Grafschaft Barcelona

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Wappen der Grafen von Barcelona

Die Grafschaft Barcelona , auf Katalanisch Comtat de Barcelona , war eine der historischen katalanischen Grafschaften , welche die Franken in der Spanischen Mark errichteten. Neben Barcelona und Umgebung umfasste die Grafschaft auch das Gebiet von Terrassa und das der heutigen Comarques Valles Oriental und Occidental , das Maresme und Penedes .

Arc de Bera an der Via Augusta
(an der heutigen Nationalstraße N340)

Die Ursprunge der Grafschaft liegen in den Zeiten vor der frankischen Eroberung. Die Grenzen stimmen weitgehend mit denen alter iberischer Stamme uberein und das Gebiet bildete schon zu Zeiten der Romer und Westgoten eine politisch-administrative Einheit, auch wenn es noch keine Grafschaft war. Die Grafschaft Barcelona bildete immer die Grenzregion zu Al-Andalus , dem von den Mauren besetzten Teil der Iberischen Halbinsel .

Mit der frankischen Eroberung des Jahres 801 unter Wilhelm von Aquitanien reichte die Grafschaft Barcelona bis zum sogenannten Arc de Bera , einem romischen Triumphbogen an der heutigen Nationalstraße N340, zwischen den Orten Roda de Bera und Creixell . Dieser Bogen aus dem Jahre 13 v. Chr. erhielt seinen heute gebrauchlichen Namen nach Bera , dem Sohn Wilhelms und ersten Grafen von Barcelona. Aber schon bald mussten die Franken die Grenzen der Grafschaft bis zum Llobregat am sudlichen Stadtrand des heutigen Barcelona zuruckziehen. Diese anderten sich wahrend des gesamten 9. und 10. Jahrhunderts nicht.

Die frankische Herrschaft (9. Jahrhundert)

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Die frankische Herrschaft uber die Grafschaft Barcelona dauerte fast das gesamte 9. Jahrhundert. In dieser Zeit wurden die Grafen vom Kaiser oder dem Unterkonig von Aquitanien nach Belieben eingesetzt und auch abgesetzt. Aber nach dem Tod von Konig Ludwig II. , genannt ?der Stammler“, 879 schwand die karolingische Macht und in Barcelona wie im gesamten frankischen Reich wurden die Grafen zu kleinen Souveranen mit erblichem Adel. So ging 897 nach dem Tode von Wilfried dem Haarigen , der noch von Ludwig dem Stammler zum Grafen ernannt worden war, die Grafschaft an die Sohne Wilfried II. Borrell (897 bis 911) und Sunyer I. (911 bis 947) uber ? ohne Intervention durch den Kaiser.

Als Wilfried der Haarige zum Grafen ernannt wurde, grenzte die Grafschaft Barcelona im Suden an das Meer, und im Norden an die Grafschaften Girona und Osona . Jenseits des Llobregat war das Penedes ein nahezu entvolkertes Niemandsland, standig Angriffen und Gegenangriffen ausgesetzt ? sowohl der muslimischen als auch der christlichen Seite. Wahrend Wilfrieds Herrschaft erreichte die Grafschaft Barcelona ihre ursprunglichen Grenzen wieder, indem das Hinterland bei Montserrat und ein kleiner Teil des Penedes zuruckerobert wurde. Dieses blieb die wahre Grenzmark der Grafschaft, das heißt die frankische Grenze zum Islamischen Spanien. Auch das Valles blieb 897 nach einem maurischen Uberfall, bei dem auch Wilfried der Haarige getotet wurde, praktisch entvolkert.

Die Vereinigung mit Girona und Osona

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Im Jahr 870 war Wilfried der Haarige als Graf von Urgell und Cerdanya eingesetzt worden; 878 erhielt er zusatzlich die Titel eines Grafen von Barcelona und Girona . Er veranlasste die Wiederbesiedlung ( Repoblacion ) des Hinterlandes, indem er die Grafschaft Osona und das Bistum Vic grundete. Nach seinem Tod (897) regierten seine Sohne zunachst gemeinsam alle Grafschaften, schließlich teilten sie sich das Erbe. Wilfried II. Borrell erhielt die Grafschaften Barcelona, Girona und Osona . Nach seinem Tod 911 gingen die drei Grafschaften an seinen jungeren Bruder Sunyer I. Von da an blieben die Grafschaften Barcelona, Girona und Osona vereint unter einem Grafen und bildeten eine territoriale Einheit, die nur kurzfristig zerbrochen wurde, als Berengar Raimund I. (1017?1035) die Grafschaft Osona von den anderen beiden trennte und im Suden der Grafschaft Barcelona die Grafschaft Penedes grundete. Aber schon seinem Sohn und Nachfolger, Raimund Berengar I. (1035?1076), gelang es, die Kernlande Barcelona ? Girona ? Osona unter seiner Herrschaft zu vereinen.

Die Entwicklung im 10. und 11. Jahrhundert

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Anfang des 10. Jahrhunderts begann mit der Wiederbesiedlung von Teilen des Valles die Expansion uber den Llobregat. Nach einem Feldzug bis an den Fluss Gaia gelang es Sunyer I. in den Jahren 936 und 937 verschiedene Befestigungen im Penedes zu errichten. Von da an entwickelte sich die Grafschaft Barcelona sudwestlich bis vor die Tore von Tarragona . Die neuen Grenzen im Westen wurden nun von zahlreichen Befestigungsanlagen zwischen den Flussen Anoia und Gaia gesichert. Außerdem knupfte Borrell II. (948 bis 992) diplomatische Kontakte zum Kalifat von Cordoba . Das verhinderte jedoch nicht, dass Almansor 985 einen Raubzug unternahm und Barcelona einnahm und plunderte. Durch die enge Wirtschaftsbeziehungen zu al-Andalus erlebte die Grafschaft Barcelona im letzten Drittel des 10. Jahrhunderts jedoch einen wirtschaftlichen Aufschwung und so wurden die Folgen der Zerstorung und Plunderung schnell uberwunden. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts nutzte Graf Raimund Borrell (992 bis 1017) die Schwache des Kalifats von Cordoba und zog 1010 gegen Cordoba. Unter Raimund Borrell I. wurde das Penedes wiederbesiedelt und endgultig gesichert. In den Grenzen der Grafschaft lag nun auch die heutige Comarque Conca de Barbera und ein Teil des Camp de Tarragona .

Der Aufstand des Landadels

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Nach dem Tod von Raimund Borrells I. (1017), wurden die Grafschaften Barcelona, Girona und Osona durch seine Witwe Ermessenda (1017?1057) und ihren Sohn Berengar Raimund I. (1017?1035) verwaltet. Er war ein schwacher Herrscher. Entgegen den Interessen des Landadels, welcher sich nach Ruhm und Beute sehnte, wollte er mit dem islamischen Spanien Frieden halten. Ohne Ruckhalt des Adels begann 1017 die schwachste Phase der Grafschaft. Der Machtverlust beschleunigte sich noch nach dem Tod von Berengar Raimund I. (1035), der das Erbe unter seinen drei minderjahrigen Sohnen aufteilte: Wilhelm, Graf von Osona, Raimund Berengar I., Graf von Barcelona und Girona, sowie Sanc, Graf des Penedes . Als Raimund Berengar I. ab 1041 versuchte, seine Rechte in der Grafschaft auszuuben, begannen unter der Fuhrung des Landadels im Penedes eine Reihe von Aufstanden, die erst 1060 niedergeschlagen werden konnten. Allerdings ermoglichte der Verzicht von Sanc auf die Grafschaft Penedes (1049) und von Wilhelm auf die Grafschaft Osona (1054), dass Raimund Berengar I. das Gebiet Barcelona-Girona-Osona wieder vereinen konnte. Nach dem Tod von Raimund Berengar I. (1076), wurden die Grafschaften von seinen beiden Sohnen gemeinsam regiert: Raimund Berengar II. (1076?1082) und Berengar Raimund II. (1076?1097). Unter ihrer Herrschaft erreichte die Expansion im Westen die heutige Comarque Pla d’Urgell .

Die Grafschaft Barcelona im 12. Jahrhundert

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Die Grafschaft Barcelona (rot) im Kontext der Ausbreitung der Krone Aragon

Raimund Berengar III. (1086?1131) musste sich den Angriffen der Almoraviden stellen, die 1107 das Penedes verwusteten und 1115 Barcelona angriffen. Schließlich konnte er sie 1126 schlagen. Da die Dynastien in den Grafschaften Besalu und Cerdanya erloschen waren, annektierte Raimund Berengar III. (1111) und (1118) diese Grafschaften und integrierte sie in das Kerngebiet Barcelona-Girona-Osona. Außerdem gelang ihm, 1118 die Herrschaft uber Tarragona zu erringen und zum Bischofssitz zu erheben. Zuvor bestand eine kirchliche Abhangigkeit vom Erzbistum in Narbonne .

Die Eroberung von Tortosa und Lleida erfolgte unter Raimund Berengar IV. (1131?1162) in den Jahren 1148 und 1149. Als letztes Taifa-Konigreich in Katalonien konnte 1153 schließlich das Waliat (= Vizekonigreich) Siurana erobert werden. Die folgende Wiederbesiedlung dieser jetzt ?Neukatalonien“ genannten Zone durch Menschen aus den Katalanischen Grafschaften (auch ? Altkatalonien “ oder Spanische Mark ) verwischte die alten Grenzen der Grafschaft und schaffte eine neue territoriale Einheit: Katalonien . Die ?Grafschaft Barcelona“ als Bezeichnung fur diese Region verlor sich. Der Titel eines erblichen Grafen von Barcelona blieb jedoch bestehen. Der heutige Trager ist der Konig von Spanien , Felipe VI.

Erganzende Themen

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