Das Herrenhaus
Schloss Ascheberg
Das
Gut Ascheberg
liegt am Westufer des
Großen Ploner Sees
im
Kreis Plon
im ostlichen
Schleswig-Holstein
. Das fruhere
Adlige Gut
wird bis in die Gegenwart landwirtschaftlich betrieben. Der nur in Grundzugen erhaltene franzosische Garten zahlte zu den bedeutendsten
Barockgarten
des einstigen
Herzogtums Holstein
. Das
Herrenhaus
, als
Schloss Ascheberg
bekannt, dient heute als Jugendfreizeit- und Erholungsstatte.
Entwurf fur den Umbau des 18. Jahrhunderts, A: Wirtschaftshof, B: barockes Herrenhaus, X: Standort des heutigen Herrenhauses
Eine erste Erwahnung
Askebergs
datiert auf das Jahr 1190. Ascheberg lag im
sachsisch-wendischen Grenzgebiet
und vermutlich existierte im Mittelalter an dieser Stelle eine
Wasserburg
. Im 13. Jahrhundert wurde erstmals ein befestigter Rittersitz gleichen Namens bezeugt. Das uradelige Geschlecht derer von Ascheberg starb im Jahr 1535 aus, bereits im 15. Jahrhundert war der Besitz an die uradelige Familie
Rantzau
gegangen, unter denen die spatere Gutswirtschaft begrundet wurde. Die Rantzaus verblieben bis 1799 auf Ascheberg, unterbrochen nur von wenigen Erbgangen, die das Gut kurzzeitig auch an die
Pogwischs
und die
Sehestedts
brachten. Ascheberg wurde in dieser Zeit durchgehend bewirtschaftet, großere Bedeutung erhielt das Gut erst im 18. Jahrhundert.
Unter dem in den
Reichsgrafenstand
erhobenen
Hans zu Rantzau
begann ab 1720 ein umfangreicher Ausbau des Guts, das dieser nach franzosischem Vorbild zu einem barocken Landsitz ausbauen wollte. Weiter fuhrte er ab 1739 großere Agrarreformen durch, die zum ersten Mal in der Geschichte Schleswigs und Holsteins in großerem Umfang zu einer Befreiung der Bauern und schließlich zur Abschaffung der
Leibeigenschaft
fuhrten; ein Vorgang, der sich auf den weiteren Adligen Gutern der Herzogtumer zum Teil bis ins 19. Jahrhundert hinzog. Unter Hans Rantzau erlebte Ascheberg seine Glanzzeit und zu den Gasten auf dem Gut zahlten in dieser Zeit unter anderem die danischen Konige
Friedrich V.
und
Christian VII.
, sowie der zu Ruhm und Ehren gelangte fruhere Arzt und Kabinettsminister
Johann Friedrich Struensee
. Auf Hans Rantzau folgte ab 1769 sein Sohn
Schack Carl von Rantzau
, der auf dem Gut zahlreiche Feste veranstalten ließ und der in der Struensee-Affare um die danische Konigin
Caroline Mathilde
eine bedeutende Rolle spielte. Sein ausschweifender Lebensstil brachte Schack Rantzau an den Rand des Ruins, so dass er Ascheberg schon vor seinem Tod 1789 verkauften musste. Das Gut ging 1774 an
Christian Emil zu Rantzau
(† 1777), den Vater von
Christian Detlev Karl zu Rantzau
aus dem Rantzauer Familienzweig aus Rastorf-Oppendorf, zu Beginn des 19. Jahrhunderts wechselten die Besitzer dann mehrfach. Auf die Familien Schmettau, Hansen und Christian Schleiden (1780?1833) und dessen Ehefrau
Elise Schleiden
, folgte ab 1825 die ritterschaftliche Familie
Ahlefeld
und daraus mit der Adoption von
Konrad von Brockdorff-Ahlefeldt
hervorgehend die Linie
Brockdorff
-Ahlefeld, in deren Besitz sich Ascheberg bis in die Gegenwart befindet.
Ascheberg wird noch immer landwirtschaftlich genutzt. Das einstige Adlige Gut wurde durch Parzellierung und Pachtvertrage von einstmals rund 2.900 Hektar auf eine Große von ca. 1.100 reduziert. Das Gelande befindet sich in Privatbesitz, der Wirtschaftshof mit dem heutigen Gutshaus ist nur zu alljahrlichen Bauernmarkten zuganglich. Das ehemalige Herrenhaus ist an eine christliche Jugendorganisation als
Ferienheim
verpachtet.
Blick durch den Wirtschaftshof auf das Verwalterhaus
Scheune von 1725
Auf Ascheberg gab es im Laufe der Jahrhunderte mehrere Herrenhauser mit wechselndem Standort. Uber den Standort und die Gestalt der alten Wasserburg ist kaum noch etwas bekannt, wahrscheinlich befand sie sich ungefahr an der Stelle des heutigen Schlosses am Ende der Lindenallee. Unter Hans zu Rantzau erfuhr das Gut in der ersten Halfte des 17. Jahrhunderts eine umfassende Neugestaltung. Der Standort der alten Wasserburg wurde aufgegeben und stattdessen am Zugang zur Ascheberger Halbinsel ein neuer Wirtschaftshof und im rechten Winkel dazu ein neues Herrenhaus im Stile des
Barock
geplant. An den Entwurfen fur die Neugestaltung der Anlage war moglicherweise
Johann Gottfried Rosenberg
beteiligt, in welchem Umfang sie letztlich realisiert wurden, ist allerdings unbekannt. Das neue Gutshaus fand seinen Standort am Anfang der Lindenallee auf der Hohe der Zufahrt zum heutigen Wirtschaftshof. Es wurde als eingeschossiger Hauptbau geplant, der hofseitig durch zwei
Kavaliershausern
zu einer dreiflugeligen Anlage erweitert wurde und dem ein sogenanntes Krummhaus mit Pferdestall und Wagenremise symmetrisch gegenuberstand. Auch fur das Herrenhaus ist nicht belegt, ob das Gebaude zur vollstandigen Ausfuhrung gelangte. Nach einem Bericht des im 19. Jahrhundert auf Ascheberg ansassigen Gutsherren Rudolf Schleiden war es zu seiner Zeit bereits baufallig
[1]
und wurde durch einen Neubau am anderen Ende der Lindenallee ? in unmittelbarer Nachbarschaft des heutigen Schlosses ? ersetzt. Dieses Herrenhaus entsprach in seiner Schlichtheit dem Stil des ausgehenden
Klassizismus
und hatte nur wenige Jahre Bestand.
Das heutige
Herrenhaus
ist auch als
Schloss
Ascheberg
bekannt. Es wurde von 1869 bis 1870 durch
Hermann Georg Kruger
am Ende der barocken Lindenallee im Stil des
Historismus
errichtet und zitiert Einflusse der italienischen
Renaissance
. Das
neunachsige
Gebaude in den Formen einer großen Grunderzeitvilla verfugt uber ein Keller- und drei Wohngeschosse, aus den Langsseiten treten zwei dreiachsige
Risalite
hervor. Der nuchterne Bau aus gelben Lehmziegeln wird lediglich durch einen hohen Aussichtsturm akzentuiert. Da das Schloss schon seit Jahrzehnten als Jugendheim dient, haben sich keine bedeutenden Innenraume erhalten. Aufgrund der heutigen Nutzung des Gebaudes leben die Gutsbesitzer im einstigen Verwalterhaus am Ende des Wirtschaftshofs, das gelegentlich als ?neues“ Herrenhaus bezeichnet wird.
Die Gutsanlage ist heute von zwei Hauptachsen gekennzeichnet, die auf die Erweiterungen des 18. Jahrhunderts unter Hans zu Rantzau zuruckgehen. Die eigentliche Hauptachse entlang der Lindenallee fuhrt vom Standort des einstigen Herrenhauses des 18. Jahrhunderts in Richtung des Ploner Sees und des heutigen Schlosses, sie wird von der Achse des Wirtschaftshofs mit seinen Stallungen und dem Verwalterhaus gekreuzt. Die Gebaude des axial ausgerichteten Wirtschaftshofs stammen zum Teil noch aus dem 18. Jahrhundert. Die große Scheune ist moglicherweise durch
Rudolph Matthias Dallin
errichtet worden, das Baujahr 1725 ist durch andersfarbige Backsteine in die Fassade eingemauert.
Der Ascheberger Barockgarten zahlte zu den beruhmtesten franzosischen Garten in Holstein, galt zeitgenossisch als Attraktion und stand den herzoglichen Garten von
Traventhal
,
Plon
und
Eutin
nicht nach. Als ein Anhanger der
Empfindsamkeit
ließ sich Hans Rantzau von den Ideen der Aufklarung begeistern, in die Entwurfe fur die Grunanlagen flossen neue Stromungen der Gartenkunst ein. Rantzau machte
Jean-Jacques Rousseau
das Angebot, auf Ascheberg zu leben, eine Einladung, der der
Philosoph
jedoch nicht nachkam.
Der Ausbau der 20 Hektar großen Gartenanlage wurde von 1720 bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts vorangetrieben. Ein großformatiger Stich von 1732 zeigte eine zentrale Hauptachse ? die heutige Lindenallee ? umgeben von
Bosketten
und
Broderieparterre
. Ob der Plan bis in alle Einzelheiten verwirklicht wurde, ist ungewiss. Er war Besuchern zuganglich und Berichte erzahlten von einer Vielzahl exotischer Vogel, die dort gehalten wurden. Mit dem Ende des 18. Jahrhunderts verfiel die geometrisch gestaltete Anlage und wurde anschließend in einen Landschaftspark englischer Pragung umgestaltet. Erhalten haben sich neben einigen Alleen vor allem noch mehrere Wassergraben und eine zweibogige Granitbrucke aus dem Jahr 1759.
- Christian Cay Lorenz Hirschfeld
:
Theorie der Gartenkunst.
Band 1. Leipzig 1779; darin
Beschreibung von Aschberg
, S. 75?81.
- Christian Elling:
Nogle Herregardshaver fraa det 18. Aarhundrede i Danmark og Holsten.
In:
Danske Herregardshaver
, København 1933, S. 341?346.
- Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler
Hamburg, Schleswig-Holstein
. 2., verb. und erw. Auflage. Deutscher Kunstverlag, Munchen 1994.
ISBN 3-422-03033-6
.
- Wilhelm Kluver:
Ascheberg. Ein ostholsteinisches Guts- und Ortsbild
. Eutin, Alfred Burkhardt, 1952.
- Ingo Bubert, Hanspeter Walter:
Gutshofe, Herrenhauser und Schlosser im ostlichen Holstein
. Sventana-Verlag, Schellhorn 1995,
ISBN 3-927653-06-3
.
- Margita Marion Meyer:
Ascheberg
. In:
Historische Garten in Schleswig-Holstein.
2. Auflage. Boyens, Heide 1998,
ISBN 3-8042-0790-1
, S. 158?165.
- Deert Lafrenz:
Gutshofe und Herrenhauser in Schleswig-Holstein
. Herausgegeben vom Landesamt fur Denkmalpflege Schleswig-Holstein, 2015, Michael Imhof Verlag Petersberg, 2. Auflage,
ISBN 978-3-86568-971-9
, S. 49
- ↑
Henning von Rumohr:
Schlosser und Herrenhauser in Ostholstein
, Seite 107, 108. Verlag Weidlich, 1989
54.135119
10.340431
Koordinaten:
54° 8′ 6,4″
N
,
10° 20′ 25,6″
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