,
Helsinki
1971), an den
Studenten-Weltmeisterschaften in Budapest
(1965) sowie den
Olympischen Spielen 1968
in
Mexiko-Stadt
und 1972 in
Munchen
[4]
teil.
- Geschichte der deutschen Literarkritik im Mittelalter
. Phil. Diss. (masch.) Graz 1966.
- als Hrsg. mit
Wolfgang Harms
:
Naturkunde und allegorische Naturdeutung. Aspekte der Weltbetrachtung zwischen 13. und 19. Jahrhundert.
Bern/Frankfurt am Main 1980 (=
Mikrokosmos.
Band 7).
- Vom Vogel Phonix. Uber Naturbetrachtung und Naturdeutung.
In: Wolfgang Harms, Heimo Reinitzer (Hrsg.):
Natura loquax.
Frankfurt am Main 1981 (=
Mikrokosmos.
Band 7), S. 17?72.
- als Hrsg. mit Wolfgang Harms:
Natura loquax.
Frankfurt am Main 1981 (=
Mikrokosmos.
Band 7).
- Biblia deutsch. Luthers Bibelubersetzung und ihre Tradition (Ausstellungskatalog der Herzog August Bibliothek 40), Wolfenbuttel und Hamburg 1983.
- als Hrsg.:
All Geschopf ist Zung’ und Mund
(=
Vestigia Bibliae.
Band 6). Hamburg 1984.
- mit Walter Sparn als Herausgeber:
Verspatete Othodoxie: Uber D.
Johann Melchior Goeze
(1717?1786)
. Harrassowitz, Wiesbaden 1989,
ISBN 3-447-02976-5
. (Wolfenbutteler Forschungen Bd. 45, 1989).
- Mauritius von Craun. Kommentar
(
Zeitschrift fur deutsches Altertum und deutsche Literatur
, Beiheft 2), Stuttgart 1999.
- Text ? Bild ? Musik. Zur Orgelspielerin im Maler Nolten.
Fur Dietrich Gerhardt zum 11. Februar 2001. Mit einer Wurdigung und Schriftenverzeichnis vorgelegt in der Sitzung vom 13. Juli 2001 (Berichte aus den Sitzungen der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften e.V. Hamburg 20/2002, 2), Gottingen 2002.
- Gesetz und Evangelium. Uber ein reformatorisches Bildthema, Tradition, Funktion und Wirkungsgeschichte
. Hamburg 2006.
- Tapetum Concordiae. Peter Heymans Bildteppich fur Philipp I. von Pommern und die Tradition der von Mose getragenen Kanzeln
(Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Hamburg Band 1), Berlin ? Boston 2012.
- Deutschland und Europa: Wachst zusammen, was zusammen gehort?
(Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Hamburg Band 3), Berlin ? Boston 2013.
- ↑
Deutsches Bibel-Archiv
- ↑
Schavans Jubelprofessoren
- ↑
Abschlussbericht des Dekans
- ↑
Heimo Reinitzer
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(englisch; archiviert vom
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