Hans Christoph Scholl

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Hans Christoph Scholl (eigentlich Wilhelm Johannes Christoph Scholl, * 11. Marz 1888 in Heilbronn ; † 15. August 1958 in Heidelberg ) war ein deutscher Antiquar , Autor und Volkskundler .

Hans Christoph Scholl, in seiner Geburtsstadt Heilbronn aufgewachsen, absolvierte von 1903 bis 1906 eine Buchhandelslehre bei der dortigen Buchhandlung A. Scheurlen (Inhaber Theodor Cramer). Im Anschluss arbeitete er als Gehilfe in der Buchhandlung J. J. Heckenhauer in Tubingen , bis er als Einjahrig-Freiwilliger im 10. Wurttembergischen Infanterieregiment Nr. 180 in Tubingen diente, aber nach zwei Monaten als ?zeitig dienstunbrauchbar“ entlassen wurde.

1909 lernte er seine spatere Frau Maria Wilhelmina Tschinke bei einem Wandervogel -Treffen im Westerwald kennen, mit der er nach der Geburt ihres ersten Kindes 1913 nach Heidelberg zog und ein Buch- und Kunst-Antiquariat eroffnete. Durch seine Begeisterung fur die Jugendbewegung kam er mit Georg Stammler in Kontakt und verantwortete die ersten vier seiner Publikationen, die teils in mehreren Auflagen gedruckt wurden. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete er sich als Kriegsfreiwilliger an die Westfront und wurde 1916 bei Ypern schwer verwundet. Nach dem Krieg beendete er seine Verlegertatigkeit und versuchte politisch als Mitglied in der Deutschen Demokratischen Partei am Aufbau der Weimarer Republik mitzuwirken.

Von 1922 bis 1930 veranstaltete er zahlreiche Kunstauktionen, bis auch diese infolge der wirtschaftlichen Depression nicht mehr rentabel waren. Schon 1927 war die Familie in eine stadteigene Wohnsiedlung umgezogen und 1929 hatte Scholl gehofft mit einer heilpadagogischen Praxis die Familie ernahren zu konnen.

Nach dem Scheitern dieses Projektes machte er 1931 sein Abitur nach und studierte an der Ruprecht-Karls-Universitat Heidelberg als Gasthorer Theologie , Philosophie und Padagogik , allerdings ohne Abschluss. Seit 1935 wurde ihm die kommissarische Leitung des Stadtarchivs anvertraut, die er bis 1945 innehatte. In dieser Zeit erschienen seine ersten Untersuchungen zur germanischen Volkskunde . Am Kriegsende wurde beim Einmarsch der Amerikaner sein privates Archiv teilweise zerstort und seine Ehefrau starb kurz darauf. Seit 1947 beteiligte er sich als ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Volksbildungswerk fur den Landkreis Heidelberg und war von 1950 bis zum Oktober 1957 hauptamtlicher Leiter dieser Institution. 1958 starb er in Heidelberg.

Fur seine Veroffentlichungen benutzte Hans Christoph Scholl unter anderem die Pseudonyme Ulrich Kienholt und Ulrich Schartenmayer d. J. Archivalien zu ihm befinden sich in der Universitatsbibliothek Heidelberg und dem Deutschen Literaturarchiv Marbach . [1] Sein gleichnamiger Sohn war spater als Heimatforscher in Heidelberg tatig. [2]

Veroffentlichungen (Auswahl)

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  • Die drei Ewigen. Eine Untersuchung uber germanischen Bauernglauben . Diederichs, Jena 1936 (darin enthalten unter anderem Uberlegungen zum Ursprung der Drei Bethen , die in der Wissenschaft jedoch keinerlei Unterstutzung gefunden haben).
  • Die Herdmutter des germanischen Bauernglaubens. In: Oberdeutsche Zeitschrift fur Volkskunde. Jahrgang 11, Heft 1/2, 1937, S. 47?50.
  • Zahlreiche Beitrage in Heidelberger Zeitungen zu heimat- und volkskundlichen Themen.
  • Im schonsten Wiesengrunde. Ein altmodisches Liederbuch. Mit Bildern von Ludwig Richter; zusammengestellt von Hans Christoph Scholl. Hyperion-Verlag, Freiburg i. Br. [1957].
  • Peter Gotz: Hans Christoph Scholl zum Gedenken. Zum 100. Geburtstag und 30. Todestag im Jahre 1988 . In: Badische Heimat 1989, Heft 2, S. 145?147.
  • Peter Gotz: Die drei Ewigen. Hans Christoph Scholl zum Gedenken. In: Deutschland in Geschichte und Gegenwart. Heft 2/89, S. 23?28.
  • Peter Gotz: Hans Christoph Scholl . In: Baden-Wurttembergische Biographien. Band 2, Stuttgart 1999, S. 418?419.
  • Eberhard Scholl: Von Palermo nach Heidelberg. Chronik einer Familie zwischen Kaiserreich und zweitem Weltkrieg. Aus den Briefen von Marie Scholl (1885?1945) . Selbstverlag, Heidelberg 1994.

Einzelnachweise

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  1. Eintrag bei Kalliope .
  2. Stadt Heidelberg (Hrsg.): Erlebte Geschichte erzahlt 1994?1997. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2000, ISBN 3-88423-175-8 , S. 31?43 (Gesprach von Michael Buselmeier mit Hans Christoph Scholl junior).