Hans Großmann (Mediziner)

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Hans Großmann (* 14. Marz 1895 in Forst bei Ansbach ; † 11. August 1973 in Bad Oeynhausen ) war ein deutscher Mediziner und Hygieniker .

Leben und Wirken

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Nachdem er 1914 auf dem Alten Gymnasium in Nurnberg seine Reifeprufung abgelegt hatte, begann Großmann ein Medizinstudium an der Universitat Erlangen und meldete sich freiwillig zum Sanitatsdienst . Seit 1914 war er Mitglied der Burschenschaft der Bubenreuther . [1] Er wurde ab 1915 bei der Feldartillerie eingesetzt und Ende 1917 als Vizewachtmeister zur Reserve entlassen. Ab September 1918 studierte er Medizin in Wurzburg . Als Angehoriger des Freikorps Epp nahm er 1919 an der Niederschlagung der Munchner Raterepublik teil. In Wurzburg wurde Großmann 1922 approbiert und mit einer Dissertation ?Uber Gehirnoperationen im Allgemeinen, im besonderen uber Decompressionsoperationen am Schadel“ promoviert . [2]

Großmann ubernahm anschließend eine Assistenzstelle an der Universitatspoliklinik Wurzburg und wurde 1924 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei einer Forschungsstelle, die Experimente an Syphilispatienten durchfuhrte. Ab 1925 war er am Hygieneinstitut der Universitat Freiburg tatig, wo er eine Fachausbildung in Bakteriologie und Serologie absolvierte. Ab 1931 war er Assistenzarzt an der Universitat Gottingen . Dort habilitierte er sich 1932 mit ?Untersuchungen uber das Vorkommen von Bakterien, insbesondere Streptokokken bei weißen Mausen, zugleich Beitrage zur Streptokokkenfrage“. An der Universitat Greifswald wurde er auf Grund dieser Schrift auf die Berufungsliste fur den Lehrstuhl fur Hygiene und Bakteriologie gesetzt. [3]

Zum 1. Mai 1933 trat Großmann der NSDAP bei ( Mitgliedsnummer 2.371.647). Auch der SA und dem NSDAB gehorte er an. 1934 wurde er als Oberassistent an den Lehrstuhl fur Bakteriologie und Hygiene an der Universitat Greifswald berufen. Dort forschte er zu Pneumokokken , Cholera , Streptokokken, Typhus und Paratyphus . Zwar wurde Großmann in Greifswald turnusgemaß zum nichtbeamteten, außerordentlichen Professor berufen, aber von Kurt Herzberg genotigt, sich anderweitig in der Verwaltung zu bewerben. [4]

Im August 1938 ubernahm Großmann einen Abteilungsvorstand im Hygieneinstitut Landsberg an der Warthe . Eine Umhabilitierung an die Universitat Berlin wurde 1940 abgelehnt, wodurch Großmanns venia legendi erlosch. Trotzdem wurde er 1941 auf eine Professur fur Hygiene und Bakteriologie an der Reichsuniversitat Posen berufen. Dem Historiker Henrik Eberle zufolge war Großmann dort wahrscheinlich aktiv an Medizinverbrechen beteiligt. Das Hygienische Institut der Universitat Posen fuhrte auf Anweisung des Gauleiters des Warthelands , Arthur Greiser , Kontrollen in verschiedenen Stadten durch. Aufgrund der Empfehlungen des Instituts wurden mehrere Hundert Polen und Juden aus Litzmannstadt und anderen Orten ermordet, die an Tuberkulose erkrankt waren. Großmann forschte experimentell zur Syphilis und Weil-Krankheit . Letztere wurde durch den Urin von Ratten verursacht und trat vor allem in Konzentrationslagern und Ghettos auf. [4]

Nach Kriegsende arbeitete Großmann ab 1945 als Bakteriologe fur die franzosische Militaradministration . Am Standortlazarett Bad Kreuznach publizierte er 1947 uber die Filtrierung von Erregern des Paratyphus. Ab 1952 lebte er in Bad Munster am Stein und spater in Bad Oeynhausen. Als Professor emeritus war er der Universitat Munster zugewiesen. [4]

  • Henrik Eberle: ?Ein wertvolles Instrument“. Die Universitat Greifswald im Nationalsozialismus. Bohlau, Koln 2015.

Einzelnachweise

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  1. Unsere Toten. In: Burschenschaftliche Blatter , 91. Jg. (1976), H. 1, S. 33.
  2. Henrik Eberle: ?Ein wertvolles Instrument“. Die Universitat Greifswald im Nationalsozialismus . Bohlau, Koln 2015, S. 712.
  3. Henrik Eberle: ?Ein wertvolles Instrument“. Die Universitat Greifswald im Nationalsozialismus . Bohlau, Koln 2015, S. 712 f.
  4. a b c Henrik Eberle: ?Ein wertvolles Instrument“. Die Universitat Greifswald im Nationalsozialismus . Bohlau, Koln 2015, S. 713.