Hugellandschaft im Nebel (Kalifornien)
Sanftwellige Hugellandschaft im
Nationalpark Mols Bjerge
in Danemark
Als
Hugelland
wird eine
Landform
beziehungsweise eine
Landschaft
bezeichnet, die sich mit einem flachwelligen bis
hugeligen
, wenig strukturiertem
Relief
uber das Umland erhebt und damit zwischen jenem von
Flachland
und jenem von
Mittelgebirgen
vermittelt. Die Abgrenzung vom
Bergland
? den niedrigen Mittelgebirgen ? gelingt vor allem uber die
zufallige Verteilung der Hugel
, da echte Mittelgebirge zumeist alte
Faltengebirge
sind, in deren Struktur noch die fruheren
Faltungslinien
erkennbar sind.
Es gibt keine allgemeingultige Definition fur Hugelland und haufig wird der Begriff in der Geographie gar nicht verwendet; die Nutzung und Festlegung ist daher vom jeweiligen Autor abhangig. Vielfach wird ein
relativer Hohenunterschied
bis hochstens 200 m zwischen Gipfel und Umland vorausgesetzt.
[1]
[2]
Ein Bezug zur
absoluten Meereshohe
wird nur dann hergestellt, wenn ein Autor ausschließlich das Hugelland in der
Ebene
meint. In diesem Fall werden zumeist 50 bis 200
Hohe uber dem Meeresspiegel
angegeben. Fur EDV-gestutzte Reliefmodelle wird haufig eine Kombination aus relativer und absoluter Hohe verwendet: Da die englischsprachige Bezeichnung
Hill
eher niedrigen
Mittelgebirgen
entspricht als Hugeln, ist das Hugelland etwa bei Meybeck et al. der Klasse ?Lowlands & platforms“ (Tief- & Tafelland) mit 0?200 m Meereshohe und 5?20 m/km Hohenunterschied (entspricht wiederum etwa 50 bis 200 m im Bezug zum Umland) zuzuordnen.
[3]
[2]
Daruber hinaus konnen Hugellandschaften in jeder Hohe vorkommen; so ist etwa das
tibetische Hochplateau
im Bezirk
Yushu
ein hugeliges Terrain auf uber 4000 m Meereshohe.
[4]
Auch viele hugelige
Vorberge
großer
Gebirge
liegen haufig bereits sehr hoch, so etwa das
Voralpenland
um 1000 m oder die ?Foothills“ (Fußhugel) im
Rocky-Mountain-Nationalpark
auf 2500 m.
In Zusammenhang mit den
Hohenstufen
eines
Gebirges
entspricht die
Hugellandstufe
am
Gebirgsfuß
der klassischen
kollinen Hohenstufe
der
Okologie
,
Biogeographie
und
Geobotanik
. Haufig sind die Unterschiede der
Vegetationsformen
zum flachen Umland jedoch so gering, dass von
kollin-planaren-
oder
planar-kollinen Hohenstufen
gesprochen wird. Hugellander der
Tiefebene
werden vor diesem Hintergrund nicht von der
planaren Hohenstufe
unterscheiden.
Die geringe Hohe der Hugel hat keinen Einfluss auf das Groß
klima
, da die
Temperaturunterschiede durch die Hohenlage
nur geringfugig sind. Eine vom Umland abweichende naturliche
Vegetation
ist demnach
azonal
(Wasserhaushalt, Boden, Untergrund) bedingt. Nur bei hugeligen Vorgebirgen der
kollinen Hohenstufe
sind
extrazonal
klimabedingte Unterschiede aufgrund des angrenzenden
Gebirgsklimas
vorhanden.
Hugelland gehort zu den großen
Landformen
, die das
Makrorelief
der Erde bilden.
Die Struktur der ?Rolling hills“ (rollende Hugel) in Australien macht sie eher zum Bergland/Mittelgebirge. Die Bezeichnung
Hugel/Hill
im Namen kann irrefuhrend sein.
Sanddunen an den Kusten bilden haufig Hugelketten
Nach heutigem Verstandnis ist die
Entstehung von
Gebirgen
bis auf wenige Ausnahmen auf weitreichende
plattentektonische
Vorgange zuruckzufuhren, die sich entlang von tektonischen Schwache- oder
Storungslinien
auswirken. Dadurch haben Gebirge oft ein paralleles Grundmuster, dem die Wasserlaufe folgen und das so durch die Erosion noch regelmaßiger werden kann.
Hugellandschaften
haben oft andere geologische Ursachen und sind deshalb kleinraumiger und
topografisch
nicht so klar gegliedert: Es handelt sich vor allem um unregelmaßige
Molasse
-Ablagerungen von Gebirgen, um Reste eiszeitlicher
Moranen
(Schuttgeschiebe durch wandernde
Gletscher
) oder um
Pingos
(Hugel mit Eiskernen in
Permafrost
-Gebieten). Daher finden sich in den Hugellandschaften der Ebene kaum parallele
Graben
oder Wasserlaufe.
Wenn sich eine Hugellandschaft von den Klima-,
Grundwasser
-,
Gewasser
- und
Bodenverhaltnissen
fur die
Landwirtschaft
eignet, wird ihr kleinraumiger Charakter zusatzlich verstarkt: Die vielfaltigen Hanglagen bedingen unterschiedliche Verhaltnisse fur den
Windgang
(
Leeseite
) und die
Sonneneinstrahlung
, sodass im Lauf der Zeit eine bunte Abfolge von
Waldern
und offenen Flachen, (
Wiesen
, Ackerflachen,
Obstbau
), entlang der Wege und
Boschungen
durch
Hecken
gegliedert, sowie Tal- und Hohensiedlungen entstehen kann. Somit finden sich viele alte
Kulturlandschaften
in Hugel- oder Bergland.
Die Entstehung von Hugeln und der dadurch gepragte
Landschaftstyp
hat vielfaltige Ursachen ? unter anderem:
- Deutschland:
- Aachener Hugelland
, im
Munsterland
:
Baumberge
und
Beckumer Berge
- Niedersachsen:
Luneburger Heide
,
Harburger Berge
,
Ostbraunschweigisches Hugelland
- Schleswig-Holsteinisches Hugelland
:
Holsteinische Schweiz
,
Huttener Berge
,
Angelner Hugelland
(siehe auch
Baltischer Landrucken
)
- Mecklenburgische Schweiz
,
Feldberger Seenlandschaft
- Rheinhessen
,
Alzeyer Hugelland
- Nordsachsen
,
mittelsachsisches Hugelland
,
Flaming
,
Niederlausitz
- Oberschwaben
,
Kraichgau
,
Jagst
-
Ries
- Bayern
:
Unterbayerisches Hugelland
,
Mittelfranken
,
Haßlacherbergkette
in Nord-
Oberfranken
,
Spalter Hugelland
- Thuringen
:
Nordthuringer Hugelland
- Frankreich:
- Italien:
- Die
Langhe
im Piemont, zwischen Turin und den Ligurischen Alpen
- Osterreich:
- Polen:
- Schweiz: teilweise
Jura
- Slowenien:
- Ungarn, Rumanien, Serbien
Beispielhaft fur eine Hugellandschaft außerhalb Europas sei
Ruanda
in Afrika genannt, dessen Charakter in seinem franzosischen Beinamen ?Pays de
Mille Collines
“ (dt. ?Land der Tausend Hugel“) wortlich zum Ausdruck kommt.
- ↑
Andreas Heitkamp:
Mehr als nur die Hohe, Der Versuch einer Typologie
, Kapitel im Dossier
Gebirgsbildung
auf scinexx.de, 26. November 2004, abgerufen am 17. Juni 2020.
- ↑
a
b
Stefan Rasemann:
Geomorphometrische Struktur eines mesoskaligen alpinen Geosystems
, Dissertation, Bonn 2003,
PDF
(
Memento
des
Originals
vom 19. April 2021 im
Internet Archive
)
Info:
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Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/tolu.giub.uni-bonn.de
, S. 5?9, 16?17.
- ↑
Michel Meybeck, Pamela Green, Charles Vorosmarty:
A New Typology for Mountains and Other Relief Classes,
in
Mountain Research and Development
, Vol. 1, Nr. 1, 1. Februar 2001, S. 34?45,
doi
:
10.1659/0276-4741(2001)021[0034:ANTFMA]2.0.CO;2
.
- ↑
Jorg Gertel, Andreas Gruschke, Ingo Breuer:
Regionalisierung und Urbanisierung in Osttibet
. In:
Internationales Asienforum
, 40, 2009, No. 1?2, S. 121.