Hegesias Peisithanatos

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Hegesias ( altgriechisch ?γησ?α? H?g?sias , latinisiert Hegesias , mit dem Beinamen Peisithanatos ?der zum Tod Uberredende“) war ein antiker griechischer Philosoph . Er lebte im spaten 4. und fruhen 3. Jahrhundert v. Chr. und zahlte zur Richtung der Kyrenaiker .

Seine Schriften sind verloren; erhalten sind lediglich einige Testimonien (antike Berichte uber Leben und Lehre).

Die wichtigste Quelle ist der antike Philosophiehistoriker Diogenes Laertios , weitere Berichte findet man bei Cicero , Valerius Maximus , Plutarch und Epiphanius von Salamis . [1]

Die Lebensdaten Hegesias’ sind unbekannt. Da aber Cicero [2] und Maximus Valerius [3] immerhin berichten, dass seine Lehren von Ptolemaios I. (305?283 v. Chr.) verboten worden sein sollen, da sie zum Selbstmord verleiten wurden, ist anzunehmen, dass er im 4. Jahrhundert v. Chr. geboren und im 3. gestorben ist. Aufgrund dieses Ereignisses hat Hegesias auch den Beinamen ?Selbstmordprediger“ erhalten. [4]

Moglicherweise war er Schuler des Kyrenaikers Paraibates. [5]

Hegesias verfasste mindestens eine Schrift; ihr Titel lautete Apokarter?n (Der Hungerselbstmorder) . Die Schrift ist verloren, uber ihren Inhalt berichtet Cicero: ?Ein Mensch, der im Begriff ist, sich durch Verweigerung von Nahrung das Leben zu nehmen, wird von Fremden daran gehindert. Im Gegenzug zahlt er ihnen die Unannehmlichkeiten des menschlichen Lebens auf.“ [6]

Hegesias stimmte in weiten Teilen mit der bereits von seinen Vorgangern vertretenen Lehre der Kyrenaiker uberein. [7] So ist auch fur ihn die sinnliche Lust das hochste Gut und der korperliche Schmerz das großte Ubel. [8] Was ihn von den alteren Kyrenaikern unterschied, ist seine pessimistischere Grundposition, der zufolge Lust in gewunschtem Ausmaß nur sehr schwer zu erreichen sei. Einen standigen Zustand der Gluckseligkeit ( eudaimonia ) hielt er sogar fur unmoglich. Der Eudaimonie stunden korperliche Leiden, woran auch die Seele leide, und Zufalle entgegen. [9]

Ein Verstandiger sei nicht ? wie altere Kyrenaiker behaupteten ?, wer in der Lage ist, sich Lust zu verschaffen, sondern wer es versteht, Schmerzempfindungen zu vermeiden. Das Ziel (telos) sei, frei von korperlichen und seelischen Schmerzen zu leben. Um dieses Ziel zu erreichen, empfahl Hegesias, sich lustbewirkenden Dingen gegenuber gleichgultig zu zeigen. Der Pessimismus Hegesias’ zeigt sich in der Annahme, dass das Leben keinen Wert hatte, sondern dem Verstandigen als wertneutral gelte. [10] Dinge seien von Natur aus weder angenehm noch unangenehm. So konnen dieselben Dinge bei verschiedenen Menschen entgegengesetzte Empfindungen hervorrufen, je nachdem ob sie beispielsweise selten und fremdartig wirken oder bereits eine Ubersattigung vorliegt. [11]

Da dies fur die Lustgewinnung irrelevant sei, sei es generell gleichgultig, ob man reich oder arm, ein Freier oder ein Sklave, adelig, beruhmt oder namenlos sei. [12] Dankbarkeit, Freundschaft und Wohltatigkeit hatten ebenfalls nur insofern einen Wert, als sie zum Lustgewinn beitragen. [13] Der Verstandige nehme sich selbst am wichtigsten, da man sich selbst Lust verschaffen muss, soviel einem andere auch nutzen mogen. [14]

Menschen, die Fehler begehen, solle man nicht hassen, sondern belehren, da sie dies nicht freiwillig taten, sondern unter dem Zwang außerer Dinge. [15]

  1. Klaus Doring: Hegesias . In: Hellmut Flashar (Hrsg.): Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike . Band 2/1. Schwabe, Basel 1998, S. 257?258, hier: S. 257.
  2. Cicero, Tusculanae Quaestiones 1,83.
  3. Maximus Valerius, Neun Bucher denkwurdiger Taten und Ausspruche 8,9 ext. 3.
  4. Klaus Doring: Hegesias . In: Hellmut Flashar (Hrsg.): Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike . Band 2/1. Schwabe, Basel 1998, S. 257?258, hier: S. 257.
  5. Diogenes Laertios, Uber Leben und Lehren beruhmter Philosophen 2,86; Suda , Artikel Annikeris .
  6. Cicero, Tusculanae Quaestiones 1,84.
  7. Der Abschnitt zur Lehre folgt Klaus Doring: Hegesias . In: Hellmut Flashar (Hrsg.): Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike . Band 2/1. Schwabe, Basel 1998, S. 257?258, hier: S. 257?258.
  8. Diogenes Laertios, Uber Leben und Lehren der Philosophen 2,93.
  9. Diogenes Laertios, Uber Leben und Lehren der Philosophen 2,94.
  10. Diogenes Laertios, Uber Leben und Lehren beruhmter Philosophen 2,95?96.
  11. Diogenes Laertios, Uber Leben und Lehren beruhmter Philosophen 2,94?95.
  12. Diogenes Laertios, Uber Leben und Lehren beruhmter Philosophen 2,94.
  13. Diogenes Laertios, Uber Leben und Lehren beruhmter Philosophen 2,93; Epiphanios von Salamis, De fide 9,29,3.
  14. Diogenes Laertios, Uber Leben und Lehren beruhmter Philosophen 2,95.
  15. Diogenes Laertios, Uber Leben und Lehren beruhmter Philosophen 2,95.