Harvey Sachs

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Harvey Sachs (* 8. Juni 1946 in Cleveland , Ohio , Vereinigte Staaten ) ist ein US-amerikanisch-kanadischer Dirigent , Musikhistoriker und Musikschriftsteller .

Leben und Wirken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Eltern von Harvey Sachs waren der Bahnpostbeamte Milton William Sachs (1909?2000) und dessen Frau Bella Sachs geb. Bloom (1917?2012). Er hat eine jungere Schwester Paula Sachs verh. Wise (* 1948). [1] [2] Seine musikalische Ausbildung begann er im Alter von acht Jahren am Cleveland Institute of Music und erlernte danach am Konservatorium in Oberlin Piano , Violine und Dirigieren .

Harvey Sachs heiratete im September 1967 in Cuyahoga seine erste Frau Barbara [3] geb. Gogolick [4] und ging in November 1967 als Kriegsdienstverweigerer (?draft evader“) nach Kanada , [5] wo er die kanadische Staatsburgerschaft erhielt. An der Universitat von Toronto besuchte er Kurse in Dirigieren bei Boyd Neel und Victor Feldbrill , war ab Ende der 1960er Jahre als Dirigent tatig und wurde 1970 mit dem Heinz-Unger-Preis der Universitat von Toronto ausgezeichnet. Danach ging er nach Europa und lernte 1971 in Nizza bei Louis Fourestier und 1972 in Osterreich bei Martin Turnovsky . [6] 1972 wurde er Dirigent des Peterborough Symphony Orchestra von Peterborough , Ontario . [7]

Die 1974 von Prasident Gerald Ford erlassene Teilamnestie fur ?draft evader“ wurde von Harvey Sachs nicht akzeptiert, da sie nicht bedingungslos war. [5] Deshalb kehrte er zunachst nicht in die Vereinigten Staaten zuruck und ging nach Italien , wo er uber dreißig Jahre lebte. [8] Dort war er 1975 bis 1976 Pianist des Orchestra i Pomeriggi Musicali in Mailand, 1977 dirigierte er am Conservatorio Giuseppe Verdi Auszuge aus Colas et Colinette von Joseph Quesnel . [9] In L’Aquila dirigierte er bei einem Festival kanadischer Musik ein Orchester aus London , Ontario. [10]

Zu dieser Zeit begann er, sich vorrangig mit Musikgeschichte zu beschaftigen. Er schrieb dazu mehrere Bucher. Sein Buch Toscanini uber den italienischen Dirigenten Arturo Toscanini , das 1978 in Philadelphia erschien, begrundete seinen Ruf als Biograf und Musikwissenschaftler. Es wurde unter anderem ins Deutsche, Franzosische, Italienische, Polnische, Ungarische und ins Slowenische ubersetzt. Weiter schrieb er eine Biografie uber den polnischen Pianisten Artur Rubinstein und arbeitete an Biografien von Placido Domingo [11] und Georg Solti mit. Insgesamt erschienen seine Bucher in etwa siebzig Ausgaben in siebzehn Sprachen. [12]

1981 war er Guggenheim Fellow . [13] 1994 initiierte er in Loro Ciuffenna das jahrlich stattfindende ?Festival del Quartetto“ fur Streichquartette, [14] dessen kunstlerische Leiterin 1993 Barbara Sachs wurde [15] . In Loro Ciuffenna lebte er mit der Ubersetzerin Maria Cristina geb. Reinhart zusammen, [16] die er nach 1998 heiratete. [17] 1999 bis 2000 war er Fellow des ?Dorothy and Lewis B. Cullman Center for Scholars and Writers“ der New York Public Library [18] und 2004 bis 2006 kunstlerischer Leiter der italienischen Konzertorganisation ?Societa del quartetto di Milano“.

Seit 2006 lebt er wieder in den Vereinigten Staaten in New York . Ab 2009 gehorte er zum Lehrkorper des Curtis Institute of Music in Philadelphia . [8] 2010 bis 2011 war er Fellow der National Endowment for the Humanities . [19] und 2011 bis 2013 fur zwei Saisons ?Leonard Bernstein Scholar-in-Residence“ der New Yorker Philharmoniker . [20] [12]

In den Vereinigten Staaten, in Kanada und in Europa lehrte Harvey Sachs an mehreren Universitaten und Colleges, veroffentlichte Artikel in Tageszeitungen und Fachzeitschriften, schrieb fur Horfunk- und Fernsehmedien und hielt Vortrage an Kulturinstituten, auf Symposien und Festivals. Er hielt mehrere Vortrage fur Veranstaltungen der Italian Opera Academy von Riccardo Muti , so 2015 in New York uber judische und antifaschistische Musiker in Italien [12] und 2019 in Tokio uber Toscanini und die italienische Schule [21] . Anlasslich des 150. Geburtstages von Arturo Toscanini kuratierte er 2017 mit Franco Pulcini im Museo Teatrale alla Scala eine Ausstellung. [22]

Harvey Sachs hat einen Sohn und eine Tochter. [23] Seine heutige Partnerin, die Pianistin Eve Wolf, [24] war 2001 Grunderin und ist Executive Artistic Director des Ensemble for the Romantic Century [25] .

Auszeichnungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Ehrendoktor des Cleveland Institut of Music
  • 2017: Ritter des Ordens des Sterns von Italien
  • 2018: Preis fur ?Best Historical Research in Recorded Classical Music“ der ?Association for Recorded Sound Collections“ fur das Buch Toscanini. Musician of Conscience [26]

Schriften [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Nachruf Bella Sachs
  2. Paula Sachs Wise: All Roads Led Me to School Psychology. In: Carol Schneider Lidz (Hrsg.): Women Leaders in School Psychology. Career Retrospectives and Guidance. Springer, Cham 2020, ISBN 978-3-030-43542-4 , S. 469?480 ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Harvey Sachs: A Leisurely Escape. In: Southwest Review . Vol. 78, Nr. 4, 1993, S. 440?459 ( JSTOR : 43470506 ? Artikelanfang online).
  4. Barbara Gogolick Sachs auf classcreator.com
  5. a b William Borders: Ford Offer Greeted Coolly By U.S. Exiles in Canada. In: The New York Times . 17. September 1974.
  6. Directory of Conductors in Canada/Annuaire des Chefs d’Orchestre au Canada. Association of Canadian Orchestras and the Ontario Federation of Symphony Orchestras, Toronto um 1978, S. 160?161.
  7. Sarah West: Harvey Sachs’ dual talent. In: Music Magazine. Bande 6?7. Barrett & Colgrass, Toronto 1983, S. 12?13.
  8. a b Harvey Sachs auf curtis.edu
  9. Maria Calderi: Italian Music in Canada. In: The Canadian Encyclopedia . 8. Juli 2007/23. Januar 2014
  10. William Littler: New biography on Toscanini should win music book of the year auf thestar.com, 6. Januar 2018.
  11. Peter G. Davis: Opera’s Mr. Nice Guy. In: The New York Times . 2. Oktober 1983.
  12. a b c Holocaust Remembrance: Music, Fascism, and the Holocaust auf italianacademy.columbia.edu
  13. Harvey Sachs auf gf.org
  14. Festival Quartetto D’Archi auf festivaldelquartettodarchi.org
  15. Barbara Sachs auf accademiamusicaledifirenze.it
  16. Il Borro, Loro Ciuffenna (AR) auf ledimoredelquartetto.eu
  17. Harvey Sachs (Hrsg.): The Letters of Arturo Toscanini. University of Chicago Press, Chicago 2006, ISBN 978-0-226-73340-1 , S. XVIII ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  18. Anthony Holden: The Wit In The Dungeon: The Life of Leigh Hunt. Abacus, London 2016, ISBN 978-1-4087-0869-9 ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  19. Beethoven’s Ninth: A Seminal Creation in the History of the World auf smithsonianassociates.org, September 2010.
  20. Harvey Sachs auf der Website der New Yorker Philharmoniker
  21. Carla Moreni: Verdi in tempesta a Tokyo auf riccardomuti.com, 7. April 2019.
  22. La Scala e Chailly celebrano 150 anni di Toscanini auf operaclick.com
  23. Harvey Sachs (Hrsg.): The Letters of Arturo Toscanini. University of Chicago Press, Chicago 2006, ISBN 978-0-226-73340-1 , S. IX ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  24. Ronni Reich: New Jersey native Eve Wolf explores the life and music of Tchaikovsky auf nj.com, 29. Marz 2019.
  25. Eve Wolf auf romanticcentury.org
  26. Best Historical Research in Recorded Classical Music. In: ARSC Newsletter. 147, 2018, S. 5.