Hegemonietheorie

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Die Hegemonietheorie (auch ?Theorie Hegemonialer Stabilitat“) ist in den Internationalen Beziehungen eine zumeist im Neorealismus vertretener Ansatz. Er widerspricht dem realistischen Axiom , dass sich das internationale System in einem permanenten Anarchiezustand befindet, und betont stattdessen die Bedeutung von Hegemonie im Gesamtgefuge der Weltgesellschaft. Durch die Interessen des Hegemons und ihre erwartbare Durchsetzung entstehen im internationalen System stabile Praferenzen, die die Folgen des eigenen Handelns absehbar werden lassen. Der Hegemon erzeugt damit ? wenn er unumstritten bleibt ? eine internationale Ordnung. [1] Gemaß der Hegemoniezyklentheorie kommt es in regelmaßigen Abstanden jedoch zu Auf- und Abstiegen von Hegemonialmachten, die die dominante Rolle in der Welt einnehmen. [2] Diese Machte zeichnen sich fur neorealistische Autoren durch die Fuhrungsposition in Militar und Wirtschaft aus. Fur andere Autoren sind hegemoniale Ressourcen weiter gefasst. So wird von Vertretern des Neoliberalen Institutionalismus die Bedeutung von Soft Power hervorgehoben; [3] Konstruktivistische Autoren etwa fragen nach der Rolle von Massenmedien; [4] Neogramscianer verweisen auf die Kampfe sozialer Krafte. [5]

?Hegemonietheorie“ bezeichnet auch neomarxistische und postmarxistische Denkansatze einer Diskurstheorie der Macht innerhalb von Gesellschaften, wie sie etwa mit den Namen Antonio Gramsci und neuerdings Ernesto Laclau und Chantal Mouffe verbunden sind, deren im angelsachsischen Raum bekannt gewordenes Buch Hegemonie und radikale Demokratie 1985 erschienen ist. [6] Unter dem Namen Hegemonieanalyse werden Versuche gefasst, die Hegemonietheorie Laclaus und Mouffes fur empirische diskursanalytische Untersuchungen nutzbar zu machen. [7]

Einzelnachweise

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  1. Vgl. Robert Gilpin. The Political Economy of International Relations. Princeton: Princeton University Press, 1987.
  2. George Modelski. Long Cycles in World Politics. Seattle: University of Washington Press, 1987.
  3. Joseph S. Nye: Soft power. The means to success in world politics. New York 2004, ISBN 1-58648-306-4 .
  4. Alexander Brand/Stefan Robel: Hegemonic governance? Global media, US hegemony and the transatlantic divide, in: El?bieta Oleksy/Wiesław Oleksy (Hrsg.): Transatlantic Encounters. American Studies in the 21st Century, Frankfurt/M.: Lang 2011, S. 73?98.
  5. Robert W. Cox: Soziale Krafte, Staaten und Weltordnungen. Jenseits einer Theorie internationaler Beziehungen, in: Benjamin Opratko/Oliver Prausmuller (Hrsg.): Gramsci global. Neogramscianische Perspektiven in der Internationalen Politischen Okonomie, Hamburg: Argument 2011 [1981], S. 39?83.
  6. Ernesto Laclau/Chantal Mouffe: Hegemonie und radikale Demokratie. Zur Dekonstruktion des Marxismus (1985), Wien: Passagen Verlag 2000 (2. Auflage), ISBN 3-85165-453-6
  7. Martin Nonhoff: Eintrag ?Hegemonieanalyse“, in: Daniel Wrana et al. (Hrsg.): DiskursNetz . Worterbuch der interdisziplinaren Diskursforschung. Suhrkamp, Berlin 2014, S. 177?178. Nonhoff, Martin: Politischer Diskurs und Hegemonie. Das Projekt ?Soziale Marktwirtschaft“, Bielefeld: transcript 2006. Herschinger, Eva: Constructing Global Enemies, Hegemony and identity in international discourses on terrorism and drug prohibition, Abingdon/New York: Routledge 2011.