Harald Sandner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Harald Sandner (* 9. Mai 1960 in Coburg ) ist ein deutscher Sachbuchautor , vor allem zu Themen rund um den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg . [1]

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sowohl Harald Sandners Großvater als auch sein Vater meldeten sich wahrend des Zweiten Weltkriegs bei der Wehrmacht als Kriegsfreiwillige . Nach der Niederlage in Stalingrad hatte der Großvater den bohmischen Familiennamen ?ermak in ?Gustav Sandner“ abgeandert. [2] Nach Kriegsende und der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei musste sich die Großmutter als Heimatvertriebene , aus dem Sudetenland nach Oberfranken kommend, eine neue Existenz in der amerikanischen Besatzungszone aufbauen. [3] Im Mai 1960 wurde Harald Sandner in Coburg geboren. Nach dem Realschulabschluss trat er eine kaufmannische Ausbildung an und schloss sie als Speditionskaufmann in Coburg ab. Seit 1980 war er als Revisor tatig und wechselte dann in die IT. Seither war er als Abteilungsleiter in der Datenverarbeitung eines Logistikdienstleisters tatig und ging Ende 2023 in den Ruhestand.

Sandner ist seit 2007 Trager der Bayerischen Rettungsmedaille . [4]

Werk [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Harald Sandner beschaftigte sich zunachst als Heimatforscher sowie als so genannter Barfußhistoriker mit der Geschichte der Stadt Coburg , dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha sowie mit der Zeit des Nationalsozialismus und debutierte im Jahr 2000 mit einer ausfuhrlichen Chronik der Stadt Coburg mit Tagesereignissen im 20. Jahrhundert.

Bekannt wurde er aber vornehmlich mit einem in uber 25-jahriger Arbeit erstmals erstellten Itinerar uber Adolf Hitler , einem vierbandigen Nachschlagewerk , das Hitlers Reisen und Aufenthaltsorte auf 2432 Seiten aufzeichnet (erschienen 2016). Im Jahr 2021 erschien davon die englischsprachige Ausgabe.

Im Jahr 2018 wurde in Frankreich die zweiteilige Verfilmung einer Lebensbeschreibung des Faszinosums Adolf Hiter vollendet, die sich vom zeitlichen Ablauf her am Itinerar Sandners und den dort gegebenen Ortlichkeiten etc. orientiert. Es ist eine Mischung aus historischen Aufnahmen, Interviews mit Harald Sandner und anderen Historikern und Fachleuten sowie einer Darstellung des bei Besuchen angetroffenen gegenwartigen Zustands der Aufenthaltsorte Hitlers. [5] [6] Den Filmteams wurde dabei erstmals der Zutritt gestattet zur Wohnung, in der der junge Hitler gelebt hat und wo auch seine Mutter gestorben ist; ebenfalls zu Hitlers Munchner Wohnung, zum Keller des Fuhrerbaus in Munchen usw.

Daneben verfasste Sandner weitere Sachbucher uber Hitler, unter anderem zu seinem Selbstmord im Fuhrerbunker , dem Verbleib der halbverkohlten Leiche, dem mehrmaligen Vergraben der Asche, den Exhumierungen und der schließlichen Entsorgung der Uberbleibsel in die Ehle bei Biederitz im April 1970. Im November 2023 erschien eine umfangreiche Publikation uber Hermann Goring .

Rezensionen, Kontroversen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Drei Publikationen Sandners sind bei Shaker Media , einer Self-Publishing-Plattform , veroffentlicht worden. Sandners Werke haben umfangreiche Quellenverzeichnisse . Als Autor von Sachliteratur verzichtete er allerdings haufig auf Fußnoten , was kritisiert wurde. [7] [8]

?Recht zwiespaltig findet der Historiker Rainer Blasius die Fleißarbeit Harald Sandners. (…) Dabei merkt Blasius auch an, dass der Autor sich hin und wieder irrt und dass er mitunter einen unguten Kammerdiener-Ton anschlagt. Eine Vielzahl unveroffentlichter Fotos lasst den Rezensenten zudem befurchten, Autor und Verlag gaben allzu naiv die Propagandaseite des Regimes wieder. (…)“ [9]

?Der Kaufmann Harald Sandner hat (…) moglichst alle verfugbaren Daten zu den Aufenthaltsorten und Reisen Hitlers zusammengetragen. (…) Mehr als ein Wermutstropfen ist allerdings, dass der Autor auf Einzelbelege fur die zahllosen Daten und Zitate verzichtet. Das mindert den wissenschaftlichen Nutzen des Werkes ganz erheblich. Dies ist umso bedauerlicher, da das Quellen- und Literaturverzeichnis eine Fulle entlegener Ressourcen ausweist, etwa Gemeindearchive, Ortschroniken und Lokalpresse. (…) Allein: Auch die von ihm prasentierten Daten und Fakten mussen wissenschaftlich uberprufbar sein. Sein Argument, dass genaue Nachweise den ?ohnehin schon großen Umfang endgultig gesprengt hatten“ und ?Fußnoten auch problematisch sein konnen“, ist nicht plausibel. Ein exaktes Belegsystem ware deutlich wichtiger gewesen als die Exkurse uber Hitlers Reisegewohnheiten, Wohnungen und Verkehrsmittel oder die Sonderchronologie uber den Verbleib von Hitlers Leichnam. Auch hatte man die Auflistung bloßer Durchgangsstationen der Reisen Hitlers erheblich straffen konnen, um Platz fur Belege zu schaffen.“ Schrieb im Jahr 2016 der Fachhistoriker Johannes Hurter . [10]

?Leider verzichtet der Autor trotz einer langen Literaturliste, inklusive Fernsehdokumentationen und Kinofilme, komplett auf Anmerkungen. Fragwurdige Quellen und Zahlen werden ubernommen, konnen aber wegen fehlender Fußnoten nicht nachgepruft werden. So wird das Schicksal eines Unteroffiziers aus der Opferperspektive erzahlt, obwohl die ?Frontsau“ an der Belagerung Leningrads und wahrscheinlich an anderen Scheußlichkeiten beteiligt gewesen war, worauf der Autor aber nicht naher eingeht. Fur Sandner bleibt der ?harte Knochen“ ein Opfer. Als Tater werden in der Regel nur Rotarmisten benannt, wobei auch NS Propaganda ? wenn auch mit Fragezeichen ? ubernommen wird.“ Schrieb 2019 der Jurist Ernst Reuß . [11] Derselbe Ernst Reuß urteilte allerdings auch: "Nun hat er [Sandner] mit ?Hitler ? Das letzte Jahr, Chronologie einer Apokalypse“ aufs Genaueste dessen letztes Lebensjahr nachgezeichnet und in einem neuen, umfangreichen Buch veroffentlicht … Trotz der beschriebenen Mangel gelingt dem Autor ein lesenswerter Rundumschlag, mit dem ein Gefuhl fur das letzte Jahr des mehr und mehr verzweifelten Hitler vermittelt werden kann." [12]

Im Munchner Merkur ist zu lesen: ?Kritisch anzumerken ist, dass Sandners Werk den wissenschaftlichen Anforderungen in einem wichtigen Punkt nicht genugt. Denn er verzichtet komplett auf Anmerkungen, listet lediglich summarisch die benutzten Archive auf, ohne die einzelnen gesichteten Akten aufzufuhren, wie es eigentlich Standard ware. Das ware lohnender gewesen, als ein Exkurs uber den Verbleib der Leiche Hitlers, der das Werk abrunden soll.“ [13]

Dadurch sei weder die Zitierfahigkeit noch die wissenschaftliche Korrektheit seiner Publikationen gegeben. [14]

Andererseits ist bei Prof. Brendan Simms zu lesen, ohne dass fehlende Fußnoten bemangelt werden: "These serial sources are supplemented by memoirs, diaries, the recent extremely valuable Itinerary compiled by Harald Sandner and other printed sources. While most of the material cited in this book has been in the public domain for some time, the importance of some of it has not been recognized, with a number of key statements lying hiding in plain sight for decades. [15]

Schriften (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Verfilmung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Philip Artelt: Dem Diktator auf der Spur ? ?Jeden Tag Hitler“. Deutschlandfunk Kultur , 23. Marz 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 9. November 2023 ; abgerufen am 9. November 2023 .
  2. Harald Sandner und sein Kreuzzug gegen die Verdrangung. Audiatur-Online, 1. Juli 2016, abgerufen am 16. November 2023 .
  3. Marc von Lupke: Hier war Hitler. In: Der Spiegel . 13. April 2016, abgerufen am 16. November 2023 .
  4. Bayerische Staatszeitung, Munchen, vom 22. Juni 2007, Nummer 25, 62. Jahrgang, Seite 1
  5. Adolf Hitler the Itinerary Series. Assent of a Criminal (englische Ausgabe, existiert auch in Franzosisch; YouTube)
  6. DAILYMOTION: Adolf Hitler the Itinerary episode 2 - The War Leader
  7. Harald Bachmann: Buchbesprechung von: Harald Sandner: Das Haus Sachsen-Coburg und Gotha. In: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 2001 , S. 447?448.
  8. Carl-Christian Dressel : Buchbesprechung von: Harald Sandner: Hitlers Herzog. In: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 2013 , S. 377?382.
  9. Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung. Perlentaucher , 26. April 2016, abgerufen am 22. November 2023 .
  10. Johannes Hurter : Rezension von: Harald Sandner: Hitler - Das Itinerar. In: Recensio.net , sehepunkte 17 (2017), Nr. 4.
  11. Ernst Reuß : Rezension von: Harald Sandner: Hitlers letztes Jahr. In: historisches-sachbuch.weebly.com , Blog, 25. April 2019.
  12. Historisches Sachbuch, Hitlers letztes Jahr , 25. April 2019
  13. Hitler Tag fur Tag ? Eine Chronologie aller Aufenthaltsorte des Diktators. Munchner Merkur , 30. November 2018, abgerufen am 24. November 2023 .
  14. Simone Bastian: Zeitgeschichte. Hitlers Termine, Ort fur Ort. In: infranken.de , 6. November 2015.
  15. In deutscher Ubersetzung etwa: "Dieses fortlaufend prasentierte Quellenmaterial wird durch Erinnerungsaufzeichnungen, Tagebucher, das kurzlich erschienene, außerst wertvolle Itinerar, zusammengestellt von Harald Sandner, und andere im Druck erschienene Quellen erganzt. Wahrend das meiste in diesem Werk vorgetragene Material zwar schon seit einiger Zeit offentlich zuganglich ist, wurde seine Bedeutung jedoch zum Teil gar nicht erkannt, darunter eine Reihe jahrzehntelang unerkannter Schlusselaussagen trotz aller Offensichtlichkeit." In: Brendan Simms, Hitler: Only the World Was Enough. Allen Lane, 2019, Page xxii
  16. Dieter Ungelenk: Fakten gegen Mythen. Interview mit Harald Sandner. In: Neue Presse Coburg . 15. Januar 2024.