Hans Kugler wahrend der
Nurnberger Prozesse
Hans Kugler
(*
4. Dezember
1900
in
Frankfurt am Main
; †
14. September
1968
in
Bad Homburg vor der Hohe
) war leitender Angestellter der
I.G. Farben
und verurteilter
Kriegsverbrecher
.
Nach dem Schulbesuch absolvierte er eine kaufmannische Ausbildung und studierte danach
Okonomie
an der
Universitat Frankfurt
. Nach dem 1921 erfolgten Studienabschluss war er im Bereich Farben als Abteilungsleiter bei den
Farbwerken Hoechst
tatig. Wahrend einer dreimonatigen Dienstbefreiung erfolgte 1923 seine
Promotion
. Ab 1924 war er als
Prokurist
bei den Farbwerken Hoechst tatig. Diese Position erlangte er auch bei dem Nachfolgeunternehmen I.G. Farben, wo er 1929 das Drei-Sparten-Farbstoff-Kartell mitbegrundete und auch der diesbezuglichen Expertenkommission angehorte.
Kugler war zweimal verheiratet und Vater dreier Kinder.
Ab 1934 war er bei den I.G.-Farben Direktor der ?Verkaufsgemeinschaft Farbstoffe“ und gehorte spater dem Sudost- und dem Kaufmannischen Ausschuss der I.G. Farben an.
Im Oktober 1938 erhielt Kugler durch das
Reichswirtschaftsministerium
die Order, vorubergehend die Aussig-Falkenauer Fabriken des
Vereins fur Chemische und Metallurgische Produktion
in
Prag
zu leiten. Er beantragte am 16. November 1939 die Aufnahme in die
NSDAP
und wurde zum 1. Juni 1940 aufgenommen (Mitgliedsnummer 7.654.712).
[1]
Kugler uberfuhrte die Sparte
Teerfarben
der Aussig-Falkenauer Fabriken in die I.G. Farben und wurde dort in der Folge Geschaftsfuhrer. Kugler war nachfolgend bei der Konfiszierung von Fabriken beziehungsweise Unternehmen in den okkupierten Gebieten maßgeblich beteiligt. Ab 1943 war er stellvertretender Leiter bei der Wirtschaftsgruppe Chemie (Fachgruppe 16 ? Uberwachung der Produktion und Ausgabe von Farbstoffen) und ab 1944 gehorte er dem Beirat fur Exportfragen der Prufungsstelle Chemie an.
Nach Kriegsende wurde Kugler von der
U.S. Army
festgenommen und wahrend der
Nurnberger Prozesse
im
I.G.-Farben-Prozess
mit 22 weiteren Beschuldigten angeklagt. Am 30. Juli 1948 erfolgte seine Verurteilung zu anderthalb Jahren Haft wegen ?Plunderung und Raub“ aufgrund der Konfiszierung von Unternehmen in Frankreich. In der Urteilsbegrundung wurde folgendes zur Verurteilung Kuglers angefuhrt:
?Kugler hat als Vertreter der I.G. bei den Verhandlungen und anderen Maßnahmen tatig mitgewirkt, die zu dem Francolor Abkommen fuhrten[…] Kugler hat mit den Behorden wahrend der militarischen Besetzung die Abmachung getroffen, daß ein Druck ausgeubt werden solle[…] Kugler war uber alle getroffenen Maßnahmen unterrichtet und hat gewußt, daß das Francolor-Abkommen den Franzosen gegen ihren Willen und ohne ihre freie Zustimmung aufgezwungen wurde.“
[2]
Nach seiner Haftentlassung aus dem
Kriegsverbrechergefangnis Landsberg
gehorte Kugler dem Vorstand der
Cassella Farbwerke Mainkur
AG sowie der
Riedel-de Haen
AG an und war Mitglied im Hauptausschuss des
Verbandes der Chemischen Industrie e.V.
Kuglers Kurzvita war im
Braunbuch der DDR
aufgefuhrt.
[3]
Kuglers Nachlass wird im Archiv des
Fritz Bauer Instituts
[4]
in Frankfurt am Main aufbewahrt.
- Jens Ulrich Heine:
Verstand & Schicksal: Die Manner der I.G. Farbenindustrie A.G. (1925?1945) in 161 Kurzbiographien.
Weinheim, Verlag Chemie, 1990.
ISBN 3-527-28144-4
- ↑
Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/24000831
- ↑
Aus der Urteilsverkundung im I.G.-Farben-Prozess
Zitiert bei:
Wollheim Memorial
aus
Das Urteil im I.G.-Farben-Prozess. Der vollstandige Wortlaut.
, Offenbach am Main, Bollwerk 1948, S. 106.
- ↑
Nationalrat der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland ? Dokumentationszentrum der Staatlichen Archivverwaltung der DDR (Hrsg.):
BRAUNBUCH ? KRIEGS- UND NAZIVERBRECHER IN DER BUNDESREPUBLIK UND IN WESTBERLIN
, Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1968 [
online
(
Memento
vom 19. November 2010 im
Internet Archive
)].
- ↑
https://www.fritz-bauer-institut.de/archiv/bestaende
abgerufen am 6. Mai 2024