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Hainbuche

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Hainbuche

Hainbuche ( Carpinus betulus ), Illustration: A Zweig mit Blutenstanden, B Zweig mit Laubblattern und Fruchtstanden

Systematik
Eurosiden I
Ordnung : Buchenartige (Fagales)
Familie : Birkengewachse (Betulaceae)
Unterfamilie : Haselnussgewachse (Coryloideae)
Gattung : Hainbuchen ( Carpinus )
Art : Hainbuche
Wissenschaftlicher Name
Carpinus betulus
L.

Die ( Gemeine ) Hainbuche ( Carpinus betulus ), auch Weißbuche , Hagebuche oder Hornbaum ( englisch Hornbeam ) genannt, gehort zur Gattung der Hainbuchen ( Carpinus ) aus der Familie der Birkengewachse (Betulaceae). Sie wachst als mittelgroßer, laubabwerfender Baum oder Strauch in Europa und Westasien .

Entgegen dem, was ihre deutschsprachigen Namen suggerieren, ist sie nicht naher mit der ( einzigen in Mitteleuropa vertretenen Buchenart) Rotbuche ( Fagus sylvatica ) verwandt. Diese gehort vielmehr zur Gattung der Buchen ( Fagus ) innerhalb der Familie der Buchengewachse (Fagaceae). Hainbuche und Rotbuche gehoren lediglich derselben Ordnung ( Buchenartige (Fagales)) an.

Die Namen Hainbuche wie auch Hagebuche leiten sich vom althochdeutschen Haganbuoche ab, wobei hag Einzaunung, Hecke bedeutet und sich auf die Schnittfahigkeit der Pflanze bezieht. Ersterer, jungerer Name steht ab dem Mittelalter zu Hain kleiner Wald als Wortbildung zu Hag , da Hainbuchen klimatolerant sind und auch auf dem freien Feld gut gedeihen und daher Haine bilden konnen. Der zweite Namensteil Buche ruhrt von der außerlichen Ahnlichkeit mit der Rotbuche (Große, Form und Nervenmuster der Blatter, glatte Rinde) her; in anderen Merkmalen (Habitus, Fruchte) sind Hainbuchen und Buchen jedoch vollig verschieden.

Hanebuchen (Adjektiv) fur derb, grob (hartes, zahes Holz) kommt von Hagebuche und meint: unglaublich, emporend, haarstraubend, grotesk, abwegig, absurd und skandalos.

Der Name Weißbuche beruht auf der im Gegensatz zur Rotbuche hellen Holzfarbe der Hainbuche.

Freistehende Hainbuche im Sommer

Die Hainbuche ist ein sommergruner Laubbaum der Wuchshohen bis uber 25 Meter und Stammdurchmesser bis uber 1 Meter erreicht. [1] Im Kaukasus wird der Baum bis zu 35 Meter hoch. Das Hochstalter betragt etwa 150 Jahre. Die Stamme bilden in geschlossenen Bestanden 8 bis 10 Meter, im Extremfall auch bis 18 Meter lange Schafte. Der Stamm hat meist einen unregelmaßigen Querschnitt ( spannruckig ). Haufig ist der Stamm krumm.

Die Aste sind bei jungen Baumen senkrecht orientiert und biegen im Alter in die Horizontale um. Die Kronen sind dicht und setzen sich aus weit ausladenden Asten der unteren Bereiche und senkrecht orientierten Asten der oberen Bereiche zusammen. Freistehende Baume bilden machtige, breit-ovale Kronen.

Knospen, Blatter, junge Triebe

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Die Winterknospen sind spindelformig und 5?8 Millimeter lang. Die Seitenknospen liegen einander abwechselnd gegenuber und dem Zweig eng an, wobei deren Knospenspitzen dem Zweig oft zugekehrt sind. [2] Die Knospenschuppen sind braun bis rotbraun und am Rand bewimpert. Die Blutenknospen sind etwas großer und weniger spitz als die vegetativen Knospen.

Die wechselstandigen dunkelgrunen Blatter sind 4?10 Zentimeter lang, zwei bis funf Zentimeter breit, eiformig und am Ende zugespitzt, die Basis ist spitz bis gerundet, auch gestutzt, manchmal schief oder herzformig. Der Blattrand ist doppelt gesagt. Es gibt 10 bis 15 parallel stehende, ausgepragte Blattadern-Paare, die Blatter wirken dadurch wie gefaltet. Die Unterseite der Blatter ist anfangs behaart (zumindest in den Winkeln der Blattadern), spater jedoch kahl. Die Herbstfarbung ist leuchtend gelb, die Blatter haften teilweise in verwelkten Zustand bis zum Fruhjahr an den Zweigen ( Marzeszenz ).

Die jungen Triebe sind glanzend braun (bis grunlich braun) und schwach behaart. Spater werden sie braunlich-grau und kahl. Sie besitzen zahlreiche weiße, elliptische Lentizellen .

Bluten und Fruchte

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Hainbuchen sind monozisch , d. h., sie besitzen mannliche und weibliche Bluten , die jedoch auf einem Individuum vorkommen. Den Bluten fehlen die Kronblatter . Die Blutenstande sind Katzchen . Bluten werden an den jungen Trieben angelegt, uberwintern als Knospe, die Bestaubung erfolgt durch den Wind. Blutezeit ist im April und Mai.

Die mannlichen Bluten stehen einzeln in den vielblutigen, achselstandigen, sitzenden, zylindrischen Katzchen. Sie erscheinen kurz vor dem Blattaustrieb. Diese sind hangend, 4 bis 6 Zentimeter lang und gelbgrun. Eine Blute besteht aus vier bis zwolf anfangs hellgrunen, spater braunlichen, geteilten Staubblattern mit einem haarspitzigen Staubbeutel pro Ast. Eine Blutenhulle fehlt. Jede Blute steht in der Achsel eines hellgrunen, braunlichspitzigen, breit-eiformigen, spitzigen, bewimperten Tragblattes , Vorblatter fehlen. [3]

Die weiblichen, haarigen Bluten stehen nebenstandig, zu zweit in der Achsel eines eiformigen, bewimperten, bespitzten, abfallenden Tragblattes und sie haben jeweils zwei Vorblatter und ein Tragblatt (Vorblatt der fehlenden Blute des Dichasiums ), diese sind anfangs feinhaarig. Zusammen bilden sich vielblutige, gestielte, erst aufrechte, dann hangende, anfangs grune, spater hellbraune, 2 bis 4 Zentimeter lange Katzchen, diese stehen endstandig. Sie erscheinen erst mit dem Blattaustrieb. Zur Reifezeit (August/September) sind die Fruchtstande bis 17 Zentimeter lang.

Der oberstandige, zweifachrige Fruchtknoten besitzt zwei fadliche, rote, vorstehende Narben. Die Samenanlagen besitzen zwei Integumente , der Embryosack entwickelt sich nach dem Polygonum-Typ. Die Befruchtung verlauft chalazogam , die Entwicklung des Endosperms nuklear.

Die Frucht ist eine kleine, anfangs gelblich-grune, spater braunliche, langsrippige, abgeflachte, breiteiformige, einsamige, harte, ca. 6 bis 9 mm lange und 5 bis 6 mm breite Nuss , welche vom bestandigen Perianth und Narbenresten gekront ist. [4] Die Schale besitzt ein papieriges Tegmen (Innenseite der Samenschale oder Testa). [5] Die Tausendkornmasse betragt 3 bis 10 Gramm. [6]

Die Nuss ist in der Achsel in die dreilappig, spießformig und flugelartig verwachsenen Vorblatter eingehullt (Flugelfrucht). [7] Dieses flugelartige Blatt ist 3 bis 5 Zentimeter lang und zunachst grun, spater zur Fruchtreife vertrocknet es, wird papierartig und hellbraun. Es dient als Flugel bei der Windausbreitung und anfangs der Versorgung der sich entwickelnden Frucht mit Assimilaten. Die Fruchte losen sich erst wahrend der Wintermonate ab und beschreiben dabei eine schraubenformige Flugbahn (Schraubenflieger; Ptero meteorochorie ).

Chromosomenzahl

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Die Chromosomenzahl betragt 2n = 64. [8] [9]

Wurzeln und Mykorrhizen

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Hainbuchen bilden in tiefgrundigen Boden tiefreichende Herzwurzeln aus. In feuchten Boden konzentrieren sich die Wurzeln in den obersten 35 Zentimetern, weshalb die Baume solcher Standorte anfallig gegen Windwurf sind.

Die Art geht mehrere Formen von Ekto mykorrhiza -Symbiosen ein, bevorzugt aber keinen spezifischen Partner. Als Symbionten sind rund 25 Arten von Standerpilzen bekannt, aber nur wenige Schlauchpilze und Deuteromyceten .

Technische Holzdaten [10]
Rohdichte (r 11 ) 0,69?0,95 g cm ?3
Druckfestigkeit 64,7 MPa
Zugfestigkeit 104,9 MPa
Biegefestigkeit 105,0 MPa
Scherfestigkeit 8,33 MPa
Rinde eines alten Baumes
Holz der Hainbuche

Das Holz der Hainbuche ist weiß bis graulich-weiß, was ihr den Namen Weißbuche im Gegensatz zum rotlichen Holz der Rotbuche einbrachte. Es gibt keine Farbunterschiede zwischen Splint- und Kernholz . Das Holz ist gleichmaßig aufgebaut, Jahresringe sind nur schwer erkennbar. Das Holz der Hainbuche ist sehr hart und schwer, es ist harter als das der Buche und der Eiche ( Harte nach Brinell 36). Diese Eigenschaft hat der Hainbuche ? wie einigen anderen Baumarten ? den Namen Eisenbaum eingebracht. [11] Die Rohdichte betragt im Mittel 0,82 g/cm³. [12] Das Holz hat im Mittel folgende Zusammensetzung: 18 bis 28 % Lignin , 43 bis 49 % Zellulose , 19 bis 27 % Pentosane .

Die Rinde ist grau, dunn und glatt. Sie kann bei alten Baumen in Langsrichtung aufreißen. Auch innerhalb der Rinde bilden sich ca. 0,12 Millimeter breite Jahresringe.

Obwohl die Gattung Carpinus fossil bereits aus dem Tertiar bekannt ist, lasst sich die Hainbuche erst in Sedimenten aus dem Quartar nachweisen. [13] Die eiszeitlichen Refugien der Hainbuche lagen in Sudeuropa und im Kaukasus. Ab ca. 7000 v. Chr. wanderte sie nach Mitteleuropa ein. 5000 bis 4000 v. Chr. war sie bereits weit verbreitet. Etwa 2000 v. Chr. hatte sie ihre heutige Ausdehnung erreicht.

Verbreitung der Hainbuche
  •  Naturliche Verbreitung
  • × Isolierte Populationen
    Eingefuhrte und verwilderte Vorkommen (synanthropisch) [14]

    Das Areal der Hainbuche umschließt Mitteleuropa, Nord anatolien , den Kaukasus und das Elbursgebirge . [14] Die Nordgrenze in Europa verlauft von Sudwest england uber Nord belgien nach Nord danemark , wo die Hainbuche bei 57° 30' nordlicher Breite ihren nordlichsten Punkt erreicht. Weiter fuhrt die Grenze uber Sud schweden durch Lettland , Litauen , Belarus und durch die Ukraine , wo sie den Dnepr nur geringfugig in ostlicher Richtung uberschreitet. In den Steppenregionen , die nordwestlich ans Schwarze Meer angrenzen, also in der Sudukraine und in der Dobrudscha , fehlt die Hainbuche ebenso wie auf der Krim . Sie kommt im gesamten Kaukasus und in Kustennahe des Kaspischen Meeres auch im Elbursgebirge vor. Sudlich der Pyrenaen , auf Korsika , Sardinien und Sizilien kommt die Hainbuche nicht vor, wohl aber auf der Apennin - und der Balkanhalbinsel . Auch in Anatolien kommt sie nur in einem schmalen Streifen entlang der Kuste des Schwarzen Meeres vor.

    Nahe ihrer Nordgrenze wachst die Hainbuche in Meereshohe, in den Gebirgen steigt sie in folgende Hohen:

    • Mitteleuropa: 700 bis 1000 m
    • Seealpen: 1300 m
    • Kaukasus: 2000 m
    • Elburs-Gebirge: 2300 m
    Ca. 200 Jahre alte Schneitelbuchen im Urwald Sababurg

    Die Hainbuche ist im subozeanischen Klima verbreitet. Sie vertragt warme Sommer, an ihrer ostlichen und nordlichen Verbreitungsgrenze ertragt sie Temperaturen bis ?30 °C.

    Im Suden des Areals wachst sie bevorzugt in feuchten, schattigen Tallagen bzw. in regenreichen Gebieten wie Nordanatolien, Kolchis und an den Nordhangen von Kaukasus und Elburs. Im Norden des Areals ist die Hainbuche relativ warmebedurftig und meidet exponierte Lagen.

    Optimale Wuchsleistungen erbringt die Hainbuche auf nahrstoffreichen, mesotrophen bis eutrophen Boden, die frisch bis periodisch nass sind.

    In Mitteleuropa wachst sie meist auf Braunerde und Pseudogley , die aus diluvialen Ton- bzw. Ton-Sand-Ablagerungen hervorgegangen sind. In Sudeuropa und in den Gebirgen wachst sie auf Rendzinen , in Sudost-Europa auf Loßboden .

    Nach Heinz Ellenberg hat die Hainbuche folgende Zeigerwerte: Halbschatten bis Schattenpflanze, Maßigwarme- bis Warmezeiger, subozeanisch, mit Schwergewicht in Mitteleuropa, nach Osten ausgreifend. Bezuglich Feuchte, Reaktionszahl und Stickstoff ist die Art indifferent.

    Die Hainbuche ist die Charakterart des Verbands der Eichen-Hainbuchen-Walder (Carpinion betuli), kommt aber auch in Gebuschen der Ordnung Prunetalia vor. [8]

    Aufgrund ihrer sehr hohen Trockenheitstoleranz, die auch auf das kraftige und tiefreichende Wurzelsystem zuruckzufuhren ist, gilt die Hainbuche als sturmfest und eignet sich auch fur ungunstige, temporar schlecht mit Wasser versorgte Standorte auch im stadtischen Bereich. Sie kommt damit vor dem Hintergrund des Klimawandels als Baum in Betracht, der kunftig eine hohere Bedeutung erlangen kann. [15]

    Innerhalb der Gattung Carpinus gehort die Hainbuche zur Sektion Carpinus. Schon 1753 wurde sie von Carl von Linne unter dem heute noch gultigen Namen Carpinus betulus beschrieben. [16]

    Es konnen mehrere Varietaten unterschieden werden, die vor allem im Gartenbau Verwendung finden: [17]

    • Carpinus betulus var. angustifolia (Medwed.) O. Radde mit langlichen Blattern und konischen, stark gerippten Fruchten, aus der Ukraine.
    • Carpinus betulus var. carpinizza (Host) Neilr. (Syn.: Carpinus betulus subsp. carpinizza (Kil.) O.Schwarz ) mit kleinen, am Grunde herzformigen Blattern mit sieben bis neun Adernpaaren, aus Rumanien.
    • Carpinus betulus var. parva O. Radde mit kleinen, stark behaarten Blattern und aufgetriebenen Fruchten, aus der Ukraine.

    Des Weiteren sind auch mehrere Zierformen entstanden: [18]

    • 'Columnaris' ? anfangs mit saulenformiger Krone, spater eiformig bis fast rund, dicht verzweigt, langsamwuchsig.
    • 'Fastigiata' ? raschwuchsig, mit regelmaßiger Krone, anfangs saulenformig, im Alter breit eiformig.
    • 'Fastigiata Monument' ? kompakt und saulenformig wachsend, sehr langsamwuchsig.
    • 'Frans Fontaine' ? saulen- bis eiformige Krone, langsam wachsend und im Alter schmal bleibend.
    • 'Incisa' ? mit schmalen, tief gelappten Blattern.
    • 'Quercifolia' ? mit schmalen, rund gelappten Blattern.
    • 'Variegata' ? mit gelb gefleckten Blattern.

    Krankheiten und Fraßfeinde

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    Es sind mehr als 200 Pilzarten bekannt, die die Hainbuche befallen konnen, darunter etliche Mehltau- und Rostpilze. So wird die Hainbuche vom Rostpilz Melampsoridium carpini mit Uredien und Telien befallen. [19] Die Echten Mehltaue Phyllactinia guttata , Erysiphe arcuata und Erysiphe carpinicola [20] besiedeln die Blatter. [21] Taphrina carpini erzeugt große Hexenbesen an Hainbuchen. [22] Von den holzzerstorenden Pilzen sind besonders die Weißfaule -Erreger wichtig, unter denen es jedoch keine Hainbuchen-spezifischen Arten gibt. Unter den uber 70 Insekten - und Milbenarten , die die Hainbuche befallen, sind nur wenige auf die Hainbuche spezialisiert, zum Beispiel die Schildlaus Parthenolecanium rufulum Cockerell und der Borkenkafer Scolytus carpini Ratz .

    Junge Pflanzen konnen durch Rothirsch und Reh verbissen werden, Samlinge und Fruchte werden von verschiedenen Nagetieren gefressen.

    Holzquerschnitt mit Falschkern
    Bestand mit ehemals geschneitelten Hainbuchen

    Die wirtschaftliche Bedeutung der Hainbuche ist heute eher gering.

    Hartes Werkzeug

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    Das Holz wird wegen seiner Dichte und Harte zur Herstellung von Parkett und bestimmten Werkzeugen, zum Beispiel Hobelsohlen , fur Messergriffe, Werkzeughefte und Hackblocke verwendet. Im Klavierbau verwendet man das Holz z. B. fur die Hammerstiele und Hebeglieder. Die fruheren Einsatzbereiche waren weit umfangreicher: Webstuhle, Zahnrader, Zollstocke, Schuhleisten, Stellmacherei , landwirtschaftliche Gerate und vieles mehr.

    Hoher Brennwert

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    Die Hainbuche liefert hervorragendes Brennholz, welches sich jedoch in getrocknetem Zustand nur außerordentlich schwer spalten lasst; frisch geschlagenes Hainbuchenholz ist gut spaltbar. In dieser Anwendung lag fruher die Hauptnutzung der Hainbuchen. In Mitteleuropa wurde die Hainbuche durch den Menschen fruher indirekt stark gefordert, da sie in den der Brennholzgewinnung dienenden Niederwaldern durch ihr hohes Stockausschlag ­vermogen gegenuber der Rotbuche einen eindeutigen Konkurrenzvorteil hatte. Das Holz hat einen sehr hohen Brennwert von etwa 2.300 kWh/RM [23] und damit sogar gut 10 Prozent mehr als Rotbuchenholz (2.100 kWh/RM) [24] .

    Unduchdringliche Hecke

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    Bereits in romischer Zeit, aber auch noch im Dreißigjahrigen Krieg , wurden Wehrhecken ( Landwehren ) in Mitteleuropa zu einem großen Teil aus Hainbuchen angepflanzt. Die Hagebusche wurden mit Axten angehauen und umgeknickt. So wuchsen sie ? zusammen mit Brombeeren , Heckenrosen und anderen Dornenstrauchern ? zu undurchdringlichen Gebilden, die Knickicht, Wehrholz, Landheeg oder Gebuck genannt wurden. Im 11. Jahrhundert etwa legte Kurmainz eine Landwehr, das Rheingauer Gebuck , an, das den ganzen Rheingau zwischen Nieder-Walluf und Lorchhausen gegen den Taunus hin abgrenzte. Die Landwehr war 50 bis 100 Schritt breit und nur an wenigen Stellen mit Durchlassen versehen. Fur die Instandhaltung sorgte ein eigenes Haingericht. Viele Ortsnamen mit den Endungen -hagen und -hain weisen auf solche Landwehren hin. [25] In Garten werden Hainbuchen wegen ihres guten Ausschlagvermogens und ihrer dichten Belaubung gern als geschnittene Hecke gepflanzt. Auch als Alleebaume werden sie verwendet, hierfur gibt es schmalkronige Sorten.

    Futter und Heilpflanze

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    Hainbuchen wurden fruher oft regelmaßig geschneitelt , um Futter fur das Vieh zu gewinnen. Es entstanden dadurch bizarre, knorrige und oft hohle Baumgestalten, die man in manchen Waldern heute noch vorfindet.

    Als Heilpflanze wird die Hainbuche in der traditionellen Medizin nach Hildegard von Bingen gegen weiße Hautflecken ( Vitiligo ) eingesetzt. Hierbei werden die erwarmten Hainbuchenspane auf die betroffenen Hautstellen gedruckt. [26] In der Bach-Blutentherapie wird sie als Hornbeam , englische Bezeichnung fur die Hainbuche, gegen Ubermudung und Erschopfung eingesetzt. [11]

    Die Hainbuche war Baum des Jahres im Jahr 2007 in Osterreich. [27] und 1996 in Deutschland. [28]

    Weitere Trivialnamen

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    Fur die Hainbuche bestehen bzw. bestanden daneben auch weitere regionale Trivialnamen : Haanboke ( Unterweser , Holstein ), Haboke (Holstein), Haneboke ( Gottingen ), Hagabuache ( St. Gallen ), Hagbeik ( Pommern ), Hagbohk ( Mecklenburg ), Hageboke (Holstein), Hainbuche ( Osterreich , Ostpreußen ), Hainebocke (Gottingen), Hambuche ( Elsass , Schlesien ), Haonbok oder Heimbok ( Altmark ), Hoanbuchen ( Salzburg ), Hohnbach oder Hombeach ( Siebenburgen ), Hornbuche (Schlesien), Hoster (Mecklenburg), Rauchbuche (im Sinne von ?raublattrige“; Hohenlohe ), Steinbuche ( Bayern um Eichstatt , Karnten laut Frisch), Steinriglholz (im Sinne von ?Felshugelholz“, rigl = ?ragend“; Wien ), Weißbuche (Osterreich, Schlesien), Welgebaum, Wieglbaum oder Wielholzbaum (ohne Ort), Wittboike (Altmark, Gottingen, Weser ). [29]

    Im Althochdeutschen hieß sie Hageboche, Hagenbocha, Hagenbucha, Hagenpuocha, Hagenpuoche, Haginbuocha oder Heginbouch, im Mittelhochdeutschen Hagbuche, Hagbuoch, Hagebouche, Hagebuche, Hagebuocha, Hagenbucha, Hagenbuocha, Hagenbutzbaum, Hagenpuch, Hainbuache, Hanbuoche oder Leimpaum. Hildegard von Bingen verwendet in ihren Subtilitatum diversarum creaturarum libri 9 (um 1160) den Namen Hainbucha. Spater finden sich in der medizinischen und botanischen Literatur:

    Der Botaniker und Arzt Johann Gottlieb Gleditsch des 18. Jahrhunderts verwendet in seinen zahlreichen Schriften die Namen Flegelholz, Hartbaum, Hartholz, Hanbuche, Hekebuche, Rollholz, Tragebuche, Zaunbuche und Zwergbuche.

    • Horst Bartels: Geholzkunde: Einfuhrung in die Dendrologie. UTB Eugen Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8252-1720-5 .
    • Adam Boraty?ski: Carpinus betulus. In: P. Schutt u. a. (Hrsg.): Enzyklopadie der Laubbaume. Nikol, Hamburg 2006, ISBN 3-937872-39-6 , S. 165?176.
    • Doris Laudert: Mythos Baum. Geschichte, Brauchtum. 40 Portrats. blv, Munchen 2004, ISBN 3-405-16640-3 , S. 129?131.
    • Peter Kiermeier: Handbuch Wildgeholze. Verlag Grun ist Leben, Pinneberg 2000, ISBN 3-934480-09-8 , S. 30?31.
    • Heinrich Rubner : Die Hainbuche in Mittel- und Westeuropa. Untersuchungen uber ihre ursprunglichen Standorte und ihre Forderung durch die Mittelwaldwirtschaft. (= Forschungen zur deutschen Landeskunde. Band 121). Bundesanstalt fur Landeskunde und Raumforschung, Bad Godesberg 1960.
    • Marilena Id?ojti? : Dendrology. Academic Press, 2019, ISBN 978-0-444-64175-5 , S. 122.
    Wiktionary: Hainbuche  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
    Commons : Hainbuche  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

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    1. Henry John Elwes , Augustine Henry : The Trees of Great Britain and Ireland. Volume III, 1906, S. 532.
    2. Jean-Denis Godet: Einheimische Baume und Straucher, Eugen Ulmer KG, Stuttgart, 2019, ISBN 978-3-8186-0945-0 , S. 242?243.
    3. H. Marshall Ward: Trees. Vol. III: Flowers and Inflorenscences. ( Cambridge Biological Series ), Cambridge University Press, 1905, archive.org , Reprint: Forgotten Books, 2015, ISBN 978-1-330-30448-8 , S. 243 ff.
    4. Vit Bojnansky, Agata Farga?ova: Atlas of Seeds and Fruits of Central and East-European Flora. Springer, 2007, ISBN 978-1-4020-5362-7 , S. 25.
    5. Alexander C. Martin, William D. Barkley: Seed Identification Manual. Univ. of Calif. Press, 1961, 1973, ISBN 0-520-00814-6 , S. 143.
    6. The CABI Encyclopedia of Forest Trees. CABI, 2013, ISBN 978-1-78064-236-9 , S. 102.
    7. Thomas Stutzel: Botanische Bestimmungsubungen. 3. Auflage. Ulmer, 2015, ISBN 978-3-8252-8549-4 , S. 88 f.
    8. a b Erich Oberdorfer : Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5 , S. 312.
    9. Carpinus betulus bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports . Missouri Botanical Garden, St. Louis.
    10. Boraty?ski: Carpinus betulus. 2006, S. 170.
    11. a b Laudert: Mythos Baum. 2006, S. 131.
    12. H. H. Dietrichs: Chemisch technologische Merkblatter. Bundesforschungsanstalt fur Forst- und Holzwirtschaft Hamburg.
    13. Adam Boraty?ski: Carpinus betulus. 2006, S. 167.
    14. a b Carpinus betulus , European hornbeam auf EUFORGEN
    15. Landesforsten Rheinland-Pfalz : Hainbuche (Carpinus betulus) ? Vorkommen. Abgerufen am 16. November 2020 (franzosisch).
    16. Carl von Linne: Species Plantarum. Band 2, 1753, S. 998.
    17. Boraty?ski: Carpinus betulus. 2006, S. 167.
    18. Boraty?ski: Carpinus betulus. 2006, S. 171.
    19. Peter Zwetko: Die Rostpilze Osterreichs. Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil, Heft 1, Uredinales. (PDF; 1,8 MB).
    20. L. Vajna: Powdery mildew caused by Erysiphe carpinicola on Carpinus betulus in Hungary: the first European report. New Disease Reports (2006) 12, 45. (online)
    21. Friedemann Klenke, Markus Scholler: Pflanzenparasitische Kleinpilze: Bestimmungsbuch fur Brand-, Rost-, Mehltau-, Flagellatenpilze und Wucherlingsverwandte in Deutschland, Osterreich, der Schweiz und Sudtirol . Springer-Verlag, 2015, ISBN 978-3-662-46162-4 , S.   261 ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).
    22. Svengunnar Ryman & Ingmar Holmasen: Pilze, S. 678. Bernhard Thalacker Verlag, Braunschweig 1992, ISBN 3-87815-043-1 .
    23. Die Hainbuche als Lieferant fur Brennholz. Abgerufen am 26. Juli 2022 .
    24. Brennholz Holz Brennwerte / Brennwertvergleich. Abgerufen am 26. Juli 2022 .
    25. Laudert: Mythos Baum. 2006, S. 130?131.
    26. Hertzka: Große Hildegard ? Apotheke. Christiana-Verlag, 2010, ISBN 978-3-7171-1119-1 .
    27. Osterreichischer Baum des Jahres. Abgerufen am 11. Mai 2022 .
    28. Baum des Jahres. Abgerufen am 11. Mai 2022 .
    29. Georg August Pritzel , Carl Jessen : Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 83 ( archive.org ).