Harmonielehre

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Harmonielehre am Prager Konservatorium von Friedrich Dionys Weber , Prag 1841 (Titelblatt)

Unter Harmonielehre wird die systematische Erfassung der Akkord gestalten und des tonalen Klangraumes verstanden, verbunden mit methodischen Anleitungen (etwa im Tonsatz ) zur moglichst fehlerfreien Handhabung der Klangverbindungen im Sinne der traditionellen Vorgaben der Musik innerhalb der dur - moll -tonalen Epoche (ca. 1600 bis in die Gegenwart). Demnach gilt ?neben dem Aufbau der Akkorde insbesondere die Verbindung der Klange zu musikalisch logischen Folgen“ [1] als zentraler Gegenstand der Harmonielehre als Unterrichtsfach.

Der Begriff ?Harmonielehre“ stutzt sich auf Jean-Philippe Rameaus (1683?1764) Traite de l’Harmonie (1722), ein Traktat, welches noch wahrend der Zeit des Generalbasses die Erkenntnisse der Fundamentalbass -Theorie zu einer mehr analytisch ausgerichteten Theorie nutzt. Die von Jacob Gottfried Weber (1779?1839) entwickelte und spater von Simon Sechter (1788?1867) und Arnold Schonberg (1874?1951) ausgebaute Stufentheorie wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch die von Hugo Riemann (1849?1919) begrundete Funktionstheorie erganzt. Beide Systeme haben sich bis in die heutige Zeit mit Modifikationen und Erweiterungen erhalten. Schonbergs im Jahr 1911 erschienenes Werk Harmonielehre war auch theoretisches Fundament fur die atonale Zwolftonmusik . Heinrich Schenker (1868?1935) verband in seiner Harmonielehre die Kontrapunktlehre mit der Akkordlehre: die Stimmfuhrung wird nunmehr als die Horizontalisierung der (vertikalen) Harmonik verstanden (bezeichnet auch als Ursatz in der von ihm begrundeten Reduktionsanalyse ).

Harmonielehre wird an Musikhochschulen , Musikschulen und im Rahmen des Musikunterrichts an Gymnasien unterrichtet.

Mit Harmonielehre wird ein Teilaspekt der Musikgeschichte ? namlich die Harmonik ? unter satztechnischen und analytischen Gesichtspunkten erfasst. Harmonielehre bedeutet vor allem, aus einer padagogischen Absicht heraus eine Handwerkslehre zu vermitteln, die zu gewissen Abstraktionen und Vereinfachungen fuhren muss, da eine stilistische Entwicklung von uber 300 Jahren zu berucksichtigen ist. Dennoch kommt der Harmonielehre noch heute eine zentrale Bedeutung zu, da sie Einblick in stilistische ? und damit interpretatorische ? Grundfragen der Musik zwischen 1600 und 1900 gibt. Daruber hinaus sind Grundkenntnisse von Harmonielehre auch fur das Verstandnis der sog. Popularmusik oder des Jazz unabdingbar.

Allgemeine Literatur und Studien

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Harmonielehren (Auswahl)

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Harmonielehren auf funktionstheoretischer Grundlage

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Harmonik einzelner Epochen und Stile

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  • Lars Ulrich Abraham: Harmonielehre. Der homophone Satz. Laaber Verlag. (Choralsatz)
  • Wolfgang Budday : Harmonielehre Wiener Klassik. Theorie ? Satztechnik ? Werkanalyse. Verlag Berthold & Schwerdtner, Stuttgart 2002, ISBN 3-00-008998-5 .
  • Vincent Persichetti: Twentieth-Century Harmony. New York/London 1961, ISBN 0-393-09539-8 .

Popularmusik, Jazz

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  1. Wieland Ziegenrucker: ABC Musik. Allgemeine Musiklehre. 6. Auflage. Breitkopf & Hartel, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-7651-0309-4 , S. 152.