Als
Heilige Familie
versteht die
katholische
Tradition, im Anschluss an die Kindheitsgeschichten im
Lukas-
und
Matthausevangelium
,
Jesus von Nazaret
mit seiner Mutter
Maria
und seinem
Ziehvater
Josef
.
Raffael
: Heilige Familie mit den hll. Elisabeth und
Johannes dem Taufer
, 1507
Heiliger Wandel
(Hinterglasbild, Bayerischer Wald um 1800)
Krippendarstellung ?Haus Nazareth“ (Klosterwald, Ende 19. Jh.)
Statue der Heiligen Familie, auf dem Mantel bei Josef das franzosischen Konigswappen und bei Maria die Sterne des Himmels
Die Heilige Familie bei der Arbeit, Apsisfenster,
St. Josef Bolzum
Schattenriss
von
Nanna Eicke
?
Heilige Familie
in
Marie Feesche
: Himmelsglanz, 1931, Hannover, Folgeauflage
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Darstellungen aus der
Weihnachtsgeschichte
(
Geburt Christi
,
Anbetung der Hirten
,
Anbetung der Weisen
aus dem Morgenland,
Flucht nach Agypten
), wie man sie in der bildenden Kunst des Abendlandes oder in
Weihnachtskrippen
findet, enthalten fast immer auch eine Darstellung der Heiligen Familie. Unter dem Bildmotiv
Heilige Familie
versteht man jedoch gemeinhin eine Darstellung derselben auf der Flucht nach Agypten oder im Alltagsgeschehen. Das Motiv der hauslichen Umgebung der Familie, oft mit Zimmermannswerkstatt und Spinnrad ausgestattet, wird auch als
Haus Nazareth
bezeichnet.
Der
Heilige Wandel
ist ein Bildtypus der katholischen
Gegenreformation
, der im fruhen 17. Jahrhundert entstand und die Heilige Familie als Gehende (?Wandelnde“) zeigt, wobei Jesus als Kind meist zwischen Maria und Josef dargestellt ist; oft wird er von ihnen an der Hand gefuhrt. Dieses
Andachtsbild
symbolisiert das Schreiten auf dem Lebensweg und soll zum Gehorsam und zu christlicher Lebensfuhrung ermahnen.
Vielfach werden mit der Heiligen Familie auch Marias Mutter
Anna
, Marias Kusine
Elisabeth
und der
Johannesknabe
dargestellt.
Anna selbdritt
ist eine Darstellung der Anna mit Maria und dem
Jesuskind
. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts kam die
Heilige Sippe
als Bildtypus auf.
Die Verehrung der
Heiligen Familie
ist seit dem Mittelalter nachweisbar. Der Legende zufolge wurde ein Nachbau des
Wohnhauses der Familie
aus
Nazareth
im 11. Jh. in
Walsingham
in England errichtet. Eine weitere Uberlieferung beschreibt die Versetzung des Hauses 1291 von Nazareth auf den Hugel von
Trsat
(Rijeka) und 1294 von dort nach
Loreto
.
[1]
In der katholischen Tradition begann die Verehrung der
Heiligen Familie
in der gegenreformatorischen Barockzeit. Sie lasst sich verstarkt seit dem 17. Jahrhundert nachweisen und nahm im 19. Jahrhundert ? vor allem von Kanada aus ? Aufschwung, unter anderem mit der Grundung der
Bruderschaft von der Heiligen Familie
in Luttich 1844 und des
Vereins der christlichen Familie
(1861). ?Man sah in dem 30 Jahre wahrenden Leben Jesu in der Heiligen Familie ein bedeutungstiefes
Mysterium
und ein hilfreiches Vorbild fur das vielfach gefahrdete Familienleben.“
[2]
Die Verehrung wurde von Papst
Leo XIII.
besonders gefordert, moglicherweise auch, um einem Zerfall des christlichen Familienbildes entgegenzuwirken. 1893 nahm er das bislang nur in einzelnen Diozesen und Ordensgemeinschaften gefeierte
Ideenfest
der Heiligen Familie in den
Romischen Generalkalender
auf, verband es mit einer Weihe der hauslichen Familie an Jesus, Maria und Josef und legte es auf den dritten Sonntag nach dem Fest der
Erscheinung des Herrn
.
[3]
In Zusammenhang mit der Zunahme der Verehrung der Heiligen Familie entstanden um 1900 eine Vielzahl meist industriell gefertigter Statuen im katholischen Mitteleuropa. Sie stellen Josef mit Lilie und Maria und Josef in wertvollen Gewandern oder mit entsprechender Symbolik auf diesen dar.
Papst
Pius X.
setzte im Rahmen einer Reform des liturgischen Kalenders das Fest der Heiligen Familie zunachst aus. Durch eine stark angewachsene Zahl von Heiligenfesten wurde die Liturgie der Sonntage in
Stundengebet
und heiliger Messe haufig verdrangt. Pius X. war bestrebt, die Sonntage wieder starker hervortreten zu lassen; einfache Sonntage bekamen liturgisch den Vorrang vor einfachen Festen, und alle Feste, die auf einen Sonntag fixiert waren, wurden auf ein bestimmtes Datum verlegt, mit Ausnahme des
Namen-Jesu-Festes
und des
Dreifaltigkeitsfestes
.
[4]
Papst
Benedikt XV.
fuhrte das Fest der heiligen Familie 1921 wieder ein und legte es auf den ersten Sonntag nach
Erscheinung des Herrn
(
Missale
von 1920).
[5]
[6]
Seit der
Liturgiereform
1969 wird es am Sonntag in der
Weihnachtsoktav
begangen, wahrend der erste Sonntag nach Epiphanie jetzt im Zeichen der
Taufe Jesu
steht.
[7]
Tagesevangelium
ist entweder die
Flucht nach Agypten
(
Mt
2,13
EU
, Lesejahr A), die
Darstellung Jesu im Tempel
(
Lk
2,21
EU
, Lesejahr B) oder die Wallfahrt der Familie zu
Pessach
nach Jerusalem mit dem Aufenthalt des
zwolfjahrigen Jesus im Tempel
(
Lk
2,41
EU
, Lesejahr C). Wenn kein Sonntag zwischen Weihnachten und Neujahr fallt, wird das Fest der Heiligen Familie am 30. Dezember gefeiert. Fallt der Sonntag auf den 26. Dezember, verdrangt es das Fest des hl.
Stephanus
. Fallt der Sonntag auf den 28. Dezember, verdrangt es das
Fest der Unschuldigen Kinder
.
siehe
Heilige-Familie-Kirche
Mehrere im 19. Jahrhundert gegrundete Ordensgemeinschaften der
romisch-katholischen Kirche
stellten sich unter das
Patronat
der Heiligen Familie:
- ↑
Klemens Richter:
Familie, heilige
. In:
Religion in Geschichte und Gegenwart
(RGG). 4. Auflage. Band 3, Mohr-Siebeck, Tubingen 2000, Sp. 26.
- ↑
Adolf Adam
:
Heilige Familie
. In:
Walter Kasper
(Hrsg.):
Lexikon fur Theologie und Kirche
. 3. Auflage.
Band
4
. Herder, Freiburg im Breisgau 1995,
Sp.
1277
.
- ↑
Hansjorg Auf der Maur
:
Feiern im Rhythmus der Zeit I. Herrenfeste in Woche und Jahr.
Regensburg 1983,
ISBN 3-7917-0788-4
(
Gottesdienst der Kirche. Handbuch der Liturgiewissenschaft
, hrsg. von
Hans Bernhard Meyer
, Teil 5), S. 164.
- ↑
?Gemaß der alten Ubung der Kirche sollen die Sonntagsoffizien nicht leicht ubergangen werden. Deshalb soll kein Fest, nicht einmal ein Fest des Herrn, kunftighin auf den Sonntag festgelegt werden. Wegen seiner eigentumlichen Natur wird aber der Sonntag ausgenommen, der in die Zeit vom 1. bis 5. Januar fallt. Diesen bestimmen Wir zum Gedachtnistag des heiligsten Namens Jesu wegen der Beziehung desselben zum Geheimnis der Beschneidung. ? Alle Feste jedoch, welche bisher auf den Sonntag gelegt waren, ausgenommen das Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit, sollen fur immer auf einen andern Tag verlegt werden.“ (Papst Pius X.:
Motu proprio ?Abhinc duos annos“
, 23. Oktober 1913
[1]
); vgl.
Hansjorg Auf der Maur
:
Feste und Gedenktage der Heiligen.
In: ders.:
Feiern im Rhythmus der Zeit II/1.
Regensburg 1994,
ISBN 3-7917-0884-8
(
Gottesdienst der Kirche. Handbuch der Liturgiewissenschaft
, hrsg. von Hans Bernhard Meyer, Teil 6,1), S. 160, und Pius X.:
Apostolische Konstitution ?Divino afflatu“ uber die neue Verteilung des Psalteriums im romischen Brevier.
(1. November 1911)
[2]
.
- ↑
Peter Walter
:
Einige Annaherungen an das Thema ?Familie“ aus theologiegeschichtlicher Perspektive.
In: Ders.:
Syngrammata. Gesammelte Schriften zur systematischen Theologie.
Herder Freiburg i. Br. 2015,
ISBN 978-3-451-31285-4
, S. 76 (
eingeschrankte Vorschau
in der Google-Buchsuche).
- ↑
Adolf Adam:
Das Kirchenjahr mitfeiern: seine Geschichte und seine Bedeutung nach der Liturgieerneuerung.
Herder, Freiburg [u. a.] 1980,
ISBN 3-451-18648-9
, S. 121;
Heilige Familie
im
Okumenischen Heiligenlexikon
- ↑
Adolf Adam:
Das Kirchenjahr mitfeiern: seine Geschichte und seine Bedeutung nach der Liturgieerneuerung.
Herder, Freiburg [u. a.] 1980,
ISBN 3-451-18648-9
, S. 121;
Heilige Familie
im
Okumenischen Heiligenlexikon
- ↑
Unesco
. Abgerufen am 30. November 2022.