Hanne Wieder
(*
8. Mai
1925
in
Munden
; †
11. Mai
1990
in
Feldafing
) war eine deutsche
Kabarettistin
,
Diseuse
und
Schauspielerin
.
Als einzige Tochter des Polizeioffiziers
Georg Wieder
wuchs sie an verschiedenen Orten auf. Um 1940 brach sie die Schule ab. Ihre Schauspielausbildung erhielt sie dann an der Schule des
Staatstheaters Karlsruhe
. Es folgten 1946 Engagements in
Stuttgart
und 1947 in
Tubingen
.
Hanne Wieder war von 1948 bis 1951 vom 5. bis zum 12. Programm Ensemblemitglied des
Dusseldorfer
Kom(m)odchens
, dessen erste Kabarettprogramme noch
in Trummern
aufgefuhrt wurden und das als erstes deutsches Ensemble in der Nachkriegszeit wieder auf
Auslands
-
Tournee
ging. Hanne Wieder gilt auch als eine der qualifiziertesten
Interpretinnen
der Werke von
Kurt Tucholsky
,
Walter Mehring
und
Klabund
. Der Komponist
Friedrich Hollaender
widmete ihr das Chanson
Circe
, das inzwischen zum Standardrepertoire jeder Diseuse gehort. Außerdem trug sie vertonte Gedichte von
Mascha Kaleko
vor.
In den 1960er- und 1970er-Jahren ließ ihr Engagement beim politischen Kabarett nach, was sie mit fehlendem
Idealismus
begrundete. Stattdessen trat Wieder vermehrt als Sangerin, auch von Liedern von Komponisten wie
Richard Rodgers
und
Cole Porter
, in Fernseh-Shows auf und besang weiterhin Chanson-Schallplatten. Mit dem jungen
James Last
spielte sie eine der wenigen, auch die Sprechszenen beinhaltenden Gesamtaufnahmen der
Dreigroschenoper
von
Bertolt Brecht
ein. Beim Sprechtheater spielte sie vorwiegend in Komodien und Musicals wie
Can-Can
und
Kiss Me, Kate
. 1984 verkorperte sie am
Ernst-Deutsch-Theater
die Hauptfigur Claire Zachanassian in
Der Besuch der alten Dame
.
Unter
Homosexuellen
genoss Wieder zeitweise
Kultstatus
, was u. a. mit ihrer tiefen, rauchigen Stimme, aber auch an markigen Außerungen wie ?An vielen Frauen heutzutage ist ein Mann verlorengegangen ... und an vielen Mannern auch“ zusammengehangen haben mag. In Kinofilmen spielte sie u. a. mit
Heinz Ruhmann
in
Grieche sucht Griechin
nach dem Roman von
Friedrich Durrenmatt
. In
Das Spukschloß im Spessart
war sie das lasziv-freche Gespenst, das mit Hilfe eines Zaubertranks seinen Korper zuruckerhalt. Fur ihre Darstellung der Marga Hartog in dem Film
Das Madchen Rosemarie
erhielt sie 1958 den
Preis der deutschen Filmkritik
.
Wieder war die deutsche Synchronstimme des Teufels in
Der Exorzist
und sprach in der
Horspielfassung
der
Unendlichen Geschichte
die ?Uralte Morla“.
Sie war Mitunterzeichnerin des Bekenntnisses
Wir haben abgetrieben!
im
Wochenmagazin
Stern
vom 6. Juni 1971 im Rahmen der von
Alice Schwarzer
initiierten Aktion fur die
Abschaffung des § 218 StGB
.
1990 erlag Wieder einem
Krebsleiden
. Sie ist auf dem Friedhof in
Stuttgart-Feuerbach
beigesetzt.
[1]
Die meisten Quellen haben das von Hanne Wieder selbst ?geschonte“ Geburtsjahr 1929 ubernommen. Der Grabstein in Stuttgart-Feuerbach tragt aber die richtige Zahl 1925.
In
Ralf Konigs
Comic
Der bewegte Mann
kommt das Lied
Ein
Neandertaler
(geschrieben von
Gunter Neumann
) vor, dass zu Hanne Wieders
Repertoire
gehorte.
- Hanne Wieder ?
Einzigartig
(Bear Family Records BCD 16011 AH)
- Hanne Wieder ?
Chansons
(Polyphon 843 918-2)
- Diverse ?
Schauspieler singen Tucholsky. Heute zwischen Gestern und Morgen
[197?] (Bell Records 89 199), Bundesrepublik Deutschland 2007
- Diverse ?
Die Dreigroschenoper
[1968] (Polydor 543 563-2)
- Mascha Kaleko spricht mit Mascha Kaleko
? darauf:
Hanne Wieder singt 4 Chansons nach Texten von Mascha Kaleko
[1963] (Deutsche Grammophon Literatur 171 4732), Bundesrepublik Deutschland 2007
- Diverse ?
Kurt Tucholsky Chanson Briefe Prosa
[1970] (Deutsche Grammophon Literatur 429 844-2), Bundesrepublik Deutschland 1989
- Diverse ? Stars und ihre Chansons.
Wie das Leben so spielt
(Munich Records 030032), Bundesrepublik Deutschland 1994
- Diverse ?
Chansons und Liederliches
(Da Music 870993-2), Bundesrepublik Deutschland 2002
- Diverse ? Chansons, Lieder Gedichte und Prosa von Klabund.
Klabunterbunt
? 2 CDs (Edel CLASSICS 0014682BC, in Zusammenarbeit mit der
Akademie der Kunste
, Berlin ? EAN: 4009880146828) Bundesrepublik Deutschland 2008
- Frivolitaten ? 10 Diseusen ? 10 Chansons
(Polydor J 73555 mit 9 anderen Diseusen)
- Enthullungen einer Striptease-Tanzerin ? Ein Neandertaler
(Jupiter 176, Bundesrepublik Deutschland 1962)
- Circe ? Wiener Schmarrn
(Jupiter 147, Bundesrepublik Deutschland 1963)
- James, halt die Leiter grade ? Bring' mich nachhaus
(Jupiter 178)
- The moon of Alabama ? Wie man sich bettet, so liegt man
(Jupiter 190)
- Das Leben kann so schon sein ? Dolce Vita
(Ariola 52 140)
- Uberall ist Liebe ? Du hast so etwas, Billy
(Ariola 52 269)
- Hanne Wieder singt Chansons von Klabund: Die Harfenjule ? Das Obdachlosenasyl ? Da muss ich fliegen ? Ich baumle mit de Beene
(Deutsche Grammophon Gesellschaft 34 034, Bundesrepublik Deutschland 1961)
- Irma la Douce: Ah, dis donc! ? Ein Blick von dir ? Ja das gibt’s nur in Paris ? Irma la Douce
(Ariola 36 632, Bundesrepublik Deutschland 1963)
- Hanne Wieder singt Chansons von Mascha Kaleko: Das letzte Mal ? Jugendliebe a. D. ? Der nachste Morgen ? Kurzer Epilog
(Deutsche Grammophon Gesellschaft 34 055, Bundesrepublik Deutschland 1963)
- Denn es ist wunderbar ? Wohin will mein Herz ? Matador ? Noch einmal
(Amanda 1545, Bundesrepublik Deutschland 19[ ])
- Originalaufnahmen aus dem Constantin-Farbfilm ?Das Haus in Montevideo“: Einleitung ? Der erste Schritt vom rechten Weg ? Assado ? Wir wandern ? Zauber der Liebe
(Polydor 50026, Bundesrepublik Deutschland 1962)
- Hanne Wieder singt Chansons
(Elite SOLP-306, CH 1964)
- Hanne Wieder / Ernst Stankowski singen Chansons
(Elite SOLP 415, CH 19[] )
- Enthullungen einer Striptease-Tanzerin. 12 Chansons mit Hanne Wieder
(Amati [...] )
- Immer wieder Hanne Wieder
(Jupiter 87 526 / Jupiter 6.24811)
- Hermann J. Huber
:
Langen Muller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart
. Deutschland. Osterreich. Schweiz
. Albert Langen ? Georg Muller Verlag GmbH, Munchen ? Wien 1986,
ISBN 3-7844-2058-3
, S. 1106.
- Kay Weniger
:
Das große Personenlexikon des Films
. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostumbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts.
Band 8:
T ? Z. David Tomlinson ? Theo Zwierski.
Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001,
ISBN 3-89602-340-3
, S. 371 f.
- ↑
Maurus Baldermann:
Friedhofe sind besondere Orte. Der Feuerbacher Friedhof. Grabstatten bekannter Personlichkeiten, Geschichte, erhaltenswerte Grabkultur
. Hrsg. vom Burgerverein Feuerbach e. V., 2016, S. 54f.