Großregion (Saar-Lor-Lux)

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Großregion
Grande Region (franzosisch)
Groussregioun (luxemburgisch)
Basisdaten
Staat(en) Belgien   Belgien
Deutschland   Deutschland
Frankreich   Frankreich
Luxemburg   Luxemburg
Region(en) Belgien   Belgien :
? Wallonische Region
? Franzosische Gemeinschaft Belgiens
? Deutschsprachige Gemeinschaft

Deutschland   Deutschland :
? Land Rheinland-Pfalz
? Saarland

Frankreich   Frankreich :
? Prafektur von Grand Est
? Region Grand Est
? Departement Meurthe-et-Moselle
? Departement Meuse
? Departement Moselle

Luxemburg   Luxemburg
Amtssprache(n) Deutsch , Franzosisch , Luxemburgisch
Flache 65.401 km²
Einwohner ca. 11,8 Mio. (Januar 2023)
Grundung 16. Oktober 1980
Webauftritt www.grossregion.net
Politik
Prasidentschaft Malu Dreyer (fur Rheinland-Pfalz, 2023?2024)
Wirtschaft
Wahrung Euro
BIP 404 Mrd. EUR
(2020)
Ubersicht der Region

Die Großregion ( franzosisch Grande Region , luxemburgisch Groussregioun ) ist ein Gebiet, die von elf benachbarten staatlichen Gebietskorperschaften der Bundesrepublik Deutschland , der Franzosischen Republik , des Großherzogtums Luxemburg und des Konigreichs Belgien gebildet wird. [1] Sie ist eine Europaregion und umfasst 65.401 Quadratkilometer bei etwa 11,8 Millionen Einwohnern (Januar 2023). Die Region kennzeichnet sich durch die grenzuberschreitende Zusammenarbeit auf politischer, wirtschaftlicher und kultureller Ebene. [2]

Der integrierte Kooperationsraum geht auf die 1969 gegrundete deutsch-franzosische Regierungskommission zuruck, die sich im Laufe der Zeit zur Regierungs- und Regionalkommission SaarLorLux-Trier-Westpfalz entwickelte, zu der 2005 auch die heutigen belgischen Mitgliedsteile beitraten. [3] Der fruhere Name Saar-Lor-Lux-Region wird seitdem nicht mehr benutzt, wenngleich mangels Einigung auf einen neuen Namen bisher kein Ersatz gefunden wurde, weshalb die Bezeichnung Großregion verwendet wird. [4]

Die Geschichte der Großregion als grenzuberschreitender politischer Kooperationsraum beginnt bereits mit der Grundung der Europaischen Gemeinschaft fur Kohle und Stahl 1951, einer Vorlauferorganisation der Europaischen Union , deren funktionelles Herz in erster Linie die staatsubergreifende Zusammenarbeit in der Montanindustrie und damit das Ziel der Vermeidung eines weiteren Krieges zwischen den Grunderstaaten war. Besonders Lothringen , Luxemburg, Rheinland-Pfalz und das Saarland leisteten damals einen erheblichen Beitrag zur westeuropaischen Kohle- und Stahlproduktion.

Im Marz 1969 wurde auf Bestreben von Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger und dem franzosischen Prasidenten Charles de Gaulle eine deutsch-franzosische Regierungskommission gebildet, die erstmals im Februar 1970 in Bonn zusammentraf, um uber die Probleme im deutsch-franzosisch-luxemburgischen Montandreieck zu beraten. Der Begriff Saar-Lor-Lux fur das Dreilandereck geht auf Hubertus Rolshoven , den Vorstandsvorsitzenden der Saarbergwerke zuruck. Bei der Regierungskommission 1971 in Saarbrucken waren erstmals auch luxemburgische Regierungsvertreter anwesend und es wurde die Einsetzung einer Regionalkommission fur deutsch-franzosisch-luxemburgische Grenzangelegenheiten beschlossen. [5]

Am 16. Oktober 1980 wird schließlich mit einer Regierungsvereinbarung der drei Lander der offizielle Grundstein fur die Großregion gelegt. Genauer gesagt formalisierte man erstmals die Bildung einer Regierungs- und einer Regionalkommission SaarLorLux-Trier-Westpfalz . Die Vereinbarung ist die rechtliche Grundlage einer grenzuberschreitenden Zusammenarbeit der regionalen Verwaltungen und Institutionen zur Forderung der wirtschaftlichen, kulturellen, touristischen und sozialen Entwicklung der Region. [5]

Mit der Grundung des Interregionalen Parlamentarierrats im Februar 1986 wurde eine Gremium geschaffen, in dem Abgeordnete aus allen Mitgliedsparlamenten zweimal im Jahr zu einer Plenarsitzung zusammenkommen und Empfehlungen sowie Stellungsnahmen fur die Entwicklung der Großregion abgeben konnen. Politisches Hauptorgan ist jedoch der Gipfel der Großregion, der die Vertreter der amtierenden Exekutive der Partnerregionen vereint. Der erste Gipfel fand 1995 im luxemburgischen Bad Mondorf im historischen Kontext des Vertrags von Maastricht statt, der Anlass fur den luxemburgischen Premierminister Jean-Claude Juncker und den saarlandischen Ministerprasidenten Oskar Lafontaine war, auch die hochste politische Ebene regelmaßig zusammentreffen zu lassen. Im Jahr 1996 wurde die Grundung eines beratenden grenzuberschreitenden Wirtschafts- und Sozialausschusses beschlossen. 1999 kam ein gemeinsames Sekretariat, das sogenannte Haus der Großregion mit Sitz in Luxemburg hinzu, dass die administrativen Tatigkeiten des Zusammenschlusses bundelt. [5]

Am 23. Mai 2005 traten die Wallonische Region , die Franzosische Gemeinschaft Belgiens und die Deutschsprachige Gemeinschaft durch die Unterzeichnung einer Regierungsvereinbarung der belgischen Regierung mit den anderen drei Mitgliedstaaten als Vollmitglieder in die Kooperation ein. Zugleich wurde der Gipfel der Großregion mit der Regionalkommission SaarLorLux-Trier-Westpfalz zusammengeschlossen. 2007 wurde die Großregion als Kooperationspartner der Stadt Luxemburg , zusammen mit dem rumanischen Sibiu , Kulturhauptstadt Europas . 2013 wurde das Gipfelsekretariat als Europaischer Verbund fur territoriale Zusammenarbeit gegrundet, um die Arbeiten des Gipfels vorzubereiten und die Kontinuitat der Zusammenarbeit zu gewahrleisten.

2015 zog das Haus der Großregion nach Esch an der Alzette um, wo es heute insgesamt neun Entitaten der großregionalen Kooperation mit ihren Buros und Geschaftssitzen beherbergt. [5]

Kooperationsraum

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Die Großregion besteht auf politischer Ebene aus elf politischen Entitaten aus vier Staaten. Dabei handelt es sich um Entitaten mit unterschiedlichen Niveaus an staatlicher Souveranitat: vom luxemburgischen Staat , uber die deutschen Bundeslander bis hin zu franzosischen Departements , die jedoch allesamt jeweils die gleiche Redezeit und das gleiche Stimmrecht besitzen.

Auf der deutschen Seite findet die Kooperation auf Landerebene statt. Seit Anfang an dabei ist das Saarland mit dem jeweiligen Ministerprasidenten und dem Chef der Staatskanzlei , der zugleich Bevollmachtigter des Saarlandes fur Europaangelegenheiten ist. [1] Auf administrativer Ebene ist die Abteilung  E ?Europa und Internationales ? Deutsch-franzosische Zusammenarbeit“ der saarlandischen Staatskanzlei , genauer gesagt das dort ansassige Referat  E3 ?Grenzuberschreitende und territoriale Zusammenarbeit, Großregion“ fur die großregionale Kooperation zustandig. [2] Nachdem zunachst nur der westliche Teil von Rheinland-Pfalz an der Kooperation beteiligt war, ist das Land heute als Ganzes Vollmitglied. Auf politischer Ebene ist der jeweilige rheinland-pfalzische Ministerprasident fur die großregionale Kooperation verantwortlich, der zudem durch einen ehrenamtlichen Beauftragten fur grenzuberschreitende Zusammenarbeit in der Staatskanzlei unterstutzt wird. [3] [6]

Wie der fruhere Name Saar-Lor-Lux bereits andeutet, war auf der Seite Frankreichs die Region Lothringen ( franzosisch Lorraine ) lange Zeit das franzosische Aquivalent zu den anderen Partnerregionen. Diese bestand aus den vier Departements Meurthe-et-Moselle , Meuse , Moselle und Vosges , von denen die drei ersten zusatzlich gleichberechtigte Mitglieder der Großregion sind und die Vogesen einen Beobachterstatus innehaben. Mit der Neuzuschneidung der franzosischen Regionen unter Francois Hollande fusionierte die Region Lothringen zum 1. Januar 2016 mit den Regionen Champagne-Ardenne und Elsass zur neuen Region Grand Est . [7] Seitdem nehmen sowohl der Prafekt der Region Grand Est (als Vertreter des franzosischen Staates) als auch der Prasident des Regionalrates der Region Grand Est an den Gipfeln der Großregion teil (fur die Kooperation in der Großregion jedoch auf den ehemaligen lothringischen Teil limitiert) und werden dabei durch die drei Prasidenten der Departementrate von Meurthe-et-Moselle, Meuse und Moselle erganzt. [4]

Luxemburg ist der einzige souverane Staat, der ganzlich in die Strukturen der Großregion eingebunden ist. Am Gipfel der Großregion nimmt entweder der luxemburgische Premierminister oder der Minister fur auswartige und europaische Angelegenheiten, Verteidigung, Entwicklungszusammenarbeit und Außenhandel teil. [8]

Die belgische Kooperation erstreckt sich in erster Linie auf die Wallonische Region . Auf politischer Ebene vertreten der Ministerprasident der Wallonischen Region, der Ministerprasident der Franzosischen Gemeinschaft Belgiens sowie der Ministerprasident der Deutschsprachigen Gemeinschaft ihre jeweiligen Entitaten in der großregionalen Kooperation. [6]

Die Großregion ist ein reichhaltiger Kulturraum mit 12 UNESCO-Weltkulturebestatten, zahlreichen Denkmalern und etwa 1200 Museen. [9]

  • Literatur zu Großregion (Saar-Lor-Lux) in der Saarlandischen Bibliographie
  • Eva Mendgen (Hrsg.): Au Centre de l’Europe ? Im Reich der Mitte² ? des liens et des lieux ? Kulturgemeinschaft Großregion . regiofactum-Edition/Verlag Hartung-Gorre, Saarbrucken-Konstanz 2013, ISBN 978-3-86628-393-0 .
  • Eva Mendgen: Die Großregion entfaltet sich (La Grande Region s’affiche) . First official publication about the Greater Region Saarland Lorraine-Luxembourg-Rheinland-Pfalz-Wallonie(n) as a dynamic cultural region. Ed.: Verein Kulturraum Großregion (L'association espace culturel Grande Region). Saarbrucken, Luxemburg: regiofactum, 2009.
  • ?Welterbestatten der Großregion“ (Le Patrimoine Mondial de la Grande Region) . Hrsg.: Eva Mendgen fur den Verein Kulturraum Großregion (L'association espace culturel de la Grande Region). Saarbrucken, Luxemburg: regiofactum, 2010. (Die Großregion entfaltet sich; Nr. 2)
  • Saar-Lor-Lux. Eine Euro-Region mit Zukunft? Hrsg.: Jo Leinen . St. Ingbert. Rohrig Universitatsverlag, 2001. 427 S. (Schriftenreihe Geschichte, Politik und Gesellschaft der Stiftung Demokratie Saarland ; Bd. 6) ISBN 3-86110-242-0 .
  • SaarLorLux von A?Z. Handbuch fur die grenzuberschreitende Zusammenarbeit in der Großregion. Hrsg.: Bernd Groß, Christian Wille, Claude Gengler, Patrick Thull. Baden-Baden: Nomos, 2006. 157 S.(Denkart Europa. Schriften zur europaischen Politik, Wirtschaft und Kultur; 3) ISBN 3-8329-1944-9 .
  • Martin Niedermeyer, Peter Moll: Saar-Lor-Lux ? vom Montandreieck zur ?Großregion“. Chancen und Moglichkeiten einer grenzuberschreitenden Regionalpolitik in Europa . In: Funfzig Jahre Saarland im Wandel. Saarbrucken: Institut f. Landeskunde, 2007. 359 S.
  • Anne Funk : Versuch und Irrtum ? Identitat fur SaarLorLux . In: Saarbrucker Zeitung v. 11. Dezember 2008, S. B4.
  • Christian Wille: Eine namenlose Region. In: Forum fur Politik, Gesellschaft und Kultur in Luxemburg. Luxemburg, Nr. 288 (Themenschwerpunkt: Großregion), 2009, S. 30?31.
  • Christian Wille: Entwicklungen und Strukturen der grenzuberschreitenden Zusammenarbeit in der Großregion. In: Digitaler und interaktiver Atlas der Großregion. Interdisziplinares Online-Projekt der Forschungseinheit IPSE der Universitat Luxemburg. 2011.
  • Christian Wille: Grenzganger und Raume der Grenze. Raumkonstruktionen in der Großregion SaarLorLux. (Luxemburg-Studien / Etudes luxembourgeoises, Bd. 1), Frankfurt/M., Peter Lang, 2012 (393 S.)
  • Christian Wille: Grenzuberschreitender Arbeitsmarkt in der Großregion SaarLorLux: Politische Visionen und empirische Wirklichkeiten . In: Lorig, Wolfgang H. / Regolot, Sascha / Henn, Stefan (Hrsg.): Die Großregion SaarLorLux. Politischer Anspruch, Wirklichkeiten, Perspektiven. Wiesbaden, VS Verlag, 2016, S. 115?143. mehr Info
  • Christian Wille, Ursula Roos: Grenzuberschreitende Lebenswelten an der luxemburgischen Grenze? Eine empirische Annaherung am Beispiel von Grenzpendlern und Wohnmigranten . In: Karina Pallagst, Andrea Hartz, Beate Caesar (Hrsg.): Border Futures ? Zukunft Grenze ? Avenir Frontiere. Zukunftsfahigkeit grenzuberschreitender Zusammenarbeit. Arbeitsberichte der Akademie fur Raumforschung und Landesplanung 20, 2018, S. 168?189 ( Abstract ).
Commons : Großregion  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Kooperationsraum ? Großregion. Abgerufen am 18. Februar 2024 .
  2. a b Die Großregion in Zahlen ? Großregion. Abgerufen am 18. Februar 2024 .
  3. a b Eckdaten ? Großregion. Abgerufen am 18. Februar 2024 .
  4. a b Daniel Kirch: Saar-Lor-Lux: Die schwierige Suche nach einem Namen. 16. Juli 2017, abgerufen am 18. Februar 2024 .
  5. a b c d Eckdaten ? Großregion. Abgerufen am 18. Februar 2024 .
  6. a b Beauftragte . Internetportal des Landes Rheinland-Pfalz. Abgerufen am 19. Februar 2024 .
  7. LOI n° 2015-29 du 16 janvier 2015 relative a la delimitation des regions, aux elections regionales et departementales et modifiant le calendrier electoral . 16. Januar 2015 ( gouv.fr [abgerufen am 19. Februar 2024]).
  8. Gipfel ? Großregion. Abgerufen am 19. Februar 2024 .
  9. Großregion der Museen bei remus.museum (archive.org)