Das
Heiligengeistfeld
ist ein Gebiet im
Hamburger
Stadtteil
St. Pauli
. Im meist verwendeten engeren Sinn bezeichnet der Name ein gut 20
Hektar
großes Veranstaltungsgelande, auf dem vor allem der
Hamburger Dom
stattfindet. In einem weiteren Sinn werden auch nordwestlich daran angrenzende Gebiete bis zum Neuen Pferdemarkt dazugerechnet; die Gesamtgroße betragt etwa 50 Hektar.
Das Heiligengeistfeld hat seinen Namen vom ?
Hospital zum Heiligen Geist
“, einem Klosterkrankenhaus in Hamburg, zu dessen Landereien das Gebiet (damals Weideland) gehorte. Die alteste bekannte Erwahnung des Namens ?Heiligengeistfeld“ stammt von 1497. Zu dieser Zeit reichte das Gebiet bis in die heutige
Neustadt
, etwa bis zur Straße Kohlhofen. Das Hospital selber ist jedoch vermutlich alter:
?Zur Unterscheidung nun von dem etliche Jahrhunderte fruher zu ahnlichen Zwecken gestifteten Hospital zum heiligen Geiste nannte man im Volke dieses auch wohl ?den grooten‘ und das [1428 erbaute] Ilsabe’n-Haus ?den lutten hilligen Geest‘.“
[1]
Mit dem Bau der
Stadtbefestigungen
in den Jahren 1616 bis 1625 ging der ostliche Teil dieses Gebiets verloren. Dafur wurde das Hospital mit Gebieten in
Hamm
und
Horn
entschadigt. Der verbliebene Rest ? das heutige Heiligengeistfeld ? wurde unter anderem als
Glacis
und
Exerzierfeld
genutzt.
Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gebiet zunehmend auch fur Amusierzwecke verwendet, unter anderem fur
Panoramen
, eine
Kunsteisbahn
und ab 1893 fur den
Dom
. Die historische
Getreidemuhle
wurde zwischen Fruhjahr und Ende August 1939 abgetragen.
[2]
Das Heiligengeistfeld im umfangreicheren Sinn ist das Gebiet innerhalb des Straßendreiecks
Budapester Straße
?
Neuer Kamp
/Feldstraße ? Glacischaussee. Es wird im Osten von den
Großen Wallanlagen
begrenzt, im Westen von den Wohngebieten von
St. Pauli
und im Norden vom
Schanzenviertel
und
Karolinenviertel
. Gegenuber der Nordwestecke befindet sich der
Neue Pferdemarkt
, an der Sudecke das
Millerntor
.
Der ostliche Teil des Gelandes ist unbebaut und dient als Veranstaltungsgelande.
Fur die
Flakartillerie
der
Luftwaffe
wurden 1942 auf der westlichen Seite zwei
Flakturme
gebaut; ein großerer
Hochbunker
(Gefechts- bzw. G-Turm) an der Feldstraße und sudlich davon der kleinere Leitturm (L-Turm) an der Eimsbutteler Straße. Diese trug ab 1946 den Namen
Ernst-Thalmann
-Straße, bis sie nach dem
Ungarischen Volksaufstand
1956 in
Budapester Straße
umbenannt wurde.
Der G-Turm war mit vier schweren
12,8-cm-Zwillingsflak
bestuckt; der L-Turm beherbergte die dazugehorigen
Feuerleit
- und Radargerate (?
Wurzburg-Riese
“). Nach dem
Zweiten Weltkrieg
wurden die militarischen Installationen samt Geschutzen entfernt und der ehemalige Gefechtsturm von zivilen Mietern genutzt, weil im zerstorten Hamburg großer Wohnraummangel herrschte. Der Hochbunker Feldstraße blieb erhalten und wird nach intensiver Sanierung heute vor allem von Unternehmen der Medien- und Veranstaltungsbranche genutzt.
Vom ehemaligen Leitbunker aus strahlte nach dem Krieg der
Nordwestdeutsche Rundfunk
ab 1950 seine ersten Fernseh-Testsendungen aus.
[3]
[4]
Am 25. Dezember 1952 begann der tagliche Sendebetrieb aus dem
Fernsehstudio
Heiligengeistfeld und endete 1953, als in
Lokstedt
die neu errichteten Studios am Gazellenkamp eroffnet wurden. Der ?Fernsehbunker“ wurde 1973/74 bis auf Teile des Fundaments vollstandig abgerissen, um Platz fur eine
Vermittlungsstelle
der
Bundespost
zu machen.
Beim Stand von 2017 befindet sich an der Adresse Budapester Straße 18 nach mehrfachen Um- und teilweisen Neubauten ein 8-stockiges Bauwerk, das von der
Deutschen Telekom
genutzt wird.
Entlang der im Westen verlaufenden Budapester Straße befinden sich das
Hallenbad
St. Pauli der
Baderland Hamburg
GmbH, das
Millerntor-Stadion
des
FC St. Pauli
mit mehreren zugehorigen
Sportplatzen
und Gebauden, eine
Handelsschule
und an der Nordwest-Ecke die 1950/51 errichtete, uber einen
Hektar
große fruhere
Zentralviehmarkthalle
vormals des
Hamburger Schlachthofes
.
[5]
Zwischen dieser Halle und dem Hochbunker befinden sich noch eine
Tankstelle
, ein
Recyclinghof
und der
U-Bahnhof Feldstraße
der
Linie U3
. Von letzterer fuhrt ein Tunnel unter dem Heiligengeistfeld hindurch zum sudlich gelegenen
U-Bahnhof St. Pauli
.
Eisenbahngleise vom
Bahnhof Hamburg Sternschanze
uber den
Schlachthof
bis zur Budapester Straße erlaubten bis in die 1980er Jahre die Anreise von Jahrmarkts-
Schaustellern
und
Zirkus
-Unternehmen mit ihrem Gerat per
Bahn
.
- 1863 fand auf dem Heiligengeistfeld die Internationale Landwirtschaftsausstellung statt. Es handelte sich um eine der ersten Ausstellungen, bei denen statt der zuvor ublichen Zelte von dem Architekten
Martin Haller
feste Bauten errichtet wurden.
- 1884: Der
Hamburger Schlittschuh-Club
von 1881 und der Schlittschuhlauferverein von Hamburg-Altona 1876 schreiben gemeinsam den
ersten internationalen Wettbewerb
fur
Eisschnelllauf
und
Eiskunstlauf
auf dem Heiligengeistfeld aus. Trotz der hohen Eintrittspreise sollen zehntausende Zuschauer die Veranstaltung besucht haben.
- 1885, 18. Januar: Das erste mit Ergebnissen uberlieferte Eisschnelllauf-Rennen in Deutschland wird durchgefuhrt.
- 1887, 17./18. Februar: Erste (inoffizielle) deutsche Meisterschaft im Eisschnelllauf auf dem Heiligengeistfeld.
- Das Veranstaltungsgelande wird dreimal im Jahr jeweils vier Wochen lang fur den
Hamburger Dom
genutzt. Außerhalb dieser festen Termine wird es von
Wanderzirkussen
oder als Parkplatz benutzt.
- Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Uberlegungen, diese zentral gelegene, große und damit wertvolle Flache zu bebauen. Im Gesprach waren dafur zentrale Einrichtungen wie etwa der Regierungssitz oder das Parlament eines moglichen
Nordstaats
mit Hamburg als Hauptstadt. Hamburgs
Senate
unter den Burgermeistern
Brauer
,
Nevermann
und
Weichmann
nahmen von solchen Planen wiederholt Abstand.
- Wahrend der
Fußball-Weltmeisterschaft 2006
fand auf dem Heiligengeistfeld das FIFA-WM-Fanfest Hamburg statt, an dem tageweise bis zu 105.000 Besucher (max. 70.000 wahrend eines Spiels) gezahlt wurden.
- Auch wahrend der
Fußball-Europameisterschaft 2008
wurde das Heiligengeistfeld fur die Ubertragung der Spiele genutzt. Das Projekt nannte sich ?Heimspiel Hamburg“ und wurde von
Kia Motors
gesponsert. Bis zu 40.000 Menschen verfolgten taglich die Spiele.
- Ebenso fand anlasslich der
Fußball-Weltmeisterschaft 2010
auf dem Heiligengeistfeld wieder eine so genannte
Partymeile
statt, nachdem Plane des Hamburger Senats, diese Veranstaltung im
Volksparkstadion
durchzufuhren, auf heftige Kritik stießen.
[6]
- Vom 28. Dezember 2010 bis zum 20. Februar 2011 wurde auf dem Hamburger Heiligengeistfeld das Musical
Cats
in einem extra errichteten Zelt mit 1.800 Platzen aufgefuhrt.
[7]
Die Rindermarkthalle St. Pauli in Hamburg wurde 1950/51 als Zentralviehmarkthalle an der Nordwestecke des Heiligengeistfelds errichtet. Das uber einen Hektar große, vormals zum Schlachthof Hamburg gehorige Gebaude steht unter Denkmalschutz und wurde seit 2013 nach einer zwischenzeitlichen Nutzungsunterbrechung und dem Ruckbau der teils maroden Einbauten fur eine neue Einzelhandelsnutzung grundsaniert. Seit dem 18. September 2014 ist der knapp 15.000 Quadratmeter große Gebaudekomplex als ?Hamburgs erster uberdachter Wochenmarkt“ wieder geoffnet.
[8]
In den Jahren 2013 bis 2017 erfolgte eine Grundsanierung, die in Abstimmungen mit der Hamburger Hochbahn, Energieversorgern, und Veranstaltungsmanagement in mehreren Teilmaßnahmen folgende Arbeiten umfasste:
- Erneuerung der Stromversorgung,
- Erneuerung der Siele und der Oberflachenentwasserung,
- Erstellung von Verkehrswegen und Veranstaltungsflachen,
- Kampfmittelraumung.
[9]
- ↑
Otto Beneke:
Hamburgische Geschichten und Sagen
. Perthes-Besser & Mauke, Hamburg, 1854, S. 129.
- ↑
Die Geschichte des Heiligengeistfeldes.
Abgerufen am 28. Mai 2020
.
- ↑
Bild des kleineren, "Fernsehbunkers"
. In:
epoche-3.de
, (JPG)
- ↑
Bild von beiden Bunkern gemeinsam auf dem Heiligengeistfeld
(
Memento
vom 5. Dezember 2010 im
Internet Archive
)
- ↑
Baurundschau 1951, Der neue Zentralviehmarkt in Hamburg
abgerufen am 22. Juni 2014.
- ↑
Ulrich Gaßdorf:
Heiligengeistfeld wird wieder zur Partymeile
. In:
Hamburger Abendblatt
.
16. Januar 2010, Uberschrift zuletzt abgerufen am 22. Januar 2010 (Inhalt gebuhrenpflichtig).
- ↑
hotspot-hh.de
(
Memento
vom 28. Juli 2014 im
Internet Archive
)
Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
Linktext fehlt.
. In:
hotspot-hh.de
.
- ↑
Rindermarkthalle St. Pauli eroffnet bald: so wird sie aussehen
(
Memento
vom 20. September 2014 im
Internet Archive
). In:
Bar Rossi ? Magazin fur Schanzenkultur.
6. Marz 2014, abgerufen am 22. Juni 2014.
- ↑
|www.competitionline.com
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Koordinaten:
53° 33′ 21″
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,
9° 58′ 17″
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