Handel-Haus

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Handel-Haus

Daten
Ort Halle (Saale)
Baujahr vor 1558
Koordinaten 51° 29′ 3″  N , 11° 58′ 1″  O Koordinaten: 51° 29′ 3″  N , 11° 58′ 1″  O
Handel-Portrat von John Theodore Heins (c. 1740), Leihgabe der Stiftung der Saalesparkasse in Halle (Saale)
Das Geburtshaus Georg Friedrich Handels auf einem Notgeldschein von 1921 .

Das Handel-Haus ist ein Musikmuseum der Stadt Halle (Saale) und seit 2008 als kommunale Stiftung des Privatrechts organisiert. Kern des Renaissance -Komplexes, der vor 1558 erbaut wurde, ist das Geburtshaus Georg Friedrich Handels , das uber 100 Jahre im Eigentum der Familie Handel war. Die Grundmauern reichen jedoch bis ins Mittelalter zuruck. Seit 2009 leitet der Musikwissenschaftler Clemens Birnbaum das Haus.

Logo des Handel-Hauses

Das Handel-Haus ist in der Großen Nikolaistraße 5?6 in der Altstadt von Halle (Saale) gelegen. Es befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Institut fur Musik, Medien- und Sprechwissenschaften der Martin-Luther-Universitat Halle-Wittenberg und zur Evangelischen Hochschule fur Kirchenmusik Halle .

Neben der Stiftung Handel-Haus haben folgende Organisationen ihren Sitz im Gebaude:

Baugeschichte und Erscheinung

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Die Grundmauern und das Kellergewolbe des Hauses stammen aus dem 15. bzw. 16. Jahrhundert. Ein teilweise erhaltenes Kreuzgratgewolbe weist romanische Zuge auf und lasst sich wohl auf das fruhe Hochmittelalter des 12. Jahrhunderts zuruckdatieren. Das Erdgeschoss ist im 16. und 17. Jahrhundert und das Obergeschoss in der zweiten Halfte des 18. Jahrhunderts entstanden. [2]

Die Instandsetzungsarbeiten der Nachkriegszeit fuhrten zur Beseitigung der Schaufenster eines Ladens. Beim Handel-Haus, das ursprunglich ein Burgerhaus war, wurde auf einen denkmalgerechten Schutz des Tors mit Durchgang in den Innenhof verzichtet, da es unvereinbar mit dem Museumskonzept war. Weitere Verunstaltungen des Hauses wurden 1984 beseitigt. [2]

Sichtfachwerk aus der Epoche der Renaissance wird am Seitenflugel zum Hof sichtbar. Weitere Hinweise auf diese Zeit geben die Decke des Stammhauses und die gut erhaltene Bohlenstube . [2]

Geschichte des Handel-Hauses

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Privateigentumer

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Im Jahr 1558 fand das heutige Handel-Haus erstmals als ? Ratslehen “ Erwahnung. Als damaliger Besitzer ist in den Akten Christoph Nopel aus Naumburg erwahnt. 1571 ging das Eigentum auf dessen Sohn Hieronymus Nopel uber. Ein weiterer Eigentumerwechsel vollzog sich 1595, als der Gerichts- Beisitzer Johann Neigenfindt, seinerzeit Assessor beim Schoppenstuhl , das Anwesen fur 1400 Gulden erwarb. 1630 war der herzogliche Kammerdiener Hans Georg Bley Eigentumer. Im Gebaudeteil ?Zum Gelben Hirschen“ gab es einen Weinausschank . [3] Bleys Witwe Susanne war ab 1654 Alleinbewohnerin des Hauses. [2]

Familienbesitz der Handels

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Am 30. Juni 1666 erwarb der herzogliche Kammerdiener und Leibchirurg Georg Handel (1622?1697), Vater des Komponisten Georg Friedrich Handel (1685?1759), das Eckhaus fur 1310 Gulden. Es befand sich in reprasentativer Nahe zur herzoglichen Residenz am Domplatz . Nach dem Einzug ersuchte er Herzog August von Sachsen-Weißenfels , gleichsam Administrator des Erzstiftes Magdeburg , um Erneuerung des Weinschankprivilegs. Dieses wurde ihm am 8. Januar 1668 gewahrt, wogegen dann aber der Rat der Stadt Widerspruch einlegte. Erst 1682 wurde der Rechtsstreit mit einem Vergleich beigelegt. [4]

Der Komponist Georg Friedrich wurde im Haus ?Am Schlamm“ (d. h. dem Haus ?Zum Gelben Hirschen“, Eckhaus Großer Schlamm / Kleine Ulrichstraße und Kleine Klausstraße ) am 23. Februar 1685 geboren und lebte hier achtzehn Jahre lang. Nach dem Tod des Vaters 1697 ging das Eigentum auf Georgs Witwe Dorothea Elisabeth (1651?1730) und deren Kinder uber. 1703 verließ Georg Friedrich Halle in Richtung Hamburg . [4]

Im Jahr 1708 wurde der Nordteil des Grundstucks (heute Kleine Ulrichstraße 38) abgetrennt (?separirt“), da Georg Friedrichs Schwester Dorothea Sophia (1687?1718) mit ihrem Vermahlten Michael Dietrich Michaelsen (1680?1748), einem promovierten Juristen, ihren eigenen Hausstand grundete. Mitte des 18. Jahrhunderts ging dieses Gebaude in fremdes Eigentum uber. Von 1844 bis 1871 war hier eine Studentenherberge der Familie Schutz in Betrieb. Spater fuhrte darin ein Herr Trautwein eine Gastwirtschaft mit dem Namen ?Schutzei“. In der DDR gab es seit den 1980er Jahren Museumsplane fur das Haus. Diese wurden aber wegen den hohen Instandsetzungskosten verworfen. [5] Aufgrund des schlechten Zustandes des Gebaudes wurde 1999 von einer Wiederherstellung endgultig Abstand genommen und in der Folge das ursprungliche Haus durch einen Neubau ersetzt, der durch die Stadt Halle erworben wurde.

Mit dem Tod der Mutter 1730 wurde Handels Nichte und Patentochter Johanna Friederike Michaelsen (1711?1771) eine Erbin des Anwesens. [3] Sie bewohnte das Haus dann wohl ab 1755 mit ihrem Ehemann Johann Ernst von Florcke (1695?1762), erster Professor der Rechte und Director der Friedrichs-Universitat Halle . Nach dem Tod von Johanna Friederike 1771 erbte ihre zweite Tochter Dorothea Luisa (1737?1811) das Anwesen. Sie heiratete den hallischen Ratsmeister Friedrich August Reichhelm (1727?1782). Dieser wollte dem Großonkel seiner Ehefrau und beruhmten Komponisten ein Denkmal setzen und begann das Gebaude zu erneuern und umzubauen. [5]

Besitz von Kaufleuten

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Ein Jahr nach Reichhelms unerwartetem Tod 1782 musste das Haus dann aber zwangsversteigert werden. In einer Anzeige der Koniglich Preußischen Berggerichte vom 14. Dezember 1783 erhielt das Gebaude einen Taxwert von 1885 Reichstalern . [3] Am 27. Juli 1784 ersteigerte Christian Friedrich Pohlmann den Komplex fur 2225 Reichstaler. Er betrieb darin einen Kolonial- und Materialwarenhandel. [6]

Im Jahr 1817 wurde der Kaufmann und unbesoldete Stadtrat Friedrich Wilhelm Ruprecht Hausbesitzer und ubernahm die Materialwarenhandlung. Ruprecht Geschaftstatigkeit fuhrten zur Erweiterung des Betriebes um eine Destillation , eine Tabakfabrik und ein Lager von Lackfabrikaten. 1827 erwarb er auch das Nachbargrundstuck, was im Streit um das ?richtige“ Handel-Haus mundete. Ruprechts Sohn, der seit 1847 im Besitz des Anwesens war, verkaufte 1872 Grundstuck und Geschaft an den Kaufmann Wilhelm Richard Fuß. [6] Dieser wiederum veraußerte es 1896 an das Bankhaus H. F. Lehmann . [7]

Neuer Eigentumer wurde 1922 der Kaufmann Heinrich Lifschutz. Versuche des Hallischen Handel-Vereins und des englischen Handelforschers Newman Flower das Gebaude zu erwerben, scheiterten wohl am hohen Verkaufspreis. [7] 1932 ist eine Person namens Philipp nachgewiesen, der im Hause einen Mobelhandel betrieb. Anlasslich des 250. Geburtstages des Komponisten 1935 wurde eine Gedenktafel am Haus angebracht. [8]

Stadtisches Musikmuseum

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Eingangstor zum Handel-Museum und zum Kammermusiksaal nach der Rekonstruktion 1985 (Foto von Waltraud Grubitzsch, Bundesarchiv )

Nach jahrelangen Bemuhungen und einer Schlichtung des Bibliothekars Bernhard Weißenborn kaufte die Stadt Halle das Anwesen am 21. August 1937 fur 31710 Reichsmark . Den ursprunglichen Mietern wurden andere Wohnungen zur Verfugung gestellt. Im Zuge der Vorbereitung eines ?Musikmuseums der Stadt“ begann der stadtische Kulturreferent Herbert Koch mit dem Aufbau einer Sammlung u. a. aus Bildern, Musikinstrumenten und Musikalien. Außerdem wurde die Schriftenreihe des Handelhauses begrundet. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 konnte die notwendige Instandsetzung des leerstehenden Gebaudes zunachst nicht umgesetzt werden. [9]

Nach Kriegsende 1945 unternahm die Stadt zwei Jahre Umbau- und Wiederherstellungsarbeiten. Noch im selben Jahr konnten eine Restaurierungswerkstatt und Buros bezogen werden. Nachdem am 22. Februar 1948 ein erstes Konzert im Handel-Haus stattgefunden hatte, wurde der Ausstellungsteil des Museums am 13. Juni eroffnet. Wesentlichen Anteil an der Eroffnung des Musikmuseums hatten neben Koch auch der Musikwissenschaftler Walter Serauky , der 1949 Direktor des Musikwissenschaftlichen Institutes wurde. [10]

Im Jahr 1983 wurde das Handel-Haus eine Abteilung des ?Georg-Friedrich-Handel-Zentrums“, dem daruber hinaus das standige Buro der Handel-Festspiele , die Konzerthalle am Boulevard und das Redaktionskollektiv der Hallischen Handel-Ausgabe angehorten. Nach der Auflosung des Zentrums 1992 wurde wieder das Handel-Haus zentrale Einrichtung der Handelrenaissance.

Zur ?Bach-Handel-Schutz-Ehrung der DDR“ 1985 wurde das Stammgebaude auch zur Bewaltigung des großen Besucheraufkommens um das ostlich angrenzende historische Nebengebaude erweitert und die Ausstellung uber den Komponisten neu konzipiert. Die Restaurierungswerkstatt und die Bibliothek konnten in den Seitenflugel des neuen Gebaudes einziehen, der Kammermusiksaal wurde vom Dach in das Erdgeschoss des neuen Gebaudes verlagert. Der große Hof wurde bis in die 1990er Jahre fur Serenaden genutzt.

Das Handel-Haus wurde 2001 als kultureller Leuchtturm in das Blaubuch des Beauftragten der Bundesregierung fur Angelegenheiten der Kultur und Medien aufgenommen. Seitdem ist das Haus Mitglied in der Interessensgemeinschaft Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen . Daruber hinaus ist es Mitglied der Arbeitsgruppe ?Musikmuseen in Deutschland“.

Stiftung Handel-Haus

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Auf Beschluss des halleschen Stadtrats 2007 wurde das Handel-Haus in eine Stiftung umgewandelt. 2008 erkannte das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt die Rechtsfahigkeit der Stiftung Handel-Haus als privatrechtliche Stiftung an. Das Land Sachsen-Anhalt beteiligt sich fortan an der Finanzierung der Stiftung. Anlasslich des 250. Todesjahres des Komponisten 2009 wurde das Handel-Haus durch das Berliner Architekturburo Gerhards & Glucker saniert und am 14. April eine neue Dauerausstellung eroffnet.

Seit 1994 ist der Leiter des Handel-Hauses gleichzeitig Intendant der Handel-Festspiele. Direktor des Handel-Hauses war/ist:

Freundes- und Forderkreis

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Zur Unterstutzung des Musikmuseums wurde 1990 der Freundes- und Forderkreis des Handel-Hauses zu Halle e. V. gegrundet. Bis heute fordert er ideell und finanziell die Stiftung. Außerdem besorgt er Publikationen. Von 1991 bis 2008 gab er dreimal jahrlich die Handel-Hausmitteilungen heraus, wobei der letzte Jahrgang ein Sonderheft war. Seit 2011 erscheinen zwei- bis dreimal jahrlich die Mitteilungen . Der Verein, dem Dietlinde Rumpf vorsteht, hat derzeit ca. 350 in- und auslandische Mitglieder.

Museumspadagogik

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Die Stiftung Handel-Haus ist in die ARD -Aktion ?Handel-Experiment“ eingebunden. Dafur stellt es Wissensangebote fur Schulklassen und Lehrer zur Verfugung. Außerdem bietet das Haus die Ausrichtung von Kindergeburtstagen fur Kinder von sechs bis zwolf Jahren an. Weiterhin ist Partner des durch das Bundesministerium fur Bildung und Forschung geforderten Programms ?Kultur macht stark. Bundnisse fur Bildung“. In der Vergangenheit war es an der Realisation des durch den Deutschen Caritasverband unterstutzten Projekts ?Opera Mobil“ beteiligt.

Handel-Ausstellung 2006: Raum 6 (Londonzimmer) mit Portrat Handels von Hans List nach Miss Benson und Philip Mercier (angefertigt nach 1945) und Cembalo von Jacob und Abraham Kirkman (London 1772)

In der ersten Handel-Ausstellung im Handel-Haus (1948?1952) waren dem Komponisten funf Raume und teilweise der Flur gewidmet. Funf weitere Ausstellungsraume stellten Personlichkeiten der regionalen Musikgeschichte dar. Daruber hinaus wurde die Musikinstrumentensammlung zuganglich gemacht. [10]

Zum Handelfest 1952 wurde die Ausstellung neugestaltet und zunachst in den Raumlichkeiten der Staatlichen Galerie Moritzburg als ?Handel und seine Zeit“ prasentiert. Ein Jahr darauf wurde sie in das Handel-Haus uberfuhrt. Wegen Platzmangels wurden die Exponate zur Musikgeschichte der Stadt Halle in das Geburtshaus von Robert Franz ausgelagert. Im Raum ?Studio 1“ des Handel-Hauses wurde der Besucher uber Tonbander mit der Musik des Komponisten vertraut gemacht. Anlasslich der ?Handel-Ehrung der DDR“ 1959 wurde unter dem Museumsdirektor Konrad Sasse von 1955 bis 1958 weitere inhaltliche Verbesserungen vorgenommen. Der Graphiker Hans-Ulrich Herold besorgte die kunstlerische Gestaltung. Ab 1967 gab es ?Tonbandfuhrungen“, d. h. eine Kombination von Kurztexten und Musikbeispielen. Erstmals wurden in dieser Zeit auch fremdsprachige Fuhrungen angeboten. [11]

Eine Neukonzeption der Ausstellung erfolgte zur ?Bach-Handel-Schutz-Ehrung der DDR“ 1985 durch den Museumsdirektor Edwin Werner (ab 1981). Ermoglicht wurde nun ein Rundgang durch die Ausstellung. Die Handel-Biographie und -pflege konnten so geschlossen werden. Else und Ronald Kobe steuerten die graphische Gestaltung auf Schautafeln bei. Daruber hinaus wurden in den Raumlichkeiten historische Tasteninstrumente aufgestellt. Im Dachgeschoss richtete man von 1987 bis 1989 eine Ausstellung zur 1000-jahrigen Musikgeschichte der Stadt Halle ein. Seit 1991 gibt es im Hause zusatzlich Sonderausstellungen . 2006 erfolgte eine weitere konzeptionelle Erneuerung und Erweiterung der Ausstellung um zwei Raume. [12]

Seit 2009 zeigt das Museum die Dauerausstellung ?Handel ? der Europaer“. [6] Diese ist weniger biographisch, sondern mehr thematisch orientiert. Sie wurde von den Musikwissenschaftlerinnen Konstanze Musketa und Christiane Rieche konzipiert. Im Dachgeschoss wird auf das Umfeld Handels und die Handelpflege eingegangen. Es werden auch wertvolle Originale der Musikgeschichte gezeigt. Im ersten Obergeschoss wird in neun Raumen auf die Karriere Handels, die ihn bis nach London fuhrte, und seine musikhistorische Bedeutung eingegangen.

Durch eine Forderung des Ministeriums fur Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt konnen Gaste des Hauses uber WiFi bzw. WLAN Internet nutzen. Das Museum bietet in seinen Ausstellungen Informationen uber NFC-Tags bzw. QR-Codes an. Neben Audioguides in Deutsch, Englisch, Franzosisch, Italienisch und Spanisch werden auch personliche Fuhrungen angeboten. Fur das Handel- und Bachmuseum existiert ein Kombiticket . [13]

Wilhelm-Friedemann-Bach-Haus

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Seit dem 30. Mai 2012 zeigt die Stiftung Handel-Haus im Wilhelm-Friedemann-Bach-Haus in Halle (Saale) die Ausstellung ?Musikstadt Halle“.

Forschungsbereich

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Die wissenschaftliche Spezialbibliothek des Hauses ( Kleine Marktstraße 5) verfugt uber die weltweit großten bibliothekarischen Sammlungen zum Barockkomponisten.

Musikinstrumenten-Ausstellung 2006: Mauer-Orgel von 1770

Zentrale Sammlungsbereiche des Handel-Hauses sind die historische Musikinstrumenten -Sammlung (ca. 750 Einzelstucke), die Handschriftensammlung (ca. 1000 Einzelstucke u. a. von Friedrich Chrysander , Marie Franz, Robert Franz , Carl Loewe , Johann Friedrich Reichardt , Samuel Scheidt , Hans Stieber , Friedrich Wilhelm Schonherr und Gerd Ochs ), die Bildsammlung (Gemalde und Graphiken) und die Bibliothek (mit Buchern und Notendrucken sowie einem Schallarchiv ). [14]

Die Musikinstrumentensammlung wuchs betrachtlich in den 1940er Jahren an. In dieser Zeit wurden diverse Instrumente des Nurnberger Pianohauses Wilhelm Ruck und des Bamberger Klavierbauers J. C. Neupert erworben. Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurden Teile der Sammlung zunachst in Raumlichkeiten der Moritzburg aufbewahrt, dann in Schlosser und Gutshauser ausgelagert. Die Kriegswirren fuhrten dazu, dass seitdem 70 Instrumente als verschollen gelten. Mit Museumseroffnung 1948 wurden die Musikinstrumente großtenteils im historischen Handel-Haus aufbewahrt. Eine Restaurierungswerkstatt half bei der Instandsetzung. Nach dem Ausbau des Marktschloßchens 1975 wurden zahlreiche Tasteninstrumente am Markt gezeigt. Verantwortlich fur die Ausstellung waren Konrad Sasse und Herbert Heyde . Heute sind etwa ein Drittel des Sammlungsbestandes in den Ausstellungen des Hauses zu sehen. Darunter sind exklusive Cembali und Orgelpositive in der Handel-Ausstellung. In der musikhistorischen Ausstellung konnen Tasteninstrumente mit regionalem Bezug betrachtet werden. Die Musikinstrumentenausstellung zeigt uber 220 chronologisch angeordnete Objekte: Blas- , Tasten- , Streich- und Zupfinstrumente aus dem Spatbarock , Hammerflugel , Glasharmonika und Orphika aus der Fruhklassik , Holz- und Blechblasinstrumente der Wiener Klassik und der Romantik . Daruber hinaus sind auch Mechanische Musikautomaten und Spezialanfertigungen ausgestellt. [15] Zu den bedeutendsten Sammlungsstucken gehoren ein Ruckers -Cembalo (1599), eine Mauer-Orgel (1770) und ein Schmidt -Hammerflugel (um 1790). [16]

Das Handel-Haus verfugt uber eine der weltweit umfangreichsten Portratsammlungen des Komponisten, die durch Herbert Koch, Konrad Sasse und Edwin Werner maßgeblich angereichert wurde. Darunter sind auch das Handel-Portrat von John Theodore Heins (um 1740), das sich seit 2005 als Dauerleihgabe im Handel-Haus befindet, und seit 2011 eine historische Gipsbuste aus der Cheere-Werkstatt des 18. Jahrhunderts. [17] Das bekannte Jugendbildnis Handels von Christoph Platzer (um 1710), das als altestes authentisches Portrat des Komponisten gilt, [18] wurde dem Museum 1948 gestohlen und ist seither verschollen. Es liegt nur noch in Form einer Reproduktion vor.

Weiterhin hat das Haus einen wichtigen Bestand an historischen Erstdrucken von Handel-Opern, der in den letzten Jahren erweitert wurde.

Von 1937 bis 1941 erschien eine erste Schriftenreihe des Handelhauses in Halle . Zur wissenschaftlichen Erschließung der Bestande wurden im Zeitraum von 1961 bis 1980 sieben Kataloge im Eigenverlag veroffentlicht. 1977 wurde die Reihe Schriften des Handelhauses in Halle begrundet, in der bis 2009 21 Bande erschienen. Darin erschienen u. a. die wissenschaftlichen Konferenzberichte. Set 1963 ist eine Handel- Bibliographie in Bearbeitung. Sie wird im Deutschen Verlag fur Musik in Leipzig veroffentlicht. [14] Außerdem ist die Stiftung Handel-Haus seit 2008 an der Herausgabe des Handel-Jahrbuchs beteiligt.

Veranstaltungen

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Seit 1952 fanden im Handel-Haus an Hausmusik angelehnte Sonnabend-Konzerte statt. [19] Ein kleiner Saal im Dachgeschoss diente bis 1984 als Spielstatte. Mit der Professionalisierung der Musikgestaltung konnen seit 1970 Abonnements reserviert werden. 1984 wurde im Erdgeschoss des Nachbarhauses ein Kammermusiksaal eingerichtet, der 1993 nochmals saniert wurde. Der Schwerpunkt der Konzerte lag noch in den 1950er Jahren auf der Musik Georg Friedrich Handels. Spater wurde auch die Barockmusik seiner Zeitgenossen gespielt. Immer mehr widmete man sich dann in der Programmgestaltung der Musikgeschichte der Stadt Halle und den Jubilaen bedeutender Komponisten. 1956 wurden außerdem Vortragsabende eingefuhrt, die als ?Klingendes Schallarchiv“ bzw. ?Studioabend“ firmierten. Ab 1976 fokussierte man auf Handels Werke, deren Interpretation sich immer mehr der historischen Auffuhrungspraxis zuwandte. 1990 setzte Gerd Domhardt seine Gesprachskonzerte als Konzertreihe ?Annaherung ? Neue Musik im Gesprach“ im Handel-Haus fort. [20] Derzeit existieren drei Konzertreihen: ?Musik im Handel-Haus“, ?Focus Bohlenstube“ und ?Handels Schatze ? Musik im Dialog“. Traditionsreiche Musikfestivals wie die Handel-Festspiele und die Hallischen Musiktage nutzen das Handel-Haus als Spielstatte. Weiterhin finden im Gebaude Studienkurse fur Studierende der Musikwissenschaft und Musik sowie wissenschaftliche Konferenzen statt.

Im Jahr 1977 wurde dem Kollektiv des Handel-Hauses der Handelpreis des Bezirkes Halle verliehen, [21] 1985 wurde das Gestaltungskollektiv ?Handelhaus“ ausgezeichnet. [22]

  • Arbeitsgemeinschaft Musikermuseen in Deutschland (Hg.): Musikermuseen in Deutschland. Den Noten auf der Spur (= Explorise Atlas . Band 4). 2. Auflage, Grebennikov, Berlin u. a. 2019, ISBN 978-3-941784-54-3 , S. 108 ff.
  • Peter Braun : Komponisten und ihre Hauser . Deutscher Taschenbuch Verlag, Munchen 2007, ISBN 978-3-423-24613-2 , S. 7 ff.
  • Konstanze Musketa : Musikgeschichte der Stadt Halle: Fuhrer durch die Ausstellung des Handel-Hauses . Handel-Haus, Halle an der Saale 1998, ISBN 3-910019-13-7 .
  • Konstanze Musketa, Christiane Rieche: Handel, der Europaer. Fuhrer durch die Ausstellung im Handel-Haus . Handel-Haus, Halle (Saale) 2009, ISBN 978-3-910019-25-6 .
  • Christiane Rieche: Historische Musikinstrumente im Handel-Haus. Fuhrer durch die Ausstellungen . Handel-Haus, Halle an der Saale 2006, ISBN 3-910019-22-6 .
  • Konrad Sasse : Das Handel-Haus in Halle. Geburtshaus Georg Friedrich Handels. Geschichte und Fuhrer durch die Ausstellungen . VOB Kreuz-Verlag, Halle an der Saale 1958.
  • Walter Serauky : Das Handelhaus in Halle an der Saale (= Schriftenreihe der Bauhutte Roter Turm . Heft 4). Mit einem Vorwort von Adolf Heilmann und einer Zeittafel zur Geschichte des Handelhauses von Erich Neuß , Gebauer-Schwetschke, Halle 1949.
  • Edwin Werner : Das Handel-Haus in Halle: Geschichte des Handel-Hauses und Fuhrer durch die Handel-Ausstellung . 5., veranderte Auflage, Halle (Saale) 2007, ISBN 3-910019-24-2 .
  • Edwin Werner: Geschichte: Das Handel-Haus in Halle wurde von 50 Jahren eroffnet . In: Handel-Hausmitteilungen 1/1998, S. 8?13.
Commons : Handelhaus Halle  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Konstanze Musketa, Christiane Rieche: Handel, der Europaer . Halle (Saale) 2009, S. 136.
  2. a b c d Edwin Werner: Das Handel-Haus in Halle. Halle (Saale) 2007, S. 95.
  3. a b c Konstanze Musketa, Christiane Rieche: Handel, der Europaer . Halle (Saale) 2009, S. 132.
  4. a b Edwin Werner: Das Handel-Haus in Halle. Halle (Saale) 2007, S. 96.
  5. a b Edwin Werner: Das Handel-Haus in Halle. Halle (Saale) 2007, S. 97.
  6. a b c Konstanze Musketa, Christiane Rieche: Handel, der Europaer . Halle (Saale) 2009, S. 133.
  7. a b Edwin Werner: Das Handel-Haus in Halle. Halle (Saale) 2007, S. 99.
  8. Hans-Martin Pleßke: Musikergedenkstatten in der Deutschen Demokratischen Republik . In: Fontes Artis Musicae 13 (1966) 2/3, S. 161?166, hier: S. 163.
  9. Edwin Werner: Das Handel-Haus in Halle. Halle (Saale) 2007, S. 100.
  10. a b Edwin Werner: Das Handel-Haus in Halle. Halle (Saale) 2007, S. 101.
  11. Edwin Werner: Das Handel-Haus in Halle. Halle (Saale) 2007, S. 102.
  12. Edwin Werner: Das Handel-Haus in Halle. Halle (Saale) 2007, S. 103.
  13. Besucherservice des Handel-Hauses , haendelhaus.de, Zugriff: 14. Oktober 2019.
  14. a b Edwin Werner: Das Handel-Haus in Halle. Halle (Saale) 2007, S. 104.
  15. Christiane Rieche: Historische Musikinstrumente im Handel-Haus. Fuhrer durch die Ausstellungen . Handel-Haus, Halle an der Saale 2006, ISBN 3-910019-22-6 , S. 6f.
  16. Arbeitsgemeinschaft Musikermuseen in Deutschland (Hg.): Musikermuseen in Deutschland. Den Noten auf der Spur (= Explorise Atlas . Band 3). Grebennikov, Berlin u. a. 2014, ISBN 978-3-941784-42-0 , S. 114.
  17. Clemens Birnbaum, Christoph Rink: Geleitwort . In: Handel-Bildnisse in den Sammlungen der Stiftung Handel-Haus . Zusammengestellt und bearbeitet von Edwin Werner. Freundes- und Forderkreis des Handel-Hauses zu Halle, Halle (Saale) 2013, ISBN 978-3-930550-98-2 , S. 4.
  18. Edwin Werner: Vorbemerkung . In: Handel-Bildnisse in den Sammlungen der Stiftung Handel-Haus . Zusammengestellt und bearbeitet von Edwin Werner. Freundes- und Forderkreis des Handel-Hauses zu Halle, Halle (Saale) 2013, ISBN 978-3-930550-98-2 , S. 5?8.
  19. Edwin Werner: Das Handel-Haus in Halle. Halle (Saale) 2007, S. 105.
  20. Thomas Buchholz: Chronik der Hallischen Musiktage 1955?2005 . LVDK Sachsen-Anhalt, Halle/Saale 2005, S. 19.
  21. Christoph Rink: Chronologie des Handelpreises . In: Mitteilungen des Freundes- und Forderkreises des Handel-Hauses zu Halle e. V. 1/2012, S. 20?25, hier: S. 24.
  22. Christoph Rink: Chronologie des Handelpreises . In: Mitteilungen des Freundes- und Forderkreises des Handel-Hauses zu Halle e. V. 1/2012, S. 20?25, hier: S. 25.