Die
Hamidiye
war ein
Kreuzer
der
turkischen Marine
, der wahrend der
Balkankriege
und des
Ersten Weltkriegs
intensiv eingesetzt wurde. 1903 in England vom Stapel gelaufen, hieß sie ursprunglich
Abdul Hamid
nach Sultan
Abdulhamid I.
und war der letzte klassische
Elswick-Kreuzer
. Nach der
jungturkischen Revolution
und der Absetzung Sultan
Abdulhamid II.
wurde sie 1908 in
Hamidiye
umbenannt.
Nach den Bedingungen des
Friedens von Sevres
1920 musste das Schiff an Großbritannien ausgeliefert werden. Der
Turkische Befreiungskrieg
ersetzte die Vereinbarungen von Sevres durch den
Vertrag von Lausanne
, der der turkischen Republik ihre Flotte beließ.
Hamidiye
wurde dann ein Schulschiff. 1947 wurde sie endgultig außer Dienst gestellt.
Die
Hamidiye
lief am 25. September 1903 vom Stapel, war 112 m lang, 14,48 m breit und hatte einen Tiefgang von 4,88 m. Sie verdrangte 3830 t. Sie hatte einen Panzerschutz aus
Kruppstahl
. Das Panzerdeck war 3,7 cm dick, die Boschungen an der Seite 10 cm. Hamidiye wurde von zwei stehenden 4-Zylinder-Dreifach-Expansion-
Dampfmaschinen
angetrieben, deren Dampf in Zylinderkesseln erzeugt wurde. Die Maschinen erzeugten 12500 PS auf zwei Schrauben und erbrachten eine Hochstgeschwindigkeit von 22 kn.
[1]
Die
Hamidiye
hatte eine recht gemischte Bewaffnung. Die schwersten Geschutze waren zwei 152-mm-L/45-
Armstrong
-Schnellfeuerkanonen in Einzelturmen vorn und hinten.
[1]
Bei einer Erhohung von 20° erreichten sie eine Schussweite von 13.350 m. Acht an den Seiten angeordnete 120-mm-L/50-Armstrong-Schnellfeuerkanonen bildeten die weitere Hauptbewaffnung.
[1]
Dazu waren sechs 3-Pfunder-(47-mm-L/50)- und sechs Ein-Pfunder-(37-mm)-Geschutze vorhanden. Die
Hamidiye
verfugte uber zwei richtbare 457-mm-Torpedorohre am Fuß der Brucke.
[1]
Die Besatzungsstarke sollte 302 Mann betragen.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die
Hamidiye
umbewaffnet und die alte Hauptbewaffnung durch zwei 150-mm-L/45-SK- und acht 7,6-cm-L/50-SK-Krupp-Geschutze ersetzt.
[1]
Der erste kriegerische Einsatz der
Hamidiye
erfolgte 1908 gegen einen griechischen Aufstand auf
Samos
. Im April 1909 kooperierte sie mit der Armee unter
Mahmud ?evket Pascha
, die nach
Istanbul
marschierte, um eine Gegenrevolution zu unterdrucken. Sie ankerte vor Ye?ilkoy (Teil von
Bakırkoy
), dem Hauptquartier Sevket Paschas.
Im Jahr 1911 besuchte sie
Jalta
und wurde vom russischen Zar
Nikolaus II.
besichtigt. Wahrend
Italienisch-Turkischen Krieges
1911 bis 1912 wurde sie als schneller Transporter fur die Lieferung von militarischen Gutern nach
Tripolitanien
eingesetzt.
Als einziges turkisches Schiff kampfte die
Hamidiye
in den
Balkankriegen
unter dem Kommando von Kapitan
Rauf Orbay
mit Auszeichnung.
[2]
Am 22. Oktober beschoss sie wahrend des
Ersten Balkankrieges
erstmals die bulgarische Kuste bei
Emin
und am 12. November zusammen mit dem Linienschiff
Turgut Reis
Stellungen der bulgarischen Truppen in
Derkosa
.
Am 21. November 1912, als sie erneut bulgarische Stellungen beschoss, wurde die
Hamidiye
im Schwarzen Meer 32 Meilen vor
Warna
durch die vier bulgarischen Torpedoboote
Drazki
(?Verwegen“),
Latyashti
(?Fliegend“),
Smeli
(?Tapfer“) und
Strogi
(?Entschlossen“) angegriffen und von der
Drazki
mit einem Torpedo getroffen.
[3]
Orbay will zwei andere Torpedoboote versenkt haben.
[4]
Der Torpedotreffer riss ein uber drei Meter großes Loch auf der Steuerbordseite in den Bug und totete acht Mann.
[5]
Obwohl der Bug fast unter Wasser war, konnte sie sich wegen absolut ruhiger See zuruckziehen und wurde zur Reparatur von der
Turgut Reis
nach Istanbul eingeschleppt. Anschließend kam es zu keinen weiteren turkischen Einsatzen gegen die bulgarische Kuste. Am 14. Januar 1913 schlupfte die
Hamidiye
nachts durch die griechische Blockade der
Dardanellen
und ging in die Agais, um Handelskrieg zu fuhren. Ihr Hauptziel war, den griechischen Panzerkreuzer
Georgios Averoff
auf sich zu ziehen, so dass die turkische Flotte den Rest der griechischen Marine angreifen konnte, um die turkischen Landstreitkrafte zu unterstutzen. Am folgenden Tag versenkte die
Hamidiye
vor
Syros
den griechischen Hilfskreuzer
Makedonia
und beschoss den Hauptort
Ermoupoli
. Von dort lief sie bis zum 18. nach
Beirut
, um bessere Kohlen zu laden, und weiter nach
Port Said
.
[6]
[7]
Obwohl
Agypten
nominell noch unter osmanischer Herrschaft war, ließen die Briten nur eine Ubernahme von 150 t Kohle statt der gewunschten 700 t zu. Das Schiff ging darauf durch den
Suez-Kanal
ins
Rote Meer
und versorgte sich ab dem 3. Februar in
Cidde
nahe
Dschidda
. Nach einer Kesselreparatur erfolgte in Abstimmung mit dem turkischen Oberkommando ein weiterer Vorstoß ins Mittelmeer. Die Kreuzfahrten der
Hamidiye
und ihre Moglichkeiten sich im Mittelmeer zu bewegen und Verwirrung zu stiften, den Schiffsverkehr zu unterbrechen, Schiffe und Einrichtungen zu zerstoren und ihren Verfolgern zu entkommen, war von großer moralischer Bedeutung fur die Turken. Am 14. Februar bunkerte die
Hamidiye
Kohle in
Malta
, da der vorgesehene Versorgungsdampfer nicht getroffen wurde. Dem turkischen Kapitan gelang es dort mehr Kohle zu erhalten als im ?osmanischen“ Agypten und seinen Aufenthalt zu verlangern. Am 17. verließ er Malta, ging an die Kuste von
Korfu
und
Kreta
, ohne auf gegnerische Schiffe zu treffen, und erreichte am 22.
Gaza
. Am nachsten Tag ubernahm der Kreuzer vor
Haifa
350 t Kohle, die mit der
Hedschasbahn
geliefert worden waren und lief dann nach
Antalya
. Das turkische Oberkommando ordnete dann die Versorgung der turkischen Westarmee durch die
Hamidiye
an. Sie ubernahm in Beirut Kohle und Vorrate vom verpassten Versorgungsschiff, ubernahm bei
Ervat Island
vor der libanesischen Kuste 50 Tonnen Munition und einen großen Geldbetrag in Gold, um zum Fluss
Semeni
an der sudalbanischen Kuste zu laufen.
Am 8. Marz verließ die
Hamidiye
die libanesische Kuste und beschoss am 12. ein griechisches Militarlager bei
Durazzo
. Kapitan Orbay lief weiter an der albanischen Kuste nach
San Giovanni di Medua
(Turkisch: ?ingin) und versenkte dort am 12. Marz 1913 noch sechs griechische Handelsschiffe und beschadigte ein weiteres. Ein osterreichischer Dampfer setzte sich selbst auf den Strand. Bei der Beschießung eines Militarlagers verloren 120 Serben ihr Leben.
Die
Hamidiye
wich den auf der Suche nach ihr in der
Straße von Otranto
befindlichen griechischen Zerstorern aus, von denen nur einer in ihre Nahe kam. In einem kurzen Gefecht erlitt dieser einen Ruderschaden und die Hamidiye entkam nach Agypten. Am 16. Marz erreichte sie
Alexandria
, der
Khedive
ermoglichte die Ubernahme von Kohle außerhalb des Hafens. Wegen Kohlenmangels und notwendiger Reparaturen war ein erneutes Anlaufen der albanischen Kuste nicht moglich und die
Hamidiye
kreuzte zwischen Beirut, Gaza und Haifa, ehe sie wieder Antalya anlief. Von dort erfolgte am 29. Marz ein Vorstoß an die Sudkuste Kretas, wo ein griechischer Dampfer mit einer Ladung Ziegel auf- und nach Antalya eingebracht werden konnte. Die Griechen stellten ihren Schiffsverkehr im ostlichen Mittelmeer ein und konzentrierten Kriegsschiffe bei Rhodos und vor Beirut, um den Kreuzer zu stellen. Wegen Kesselschaden in der Geschwindigkeit stark behindert und in Kenntnis der griechischen Vorbereitungen, mied die
Hamidiye
Beirut und lief uber Gaza nach Port Said und dann durch das Rote Meer erneut nach Cidde, wo sie am 6. April eintraf. Eine notige umfangreiche Kesselreparatur von veranschlagten zwei Monaten war dort nicht moglich, der notwendige Besuch in einem neutralen Hafen schied aus rechtlichen Grunden aus. Sollte die griechische Flotte in das Rote Meer laufen, entschied das turkische Oberkommando, dass die
Hamidiye
in diesem Fall einen neutralen Hafen anlaufen sollte, um sich internieren zu lassen.
Die Griechen erwarteten einen neuen Vorstoß des Kreuzers in das Mittelmeer und stationierten das Linienschiff
Psara
und vier Zerstorer 3,5 Meilen vor Port Said, die 45 Tage dort auf den Kreuzer warteten.
Hamidiye
passierte
Suez
erst am 19. August 1913 auf dem Heimweg nach dem Friedensschluss. Am 7. September 1913 wurde sie in Istanbul unter großer Anteilnahme der Bevolkerung empfangen.
Kreuzer
Hamidiye
Turkische Minenleger vor dem Bosporus werden von den Kreuzern HAMIDIJE und BERC-I-SATWET bewacht. Alex Kircher circa 1915
Wahrend des Ersten Weltkrieges wurde die Hamidiye im Schwarzen Meer gegen die
Kaiserlich Russische Marine
eingesetzt und unterstutzte die ehemals deutschen Kreuzer
Yavuz Sultan Selim
und
Midilli
im Kampf um die Herrschaft der Seewege. Sie war an vielen Gefechten beteiligt und wurde mehrmals getroffen. Meist erfolgten die Einsatze der
Hamidiye
zusammen mit
Yavuz Sultan Selim
und
Midilli
. So geleitete sie am 23. September 1914 mit
Yavuz Sultan Selim
drei Transporter nach
Trabzon
.
[8]
Am 29. Oktober 1914 beschoss die
Hamidiye
Feodossija
und versenkte zwei russische Fahrzeuge vor Jalta. Am 20. November 1914 beschoss sie russische Einrichtungen in
Tuapse
und am 25. Dezember
Batumi
.
Kreuzer
Pamiat Merkurija
Am 9. Januar 1915 traf sie mit der
Midilli
auf die russische Flotte vor Jalta. In dem kurzen Gefecht erzielte die
Midilli
auf dem russischen Linienschiff
Jewstafi
einen Treffer und beide Kreuzer entzogen sich den Russen durch uberlegene Geschwindigkeit.
[9]
Am 27. Januar wurde die
Hamidiye
uber Stunden von den artilleristisch uberlegenen russischen Kreuzern
Pamiat Merkurija
(ex
Kagul
) und
Kagul
(ex
Otschakow
) vergeblich verfolgt. Anschließend erfolgte eine Uberholung des Schiffes in Istanbul. Am 3. April 1915 lief die
Hamidiye
mit dem Kreuzer
Mecidiye
zu einem Angriff auf
Odessa
aus. Dabei erlitt die
Mecidiye
einen Minentreffer und sank. Die
Hamidiye
konnte die Besatzung weitgehend retten.
Der Kreuzer
Mecidiye
Dem russischen U-Boot
Tyulen
gelang am 10. August 1915 die Versenkung eines Frachters aus einem Verband von funf Kohlenfrachtern auf dem Weg von
Zonguldak
zum Bosporus, der von der
Hamidiye
, der
Yavuz Sultan Selim
und drei Zerstorern gesichert wurde. Weitere Angriffe auch weiterer russischer U-Boote am folgenden Tag auf die Kriegsschiffe schlugen fehl. Bei einer weiteren Begleitung dreier Kohlefrachter zusammen mit zwei Zerstorern von Zonguldak nach Istanbul am 5. September hatte die
Hamidiye
ein Gefecht mit den russischen Zerstorern
Bystry
und
Pronzitelni
. Da die 15-cm-Geschutze ausfielen, konnte sie die Transporter nicht verteidigen, die sich auf den Strand setzten, um nicht in russische Hande zu fallen. Die
Yavuz Sultan Selim
traf zu spat ein, um die dringend benotigten Kohlenfrachter zu retten.
Am 2. Mai 1918 lief sie mit der
Yavuz Sultan Selim
in das von den Deutschen besetzte
Sewastopol
ein. Sie nahm die dort vorgefundene
Pruth
, die ehemalige
Mecidiye
, in Schlepp und brachte sie in die Turkei zuruck.
Am 30. Oktober 1918 wurde die
Hamidiye
in Istanbul aufgelegt. Nach den Vereinbarungen von Sevres vom 10. August 1920, die den Krieg zwischen den Alliierten und dem Osmanischen Reich beendeten, war die
Hamidiye
mit der
Yavuz
und etlichen anderen Kriegsschiffen an Großbritannien als Reparation auszuliefern.
[10]
Der von
Mustafa Kemal Ataturk
gefuhrte Turkische Befreiungskrieg fuhrte zur Grundung der modernen Turkei und einer neuen Vereinbarung in Lausanne, die der turkischen Republik die Flotte weitgehend beließ.
[10]
Die
Hamidiye
war das erste Schiff der Marine des Osmanischen Reiches, das nach Uberholung in
Golcuk
1925 fur die neue
turkische Marine
in Dienst kam. Ab 1940 wurde sie als Kadettenschulschiff eingesetzt und 1947 außer Dienst gestellt. 1949 bis 1951 lag sie als Museumsschiff in Istanbul. 1964 wurde sie dann abgewrackt.
Fur die Balkankriege gab es beim osmanischen Militar nur eine einzige Erinnerungsmedaille. Diese
Kreuzer Hamidiye Medaille 1913
erhielt jedes der 394 Besatzungsmitglieder.
[11]
- Robert Gardiner, Randal Gray:
Conway’s All the World’s Fighting Ships: 1906?1922
. Naval Institute Press, Annapolis 1984,
ISBN 0-87021-907-3
.
- Robert Gardiner, Roger Chesneau, Eugene M. Kolesnik:
Conway’s All the World’s Fighting Ships: 1860?1905
. Conway Maritime Press, London 1979,
ISBN 0-85177-133-5
.
- Richard C. Hall:
The Balkan Wars, 1912?1913: prelude to the First World War
. Routledge, 2000,
ISBN 978-0-415-22946-3
.
- Richard Hough:
The Big Battleship
. Periscope Publishing Ltd., 1966,
ISBN 978-1-904381-14-3
.
- Tevfik ?nci:
Hamidiye’s Raids During The Balkan Wars (Balkan Harbinde Hamidiye Kruvazorunun Akın Harekatı)
. Deniz Basımevi, Istanbul 1952.
- David Nicolle
, Raffaele Ruggeri,
The Ottoman Army 1914?1918.
Osprey Publishing Ltd., 1994.
- A Cemaleddin Saraco?lu:
Rauf Orbay and Hamidiye: Veteran Hamidiye’s Glory and Adventures (Rauf Orbay ve Hamidiye: Gazi Hamidiye'nin ?anlı maceraları)
. Yeditepe, Istanbul 2006.
- Lawrence Sondhaus:
Naval warfare, 1815?1914
. Routledge, 2001,
ISBN 978-0-415-21478-0
.
- ↑
a
b
c
d
e
Gardiner, Chesneau, Kolesnik:
Conway’s All the World’s Fighting Ships: 1860?1905.
S. 392.
- ↑
Hough:
The Big Battleship.
S. 66?67.
- ↑
Sondhaus, S. 219.
- ↑
Hough:
The Big Battleship.
S. 67.
- ↑
Gardiner, Gray:
Conway’s All the World’s Fighting Ships: 1906?1922.
S. 389.
- ↑
Hall:
The Balkan Wars, 1912?1913: prelude to the First World War.
S. 200, S. 65.
- ↑
Hamidiye.
In:
Turkey in the First World War.
Archiviert vom
Original
am
25. Februar 2010
;
abgerufen am 23. September 2010
.
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@2
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- ↑
Halpern, S. 228.
- ↑
Halpern, S. 228?229.
- ↑
a
b
Gardiner, Gray:
Conway’s All the World’s Fighting Ships: 1906?1922.
S. 388.
- ↑
@1
@2
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