Heiliges Kreuz

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Konstantin und Helena mit dem Heiligen Kreuz, Wandmalerei, Berat , Albanien, 2. Halfte 16. Jahrhundert
Jan van Eyck : Auffindung des Kreuzes Christi durch Kaiserin Helena, Turin-Mailander Stundenbuch , um 1422

Heiliges Kreuz oder wahres Kreuz Christi ist die Bezeichnung fur das Kreuz , an dem Jesus Christus gemaß der biblischen Uberlieferung und der vorherrschenden christlichen Theologie den Opfertod starb. Dieses Kreuz wurde angeblich im Jahr 325 gefunden, in mehrere Teile geteilt und an verschiedene Orte gebracht. Es existieren Mutmaßungen uber die Große des Kreuzes und seine Holzarten. [1] Im Mittelalter gab es eine große Anzahl von Reliquien des wahren Kreuzes Christi; diese zahlten zu den wichtigsten christlichen Reliquien uberhaupt. Sie wurden in wertvollen Reliquiarien, den sogenannten Staurotheken , aufbewahrt. Um diese Reliquien entstanden zahlreiche Heilig-Kreuz-Kirchen in ganz Europa.

Feste des Heiligen Kreuzes sind Kreuzerhohung am 14. September und einige andere, bewegliche Feste. Am Karfreitag findet in den romisch-katholischen Kirchen in der Feier vom Leiden und Sterben Christi die Kreuzverehrung statt. In den orthodoxen Kirchen gibt es im Kirchenjahr mehrere sogenannte Kreuzprozessionen . Gedenktag der Wiederauffindung ist das Fest der Kreuzauffindung (3. Mai, nur noch in der außerordentlichen Form des romischen Ritus erhalten, 6. Marz oder 7. Mai, orthodox).

Auffindung des Kreuzes, Miniatur um 825, Vercelli, Biblioteca Capitolare Ms. CLXV
  • um 325: Helena , die Mutter des Kaisers Konstantin , ließ im Heiligen Land nach Gegenstanden suchen, die mit dem Leiden und Sterben Christi in direktem Zusammenhang standen.

Drei Legenden berichteten in verschiedenen Versionen von der Auffindung des Heiligen Kreuzes durch den Rabbiner Judas Cyriacus oder durch Helena. Daneben sollen auch die Heiligen Nagel und das Heilige Grab wiedergefunden worden sein.

?In Jerusalem wird ein vergoldetes Kastchen gezeigt, in dem sich ein Teil des Heiligen Kreuzes befindet; es wird geoffnet, das Kreuzholz herausgehoben und zusammen mit der Kreuzinschrift auf den Tisch gelegt. [2]

  • 614, 22. Mai: Der Sassanidengeneral Schahrbaraz eroberte Jerusalem und uberfuhrte die Reliquien nach Ktesiphon , wo sie von der christlichen ?Konigin der Koniginnen“, Schirin , in Empfang genommen wurden.
  • 628: Der Sassanidenkonig Chosrau II. unterlag dem byzantinischen Kaiser Herakleios . Durch seinen Tod entstanden Machtkampfe um den Thron. Die Tochter Chosraus II., Boran , schloss mit Byzanz einen Friedensvertrag ab und veranlasste die Ruckgabe der Reliquien [3] .
  • 630, 21. Marz: feierliche Wiederausstellung des Teilstucks des ?Heiligen Kreuzes“ in Jerusalem.
  • 638: Eroberung von Jerusalem durch die Muslime . Die byzantinischen Kreuzteile sind seit dieser Zeit verschollen ? angebliche Splitter tauchen spater in Kreuzfahrerkreisen auf. Anderen Versionen zufolge wurden sie vor den Muslimen nach Konstantinopel in Sicherheit gebracht oder verblieben in Jerusalem.
  • 1099: Nach der Eroberung Jerusalems wurde ein Teil des ?wahren Kreuzes“ wahrscheinlich im August 1099 in einer Silberkiste in einer abgeschiedenen Ecke der Grabeskirche entdeckt. Wilhelm von Tyrus berichtet, dass es von einem syrischen Christen gefunden worden sei, der das Versteck bereits einige Zeit davor entdeckt hatte. [4] Seither wurde das Kreuz bei allen wichtigen Feldzugen und Schlachten gegen die Sarazenen bis zur Schlacht bei Hattin 1187 mitgefuhrt.
  • 1187: nach Aussage mittelalterlicher Quellen geriet das Heilige Kreuz ? also vermutlich jenes, das 628 nach Jerusalem zuruckgebracht worden war ? bei der Schlacht von Hattin in die Hande der muslimischen Ayyubiden und ist seither verschollen.
  • 1204: Eroberung von Konstantinopel . Hunderte kleinste Holzteile, die vom dort angeblich zerteilten Kreuz stammen sollen, wurden von Kreuzrittern nach Europa gebracht. Die Kolner Konigschronik , die Chronica regia Coloniensis , [5] berichtet zum Jahre 1204: ?Nach der Eroberung der Stadt wurden unschatzbare Reichtumer gefunden, unvergleichlich kostbare Edelsteine und auch ein Teil des Kreuzes des Herrn, das, von Helena aus Jerusalem uberfuhrt und mit Gold und kostbaren Edelsteinen geschmuckt, dort hochste Verehrung erfuhr. Es wurde von den anwesenden Bischofen zerteilt und mit anderen sehr kostbaren Reliquien unter den Rittern aufgeteilt; spater, nach deren Ruckkehr in die Heimat, wurde es Kirchen und Klostern gestiftet.“ [6]

Sakralbauten zum Heiligen Kreuz

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Das Innere der Limburger Staurothek

In vielen Kirchen und Klostern werden angebliche Partikel des Heiligen Kreuzes aufbewahrt und verehrt. Im deutschsprachigen Raum etwa

Reliquien und Reliquiare

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Kreuzpartikel in der Wiener Schatzkammer, Teil der Reichskleinodien
Kreuzpartikelmonstranz aus dem Klosterschatz der ehemaligen Pramonstratenserabtei Ruti

Ein Kreuzpartikel wurde im unteren Schaft des Reichskreuzes aufbewahrt und war Teil der Reichskleinodien . [9]

In Byzanz und im Westen entstanden zahlreiche Reliquiare fur Reliquien des wahren Kreuzes, so genannte Staurotheken . Die bedeutendstes Beispiele sind die Limburger Staurothek und das Reliquiar des Wahren Kreuzes im Louvre .

Die aus Byzanz stammende Limburger Staurothek wurde ursprunglich ? zusammen mit ein weiteres Stuck des Kreuzes ? in der Pharos-Palastkapelle im Großen Palast in Konstantinopel aufbewahrt. Bei der Eroberung und Plunderung der Stadt im Zuge des Vierten Kreuzzugs fiel sie 1204 einem Ritter in die Hande, der sie nach Deutschland brachte.

Zahlreiche Orte sind nach Heilig-Kreuz-Kirchen oder Heilig-Kreuz-Klostern benannt:

  • Arnold Angenendt : Heilige und Reliquien . Beck, Munchen 1994, ISBN 3-406-38096-4 .
  • Barbara Baert: A Heritage of Holy Wood. The Legend of the True Cross in Text and Image . Brill, Leiden 2004, ISBN 90-04-13944-3 (aktuelles Uberblickswerk).
  • Anatole Frolow: La relique de la vraie croix. Recherches sur le developpement d’un culte (= Archives de l’Orient Chretien 78). Institut Francais d’Etudes Byzantines, Paris 1961.
  • Anatole Frolow: Les reliquaires de la Vraie Croix (= Archives de l’Orient Chretien 8). Institut Francais d’Etudes Byzantines, Paris 1965.
  • Michael Hesemann : Die stummen Zeugen von Golgatha. Die faszinierende Geschichte der Passionsreliquien Christi . Hugendubel, Munchen 2000, ISBN 3-7205-2139-7 (popularwissenschaftlich).
  • Holger A. Klein : Byzanz, der Westen und das ?wahre“ Kreuz. Die Geschichte einer Reliquie und ihrer kunstlerischen Fassung in Byzanz und im Abendland (= Spatantike ? Fruhes Christentum ? Byzanz. Kunst im ersten Jahrtausend Reihe B: Studien und Perspektiven Band 17). Reichert, Wiesbaden 2004, ISBN 978-3-89500-316-5 .
  • Chiara Mercuri: La vera croce. Storia e leggenda dal Golgota a Roma . Laterza, Bari 2014, ISBN 978-88-581-1471-1 .
Commons : Wahres Kreuz  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Anton Hungari (Hrsg.): Osterglocklein. Erbauliche Unterhaltungen fur den Osterfestkreis im katholischen Kirchenjahre. J. D. Sauerlander, Frankfurt am Main 1862, S. 333 (?Das Kreuz soll, wie viele Schriftausleger meinen, bei funfzehn Schuh lang und am Querbalken acht Schuh breit gewesen sein.“) und S. 372?374 ( Die funf Holzgattungen am Kreuze ).
  2. Peregrinatio Etheriae. 37, 1: […] et affertur loculus argenteus deauratus, in quo est lignum sanctum crucis, aperitur et profertur, ponitur in mensa tam lignum crucis quam titulus.
  3. Klaus Schippmann : Grundzuge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990; Barbara Baert: Heraclius and Chosroes or the desire for the True Cross.
  4. Adrian J. Boas: Jerusalem in the Time of the Crusades: Society, Landscape and Art in the Holy City under Frankish Rule . Routledge, London and New York 2001, ISBN 0-415-23000-4 , S.   33 .
  5. Georg Waitz : Chronica regia Coloniensis (Annales maximi Colonienses). Monumenta Germaniae Historica . Script. rer. Germ., Band 18, Hannover 1880, S. 1?299.
  6. Ubersetzung nach Norbert Breuer: Geschichtsbild und politische Vorstellungswelt in der Kolner Konigschronik sowie der Chronica S. Pantaleonis. Dissertation. Wurzburg 1966, S. 57.
  7. Heiliges Kreuz von Scheyern ( Memento des Originals vom 15. Februar 2016 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.kloster-scheyern.de ; Laurentius Hanser: Das Scheyerer Kreuz ( Memento des Originals vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/immaculata.ch .
  8. Stift Heiligenkreuz: Geschichte der Kreuzreliquie
  9. Das Reichskreuz befindet sich heute in der Schatzkammer in der Wiener Hofburg, der Reliquienteil wird separat gezeigt (SK Inv.-Nr. XIII 21).