Heiligengeistfeld

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Das Heiligengeistfeld im Jahr 2010 nach dem Sommerdom : oben der Hochbunker Feldstraße , in der Mitte links das Millerntor-Stadion des FC St. Pauli , unterhalb davon der vormalige Feuerleitbunker und nachmalige Telekom- Vermittlungsstelle . Neben der Glacischaussee am rechten Bildrand ist ein Teil der Hamburger Wallanlagen und am oberen Rand rechts ein Teil der Messehallen zu sehen.

Das Heiligengeistfeld ist ein Gebiet im Hamburger Stadtteil St. Pauli . Im meist verwendeten engeren Sinn bezeichnet der Name ein gut 20 Hektar großes Veranstaltungsgelande, auf dem vor allem der Hamburger Dom stattfindet. In einem weiteren Sinn werden auch nordwestlich daran angrenzende Gebiete bis zum Neuen Pferdemarkt dazugerechnet; die Gesamtgroße betragt etwa 50 Hektar.

Internationale
Landwirtschaftsausstellung 1863
Karte: Heiligengeistfeld um 1890
Karte: Heiligengeistfeld um 2005
Flakturm auf dem Heiligengeistfeld
Eingang zum Hamburger Dom

Das Heiligengeistfeld hat seinen Namen vom ? Hospital zum Heiligen Geist “, einem Klosterkrankenhaus in Hamburg, zu dessen Landereien das Gebiet (damals Weideland) gehorte. Die alteste bekannte Erwahnung des Namens ?Heiligengeistfeld“ stammt von 1497. Zu dieser Zeit reichte das Gebiet bis in die heutige Neustadt , etwa bis zur Straße Kohlhofen. Das Hospital selber ist jedoch vermutlich alter:

?Zur Unterscheidung nun von dem etliche Jahrhunderte fruher zu ahnlichen Zwecken gestifteten Hospital zum heiligen Geiste nannte man im Volke dieses auch wohl ?den grooten‘ und das [1428 erbaute] Ilsabe’n-Haus ?den lutten hilligen Geest‘.“ [1]

Mit dem Bau der Stadtbefestigungen in den Jahren 1616 bis 1625 ging der ostliche Teil dieses Gebiets verloren. Dafur wurde das Hospital mit Gebieten in Hamm und Horn entschadigt. Der verbliebene Rest ? das heutige Heiligengeistfeld ? wurde unter anderem als Glacis und Exerzierfeld genutzt.

Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gebiet zunehmend auch fur Amusierzwecke verwendet, unter anderem fur Panoramen , eine Kunsteisbahn und ab 1893 fur den Dom . Die historische Getreidemuhle wurde zwischen Fruhjahr und Ende August 1939 abgetragen. [2]

Das Heiligengeistfeld im umfangreicheren Sinn ist das Gebiet innerhalb des Straßendreiecks Budapester Straße ? Neuer Kamp /Feldstraße ? Glacischaussee. Es wird im Osten von den Großen Wallanlagen begrenzt, im Westen von den Wohngebieten von St. Pauli und im Norden vom Schanzenviertel und Karolinenviertel . Gegenuber der Nordwestecke befindet sich der Neue Pferdemarkt , an der Sudecke das Millerntor .

Der ostliche Teil des Gelandes ist unbebaut und dient als Veranstaltungsgelande.

Fur die Flakartillerie der Luftwaffe wurden 1942 auf der westlichen Seite zwei Flakturme gebaut; ein großerer Hochbunker (Gefechts- bzw. G-Turm) an der Feldstraße und sudlich davon der kleinere Leitturm (L-Turm) an der Eimsbutteler Straße. Diese trug ab 1946 den Namen Ernst-Thalmann -Straße, bis sie nach dem Ungarischen Volksaufstand 1956 in Budapester Straße umbenannt wurde.

Der G-Turm war mit vier schweren 12,8-cm-Zwillingsflak bestuckt; der L-Turm beherbergte die dazugehorigen Feuerleit - und Radargerate (? Wurzburg-Riese “). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die militarischen Installationen samt Geschutzen entfernt und der ehemalige Gefechtsturm von zivilen Mietern genutzt, weil im zerstorten Hamburg großer Wohnraummangel herrschte. Der Hochbunker Feldstraße blieb erhalten und wird nach intensiver Sanierung heute vor allem von Unternehmen der Medien- und Veranstaltungsbranche genutzt.

Vom ehemaligen Leitbunker aus strahlte nach dem Krieg der Nordwestdeutsche Rundfunk ab 1950 seine ersten Fernseh-Testsendungen aus. [3] [4] Am 25. Dezember 1952 begann der tagliche Sendebetrieb aus dem Fernsehstudio Heiligengeistfeld und endete 1953, als in Lokstedt die neu errichteten Studios am Gazellenkamp eroffnet wurden. Der ?Fernsehbunker“ wurde 1973/74 bis auf Teile des Fundaments vollstandig abgerissen, um Platz fur eine Vermittlungsstelle der Bundespost zu machen. Beim Stand von 2017 befindet sich an der Adresse Budapester Straße 18 nach mehrfachen Um- und teilweisen Neubauten ein 8-stockiges Bauwerk, das von der Deutschen Telekom genutzt wird.

Entlang der im Westen verlaufenden Budapester Straße befinden sich das Hallenbad St. Pauli der Baderland Hamburg GmbH, das Millerntor-Stadion des FC St. Pauli mit mehreren zugehorigen Sportplatzen und Gebauden, eine Handelsschule und an der Nordwest-Ecke die 1950/51 errichtete, uber einen Hektar große fruhere Zentralviehmarkthalle vormals des Hamburger Schlachthofes . [5] Zwischen dieser Halle und dem Hochbunker befinden sich noch eine Tankstelle , ein Recyclinghof und der U-Bahnhof Feldstraße der Linie U3 . Von letzterer fuhrt ein Tunnel unter dem Heiligengeistfeld hindurch zum sudlich gelegenen U-Bahnhof St. Pauli .

Eisenbahngleise vom Bahnhof Hamburg Sternschanze uber den Schlachthof bis zur Budapester Straße erlaubten bis in die 1980er Jahre die Anreise von Jahrmarkts- Schaustellern und Zirkus -Unternehmen mit ihrem Gerat per Bahn .

19. Jahrhundert

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  • 1863 fand auf dem Heiligengeistfeld die Internationale Landwirtschaftsausstellung statt. Es handelte sich um eine der ersten Ausstellungen, bei denen statt der zuvor ublichen Zelte von dem Architekten Martin Haller feste Bauten errichtet wurden.
  • 1884: Der Hamburger Schlittschuh-Club von 1881 und der Schlittschuhlauferverein von Hamburg-Altona 1876 schreiben gemeinsam den ersten internationalen Wettbewerb fur Eisschnelllauf und Eiskunstlauf auf dem Heiligengeistfeld aus. Trotz der hohen Eintrittspreise sollen zehntausende Zuschauer die Veranstaltung besucht haben.
  • 1885, 18. Januar: Das erste mit Ergebnissen uberlieferte Eisschnelllauf-Rennen in Deutschland wird durchgefuhrt.
  • 1887, 17./18. Februar: Erste (inoffizielle) deutsche Meisterschaft im Eisschnelllauf auf dem Heiligengeistfeld.

20. Jahrhundert

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  • Das Veranstaltungsgelande wird dreimal im Jahr jeweils vier Wochen lang fur den Hamburger Dom genutzt. Außerhalb dieser festen Termine wird es von Wanderzirkussen oder als Parkplatz benutzt.
  • Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Uberlegungen, diese zentral gelegene, große und damit wertvolle Flache zu bebauen. Im Gesprach waren dafur zentrale Einrichtungen wie etwa der Regierungssitz oder das Parlament eines moglichen Nordstaats mit Hamburg als Hauptstadt. Hamburgs Senate unter den Burgermeistern Brauer , Nevermann und Weichmann nahmen von solchen Planen wiederholt Abstand.

21. Jahrhundert

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  • Wahrend der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 fand auf dem Heiligengeistfeld das FIFA-WM-Fanfest Hamburg statt, an dem tageweise bis zu 105.000 Besucher (max. 70.000 wahrend eines Spiels) gezahlt wurden.
  • Auch wahrend der Fußball-Europameisterschaft 2008 wurde das Heiligengeistfeld fur die Ubertragung der Spiele genutzt. Das Projekt nannte sich ?Heimspiel Hamburg“ und wurde von Kia Motors gesponsert. Bis zu 40.000 Menschen verfolgten taglich die Spiele.
  • Vom 28. Dezember 2010 bis zum 20. Februar 2011 wurde auf dem Hamburger Heiligengeistfeld das Musical Cats in einem extra errichteten Zelt mit 1.800 Platzen aufgefuhrt. [7]
Rindermarkthalle Hamburg , Nordwest-Seite Juni

Die Rindermarkthalle St. Pauli in Hamburg wurde 1950/51 als Zentralviehmarkthalle an der Nordwestecke des Heiligengeistfelds errichtet. Das uber einen Hektar große, vormals zum Schlachthof Hamburg gehorige Gebaude steht unter Denkmalschutz und wurde seit 2013 nach einer zwischenzeitlichen Nutzungsunterbrechung und dem Ruckbau der teils maroden Einbauten fur eine neue Einzelhandelsnutzung grundsaniert. Seit dem 18. September 2014 ist der knapp 15.000 Quadratmeter große Gebaudekomplex als ?Hamburgs erster uberdachter Wochenmarkt“ wieder geoffnet. [8]

Flachen-Sanierung 2013?2017

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In den Jahren 2013 bis 2017 erfolgte eine Grundsanierung, die in Abstimmungen mit der Hamburger Hochbahn, Energieversorgern, und Veranstaltungsmanagement in mehreren Teilmaßnahmen folgende Arbeiten umfasste:

  • Erneuerung der Stromversorgung,
  • Erneuerung der Siele und der Oberflachenentwasserung,
  • Erstellung von Verkehrswegen und Veranstaltungsflachen,
  • Kampfmittelraumung. [9]
Commons : Heiligengeistfeld  ? Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen . Perthes-Besser & Mauke, Hamburg, 1854, S. 129.
  2. Die Geschichte des Heiligengeistfeldes. Abgerufen am 28. Mai 2020 .
  3. Bild des kleineren, "Fernsehbunkers" . In: epoche-3.de , (JPG)
  4. Bild von beiden Bunkern gemeinsam auf dem Heiligengeistfeld ( Memento vom 5. Dezember 2010 im Internet Archive )
  5. Baurundschau 1951, Der neue Zentralviehmarkt in Hamburg abgerufen am 22. Juni 2014.
  6. Ulrich Gaßdorf: Heiligengeistfeld wird wieder zur Partymeile . In: Hamburger Abendblatt . 16. Januar 2010, Uberschrift zuletzt abgerufen am 22. Januar 2010 (Inhalt gebuhrenpflichtig).
  7. hotspot-hh.de ( Memento vom 28. Juli 2014 im Internet Archive ) Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt . In: hotspot-hh.de .
  8. Rindermarkthalle St. Pauli eroffnet bald: so wird sie aussehen ( Memento vom 20. September 2014 im Internet Archive ). In: Bar Rossi ? Magazin fur Schanzenkultur. 6. Marz 2014, abgerufen am 22. Juni 2014.
  9. |www.competitionline.com

Koordinaten: 53° 33′ 21″  N , 9° 58′ 17″  O