Die ersten beiden der
Basreliefs
des
Voortrekkermonuments
zeigen den Auszug der Voortrekker 1836/1837
Als
Großer Treck
(
afrikaans
Groot Trek
) wird die Migration der
Buren
aus der
Kapkolonie
(
Sudafrika
) zwischen 1835 und 1841 bezeichnet.
Die Vorbedingungen fur den Großen
Treck
liegen in der verstarkten
britischen
Einwanderung in das
Kapland
ab etwa 1820, in deren Folge die Buren ihre demografisch dominierende Stellung verloren. Ein erster Ausloser wird im
Slagtersnek-Aufstand
(1815) gesehen. Englisch wurde 1828 zur offiziellen Gerichtssprache erhoben. Neben dem Niederlandischen als Amtssprache wurde die Moglichkeit, vor Gericht niederlandisch bzw. Afrikaans zu sprechen, abgeschafft.
[1]
Der Gouverneur hatte sich kunftig mit einem Aufsichtsgremium (Council of Advice) abzustimmen. Auch die Aufhebung des Hafenmonopols von Kapstadt veranderte die Wirtschaftsstrukturen gravierend. Zudem wurde das
englische Recht
eingefuhrt, das unter anderem die Gleichstellung von Weißen und freien Nicht-Weißen vorsah. Durch einen Erlass im Jahre 1828 war es den
Hottentotten
erstmals moglich, Land zu erwerben. Dies bedeutete fur die Buren insofern einen tiefen Einschnitt, als sie die Hottentotten nun nicht mehr als Arbeitskrafte benutzen konnten. Die Eingeborenen wurden aufgrund ihrer Besitzlosigkeit namlich "prinzipiell als Vagabunden betrachtet, [die] als solche […] zur Arbeit gezwungen werden konnten."
[2]
Das Gesetz entzog vielen Buren ihre wirtschaftliche Existenzgrundlage und war fur die nachfolgenden Ereignisse entscheidender als die
Abschaffung der Sklaverei im Britischen Empire
, zumal es in der Kapkolonie lediglich wenige zehntausend Sklaven gab. Auch ideologisch stieß die rechtliche Gleichstellung der
Khoikhoi
-Bevolkerung mit den europaischen Einwanderern bei den Buren auf starke Ablehnung. Eines ihrer Ziele lautete demzufolge, ?ein angemessenes Verhaltnis zwischen Herren und Knechten“ beizubehalten. Dieser Auffassung verhaftet, schlossen die Verfassungen der spater gebildeten
Burenrepubliken
eine Gleichstellung im offentlichen Leben und den Kirchen aus. Der Verlust der Machtstellung der landlichen Oberschicht erzeugte ab Mitte der 1830er Jahre eine Wanderungsbewegung unterschiedlicher Gruppen der burischen Bevolkerung. Um sich dem Einflussbereich des britischen Rechts zu entziehen, wichen sie erneut ins
Hinterland
aus. Insgesamt begaben sich Ende der 1830er Jahre rund 15.000 Buren mit Ochsenwagen, sogenannte ?
Voortrekker
“, auf den Weg Richtung Norden und verließen dabei uber den
Oranje
die Kapkolonie.
Pieter Retief
hatte dazu ein Manifest verfasst und war einer der Anfuhrer dieser Bewegung. Darunter gab es besonders konservative Gruppen, als
Doppers
bezeichnet, die aus Traditionspflege altertumliche Kleidung trugen und von
Andries Potgieter
angefuhrt wurden. Diese fanden in Westtransvaal eine neue Heimat. Zu ihnen gehorte auch der damals noch junge
Paul Kruger
. Der Begriff
Großer Treck
kam erst zum Ende des 19. Jahrhunderts auf.
[3]
[4]
Andere Quellen nennen abweichende Migrantenzahlen fur unterschiedliche Zeitabschnitte.
[5]
[6]
Karte der großeren Treckzuge wahrend der erste Welle des Großen Trecks (1835?1840) mit den wichtigsten Ereignissen und Schlachten. Gezeigt werden die Zuge unter:
Louis Tregardt
Johannes Janse van Rensburg
Andries Hendrik Potgieter
Gerrit Maritz
Pieter Retief
Piet Uys
Der Haupttreck teilte sich nach der Uberquerung des Oranje-Flusses: Einige Zuge fuhren weiter nordlich, andere ostlich nach
Natal
, wo sie 1839 die erste der unabhangigen
Burenrepubliken
, namentlich
Natalia
, grunden. Ein großer Teil der Siedler in Natal verließ es bald wieder, weil sie von
Zulu
angegriffen wurden und die Briten die Kuste besetzten. Sie zogen weiter ins Gebiet zwischen
Oranje
und
Vaal
, wo sie den
Oranje-Freistaat
grundeten, und schließlich in das Gebiet zwischen Vaal und
Limpopo
, wo sie die Burenrepublik ?
Transvaal
“ errichteten.
Im Zuge des Großen Trecks kam es immer wieder zu Zusammenstoßen mit der einheimischen Bevolkerung, vor allem mit den Zulu. 1838 totete der Zulukonig
Dingane
500 Voortrekker, darunter
Pieter Retief
, in
uMgungundlovu
, woraufhin eine
Strafexpedition
, angefuhrt von
Andries Pretorius
, am 16. Dezember 1838 die Zulu in der ?
Schlacht am Blood River
“ vernichtend schlug.
Auch mit den
Ndebele
unter
Mzilikazi
kam es haufig zu Zusammenstoßen. Da die einheimischen Stamme aber durch die Unterwerfungskriege
Shakas
und deren Folgen (die ?
Mfecane
“) geschwacht waren, siegten die Buren und konnten sich in den Gebieten ausbreiten.
Die Verdrangung der einheimischen afrikanischen Bevolkerung loste erneut eine
Volkerwanderung
im gesamten sudlichen Afrika aus. Dies und militarische Niederlagen fuhrten zu einer Schwachung des machtigen Zulureiches, was schließlich die Unterwerfung durch Großbritannien erleichterte.
Wahrend Natalia bereits 1843 britisch besetzt wurde, hatten die beiden anderen genannten Burenrepubliken langeren Bestand. In der
Sand River Convention
1852 uberließen die Briten den Buren samtliche Gebiete nordlich des
Vaals
und erkannten die Unabhangigkeit der Republiken an. Hier unterlagen die Buren erst im
Zweiten Burenkrieg
(1899?1902). 1910 wurden die Gebiete der
Sudafrikanischen Union
einverleibt.
- Henry Cloete (Autor), W. Brodrick-Cloete (Hrsg.):
The History of the Great Boer Trek and the Origin of the South African Republics
. J. Murray London 1900 (
PDF-Datei; 2,9 MB
)
- ↑
Hermann Giliomee
:
The Afrikaners ? biography of a people.
Kapstadt 2003, S. 75ff.
- ↑
Pierre Bertaux: Weltbild Weltgeschichte, Afrika, Augsburg 2000, S. 165.
- ↑
Christoph Marx
:
Sudafrika. Geschichte und Gegenwart.
Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2012, S. 101?105.
- ↑
Christoph Marx:
Im Zeichen des Ochsenwagens: der radikale Afrikaaner-Nationalismus in Sudafrika und die Geschichte der Ossewabrandwag.
LIT, Munster 1998,
ISBN 3825839079
, S. 1.
Auszuge bei books.google.de
- ↑
Jan C. Visagie:
Voortrekkerstamouers 1835?1845.
Protea Boekhuis, Pretoria, 2010. S. 14?15,
ISBN 978-1869193720
- ↑
Albrecht Hagemann:
Kleine Geschichte Sudafrikas.
Verlag C. H. Beck, 2007, S. 36,
ISBN 978-3-40645949-8
.