Hans-Jacob Krummel

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Hans-Jacob Krummel (* 22. Oktober 1928 in Darmstadt ; † 16. Februar 2016 in Bonn ) war ein deutscher Betriebswirt und Hochschullehrer .

Nach dem Wehrdienst bis zum Jahre 1945 also zwangsverpflichtet im Volkssturm seit Ende 1944; nahm er im Wintersemester 1948/49 das Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Technischen Hochschule Hannover auf und wechselte 1950 an die Johann Wolfgang Goethe-Universitat Frankfurt am Main . Hier legte er bei Erich Gutenberg 1951 die Diplomprufung fur Kaufleute ab. Anschließend wechselte er zur Universitat Koln , wo er 1953 bei Gutenberg mit der Dissertation ?Die verzogerte betriebliche Anpassung an Anderungen der Nachfrage bei homogener Konkurrenz“ zum Dr. rer. pol. promoviert wurde.

Danach wechselte Krummel in die Praxis und nahm bankbezogene Tatigkeiten in verschiedenen Funktionen der Sparkassenorganisation auf, insbesondere als Verbandsprufer, Direktionsassistent oder als Dozent und Verwaltungsleiter des Lehrinstituts fur das kommunale Sparkassen- und Kreditwesen in Bonn. 1959 folgte Krummel dem Angebot von Wolfgang Stutzel und wechselte zur Universitat Saarbrucken , wo er 1964 seine Habilitationsschrift ?Bankzinsen ? Untersuchungen uber die Preispolitik von Universalbanken“ verfasste. Die als Buch erschienene Habilitationsschrift wurde insbesondere wegen der Entdeckung des Prinzips der ?kleinen preispolitischen Mittel“ [1] schnell bekannt und avancierte zum Standardwerk der bankbetrieblichen Preispolitik .

Im Januar 1965 folgte Krummel dem Ruf an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universitat Bonn , wo er zum Direktor der Betriebswirtschaftlichen Abteilung des Instituts fur Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften sowie zum Direktor des Bankseminars ernannt wurde.

Veroffentlichungen und weitere Funktionen

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Krummels Habilitationsschrift Bankzinsen ? Untersuchungen uber die Preispolitik von Universalbanken deckt mehr Fachgebiete ab als der Titel vermuten lasst. Er setzt sich zunachst umfassend mit dem Begriff der Bankabsatzleistung auseinander, worunter er Einzelleistungen und Leistungskonglomerate versteht, die die jeweils starkere Marktseite als absatzfahig bezeichnet. [2] Er sieht in der Bereitstellungsprovision eine Preisbezugsbasis fur eine Bestandsfiktion. [3] Er erkannte, dass Kreditexpansion die Insolvenzgefahren fur Banken erhohen kann, denn zwischen 1950 und 1963 waren 11 Bankinsolvenzen auf Großkredite zuruckzufuhren. [4] Er teilte die Bankkunden in drei Verhandlungsmachtgruppen ein, und zwar in Kunden ohne, mit maßiger und mit uberragender Verhandlungsmacht. [5] Krummel zeigte auf, dass eine fur die Gewinnmaximierung notwendige simultane Planung von Kosten und Erlosen im Bankbetrieb nicht moglich ist. [6] Schließlich befasste er sich auch mit den banktypischen Praferenzen . [7]

In seinem Buch Finanzierungsrisiken ( Finanzierungsrisiko ) lieferte er 1966 den Erklarungsansatz fur das Kreditangebot einer Bank. Danach bestimmt das freie haftende Eigenkapital das maximale Einzelkreditangebot, welches bei einer Ausfallwahrscheinlichkeit von annahernd Null noch gerade akzeptabel sei. Wurde eine bestimmte kleine Maximalausfallwahrscheinlichkeit uberschritten, fuhre dies zur Ablehnung selbst kleinerer Kredite. [8] Krummel, der zahlreiche Aufsatze in Fachzeitschriften publizierte, hat 1984 ein theoretisches Modell zum Dominoeffekt beim Bank Run veroffentlicht. [9] 1991 war er Mitautor beim Buch Allfinanz : Strukturwandel an den Markten fur Finanzdienstleistungen .

Krummel war seit 1977 Mitherausgeber der Zeitschrift Kredit und Kapital und seit 1984 auch der Untersuchungen uber das Spar-, Giro- und Kreditwesen . Zwischen 1974 und 1979 war er Mitglied der Bankenstrukturkommission des Bundesfinanzministeriums und seit 1979 Direktor des Instituts fur das Spar-, Giro- und Kreditwesen an der Universitat Bonn . Zwischen 1979 und 1981 war er Rektor der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universitat, [10] wo er 1994 emeritierte .

Krummel war Mitglied des Deutschen Ordens und dessen Deutschherrenmeister der Ballei Deutschland der Familiaren des Deutschen Ordens und gleichzeitig Vorsitzender des Deutschherrenbundes. [11]

Einzelnachweise

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  1. Hans-Jacob Krummel, Bankzinsen ? Untersuchungen uber die Preispolitik von Universalbanken , 1964, S. 136.
  2. Hans-Jacob Krummel, Bankzinsen ? Untersuchungen uber die Preispolitik von Universalbanken , 1964, S. 38.
  3. Hans-Jacob Krummel, Bankzinsen ? Untersuchungen uber die Preispolitik von Universalbanken , 1964, S. 80 ff.
  4. Hans-Jacob Krummel, Bankzinsen ? Untersuchungen uber die Preispolitik von Universalbanken , 1964, S. 178 f.
  5. Hans-Jacob Krummel, Bankzinsen ? Untersuchungen uber die Preispolitik von Universalbanken , 1964, S. 233 ff.
  6. Hans-Jacob Krummel, Bankzinsen ? Untersuchungen uber die Preispolitik von Universalbanken , 1964, S. 227 f.
  7. Hans-Jacob Krummel, Bankzinsen ? Untersuchungen uber die Preispolitik von Universalbanken , 1964, S. 249.
  8. Hans-Jacob Krummel, Finanzierungsrisiken , 1966, S. 212.
  9. Hans-Jacob Krummel, Schutzzweck und Aufsichtseingriff. Uber den Run auf die Bankschalter und seine Verhinderung , in: Kredit und Kapital , 17. Jg. 1984, ISSN   0023-4591
  10. Bernd Rudolph, Hans-Jacob Krummel wird 60 Jahre alt , in: ZfBf 40. Jahrgang, 10/1988, S. 952 ff.
  11. Traueranzeige Hans-Jacob Krummel , FAZ , 20. Februar 2016.