Das
Obere Schloss
im
Riedlinger
Stadtteil Gruningen mit Resten der romanischen Stammburg
Die Grabplatte des Grafen Hartmann I. von Gruningen in der Bartholomauskirche Markgroningen
Die
Stauferstele
vor der Bartholomauskirche erinnert an Hartmann I. von Gruningen
Hartmann I.
(erstmals genannt 1237; †
4. Oktober
[1]
1280
in Gefangenschaft auf dem Hohenasperg, begraben in der Bartholomauskirche in
Markgroningen
) war der erste Graf von Gruningen. Er stammt aus dem
Haus Wurttemberg
und ist Begrunder der eigenstandigen Linie derer
von Gruningen
, benannt nach
Gruningen
, einem heutigen Ortsteil von
Riedlingen
.
[2]
Erstmals wird Hartmann 1237 gemeinsam mit seinem Großvater
Hartmann I. von Wurttemberg
genannt.
[3]
1246 trat Hartmann mit
Ulrich I.
von Wurttemberg und anderen schwabischen Adligen in der Schlacht bei Frankfurt unvermutet (Verrat) zum Gegenkonig
Heinrich Raspe
uber.
[4]
1252 erhielt er von Konig
Wilhelm von Holland
Stadt und Burg
Markgroningen
als Lehen.
[5]
1257 nannte er sich
sacri imperii signifer
(
Reichssturmfahntrager
).
[6]
Wegen der mittelalterlichen Schreibweise Gruningen fur Markgroningen wird die Grafschaft in der alteren Literatur oft falschlich auf Markgroningen bezogen.
Aus seiner ersten Ehe mit einer unbekannten Frau stammen Agnes und Hartmann II. von Gruningen. Hartmann I. heiratete in zweiter Ehe Hedwig von Veringen, Tochter des Grafen
Wolfrad von Veringen
, und hatte mit ihr die Sohne Konrad II., Ludwig und Eberhard. Fur diese Ehe bedurfte es wegen zu naher Verwandtschaft (auch Hartmanns Großvater war mit einer Veringerin verheiratet gewesen) eines papstlichen Dispenses, der 1252 und 1254 von
Innozenz IV.
erteilt wurde.
[7]
Er urkundete oft zusammen mit
Ulrich I.
von Wurttemberg, profitierte vom Ausfall der
Staufer
, ruhmte sich seiner
Papsttreue
, zahlte zu den einflussreichsten schwabischen Grafen und interpretierte die Stadt
Markgroningen
als
Eigengut
, die er ausbaute. Als Kirchherr initiierte er hier den Neubau der
Stadtkirche
. Nach dem
Interregnum
verweigerte er dem neuen Konig
Rudolf von Habsburg
die Ruckgabe des Gruninger Lehens an das Reich, was zu langjahrigen kriegerischen Auseinandersetzungen und letztlich zu seiner Gefangennahme am 6. April 1280 fuhrte. Er wurde auf dem
Hohenasperg
inhaftiert, wo er nach einem halben Jahr Haft verstarb.
Nachdem Konig Rudolf von Habsburg das Gruninger Reichssturmfahnlehen wieder an das Reich gebracht hatte, nannten Hartmanns Nachkommen sich von
Gruningen-Landau
und spater nur noch von Landau nach der Burg
Landau
an der
Donau
.
An den Grafen erinnert heute noch sein Grabmal in der Bartholomauskirche in Markgroningen. 2012 wurde vor der Kirche eine
Stauferstele
errichtet, die auf zwei von vier Seiten an Hartmann I. erinnert, der dort allerdings falschlich als ?von Gruningen-Landau“ bezeichnet wird.
[8]
Gelegentlich wird die Auffassung vertreten, es habe in Wirklichkeit Vater, Sohn und Enkel gegeben, die allesamt Hartmann hießen und von der modernen Geschichtsforschung falschlich zu einer Person, dem Vater, zusammengefasst wurden. Auf dieser Hypothese basieren folgende Artikel:
- ↑
Umschrift auf dem Grabmal: ?ANNO.D(omi)NI. MC CLXXX. IN. DIE. FRA(n)CISSI. OB(iit). HARTMANN(us). COMES. DE. GRUENINGEN“. Ubersetzt: ?Im Jahr des Herrn 1280 am Tag des heil. Franziskus (4. Okt.) starb Hartmann, Graf von Gruningen.“ Zitiert nach Werner Feil:
Evang. Bartholomaus-Kirche Markgroningen
(=
Schnell Kunstfuhrer.
Nr. 1655). 1. Auflage. Schnell & Steiner, Munchen 1987,
ISBN 978-3-7954-5365-7
.
- ↑
Sonke Lorenz
,
Dieter Mertens
,
Volker Press
(Hrsg.):
Das Haus Wurttemberg. Ein biographisches Lexikon.
Kohlhammer, Stuttgart 1997,
ISBN 3-17-013605-4
, S. 2, S. 10f. und S. 45?52.
- ↑
Sonke Lorenz
:
Hartmann (I.).
In: Sonke Lorenz,
Dieter Mertens
,
Volker Press
(Hrsg.):
Das Haus Wurttemberg. Ein biographisches Lexikon.
Kohlhammer, Stuttgart 1997,
ISBN 3-17-013605-4
, S. 50.
- ↑
Lorenz (1997) S. 50.
- ↑
Lorenz (1997) S. 50f.
- ↑
Lorenz (1997) S. 51.
- ↑
Sonke Lorenz
:
N.N.
und
Hedwig von Veringen.
In: Sonke Lorenz,
Dieter Mertens
,
Volker Press
(Hrsg.):
Das Haus Wurttemberg. Ein biographisches Lexikon.
Kohlhammer, Stuttgart 1997,
ISBN 3-17-013605-4
, S. 51f.
- ↑
Stauferstele Markgroningen
auf stauferstelen.net. Abgerufen am 30. Januar 2016.
- Peter Fendrich:
Ruckkehr der Grafen von Gruningen ? Einblick in die revidierte Geschichte der Grafschaft auf den Spuren Heyds
. In:
Durch die Stadtbrille ? Geschichtsforschung, Geschichten und Denkmalpflege in Markgroningen
, Band 10, hrsg. v. AGD Markgroningen, Markgroningen 2016, S. 40?47,
ISBN 978-3000539077
- Ursula Mereb:
Studien zur Besitzgeschichte der Grafen und Herren von Gruningen-Landau von ca. 1250 bis ca. 1500.
Diss. Universitat Tubingen 1970 (
DNB
482141751
), besonders S. 33?36 und 70 (Nr. 3).
- Sonke Lorenz
:
Hartmann (I.).
In: Sonke Lorenz,
Dieter Mertens
,
Volker Press
(Hrsg.):
Das Haus Wurttemberg. Ein biographisches Lexikon.
Kohlhammer, Stuttgart 1997,
ISBN 3-17-013605-4
, S. 50f.