Hans Helmhart Auer von Herrenkirchen
(*
18. Februar
1877
in
Genf
; †
12. Oktober
1960
in
Berlin
) war ein
deutscher
Volkswirt
und
Hochschullehrer
.
Auer machte
Abitur
in
Dessau
, wo sein Vater Amal Ferdinand Hofmarschall beim Herzog von Anhalt war. Seine Mutter Antonie Duval stammte aus
Genf
. Auer erhielt eine Offiziersausbildung und studierte ab 1905 Rechts- und Staatswissenschaften, zunachst in
Berlin
und
Kiel
. 1911 wurde er von der
Universitat Freiburg
zum
Doktor der Staatswissenschaften
promoviert
. Forschungsaufenthalte fuhrten ihn nach England, Italien und Skandinavien. Praktische Tatigkeiten ubte er in den Statistischen Amtern der Stadte Frankfurt/Main und Neukolln aus. 1917 ubernahm Auer das Archiv des
Verbandes der offentlichen Lebensversicherungsanstalten
. Im Januar 1918 wurde er zunachst nebenamtlicher Dozent an der
Furst Leopold-Akademie fur Verwaltungswissenschaften
in
Detmold
und im Februar 1919 dort zum Professor fur Volkswirtschaft, Statistik und Sozialversicherung ernannt. Im Mai 1920 wurde er in Detmold zum
Rektor
gewahlt und baute die Akademie in eine wirtschaftswissenschaftlich profilierte Hochschule um. 1921 wurden die ersten Absolventen mit dem Grad eines
Diplom-Volkswirtes
verabschiedet. 1923 erhielt die
Hochschule
das Promotionsrecht, stieß damit aber auf den Widerstand der Universitaten. Nach Schließung der Detmolder Hochschule ging Auer 1926 als Leiter des Statistischen Buros der Stadt nach
Breslau
.
Im Winter 1918/19 befand sich Auer in Berlin. In einem Brief an die Hochschule in Detmold vom 26. Dezember 1918 schildert er eine wenig bekannte Episode aus der Zeit der
Weihnachtskampfe
im Dezember 1918 und zum Verhalten des Berliner Polizeiprasidenten
Eichhorn
:
?Die Vorgange in Berlin am 24. [Dezember 1918] sind niederdruckend; die Zeitungsberichte sind durchweg sehr ungenau; ich habe genaue Einzelheiten von einem fruheren Regimentskameraden, der jetzt Kommandeur eines der Schutzen-Regimenter ist und hier in Z. [Zehlendorf] im Quartier liegt, erhalten. Da er den strengen Befehl hatte, nicht auf die andrangende Menge schießen zu lassen, ist er mit seinem Stabe und seinen samtlichen Leuten gefangen genommen worden und dann bei der Abfuhrung von dem Mob (Weiber mit Revolvern, Straßenkehrern usw.) in nicht wiederzugebender Weise insultiert und tatlich angegriffen worden; seinen Mitgefangenen ist es ebenso ergangen. Diese Scenen wurden noch in besonders ubler Weise im Polizei-Prasidium fortgesetzt und erst den Bemuhungen des Prasidenten Eichhorn gelang es, die Gefangenen auf Hintertreppen in Sicherheit zu bringen.“
- Das Finanzwesen der Stadt Freiburg i. B. von 1648 bis 1806, Karlsruhe 1910
- Zur Schließung der Detmolder Hochschule, in: Deutsche Akademische Rundschau 1925, S. 1
- Aktive und passive Verbundenheit der Stadt Breslau mit der deutschen Volkswirtschaft, Breslau 1928
- Carsten Doerfert: Die Furst Leopold-Akademie fur Verwaltungswissenschaften. Versuch und Scheitern einer Hochschule in Detmold (1916?1924), Verlag fur Regionalgeschichte, Gutersloh 2016, S. 98 ff., 215 f.
ISBN 978-3-7395-1088-0
.
- Genealogisches Handbuch der Adeligen Hauser, B (Briefadel), Band XXIX, 129 der Gesamtreihe
GHdA
,
C. A. Starke
, Limburg an der Lahn 2002, S. 15.
ISBN 978-3-7980-0829-8
.
ISSN
0435-2408