Hansi Burg
(*
12. Februar
1898
in
Wien
; †
14. Marz
1975
in
Garatshausen
[1]
, eigentlich
Wilhelmine Alexandrine Hansi Antoinette Hirschburg
[2]
) war eine deutsch-
osterreichische
Schauspielerin
und die Lebensgefahrtin von
Hans Albers
.
Hansi Burg wurde in eine prominente Kunstlerfamilie hineingeboren. Ihre Mutter war die erfolgreiche Koloratursopranistin
Emmy Burg-Raabe
. Ihr Vater
Eugen Burg
galt zwischen Wien und Berlin als einer der gefragtesten Theaterregisseure und Schauspieler seiner Zeit. Pragende Jahre verbrachte das Ehepaar mit Hansi und ihren beiden Schwestern in New York, wo Burg das
Deutsche Theater
leitete.
Sie wuchs seit 1910 in Berlin auf und begann ihre Buhnenlaufbahn 1917 am dortigen
Lustspielhaus
unter den Intendanz von
Heinrich Bolten-Baeckers
.
[1]
Wahrend einer Verpflichtung am
Trianon-Theater
(Spielzeit 1920/21)
[1]
lernte sie ihren Kollegen Hans Albers naher kennen, der zu dieser Zeit ebenfalls an dieser Spielstatte der
Rotter-Bruder
wirkte. Zu dieser Zeit hatte Hansi Burg mehrere Engagements in
Revuen
und Filmen. Burg und Albers waren um 1925 beide unter verschiedenen Adressen im Berliner Stadtbezirk
Charlottenburg
wohnhaft. Spater lebten sie als Paar zusammen. Als Wochenenddomizil diente den beiden die herrschaftliche Villa Oeding am
Wannsee
.
Albers machte aus seinen Antipathien gegen das NS-Regime keinen Hehl. Aufgrund der judischen Vorfahren von Hansi Burg geriet das Paar bald nach der Machtubernahme des
NS-Regimes
unter Beobachtung und unter Beschuss des
Propagandaministers
und ins Fadenkreuz von NS-Rasseideologen. Um das uber ihn verhangte
Berufsverbot
aufzuheben, erklarte Albers in einem Schreiben an
Joseph Goebbels
vom 15. Oktober 1935 seine offizielle Trennung von Hansi Burg.
[3]
Um dies zu untermauern, ging Hansi Burg eine
Scheinehe
mit dem
norwegischen
Staatsburger Erich Blydt ein. Dieser war Architekt und betrieb seit 1922 am
Kurfurstendamm
die ?Kunsthandlung Deutsche Kunst“, in der er Werke von Mitgliedern der ?
Berliner Secession
“ ausstellte. Zeitgleich mit der Eheschließung von Hansi Burg verlagerte Hans Albers im Juli 1935 seinen Wohnsitz von Berlin ins bayerische
Garatshausen
am
Starnberger See
.
?De facto lebten Hans & Hansi auch weiterhin als Paar am Starnberger See zusammen bis Hansi Burg Albers’ Wankelmut eigene Entschlossenheit entgegensetzte und 1939 auf eigene Faust klammheimlich ins Exil uber die Schweiz nach London abreiste.“
[4]
Ohne Albers vorab zu informieren, riss sich Hansi Burg 1939 aufgrund der zunehmenden rechtlichen und sozialen Diffamierungen von ihm los. Durch ihre Heirat war sie norwegische Staatsburgerin geworden, was ihr (von einem Urlaub in der Schweiz aus) die Flucht nach Großbritannien ermoglichte. Die Trennung geschah auch zu Albers’ Schutz. Im Gegensatz zu ihr hatte er wenig Talent fur Fremdsprachen, um seine Karriere im Ausland fortzusetzen. Eine gemeinsame Emigration schien beiden sinnlos.
Hansi Burg arbeitete in England als Vertreterin fur Bekleidung. Kurz nach Deutschlands Kapitulation ließ sie sich als Berichterstatterin einer britischen Zeitung anstellen und gelangte so zuruck zu Hans Albers. Erst im Mai 1946 kehrte Hansi Burg zu Albers zuruck. Die Beziehung setzte sich bis zu Albers’ Tod im Jahr 1960 fort. In den Nachkriegsjahren fuhrten Albers und Burg ein gastfreundliches Haus in ihrer
Garatshausener Villa
mit großem, parkahnlichem Grundstuck. Kollegen aus den Filmstudios von Babelsberg oder Geiselgasteig wie etwa
Romy Schneider
kamen zu Besuch.
Nach Albers’ Tod begannen jahrelange Erbschaftsstreitigkeiten, weil er kein Testament hinterlassen hatte. Dank eines Schriftstucks, auf dem Albers notiert hatte, dass Hansi Burg seine Erbin sei, erhielt sie schließlich das Haus und das weitere Vermogen zugesprochen. Hansi Burg lebte nun zuruckgezogen. Nach dem Verlust ihrer gesamten Familie durch den
Holocaust
war ihr als einzige Vertraute die Haushalterin geblieben.
1971, vier Jahre vor ihrem Tod, verkaufte sie die Villa in Garatshausen an den Freistaat Bayern. Auflage war, dass der Erwerb fur ?offentliche Erholungszwecke“ dienen solle. Burg verblieb aufgrund des vertraglich verankerten Wohnrechts. Ihre sterblichen Uberreste ruhen auf dem Friedhof der alten
Tutzinger
Pfarrkirche St. Peter und Paul. Ihr restliches Vermogen vermachte sie dem
Verein Lebenshilfe e. V.
, der sich seit 1971 geistig und mehrfach behinderten Menschen jeden Alters annimmt.
- Michaela Krutzen:
Hans Albers ? eine deutsche Karriere.
Berlin 1995,
ISBN 978-3-88679-252-8
.
- Evelyn Steinthaler:
Mag’s im Himmel sein, mag’s beim Teufel sein: Stars und die Liebe unter dem Hakenkreuz.
Wien 2018,
ISBN 978-3-218-01130-3
.
- Frithjof Trapp, Barbel Schrader, Dieter Wenk, Ingrid Maaß:
Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933?1945.
Band 2.
Biographisches Lexikon der Theaterkunstler.
Munchen 1998,
ISBN 978-3-598-11373-4
.
- ↑
a
b
c
lt. Filmarchiv
Kay Weniger
- ↑
Laut Geburtsurkunde Auszug Evangelisches Pfarramt der Stadt Wien, Nr. 1898/299
- ↑
Schreiben Albers’ an Goebbels
- ↑
Kay Weniger
:
Zwischen Buhne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkunstler 1933 bis 1945.
Mit einem Geleitwort von
Paul Spiegel
. Metropol, Berlin 2008,
ISBN 978-3-938690-10-9
, S. 14.
- ↑
Informationen zum Film
auf der Website der
ARD