Hohe uber dem Meeresspiegel
(auch
See-
oder
Meereshohe
) bezeichnet den
lotrechten
Abstand eines bestimmten Punktes in Bezug auf ein festgelegtes Meeresniveau. Als
Nullniveau
dieser
geodatischen Hohenangaben
wird dabei ein
mittlerer Meeresspiegel
angegeben, der aus lokalen
Messungen
von
Kustenpegelstationen
ermittelt sein kann oder per
Definition
festgelegt wird. Nach Angabe eines
Nullpunktes
sind Hohenangaben im Prinzip vom tatsachlichen Meeresspiegel unabhangig. Je nach Land werden meist unterschiedliche Hohendefinitionen verwendet. In
Deutschland
ist derzeit eine Version des
Normalhohennull
die amtliche
Bezugshohe
.
Bezugsflachen konnen mit Hilfe der
Geodasie
genau definiert sein. Je nach
Land
oder Anwendung werden unterschiedliche Berechnungsmethoden (
Hohendefinitionen
) und unterschiedliche
Bezugshohen
verwendet. Einige Systeme haben nur
regionale
Bedeutung (z. B. das
Helgoland Null
[1]
) oder beziehen sich wie das
Wiener Null
auf von Flusspegeln abgeleitete Hohendefinitionen. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Verwendung einer festgelegten Hohendefinition meist auf das gesamte jeweilige
Staatsgebiet
ausgedehnt.
Fur Bezugshohen der
Landesvermessungen
wurde oft der definierte
Mittelwert
eines
Kustenpegels
oder ein
Datumspunkt
im Landesinneren als Referenz fur einen Nullpunkt herangezogen. Von hier aus werden die uber das gesamte Land verteilten amtlichen
Hohenfestpunkte
(HFP) netzartig mit einem
Nivellement
verbunden und so hohenmaßig bestimmt. Wichtige Beispiele fur solche Hohendefinitionen in Europa sind die seit 1684 festgelegte Hohe des
Amsterdamer Pegels
, der
Kronstadter Pegel
(Mittelwert der Jahre 1825 bis 1839), die beiden Hohendefinitionen am
Molo Sartorio
aus den Jahren 1875 und 1900 oder der
Pegel Marseille
(Mittelwert der Jahre 1884 bis 1896). Mit Festlegung des Nullpunktes des Hohenbezugssystems wurde die Hohenangabe von
Wasserspiegelschwankungen
des ursprunglichen
Pegels
unabhangig. An die Abhangigkeit von einem
Wasserstand
erinnert nur noch das Wort
Pegel
im Namen. Beispiele fur
Referenzpunkte
im Landesinneren sind der ehemalige deutsche
Normalhohenpunkt 1879
in Berlin oder der
Repere Pierre du Niton
(an einem
Felsen
im
Hafen
von
Genf
) in der
Schweiz
.
Es wird versucht, Hohendefinitionen international zu vereinheitlichen, in Europa beispielsweise im
Europaischen Hohenreferenzsystem
und dem
United European Levelling Net
(UELN). Seit 2015 befindet sich das International Height Reference System (IHRS) als weltweit gultiges Hohen-Bezugssystem im Aufbau.
[2]
Die Unterschiede Δ zwischen den Hohensystemen betragen in der Regel wenige
Zentimeter
bis einige
Dezimeter
, konnen in Extremfallen auch Meter annehmen.
[3]
Eine Umrechnung zwischen den verschiedenen Systemen mit einem konstanten Wert ist nur sehr ungenau (> 1
dm
) moglich, da der Korrekturwert auch von der Lage im Hohennetz und bei abweichender Hohendefinition auch von der Hohe abhangt. Letzteres wirkt sich besonders im Hochgebirge aus.
Land
|
Bezeichnung
|
Δ
1)
zu
DHHN
2016
[4]
[5]
|
Hohendefinition
|
Pegelort
|
Datumspunkt
|
Belarus
|
Baltic 1977
|
+13 cm
|
Normalhohe
|
Kronstadt
[6]
|
Lomonossow
(zu St. Petersburg), aus gemeinsamer Auswertung der Hohennetze Osteuropas 1977
|
Belgien (DNG/TAW)
[7]
|
meter boven Oostends Peil (m O.P.)
(Meter uber Pegel Ostende)
|
?233 cm
|
nivellierte Hohe ohne Berucksichtigung des Erdschwerefeldes
,
[8]
der Pegel Ostende bezieht sich im Gegensatz zu anderen Pegeln nicht auf den mittleren, sondern auf den niedrigsten Wasserstand
[9]
|
Ostende
|
Ukkel, Festpunkt GIKMN mit 100,174 m TAW
|
Bulgarien
|
BGS2005
|
?2 cm
|
Normalhohen
|
Amsterdam
|
58 uber Bulgarien verteilte Punkte im EVRF2007
[8]
|
Danemark
|
meter over havets overflade (m.o.h.)
|
?1 cm
|
orthometrische Hohe
[7]
|
10 danische Pegel
[8]
|
Dansk Vertikal Reference
(DVR90) bezogen auf den
Dom zu Aarhus
.
[10]
[11]
|
Deutschland (
Ur-Nivellement
)
|
Meter uber
Normalnull
(NN)
|
bis zu ?59 cm
|
normal-orthometrische Hohe
|
Amsterdam
|
Normalhohenpunkt 1879
mit
37
m u. NN
.
Ab 1912
Normalhohenpunkt 1912
.
|
Deutschland (
DHHN
2016)
[12]
|
Meter uber
Normalhohennull
(NHN) im DHHN2016
|
±0 cm
|
Normalhohe
|
Amsterdam
|
72 uber Deutschland verteilte Punkte mit ihrer Hohe im DHHN92
|
Estland
|
EH2000
[8]
|
?1 cm
|
Normalhohe
|
Amsterdam
|
Punkt bei Poltsamaa
|
Finnland
|
N2000
|
?1 cm
|
Normalhohe
[7]
|
Amsterdam
[8]
|
Metsahovi, abgeleitet von gemeinsamer Auswertung der Messungen rund um die Ostsee (?Baltischer Ring“) mit Anschluss an Amsterdam
|
Frankreich (NGF-IGN69)
|
metres au-dessus du niveau de la mer
(m)
(Meter uber dem Meeresspiegel)
|
?56 cm
|
Normalhohe
[7]
|
Marseille
|
Marseille
- Ajaccio
- Verschiedene
[13]
|
Griechenland
|
Hellenic Vertical Datum 1985 (HVD85),
National Triangulation Network (NTN)
|
|
orthometrische Hohe
|
Piraus
[14]
|
Piraus
|
Irland
|
metres above sea level
(m ASL / m a.s.l.)
|
|
orthometrische Hohe
|
Malin Head
|
Malin Head
|
Italien (Genua 1942)
|
metri sul livello del mare
(m s.l.m.)
(Meter uber dem Meeresspiegel)
|
?30 cm
|
nivellierte Hohe ohne Berucksichtigung des Erdschwerefeldes
[15]
|
Genua
|
Genua
|
Japan
[16]
|
T?ky?-wan heikin kaimen
(
東京?平均海面
)
(mittlerer Meeresspiegel [= Mittelwasser] der
Bucht von Tokio
)
Tokyo Peil
(T.P.)
|
|
orthometrische Hohe
|
Chiyoda
,
Tokio
|
Nihon suijun genten (
日本水準原点
), 24,4140 m
2)
|
Nachfolgestaaten
Jugoslawiens
:
Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Serbien
|
Nadmorska visina
(
m/nv
, ~
Meter uber Adria
)
|
?35 cm
|
normal-orthometrische Hohe
|
Triest
|
Triest 1900
|
Kroatien
|
Kroatisches Hohenreferenzsystem 1971,5 ? HVRS71 (
Meter uber Adria
)
|
?35 cm
|
normal-orthometrische Hohe
|
5 verschiedene Adriapegel (
Dubrovnik
,
Split
,
Bakar
,
Rovinj
und
Koper
[17]
)
|
[18]
[19]
Dubrovnik, Split, Bakar, Rovinj, Koper
|
Lettland
|
LAS 2000,5
|
?1 cm
|
Normalhohe
|
Amsterdam
|
16 Punkte in Lettland mit ihrer Hohe im EVRF2007
[8]
|
Liechtenstein (LN02)
|
Meter uber Meer
(m u. M.)
|
?28 cm
|
nivellierte Hohe ohne Berucksichtigung des Erdschwerefeldes
|
Marseille
|
Repere Pierre du Niton
|
Litauen
|
LAS07
|
?1 cm
|
Normalhohe
|
Amsterdam
|
10 Punkte in Litauen mit ihrer Hohe aus dem EVRF2007
[8]
|
Nordmazedonien
|
NTV1
|
?57 cm
|
normal-orthometrische Hohe
|
Triest
|
Triest 1875
[8]
|
Luxemburg
|
NG95
|
+1 cm
|
orthometrische Hohe
|
Amsterdam
|
Amsterdam
|
Niederlande (NAP)
|
meter boven/onder NAP
(m NAP)
(Meter uber/unter
NAP
)
|
±0 cm
|
nivellierte Hohe ohne Berucksichtigung des Erdschwerefeldes
[8]
|
Amsterdam
|
Amsterdam
|
Nordirland
|
|
|
|
Belfast
[4]
[5]
|
|
Norwegen (NN2000)
|
meter over havet
(moh.)
(Meter uber dem Meer)
|
?3 cm
|
Normalhohe
[20]
|
Amsterdam
[21]
|
gemeinsame Auswertungen der Messungen rund um die Ostsee (?Baltischer Ring“) mit Anschluss an Amsterdam
|
Osterreich (GHA)
|
Meter uber Adria
(m u. Adria)
|
?33 cm
|
normal-orthometrische Hohe
|
Triest
[8]
|
Triest 1875 mit
Haupthohenpunkt Hutbigl
[22]
|
Polen (Kronstadt 1986)
|
metry nad poziomem morza
(m n.p.m.)
|
+16 cm
|
Normalhohe
[7]
|
Kronstadt
|
Rathaus in Toru?
|
Portugal (RNGAP)
|
Nivel Medio das Aguas do Mar
(m NMM)
|
?29 cm
|
orthometrische Hohe
[7]
|
Cascais
|
Cascais
|
Rumanien
|
m
|
+3 cm
|
Normalhohe
[23]
|
Constan?a
|
Constan?a
|
Russland (Baltic 1977)
russisch
Балтийская система высот, (БСВ77)
|
wyssota (metry) nad urownem morja
(
высота (метры) над уровнем моря
)
(Hohe (Meter) uber dem Meeresspiegel)
|
+11 cm
|
Normalhohe
|
Kronstadt
[6]
|
Lomonossow (zu St. Petersburg)
|
Schweden (RH2000)
|
Meter over havet
(m o.h.)
(Meter uber dem Meer)
|
?2 cm
|
Normalhohe
[7]
|
Amsterdam
|
gemeinsame Auswertung der Messungen rund um die Ostsee (?Baltischer Ring“) mit Anschluss an Amsterdam
|
Schweiz (LN02)
[24]
|
Meter uber Meer
(m u. M.)
|
?24 cm
|
nivellierte Hohe ohne Berucksichtigung des Erdschwerefeldes
|
Marseille
|
Repere Pierre du Niton
|
Slowakei (Bpv1957)
|
metrov nad morom
(m n.m.)
(Meter uber Meer)
|
+13 cm
|
Normalhohe
[7]
|
Kronstadt
[25]
|
Lomonossow (zu St. Petersburg), aus gemeinsamer Auswertung der Hohennetze Osteuropas 1957
|
Slowenien
|
SVS2010
[8]
|
?29 cm
|
Normalhohe
|
Koper
|
Ru?e
|
Spanien (REDNAP-2008)
|
metros sobre el nivel del mar
(msnm)
(Meter uber dem Meeresspiegel)
|
?45 cm
|
orthometrische Hohe
[7]
|
Alicante
|
Alicante
|
Tschechien (Bpv1957)
|
metr? nad mo?em
(m n. m.)
(Meter uber Meer)
|
+12 cm
|
Normalhohe
[7]
|
Kronstadt
[25]
|
Lomonossow (zu St. Petersburg), aus gemeinsamer Auswertung der Hohennetze Osteuropas 1957
|
Turkei
|
TUDKA 99
|
?41 cm
|
orthometrische Hohe
[26]
|
Antalya
|
Antalya
|
Ukraine
|
Baltic 1977
|
+12 cm
|
Normalhohe
|
Kronstadt
|
Lomonossow (zu St. Petersburg), aus gemeinsamer Auswertung der Hohennetze Osteuropas 1977
[6]
|
Ungarn (EOMA1980)
|
Tengerszint feletti magassag
(Hohe uber dem Meeresspiegel)
|
+14 cm
|
Normalhohe
[7]
|
Kronstadt
|
Nadap
|
Vereinigtes Konigreich
(ODN)
|
metres above sea level
(m ASL / m a.s.l.)
(Meter uber dem Meeresspiegel)
|
?20 cm
|
normal-orthometrische Hohe
[8]
|
Newlyn
|
Newlyn
|
1)
Beispiel:
- Hohenangabe ?
n
“ nach DHHN92 ? ?
n
+ 230 cm“ nach belgischem System
- Hohenangabe ?
n
“ nach belgischem System ? ?
n
? 230 cm“ nach DHHN92
Eine besondere Bedeutung haben die unterschiedlichen Hohensysteme bei grenzuberschreitenden Bauwerken, wobei es auch zu Fehlern kommen kann. So wurde beispielsweise 2003 bei der
Hochrheinbrucke
die errechnete Differenz von 27 cm zwar prinzipiell berucksichtigt, jedoch wurde durch einen Vorzeichenfehler der Unterschied auf 54 cm verdoppelt.
[28]
Mit dem
Global Positioning System
(GPS) werden
ellipsoidische Hohen
uber dem
Referenzellipsoid
des
World Geodetic Systems
(
WGS84
) bestimmt. Diese Hohenwerte sind in Deutschland 36 m (in
Vorpommern
) bis 50 m (im
Schwarzwald
und in den
Alpen
) hoher als Angaben nach Normalhohennull. Bei Handempfangern werden die GPS-Hohen meist direkt vom Empfanger uber ein
Geoidmodell
in lokale Hohenwerte umgerechnet. Mit professionellen GPS-Geraten ist eine sehr genaue Hohenbestimmung moglich. Zur Umrechnung von Hohen uber WGS84 in den aktuellen deutschen Hohenreferenzrahmen DHHN2016 muss dann das dazugehorige Quasigeoidmodell GCG2016
[29]
verwendet werden.
Die Gelandehohe wird in
topografischen Karten
mittels Hohenpunkten (
Koten
),
Hohenlinien
oder
farbigen Hohenschichten
dargestellt. Bei Hohenangaben von Ortschaften wird oft ein reprasentativer Punkt im Zentrum gewahlt. Das ist meist der Marktplatz, ein Punkt am Rathaus, dem Bahnhof oder an der Kirche. Bei Gewassern wird die Hohe des mittleren
Wasserstandes
angegeben. Hohenpunkte finden sich meist an markanten, wiederauffindbaren Punkten wie z. B. Wegekreuzungen oder -knicken,
trigonometrischen Punkten
oder
Gipfelkreuzen
. Die hochsten oder tiefsten Punkte des Gelandes sind jedoch nicht immer dargestellt, zum Beispiel, wenn ein trigonometrischer Punkt oder ein Gipfelkreuz nicht an der hochsten Stelle stehen. Das Hohensystem, auf das sich die Hohen der Karte beziehen, sollte am Kartenrand angegeben sein.
In der
Seefahrt
und in
Seekarten
benutzt man das sogenannte
Seekartennull
(SKN) (auch Kartennull), das sich auf
Lowest Astronomical Tide (LAT)
in Tidengewassern, beziehungsweise auf
Mittleren Wasserstand (MW)
in tidenfreien Gewassern bezieht. Hohen im Meer werden, auf SKN bezogen, als
Wassertiefe
angegeben (negative Hohe, seewarts der Linie des Seekartennulls). Hohen an der Kuste, also im
Watt
vom Seekartennull bis zur
Kustenlinie
, werden ebenfalls auf das Seekartennull bezogen (positive Hohe). Hohen landwarts der Kustenlinie hingegen beziehen sich meist auf die jeweilige
Bezugshohe
.
In der
Luftfahrt
findet die Hohe uber dem Meeresspiegel unter der englischsprachigen Bezeichnung
(Above) Mean Sea Level
((A)MSL)
unter anderem zur Angabe von
Flughohen
und
Hindernishohen
Anwendung.
MSL
ist dabei uber das
EGM-96
-
Geoid
definiert, das auch in
WGS 84
verwendet wird. In Gebieten, wo EGM-96 nicht die benotigte
Genauigkeit
erreicht, konnen abweichend regionale, nationale oder lokale Geoid-Modelle verwendet werden. Diese werden dann im entsprechenden
Luftfahrthandbuch
bekanntgegeben.
[30]
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Die Hohennullpunkte der amtlichen Kartenwerke europaischer Staaten und ihre Lage zu Normal-Null
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ISBN 3-00-004699-2
(Erstausgabe: Berlin 1923, Dissertation, erstveroffentlicht in:
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