Go-Joseon
(
dt.
Alt-Joseon
, im Gegensatz zum spateren
Joseon
) wird in der
koreanischen
Historiographie als das erste Konigreich auf der
Koreanischen Halbinsel
angesehen. Es wurde eventuell in der
Bronzezeit
gegrundet und existierte bis 108 v. Chr. Die Chronologie ist aber umstritten, weil sich die archaologischen Funde nicht leicht mit den Daten schriftlicher Quellen in Ubereinstimmung bringen lassen.
[1]
Der Legende nach wurde Go-Joseon im Jahr 2333 v. Chr. vom
Halbgott
Dangun
gegrundet. Dieses Jahr, das in Korea als Grundungsjahr weithin anerkannt ist, bezieht sich auf eine Angabe in der
Dongguk Tonggam
. Andere alte Schriften weichen hiervon ab, jedoch geben die meisten Quellen einen Zeitpunkt zeitgleich zu der Regierungszeit des legendaren chinesischen Kaisers
Yao
(um 2300 v. Chr.) an. Es wird vermutet, dass sich der Dangun-Mythos auf eine Union verschiedener Stamme und Klans in Nordostasien bezieht. Die schriftliche Fixierung der Regierungszeiten Danguns und seiner angeblichen Nachfahren, welche eine ein- bis zweitausendjahrige Dynastie (je nachdem, ob die ebenfalls fiktionale Dynastie des Gija berucksichtigt wird oder nicht) errichtet haben sollen, erfolgte erst ab dem fruhen 15. Jahrhundert nach Christus, und spater. Dangun als solches wurde im 12. Jahrhundert in der
Samguk Sagi
erwahnt.
Ausgegrabene Bronzewaffen und Spiegel zeugen von der Besiedlung Koreas in dieser Zeit, lassen aber keine Ruckschlusse auf ein dortiges Staatswesen oder dessen Herrscher zu. Um 2000 v. Chr. entwickelte sich eine neue Topfertechnik.
Andere Literatur nennt aber auch einen Grundungszeitraum von etwa 500 bis 400 v. Chr,
[1]
was mit den ersten Erwahnungen der Gegend in chinesischen Quellen zusammenfallt; im 4. Jahrhundert vor Christus war gebildeten Kreisen in China die Existenz eines Staatswesens in Korea bekannt; erwahnt in chinesischen Quellen unter der verallgemeinernden Bezeichnung
Dongyi
?Ostliche Barbaren“.
Laut dem
Gija-Mythos
ist der Onkel des letzten Kaisers der
Shang-Dynastie
, nach Go-Joseon gefluchtet und wurde dort Herrscher. Abseits der literarischen Fiktion finden sich auch fur die Gija-Dynastie und die Ausdehnung ihres Reiches keine archaologischen Beweise. Der letzte Konig, der von Wiman vertrieben worden sein soll, hieß demzufolge
Jun
. Wie Dangun wurde auch ihm in der Joseon-Zeit eine Dynastie angedichtet, welche etwa eintausend Jahre bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. fortbestanden haben soll. Die erste Erwahnung von Gija (neben der Figur Jizi) erfolgte erst im 16. Jahrhundert n. Chr. in Joseon und stellte einen Aspekt des Konflikts zwischen (neo-)konfuzianistischen und buddhistischen Schulen dar. Mit Hilfe des Gija-Mythos versuchten die Anhanger der konfuzianistischen Schulen, eine bisher unbekannte antike Prasenz des Konfuzianismus in Korea zu fabrizieren, um eine Uberlegenheit gegenuber dem tatsachlich alteren Buddhismus zu schaffen.
Wahrend der
Zeit der Streitenden Reiche
(476?221 v. Chr.) geriet Go-Joseon mehrmals mit der
Zhou-Dynastie
in Konflikt und Kriegsfluchtlinge aus China drangten nach Osten. In dieser Zeit verbreitete sich auch nach Korea die Technik der Eisenverarbeitung. Zugleich entstand im Suden der Koreanischen Halbinsel das Reich
Jin
, uber das nur wenig bekannt ist.
Wiman-Joseon bildete die letzte Phase des altkoreanischen ?Protostaates“.
[1]
Wei Man
(
kor.
Wiman
), ein General des
Yan
-Reiches, das damals gegen den chinesischen
Han
-Kaiser rebellierte, fluchtete laut chinesischen Quellen mit 1000 Mann als Anhangerschaft nach Go-Joseon und ubernahm dort ca. 194 v. Chr. die Herrschaft. Er erklarte Wanggeom-seong (mutmaßlich in der Nahe des heutigen
Pjongjang
) zur Hauptstadt. Danach bluhte das Reich von Go-Joseon, oft als ?Wiman-Joseon“ bezeichnet, auf. Politisch weitete er den Einfluss Go-Joseons durch die Besetzung umliegender Gebiete aus, wirtschaftlich kontrollierte er den Handel zwischen der chinesischen Han-Dynastie, mit der er sich zunachst arrangierte, und den ostlichen Regionen Sudsibiriens. So soll auch vereinzelt Kontakt zwischen Jin und den fruhen Yamato und China aufgenommen worden sein, die aber nicht weiter als uber vereinzelte Besuche von Individuen hinausgingen.
Durch den Aufstieg Go-Joseons sah sich die Han-Dynastie zunehmend bedroht, und im Jahre 109 v. Chr. startete Kaiser
Wu
einen Angriff auf Go-Joseon. Nach einem Jahr nahmen chinesische Truppen die Hauptstadt Wanggeomseong gegen den Wei-Man-Enkel
Ugu
(oder
Yougu
) ein, was das Ende fur Go-Joseon bedeutete und die Bevolkerung uber die gesamte Halbinsel verstreute. Wu ließ auf dem Gebiet des fruheren Go-Joseon vier von der Han-Dynastie abhangige Militargarnisonen errichten, welche als ?Kommandanturen“ bezeichnet werde:
Lelang
(
chinesisch
樂浪
; kor. Nangnang) auf dem Gebiet, das direkt von Wiman-Joseon regiert wurde,
Zhenfan
(
?番
; kor. Jinbeon) und
Lintun
(
臨屯
; kor. Imdun) auf dem Gebiet von zwei Staaten, die sich unter der Hoheit von Wiman-Joseon befanden und
Xuantu
(
玄?
; kor. Hyeondo) an den wichtigen Landstrecken entlang, die die Liaodong-Halbinsel mit den Stammesreichen im Amnok Flussbecken verbanden.
[2]
Die kleineren drei Kommandanturen fielen innerhalb von zwei Jahrzehnten an die verschiedenen einheimischen Stammeskonfoderationen wie den
Samhan
. Im Jahr 313 n. Chr. wurde schließlich auch Lelang durch das Nordreich
Goguryeo
besiegt.
- ↑
a
b
c
Der Brockhaus in Text und Bild 2003 [SW], elektronische Ausgabe fur Office-Bibliothek, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus, 2003; Artikel: "Korea bis 668 n. Chr.: Staatenbildung im Land der Morgenstille"
- ↑
Michael D. Shin, Injae Lee:
Korean History in Maps: From Prehistory to the Twenty-First Century
. Cambridge University Press, Cambridge 2014,
ISBN 978-1-107-09846-6
.
- Carter J. Eckert, Ki-baik Lee, Young Ick Lew, Michael Robinson, Edward W. Wagner:
Korea Old and New. A History.
Ilchokak, Seoul 1990,
ISBN 0-9627713-0-9
.
- Marion Eggert, Jorg Plassen:
Kleine Geschichte Koreas
(=
Beck'sche Reihe.
1666). Beck, Munchen 2005,
ISBN 3-406-52841-4
.
- Harold Hakwon Sunoo:
A History of Korea. Ancient time to 1945.
Xlibris Corporation, s. l. 2006,
ISBN 1-4257-0948-6