Großisrael
(hebraisch: ??? ????? ?????, Eretz Israel HaSchlema ?Vollstandiges Land Israel“, oft nur ?
Eretz Israel
“) ist eine politische Forderung
judischer
, vereinzelt auch
christlicher
Gruppierungen in und außerhalb
Israels
. Sie postuliert die Unteilbarkeit des als Eretz Israel bezeichneten Gebietes und beinhaltet die Ausdehnung der
Souveranitat
auf das gesamte Gebiet zwischen
Mittelmeer
und dem Fluss
Jordan
, manchmal ebenfalls auf Teile
Jordaniens
und in ihrer extremeren Form zusatzlich auch auf Gebiete des
Libanons
,
Syriens
und
Agyptens
.
Die Meinung, der Staat Israel strebe ein Großisrael vom
Euphrat
bis zum
Nil
an, ist verbreitet, besonders, aber nicht nur, in arabischen und muslimischen Landern, wo sie propagandistischen Zwecken dient. Diesbezugliche Aussagen fuhrender
revisionistischer Zionisten
wie
Wladimir Jabotinsky
[1]
und
Menachem Begin
[2]
haben entsprechende Befurchtungen genahrt. Die Forderung war eine politische
Utopie
bzw.
Dystopie
. Die Grundergeneration des
politischen Zionismus
(
Arbeiterzionisten
und
Allgemeine Zionisten
) verfolgte weit realistischere Ziele.
Die Ausdrucke Eretz Israel und Eretz Israel HaSchlema beziehen sich auf das in der
hebraischen Bibel
als dem judischen Volk von Gott verheißene Land, dessen Ausdehnung in der Bibel mehrmals unterschiedlich beschrieben wird, erstmals in
Gen
15,18?21
LUT
: ?An dem Tage schloss der Herr einen Bund mit Abram und sprach: Deinen Nachkommen will ich dies Land geben von dem Strom Agyptens an bis an den großen Strom Euphrat: die
Keniter
, die
Kenasiter
, die
Kadmoniter
, die
Hethiter
, die
Perisiter
, die
Refaiter
, die
Amoriter
, die
Kanaaniter
, die
Girgaschiter
, die
Jebusiter
.“ Uber die Bedeutung der einzelnen in der Bibel verwendeten geographischen Bezeichnungen herrscht Unklarheit, das Gebiet ist bis auf die beiden Flusse lediglich diffus definiert, es gab in verschiedenen Grenzen politisch realisierte zeitlich beschrankte staatliche Einheiten.
[3]
Als ?Strom Agyptens“ drangt sich der
Nil
auf, in der judischen Tradition, so insbesondere bei
Raschi
, ist jedoch das
Wadi al-Arisch
an der Nordkuste der
Sinaihalbinsel
gemeint.
[4]
In
Num
34,2?12
LUT
umfasst das Gebiet die agyptische Provinz Kanaan, die sich vom
Negev
bis zum
Sudlibanon
erstreckt mit dem Jordan als Ostgrenze,
[5]
von dem sich das in
Ez
47,15?20
LUT
umschriebenen Gebiet leicht unterscheidet.
Die in den 1920er Jahren entstandene, als
revisionistischer Zionismus
bezeichnete Stromung innerhalb der
zionistischen
Bewegung, forderte die Errichtung eines souveranen judischen Staates beidseits des Jordans.
[6]
Die im Juni 1948 gegrundete, revisionistisch-zionistische
Cherut-Partei
, die spater in der
Likud-Partei
aufging, bezeichnete das Gebiet beidseits des Jordans auch nach der Grundung des Staates Israel als ?die judische Heimstatte“, die ein ?historisches und geographisches Ganzes“ bildet. Bis zum Juni 1967 blieb Cherut die einzige politische Partei in Israel, die diese Haltung vertrat.
[7]
Mit den israelischen Eroberungen im
Sechstagekrieg
im Juni 1967 erhielt die Großisrael-Idee Zuspruch auch außerhalb des rechts-nationalistischen und nationalreligiosen Lagers.
[8]
Im August 1967 wurde die
Großisrael-Bewegung
gegrundet, die die Beibehaltung der eroberten Gebiete verlangte. In der
Wahl 1969
wurden mehrere ihrer Mitglieder ins
israelische Parlament
(Knesset) gewahlt. Die Großisrael-Bewegung wurde spater von der
Gusch-Emunim
-Bewegung abgelost.
[9]
Die Forderungen der sakularen ein Großisrael befurwortenden Parteien und Gruppierungen beschranken sich heute in der Regel auf die von Israel im Juni 1967 eroberten Gebiete. Die Likud-Wahlplattform fur die
Wahl 1977
, die den Likud erstmals an die Macht brachte, enthalt das Versprechen, ?zwischen dem Meer und dem Jordan wird es keine andere als israelische Souveranitat geben“.
[7]
Nach dem Wahlsieg des Likud hat die
Siedlungstatigkeit
judischer Israelis, besonders des nationalreligiosen Gusch Emunim, in den israelisch besetzten Gebieten betrachtlichen Auftrieb erhalten.
[3]
Besonders in den 80er Jahren forderte der Chef der spatere verbotenen
Kach
-Partei,
Meir Kahane
, die Errichtung von Großisrael.
[10]
1994 stimmte die Mehrheit des Likuds fur einen Friedensvertrag mit Jordanien und erkannte damit sein Existenzrecht an.
[11]
Im Herbst 2008 machte der damalige israelische Premierminister
Ehud Olmert
, ein ehemaliges Mitglied der revisionistisch-zionistischen
Betar-Jugendorganisation
, internationale Schlagzeilen, als er den ?Traum von einem Groß-Israel“ fur tot erklarte, und meinte, wer ihn weiter traume, mache sich etwas vor.
[12]
Die Eretz-Israel-HaSchlema-Ideologie hat zu verschiedenen Verschworungstheorien gefuhrt, die besagen, ein Streben nach einem Großisrael vom Euphrat bis zum Nil sei das Ziel des Zionismus und israelische Staatsdoktrin. Ebenso ist die Auffassung, die blauen Streifen der
Flagge Israels
symbolisierten Nil und Euphrat, weit verbreitet.
[13]
In einem friedenspadagogischen Studienprojekt evangelischer Hochschulen zum interreligiosen und interkulturellen Lernen in Jordanien und Israel wird die Grenzziehung nach Gen 15, 18?21 ?als Ideal der Grenzziehung Israels zu den Nachbarvolkern“ bezeichnet, die sich, so die Behauptung, ?bis heute auf der Karte der israelischen Botschaft“ befinde.
[5]
Viele
arabische
Politiker sind oder waren davon uberzeugt, dass im israelischen Parlament eine Karte hangt, die ein Großisrael vom Euphrat bis zum Nil zeigt, ungeachtet dessen, dass es eine solche Karte in der Knesset nie gegeben hat.
[14]
Diese Ansicht wurde auch von
Jassir Arafat
wahrend langerer Zeit vertreten, obwohl, wie der israelische
Journalist
Danny Rubinstein
in seiner Arafat-Biographie meint, Arafat von seinen Mitarbeitern sicher darauf hingewiesen wurde, dass es nicht zutrifft.
[15]
Auf einer Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrates in Genf im Mai 1990 behauptete Arafat zudem, auf einer israelischen 10-
Agorot
-Munze sei eine Karte Großisraels abgebildet,
[16]
wobei er sich auf einen Aufsatz des damals an der
Universitat Sheffield
lehrenden Geographen Gwyn Rowley stutzte.
[17]
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8
,
S.
125?141, hier S. 127 und Fußnote 5, S. 250
(so schrieb Jabotinsky in Anlehnung an
Max Nordau
1927 im Artikel
Ofnat he-Arabesqot
[Ubersetzung von Kaplan: The Arabesque fashion], zitiert in
Al Sifrut ve-Omanut
, Jerusalem 1958, S. 222: ?We are going to the Land of Israel in order to advance Europe's moral bounderies to the Euphrates.“).
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