Grubenwasser

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Mundloch des Wasserlosungsstollens Magnet bei Schupbach

Grubenwasser (auch Schachtwasser ) ist alles Wasser, das mit Tief- und Tagebauen in Kontakt steht oder stand und durch die Wasserhaltung zu Tage gefordert wird. [1] [2] Das beim Braunkohlentagebau anfallende Wasser wird Sumpfungswasser genannt. [3] Je nach Herkunft oder Verwendung kann es der jeweiligen naturlichen Grundwasserqualitat entsprechen oder mit Schadstoffen kontaminiert sein. [1] [2]

Obwohl alles Wasser, das in die Grubenbaue eindringt, letztlich von atmospharischen Niederschlagen herstammt, unterscheidet der Bergmann zwischen Tagewasser und Grundwasser . [4] Als Tagewasser bezeichnet man das Wasser, das sich nicht in einer wasserundurchlassigen Schicht staut, [5] sondern von der Tagesoberflache durch Tagesoffnungen in die Grubenbaue eindringt. [6] Ein Teil der Niederschlage sickert durch den Erdboden in tiefere Erdschichten und reichert sich oberhalb wasserundurchlassiger Schichten als Grundwasser an. [4] Man unterscheidet zwischen oberflachennahem und tiefem Grundwasser. Aufgrund der Erdschichten wird in mehreren Gebieten das oberflachennahe vom tieferen Grundwasser durch Grundwassergeringleiter hydraulisch wirksam voneinander getrennt. [7] Grubenwasser ist hauptsachlich Grundwasser, das sich im Poren- und Kluftraum der Gesteine befindet und von dort aus in die Grubenbaue einsickert. [4] Das Grundwasser braucht relativ lange, um großere Teufen zu erreichen. Im Einzugsgebiet des Burgfeyer Stollens des Mechernicher Bleierzbergbaureviers [8] wurden fur das Alter des Grundwassers (mittlere Verweilzeiten) mindestens drei Jahre, teilweise aber auch mehr als 100 Jahre ermittelt. [9] Im Ruhrbergbau kamen noch weitere Grundwasser hinzu. Diese stammen nicht aus der Versickerung des jeweiligen Grubenfeldes , sondern fließen aus nordlichen Gebieten uber große Querstromungen hinzu. Außerdem steigen thermale Tiefenwasser auf und vermischen sich mit den anderen Grubenwassern. [10]

Temperatur und Menge des Grubenwassers

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Weißgraue mineralische Ablagerungen im Grubenwasserauslauf der Zeche Robert Muser in die Werner Teiche in Bochum

Die Temperatur und Menge des Tagewassers unterliegt jahreszeitlichen Schwankungen. Im Sommer ist es warmer, im Winter ist es kalter als das Gestein . [6] Da das Grundwasser in großeren Tiefen vorkommt, sind seine Menge und Temperatur uber das ganze Jahr hindurch ziemlich gleichbleibend. Die Temperatur des Grubenwassers steigt mit zunehmender Teufe entsprechend der geothermischen Tiefenstufe . Grubenwasser in 1000 Metern Teufe hat eine durchschnittliche Temperatur von 30 °C [11] und erreichte im tiefsten Uranbergwerk Deutschlands (Bei Niederschlema / Alberoda im Erzgebirge) Durchschnittstemperaturen von bis zu 41 °C. [12]

Die Menge des Grubenwassers in einem Bergwerk hangt von verschiedenen Faktoren ab. Zunachst einmal spielt die Oberflachenbeschaffenheit des Gelandes eine große Rolle. [6] Bei gebirgigem Gelande fließt das Niederschlagswasser schnell ins Tal und kann nicht so schnell in die Grubenbaue eindringen. Anders ist das bei Bergwerken, deren tiefste Sohle unterhalb der Taloberflache liegt. Auch die Witterungsverhaltnisse haben einen Einfluss auf die Menge des Grubenwassers. In Regionen mit geringen Niederschlagsmengen tritt in der Regel weniger Grubenwasser auf als in Regionen mit großer Niederschlagsmenge. Die Durchlassigkeit der an der Erdoberflache auftretenden Gebirgsschichten wirkt sich auf die Grubenwassermenge aus, ebenso wie der Aufbau der tieferen Gebirgsschichten auf die Verteilung des Grundwassers. [13] Die Menge des Grubenwassers nimmt in der Regel in großeren Teufen zu. [14] Wie viel Grubenwasser jeweils anfallt, ist von Bergwerk zu Bergwerk unterschiedlich. Bei den meisten Bergwerken liegt der Zulauf bei einem Kubikmeter pro Minute. Es gibt aber auch Bergwerke, bei denen der Zulauf an Grubenwasser bis zu 10 m 3 pro Minute betragt. [5] Beim Steinkohlenbergbau betragt die durchschnittlich zu hebende Wassermenge aus einer Tiefe von 700 Metern etwa 2 m 3 pro verwertbarer Tonne Steinkohle. [14]

Zusammensetzung, Schadstoffe

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Durch Salzausfallungen aus Grubenwasser zugesetzte Rohrleitung auf Zeche Hannover

Das Grubenwasser ist oft eine Mischung verschiedener Wasser und besteht dadurch aus einem Gemisch von Sußwasser und Sole . [10] Es weist, bedingt durch zahlreiche mineralische Stoffe im Erdinneren, meist einen eigenen Chemismus auf. Besonders dann, wenn die Oxidation von Pyrit , Schwefelkies , Kupferkies und ahnlichen Sulfiden zu saurem Grubenwasser fuhrt ( pH-Werte bis ?3,6 sind bekannt), [15] ist das Grubenwasser stark mineralisiert. Neben den gelosten Mineralien kann das Grubenwasser auch durch verfaulendes Grubenholz Schimmelpilze mit sich fuhren. [16] Durch den Kontakt mit der Atmosphare wird das Grubenwasser teilweise beluftet, was zu Reaktionen der im Wasser befindlichen Substanzen fuhren kann. [17] Die zusatzlichen Bestandteile des Wassers sind je nach Bergwerk unterschiedlich:

  • Bei Steinkohlenbergwerken enthalt das Grubenwasser neben 4?6 Prozent Kochsalz auch Anteile von Nickelsulfat , Eisenoxide und Mangan. [5] Der Salzgehalt im Grubenwasser betragt bei einigen Bergwerken bis zu 20 Prozent. [10] Eisen fallt in sauerstoffreichem Wasser in Form von Eisen(III)-oxidhydraten (?Eisenocker“) aus, welche einen charakteristischen rotbraunen Niederschlag bilden. Je nach Gebirgsschicht kann das Grubenwasser entweder sulfathaltig oder chloridhaltig sein. Werden diese Grubenwasser miteinander vermischt, kommt es zur Ausfallung von Bariumsulfat . Bei dieser Ausfallung wird das in den Wassern enthaltene Radium mitgefallt. [16]
  • Das Grubenwasser von Uranbergwerken enthalt unter bestimmten Bedingungen Spuren von Uran und Radium, das ist insbesondere bei gefluteten Grubenbauen der Fall. [19]
  • Aber auch Schadstoffe, die durch den Produktionsprozess ins Grubenwasser gelangen, kommen darin vor. So setzte beispielsweise die RAG zwischen 1979 und 1984 PCB-haltiges Hydraulikol in Bergwerken ein. Weniger als zehn Prozent davon wurden ordnungsgemaß entsorgt. [20] In Emscher und Ruhr wurde PCB an Stellen gefunden, an denen die RAG ihre Grubenwasser einleitet. [21]

Eindringen ins Grubengebaude

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Abgesoffener Grubenbau im Philippstollen der Grube Eisenberg

Beim Durchfahren von wasserfuhrenden Schichten dringt das Wasser durch Klufte ins Grubengebaude. [22] Von einem Wassereinbruch spricht man, wenn ein Bergwerk unerwartet von Wasser uberflutet wird. Wird der Betrieb aufgegeben, spricht man von einer abgesoffenen Grube. Damit diese Gruben erneut zum Abbau von Rohstoffen genutzt werden konnen, mussen sie zuvor gesumpft werden. [10] Beim untertagigen Abbau von Bodenschatzen setzt sich das Deckgebirge. Die uber dem Abbaufeld liegenden Deckschichten werden aufgelockert und es bilden sich Spalte und Klufte, durch die Grundwasser in das Grubengebaude einsickern kann. [6] Beim Abteufen von Schachten werden wasserfuhrende Schichten durchstoßen. [22] Wenn die Schachtauskleidung an diesen Stellen nicht sorgfaltig wasserdicht ausgefuhrt ist, dringt Wasser in den Schacht ein. [23] Bei alteren Schachten konnen Undichtigkeiten durch Schadigung der Schachtausmauerung infolge eines schachtnahen Abbaus auftreten. Eine weitere Quelle des Auftretens von Grubenwasser sind Wasserblasen, die beim Abbau angefahren werden. In alten stillgelegten Grubenbauen sammeln sich große Mengen Grubenwasser, das der Bergmann als Standwasser bezeichnet. Standwasser mit freiem Spiegel zur Atmosphare bildet eine Saule mit nach unten hydrostatisch ansteigendem Druck. Rundum eingeschlossenes Wasser nimmt hingegen mit der Zeit den Druck des auflagernden Gebirges an. Die Mengen an Standwasser in alten geschlossenen Bergwerken sind sehr groß und betragen alleine im Ruhrgebiet weit uber 100 Millionen Kubikmeter. [10]

Probleme durch Grubenwasser

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Besonders problematisch war das Eindringen von Wasser beim Abteufen von Schachten. Immer wieder mussten Abteufarbeiten gestundet werden, da die Pumpenkapazitaten nicht ausreichten, um die erheblichen Wassermengen abzufuhren. Eindringliches Beispiel ist das Abteufen des Schachtes Rheinpreußen 1 , das sich uber einen Zeitraum von 20 Jahren von 1857 bis 1877 hinzog. Die Abteufarbeiten mussten immer wieder eingestellt werden, da die damals technisch verfugbaren Pumpen die Wassermengen nicht abfuhren konnten. [24] Erst das im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts entwickelte Gefrierschachtverfahren loste die Problematik des Eindringens von Wasser beim Schachtabteufen. [14] Ein weiteres Problem von Grubenwasser ist Standwasser, das sich in großen Hohlraumen sammelt und beim Abbau angefahren werden kann. Durch dieses plotzliche Auftreten großer Wassermengen konnen ganze Sohlen uberflutet werden, und es besteht eine erhebliche Gefahr fur die Bergleute. [10] Das Grubenungluck von Lassing im Jahr 1998 wurde durch solch einen Wassereinbruch verursacht. [25]

Die Nutzung des Grubenwassers hangt in der Regel davon ab, welche Zusatzstoffe das Wasser enthalt. Verunreinigte Grubenwasser, insbesondere solche mit hohem Kochsalzgehalt, sind fur viele betriebliche Prozesse unbrauchbar. [5] Wahrend das Grubenwasser fruher vielfaltig (Salzgewinnung, Rohstoffgewinnung durch Ausfallen, Brauchwasser) genutzt wurde, ist das heute kaum noch ublich. Beim Leibniz-Institut fur Neue Materialien startete im November 2020 das auf zwei Jahre angesetzte Forschungsprojekt MERLIN ( mining water lithium extraction ), mit dem die Gewinnung von Lithium aus Grubenwasser von stillgelegten Steinkohlenbergwerken getestet werden soll. [26]

Fur die Nutzung der thermalen Energie ist das Grubenwasser von offengelassenen und gefluteten Bergwerken gut geeignet. Das Grubenwasser wird auf aufgrund des gelockerten Gebirges gut erwarmt und erreicht, je nach Teufe , Temperaturen zwischen 20 und 30 °C. [27] Diese Warme lasst sich gut fur Heizzwecke nutzen. Allerdings sind aufgrund der nur maßigen Temperaturen zur Warmenutzung des Grubenwassers Warmepumpenheizungen erforderlich. [11] Die Nutzung der Warmeenergie des Grubenwassers wurde bereits in mehreren Projekten z. B. in Ehrenfriedersdorf (Sachsen) und in Heerlen /NL erfolgreich getestet. In Heerlen dient das Grubenwasser dabei der Speisung eines kalten Nahwarmenetzes . Fur die Nutzung mussen bestimmte genehmigungsrechtliche Aspekte berucksichtigt werden. Zur Gewinnung der Erdwarme gibt es im Wesentlichen zwei Verfahren: das Dubletten- und das Einzelsondensystem. Mit dem Dublettensystem kann eine großere Energiemenge kontinuierlich gewonnen werden, das Einzelsondensystem ist kostengunstiger. [28]

Brauchwassernutzung

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Das in Braunkohlentagebauen anfallende Sumpfungswasser wird, je nach Verschmutzungsgrad, oft als Brauchwasser genutzt. Dafur wird es, falls erforderlich, geklart und anschließend zu den Industriebetrieben gepumpt. Da sich Braunkohlenkraftwerke in der Regel in unmittelbarer Nachbarschaft der Tagebaue befinden, wird ein großer Teil des Wassers als Kuhlwasser im Kraftwerksbetrieb eingesetzt. Allerdings darf der Sulfatgehalt des Wassers nicht uber 300 Milligramm pro Liter liegen. Außerdem wird das Sumpfungswasser entweder direkt oder nach entsprechender Filterung auch als Trink- oder Brauchwasser fur die Bergbaubetriebe genutzt. Ein erheblicher Teil des Wassers wird fur wasserwirtschaftliche Ausgleichsmaßnahmen genutzt. [3] Aber auch saure Grubenwasser lassen sich durch spezielle Wasseraufbereitungsverfahren zu gutem Brauchwasser aufbereiten. Dies ist insbesondere in wasserarmen Gegenden fur den Bergbau von Nutzen. [29]

Trinkwassernutzung

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Wenn das Grubenwasser keine besonderen Verschmutzungen aufweist, lasst es sich zu Trinkwasser aufbereiten. Das wurde bereits in der Mitte des 20. Jahrhunderts in mehreren Ortschaften im Siegerland durchgefuhrt. Dort wurde das Grubenwasser der stillgelegten Eisensteingrube Putzhorn gefiltert und zur Trinkwassernutzung verwendet. [30] Unter bestimmten Voraussetzungen, wenn es den Vorgaben der Trinkwasserverordnung entspricht oder wenn es entsprechend gereinigt wurde, kann das beim Braunkohlentagebau abgepumpte Sumpfungswasser als Rohwasser fur die Trinkwasseraufbereitung verwendet werden. [3]

Umweltauswirkungen

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Grubenwasser werden nach ihrer Hebung in der Regel ungefiltert in den nachsten Vorfluter abgeleitet. [31] Je nach Zusammensetzung des Grubenwassers kann dadurch der Chemismus der Oberflachengewasser gestort werden und es konnen nachhaltige Storungen fur die Umwelt entstehen. [32] Stark alkalische Grubenwasser sind dabei nicht so umweltbelastend wie saure Grubenwasser . [31] Wird durch saures Grubenwasser der pH-Wert des Oberflachenwassers gesenkt, nimmt die Loslichkeit von Metallen wie Eisen oder Mangan zu. [29] Durch die großere Bioverfugbarkeit von Metallen und Metalloiden kommt es zu deren Anreicherung in Algen und Pflanzen und somit in der gesamten Nahrungskette. Das kann bei Uberschreiten bestimmter Toxizitatsgrenzen zum Tod durch Ersticken von Wasserlebewesen fuhren. Problematisch konnen dabei Wasserausbruche aus Grubengebauden werden. Diese konnen durch Standwasserbildungen oder durch eindringendes Oberflachenwasser bei Extremereignissen wie Hochwasser entstehen. Dadurch kann es zu massiven Sedimentumlagerungen aus den Grubenbauen kommen. Durch diese Ereignisse kommt es zwar aufgrund der großen Wassermengen zur Verdunnung der Schadstoffe, punktuell kann es wiederum zu einer Erhohung der Metall- und Metalloidkonzentrationen fuhren. [31] Durch das Einleiten von radiumhaltigen Grubenwassern kommt es zu Radiumanreicherungen in den Flussen. Im Altrheingebiet konnten Radiumanreicherungen festgestellt werden, die auf Einleitungen von radiumhaltigen Grubenwassern zuruckzufuhren sind. Allerdings lagen die Aktivitatskonzentrationen vielfach unter der Nachweisgrenze. [33]

Sonstige Auswirkungen

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Wenn Bergwerke aufgegeben werden, wird in der Regel die Wasserhaltung außer Betrieb genommen. Das fuhrt dazu, dass im Laufe der Zeit der Wasserspiegel bis auf sein naturliches Niveau ansteigt. [34] Wenn das Grubenwasser die Grubenbaue flutet, kann es, bedingt durch die Auflosung leicht loslicher Salze, zu einem raschen Anstieg der Schadstoffkonzentration im Grubenwasser kommen. [35] Das ansteigende Wasser kann sich negativ auf die Verfullsaule der abgeworfenen Schachte auswirken. Im Extremfall rutscht die Verfullsaule ab und es kommt zu einem Schachtverbruch . [34] Außerdem kann das ansteigende Grubenwasser die Betonpfropfen der verwahrten Schachte anheben. Gelandeteile, die tiefer als die Wasseraustrittsstellen des Grubenwassers liegen, konnen uberflutet werden. Bei vielen Bergwerken ist das Grubenwasser stark salzhaltig. Tritt nun dieses Grubenwasser beim Ansteigen in die grundwasserfuhrenden Schichten ein, die als Trinkwasser genutzt werden, so kann das Sußwasser durch den vorhandenen Chloridgehalt des Grubenwassers chemisch beeintrachtigt werden. [36] Durch den starken Anstieg des Grubenwassers kann es zu Hebungen des Bodens kommen, dadurch konnen Hebungsschaden an Bauwerken entstehen. [37] Der Anstieg des Grubenwassers bewirkt auch einen Anstieg des Grundwasserspiegels, das kann in den betroffenen Regionen zu Vernassungen von Gebaudefundamenten und Kellern fuhren, mit entsprechenden Feuchtigkeitsschaden. [38]

Sumpfungswasser

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Im Tagebau muss im Vorfeld, vor Abbaubeginn, das in der Lagerstatte vorhandene Wasser abgepumpt werden. [39] Dieses abgepumpte Wasser wird im Tagebau als Sumpfungswasser bezeichnet. [40] Das Wasser kann, je nach Region, mit unterschiedlichen Stoffen belastet sein. [41] Im Gegensatz zum untertagig gesammelten Grubenwasser kommt Sumpfungswasser wahrend der Ableitung aus der Lagerstatte jedoch nicht mit der Umgebungsluft in Kontakt. [17] Durch das kontinuierliche Abpumpen des Wassers wird der Grundwasserspiegel abgesenkt . [39] Nach dem Abpumpen aus der Lagerstatte wird das Sumpfungswasser in der Regel in ein Oberflachengewasser abgeleitet. [42] Die Mengen des abgepumpten Sumpfungswassers sind, je nach Lagerstatte, unterschiedlich groß. Sie liegen beispielsweise im gesamten deutschen Braunkohlenbergbau zwischen 570 Millionen und 1,4 Milliarden Kubikmetern. [43] Diese Mengen konnen zeitweise zu gravierenden Veranderungen im Abflussregime der Fließgewasser fuhren. [41] Andererseits kann die Einleitung von Sumpfungswasser in Fließgewasser , insbesondere in trockenen Sommermonaten, dazu fuhren, dass der Gewasserdurchfluss in dem betroffenen Fließgewasser gewahrleistet bleibt. [44]

Fur die Reinigung von Grubenwasser gibt es mehrere Verfahren, die jeweils auf die einzelnen Wasser verunreinigenden Stoffe abgestimmt sind. [35] Grundsatzlich unterscheidet man zwischen der passiven und der aktiven Grubenwasserreinigung. [45] Bei der passiven Grubenwasserreinigung wird ausschließlich naturliche Energie wie z. B. Sonnenenergie oder Bioenergie zur Verbesserung der Qualitat des Grubenwassers eingesetzt. [35] Bei der aktiven Grubenwasserreinigung wird die Wasserqualitat des Grubenwassers durch die kontinuierliche Verwendung von chemischen Reagenzien und den dauerhaften Einsatz von Energie verbessert. [46] Es gibt auch kombinierte Anlagen, bei denen nach der aktiven Grubenwasserreinigung eine passive Anlage nachgeschaltet ist, oder Anlagenkombinationen, bei denen auf eine passiven Anlage die aktive Anlage folgt. [35] Welche Verfahren angewandt werden, ist in erster Linie davon abhangig, welche Verunreinigungen im Grubenwasser enthalten sind. [45] Einen ebenfalls erheblichen Faktor stellen die Kosten fur das jeweilige Reinigungsverfahren dar. [46] So sind insbesondere bei den aktiven Verfahren die Kosten oftmals sehr hoch, sodass nach Moglichkeit passive Verfahren zur erforderlichen Reinigung angewendet werden. [45] Wird Wasser in hoher Qualitat benotigt und ist nicht genugend Trinkwasser zur Verfugung, spielen die Kosten fur die Wasseraufbereitung des Grubenwassers jedoch nur eine untergeordnete Rolle. [29] Als Verfahren fur die aktive Grubenwasserreinigung eignen sich, je nach Verunreinigung des Wassers, die Sulfatreduktion , die Bioentsalzung, der Ionenaustausch und verschiedene Membranverfahren . Als passive Reinigungsverfahren nutzt man, je nach chemischer Zusammensetzung des Grubenwassers, anoxische Karbonatkanale, offene Karbonatkanale, aerobe Feuchtgebiete, anaerobe Feuchtgebiete und reaktive Barrieren. [45]

  • Friedrich P. Springer: Von Agricolas ?pompen“ im Bergbau, ?die das wasser durch den windt gezogen“, zu den Gestangetiefpumpen im Erdol . In: Erdol/Erdgas/Kohle Zeitschrift . Heft 10, 2007.
  • Christian Wolkersdorfer: Water Management at Abandoned Flooded Underground Mines ? Fundamentals, Tracer Tests, Modelling, Water Treatment . Springer, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-77330-6 .
  • Christian Wolkersdorfer: Reinigungsverfahren fur Grubenwasser . Springer, Heidelberg 2020, ISBN 978-3-662-61720-5 .
  • Paul L. Younger, Steven A. Banwart, Robert S. Hedin: Mine Water ? Hydrology, Pollution, Remediation . Kluwer, Dordrecht 2002, ISBN 1-4020-0137-1 .
  • Paul L. Younger, Nick S. Robins: Mine Water Hydrogeology and Geochemistry . Geological Society, Special publications, London 2002, ISBN 1-86239-113-0 .

Einzelnachweise

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  1. a b Christian Wolkersdorfer, A. Hasche, J. Gobel: Ermite-Grubenwasser in der Europaischen Union . In: Anton Sroka, K.-H. Lobel, H. Klapperich, D. Tondera, G. Meier, W. Busch (Hrsg.): 3. Altbergbaukolloquium . Gluckauf, Essen 2003, S.   376?377 .
  2. a b Diana Burghardt, Wilhelm G. Coldewey, Christian Melchers, Johannes Meßer, Michael Paul, Thomas Walter, Dominik Wesche, Sebastian Westermann, Georg Wieber, Frank Wisotzky, Christian Wolkersdorfer: Glossar Bergmannische Wasserwirtschaft . 1. Auflage. Fachsektion Hydrogeologie in der DGGV, Neustadt/Wstr. 2017, ISBN 978-3-926775-72-6 .
  3. a b c Rolf Dieter Stoll, Christian Niemann-Delius, Carsten Drebenstedt , Klaus Mullensiefen: Der Braunkohlentagebau: Bedeutung, Planung, Betrieb, Technik, Umwelt . mit 60 Tabellen. 1. Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg 2009, ISBN 978-3-540-78400-5 .
  4. a b c Carl Hartmann: Handworterbuch der Berg-, Hutten- u. Salzwerkskunde der Mineralogie und Geognosie . 2. Auflage. Dritter Band. Buchhandlung Bernhard Friedrich Voigt, Weimar 1860.
  5. a b c d W. Trumpelmann: Die Verwendung von Gruben- und Schachtwasser auf den Zechen im Ruhrgebiet . In: Verein fur bergbauliche Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund (Hrsg.): Gluckauf, Berg- und Huttenmannische Zeitschrift . Nr.   36 . Selbstverlag, Essen 6. September 1924, S.   783?789 .
  6. a b c d Gustav Kohler: Lehrbuch der Bergbaukunde . 2., verbesserte Auflage. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1887.
  7. Frank Wisotzky: Angewandte Grundwasserchemie, Hydrologie und hydrogeochemische Modellierung . 1. Auflage. Springer, Berlin 2011, ISBN 978-3-642-17812-2 .
  8. Bleierzbergbau Mechernich auf Kuladig , abgerufen am 4. November 2023.
  9. Christian Mair: Hydrogeologie, Hydrogeochemie und Isotopie der Grund und Grubenwasser im Einzugsgebiet des Burgfeyer Stollens bei Mechernich/Eifel . Hrsg.: Fakultat fur Bergbau, Huttenwesen und Geowissenschaften der Rheinisch-Westfalischen Technischen Hochschule Aachen. Aachen, S.   146 , (Tab. 6.11) (Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Naturwissenschaften).
  10. a b c d e f Fritz Heise, Fr. Herbst, Carl Hellmut Fritzsche : Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berucksichtigung des Steinkohlenbergbaues . 10. Auflage. Springer-Verlag, Berlin/Gottingen/Heidelberg 1961, ISBN 3-540-02666-5 .
  11. a b Pumpen, pumpen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag . In: RAG-Stiftung (Hrsg.): Frankfurter Zeitung . Sonderdruck. Essen 11. April 2011.
  12. Christian Wolkersdorfer: Hydrogeochemische Verhaltnisse im Flutungswasser eines Uranbergwerks ? Die Lagerstatte Niederschlema/Alberoda . In: Clausthaler Geowiss. Diss. Nr.   50 . Clausthal-Zellerfeld 1996, S.   1--216 .
  13. Emil Treptow : Grundzuge der Bergbaukunde . einschließlich der Aufbereitung und Brikettieren. sechste, vermehrte und vollstandig umgearbeitete Auflage. Band   1 . Julius Springer, Wien 1925, VIII. Die Wasserhaltung, S.   483?488 .
  14. a b c Ernst-Ulrich Reuther: Einfuhrung in den Bergbau . 1. Auflage. Gluckauf, Essen 1982, ISBN 3-7739-0390-1 .
  15. D. K. Nordstrom, C. N. Alpers, C. J. Ptacek, D. W. Blowes: Negative pH and Extremely Acidic Mine Waters from Iron Mountain, California . In: Environmental Science & Technology . Band   34 , Nr.   2 , 2000, S.   254?258 .
  16. a b C. Wanke, S. Ritzel, R. Sachse, R. Michel: Radiologische Bewertung der Grubenwassereinleitungen des Steinkohlenbergbaus im Bereich Fossa Eugeniana . ( zsr.uni-hannover.de ( Memento vom 28. Juli 2007 im Internet Archive ) [PDF; 523   kB ; abgerufen am 19. Juni 2014]). Radiologische Bewertung der Grubenwassereinleitungen des Steinkohlenbergbaus im Bereich Fossa Eugeniana ( Memento vom 28. Juli 2007 im Internet Archive )
  17. a b Landesamt fur Umwelt, Landwirtschaft und Geologie des Freistaats Sachsen (Hrsg.): Reinigungsverfahren von Grundwasser und Oberflachengewassern. Dresden 2008, S. 17?19.
  18. Ferdinand Fischer: Das Wasser seine Verwendung, Reinigung und Beurtheilung . 2. Auflage. Springer, Berlin 1891.
  19. Wolfgang Wyskovsky: Umwelttoxikologie 9. (PDF; 890 kB) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) ; abgerufen am 19. Juni 2014 (Vorlesungsskript).
  20. spiegel.de 11. Januar 2015: Geplante Bergwerksflutung: Tausende Tonnen Schmierol bedrohen Saar und Ruhr
  21. spiegel.de: Auch in NRW wurden giftige PCB der RAG im Flusswasser gefunden
  22. a b Paul Kukuk: Grundwasser und Bergbau im niederrheinisch-westfalischen Bezirk . In: Verein fur bergbauliche Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund (Hrsg.): Gluckauf, Berg- und Huttenmannische Zeitschrift . Nr.   29 . Selbstverlag, Essen 22. Juni 1933, S.   645?651 .
  23. Heinrich Otto Buja: Ingenieurhandbuch Bergbautechnik, Lagerstatten und Gewinnungstechnik . 1. Auflage. Beuth, Berlin 2013, ISBN 978-3-410-22618-5 .
  24. Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr (Reihe: Die Blauen Bucher ). Verlag Langewiesche Nachfolger, Konigstein im Taunus, 6., erweiterte und aktualisierte Aufl. 2008, ISBN 978-3-7845-6994-9 , S. 191.
  25. Rudolf Lobnik: Grubenungluck von Lassing. In: Landesfeuerwehrverband Steiermark (Hrsg.). Blaulicht, 47. Jahrgang, Nr. 8, Graz 1998, Verlag Druckservice Styrian GmbH, S. 4?9.
  26. Grubenwasser als Wertwasser ? Bergbau trifft Elektromobilitat (Pressemitteilung des INM)
  27. Kurt Schetelig, Michael Heitfeld, Mark Mainz, Thomas Hofmann , Michael Eßers: Geothermie aus Grubenwasser. Regenerative Energie aus stillgelegten Steinkohlenbergwerken. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 4. Marz 2016 ; abgerufen am 19. Juni 2014 .
  28. Thomas Degner: Prognose von geochemischen Auswirkungen der Nachnutzung stillgelegter Bergbau-Stollen-Systeme am Beispiel des Freiberger Grubenreviers . Hrsg.: Bergakademie Freiberg. Freiberg 2003 (Dissertation).
  29. a b c Paul Steinberger, Roland Haseneder, Jens-Uwe Repke: Entwicklung eines membranbasierten nachhaltigen Aufbereitungsverfahrens fur saure Grubenwasser. In: ACAMONTA. Zeitschrift fur Freunde und Forderer der TU Bergakademie Freiberg, 12. Jahrgang, Freiberg 2012, S. 73?77.
  30. Heinz Bensberg: Stollenwasser linderte die Trinkwassernot. (PDF; 52 kB) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 30. Juni 2012 ; abgerufen am 19. Juni 2014 .   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.h-bensberg.de
  31. a b c Stefanie Karboth: Grubenwasser und ihre Auswirkungen auf die Umwelt (Abstract). (PDF; 93 kB) Abgerufen am 19. Juni 2014 .
  32. J. Konig: Die Verunreinigungen der Gewasser, deren schadliche Folgen, sowie die Reinigung von Trink- und Schmutzwasser . Zweite vollstandig umgearbeitete und vermehrte Auflage. Erster Band. Springer, Berlin 1899.
  33. BMU - 2007 - 697 Methodische Weiterentwicklung des Leitfadens zur radiologischen Untersuchung und Bewertung bergbaulicher Altlasten und Erweiterung des Anwendungsbereichs - Download. Bericht II, PDF, 8880 KB. In: bmu.de. Bundesministerium fur Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, 25. September 2013, abgerufen am 16. Januar 2021 .
  34. a b Dieter D. Genske: Ingenieurgeologie . Grundlagen und Anwendung. Springer, Berlin/Heidelberg 2006, ISBN 978-3-540-25756-1 .
  35. a b c d Christian Wolkersdorfer: Reinigungsverfahren fur Grubenwasser. Bewertung und Beschreibung von Verfahren, South African Chair for Acid Mine Drainage Treatment, S. 38?50.
  36. Dieter E. Holhorst: Probleme und Schwierigkeiten bei der Einstellung bergbaulicher Tatigkeiten . In: Bergbaumuseum Grube Anna e. V. Gesellschaft fur Montangeschichte und Industriekultur (Hrsg.): Anna Blatt . Nr.   30 , September 2009, S.   4?11 .
  37. Peter Rosner: Der Grubenwasseranstieg im Aachener und Sudlimburger Steinkohlenrevier - eine hydrogeologisch-bergbauliche Analyse der Wirkungszusammenhange . Hrsg.: RWTH Aachen. Aachen 2011 (Dissertation).
  38. Axel Preuße, Jorg Kramer, Anton Sroka: Technische Abschatzung von Folgelasten des Steinkohlebergbaus . Hrsg.: Ring Deutscher Bergingenieure e. V. Makossa, September 2007, ISSN   0342-5681 , S.   540?547 .
  39. a b Ralf E. Krupp: Auswirkungen der Grundwasserhaltung im Rheinischen Braunkohlenrevier auf die Topographie und die Grundwasserstande, sowie daraus resultierende Konsequenzen fur die Bebauung, landwirtschaftliche Flachen, Infrastruktur und Umwelt. Studie im Auftrag der Fraktion Bundnis 90/Die Grunen im Landtag von Nordrhein-Westfalen, Burgdorf 2015, S. 45?66.
  40. Stefan Wilck: Veredelung von Eisenhydroxisulfaten aus Tagebauwassern durch Anwendung von Mikrowellenenergie. Dissertation an der Fakultat III Prozesswissenschaften der Technischen Universitat Berlin, Berlin 2011, S. 3?13.
  41. a b Andreas Berkner, Tobias Thieme (Hrsg.): Braunkohlenplanung, Bergbaufolgelandschaften, Wasserhaushaltsanierung. Analysen und Fallbeispiele aus dem Rheinischen - Mitteldeutschen und Lausitzer Revier, Akademie fur Raumforschung und Landesplanung, Arbeitsmaterial der ARL, Nr. 323, Hannover 2005, S. 4?13, 45?49.
  42. Marion Maria Stemke: Auswirkung eines Untertage-Pumpspeicherwerkes auf die Wasserwirtschaft im Steinkohlenbergbau. Dissertation an der Fakultat fur Geowissenschaften der Ruhr-Universitat Bochum, Bochum 2017, S. 30.
  43. Bund fur Umwelt und Naturschutz Deutschland (Hrsg.): Braunkohle im Rheinland. Das Beispiel Garzweiler II. Dusseldorf 2017, S. 6?8.
  44. Frank Wechsung, Alfred Becker, Peggy Grafe (Hrsg.): Konzepte fur die nachhaltige Entwicklung einer Flusslandschaft. Band 6, Auswirkungen des globalen Wandels auf Wasser - Umwelt und Gesellschaft im Elbegebiet, Weißensee Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-89998-062-X , S. 242?260.
  45. a b c d Jorg Simon: Konzipierung einer passiven Grubenwasserreinigungsanlage im Hagental bei Gernrode / Harz. Erstellung eines Grubenwasserkatasters fur den Harz, Diplomarbeit / Diplomkartierung an der Technischen Universitat Bergakademie Freiberg, Freiberg 2003, S. 22?33.
  46. a b Horst Marten: Neueste Trends zur aktiven Wasserbehandlung und Anwendungsbeispiele. In: Technische Universitat Bergakademie Freiberg, Institut fur Geologie, B. Merkel, H. Schaeben, Ch. Wolkersdorfer, A. Hasche-Berger (Hrsg.), Wissenschaftliche Mitteilung, Nr. 31, Behandlungstechnologien fur bergbaubeeinflusste Wasser GIS ? Geowissenschaftliche Anwendungen und Entwicklungen, Proceedingsband zu den Workshops am Geologischen Institut der TU Bergakademie Freiberg, 22 + 23 Juni 2006, ISSN 1433-1284, S. 13?21.
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