Fahne und Wappen der bis 31. Dezember 2010 existierenden Ortsgemeinde
Die Stadt
Glarus
(ortlich
schweizerdeutsch
Glaris
[
gl?r?s
],
[6]
franzosisch
Glaris
,
italienisch
Glarona
,
ratoromanisch
Glaruna
ⓘ
/
?
) ist eine
politische Gemeinde
(bis 2010 Ortsgemeinde, heute
Einheitsgemeinde
) und der
Hauptort
des gleichnamigen
Schweizer
Kantons
Glarus
.
Im Rahmen der
Glarner Gemeindereform
fusionierte Glarus auf den 1. Januar 2011 mit den Gemeinden
Ennenda
,
Netstal
und
Riedern
zur neuen politischen Gemeinde
Glarus
.
Glarus liegt in der geografischen Mitte des gleichnamigen Kantons an der
Linth
und am Fusse des rund 2300 m hohen
Vorderglarnisch
. Der hochste Punkt des Gemeindegebiets ist der
2914
m u. M.
hohe Bachistock, der zum Massiv des
Glarnisch
gehort. Nachbargemeinden sind die Gemeinden
Glarus Nord
,
Glarus Sud
sowie
Muotathal
und
Innerthal
(beide
Kanton Schwyz
).
Fur die
Normalperiode
1991?2020 betragt die
Jahresmitteltemperatur
9,3 °C, wobei im Januar mit 0,0 °C die kaltesten und im Juli mit 18,3 °C die warmsten Monatsmitteltemperaturen gemessen werden. Im Mittel sind hier rund 86
Frosttage
und 19
Eistage
zu erwarten.
Sommertage
gibt es im Jahresmittel rund 41, wahrend im Schnitt 6
Hitzetage
zu verzeichnen sind. Die Messstation von
MeteoSchweiz
liegt auf einer Hohe von
517
m u. M.
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschlage fur Glarus
|
Jan
|
Feb
|
Mar
|
Apr
|
Mai
|
Jun
|
Jul
|
Aug
|
Sep
|
Okt
|
Nov
|
Dez
|
|
|
Mittl. Temperatur (°C)
|
0,0
|
1,0
|
5,2
|
9,5
|
13,5
|
16,7
|
18,3
|
17,9
|
14,0
|
9,8
|
4,6
|
0,9
|
?
|
9,3
|
Mittl. Tagesmax. (°C)
|
3,2
|
4,8
|
9,9
|
14,8
|
19,0
|
22,2
|
23,8
|
23,2
|
18,6
|
14,1
|
8,1
|
3,9
|
?
|
13,8
|
Mittl. Tagesmin. (°C)
|
?3,0
|
?2,4
|
1,0
|
4,4
|
8,4
|
11,9
|
13,6
|
13,5
|
10,0
|
6,1
|
1,5
|
?1,9
|
?
|
5,3
|
|
Niederschlag
(
mm
)
|
92
|
80
|
99
|
93
|
132
|
167
|
193
|
192
|
131
|
104
|
101
|
110
|
Σ
|
1494
|
|
Sonnenstunden
(
h/d
)
|
2,0
|
2,5
|
3,1
|
4,6
|
5,0
|
5,5
|
5,6
|
5,3
|
3,6
|
2,8
|
2,0
|
1,7
|
?
|
3,6
|
|
Regentage
(
d
)
|
10,7
|
9,5
|
11,3
|
11,2
|
13,5
|
14,3
|
14,8
|
14,3
|
11,6
|
10,0
|
10,2
|
10,8
|
Σ
|
142,2
|
|
Luftfeuchtigkeit
(
%
)
|
82
|
77
|
72
|
67
|
71
|
74
|
76
|
78
|
81
|
82
|
82
|
83
|
?
|
77,1
|
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Jan
|
Feb
|
Mar
|
Apr
|
Mai
|
Jun
|
Jul
|
Aug
|
Sep
|
Okt
|
Nov
|
Dez
|
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
|
92
|
80
|
99
|
93
|
132
|
167
|
193
|
192
|
131
|
104
|
101
|
110
|
|
Jan
|
Feb
|
Mar
|
Apr
|
Mai
|
Jun
|
Jul
|
Aug
|
Sep
|
Okt
|
Nov
|
Dez
| Quelle:
MeteoSchweiz, Normalperiode 1991?2020
[7]
|
Erstmals schriftlich erwahnt wird das Land
Clarona
im 8. Jahrhundert in der
Vita
der Heiligen
Felix und Regula
.
Der Name geht wahrscheinlich, nach einem Vorschlag von Hubschmid (1949), auf eine lateinische Grundform
*ad cl?r?nam
‚bei der hellen Stelle‘
, im ubertragenen Sinn ≪Waldlichtung≫, zuruck;
[6]
andere, weitgehend als verfehlt geltende Ansatze leiteten den Namen her von lateinisch
glarea
‚Kies‘
, oder von einem ratischen Volksstamm der
*Claroneses
o. a., oder aber vom Namen des hl.
Hilarius
. Die Lautentwicklung durfte uber ein romanisches
Clarona
mit Akzentverschiebung zu einem althochdeutschen
*Glarun
gefuhrt haben. Die Endung in
-s
durfte analogisch zu anderen romanischen Ortsnamen eingefuhrt worden sein, und aus der Form
*Glaruns
ware dann das
-n-
regular geschwunden. Die dialektale Form
Glaris
wurde als analog zum Heiligennamen Hilarius (dialektal
Glari
) gedeutet.
[8]
Erste Siedlungsspuren stammen aus dem 6. oder 7. Jahrhundert. Ab dem mittleren 8. Jahrhundert durfte die alemannische Besiedlung einsetzen, und Glarus gehorte von dieser Zeit bis ins spate 14. Jahrhundert zur Grundherrschaft des
Klosters Sackingen
. Das grundherrliche Gericht fand im 13. und 14. Jahrhundert im Kelnhof in Glarus statt. 1240 ist erstmals ein Markt erwahnt. Ein eigenes Glarner Siegel wird ab den 1280er-Jahren verwendet. 1387 fand die erste
Landsgemeinde
statt, eine Institution, die noch heute hier besteht und in der Regel am ersten Sonntag im Mai abgehalten wird. Der Loskauf von der Sackinger Grundherrschaft gelang 1388, durch Zurcher Vermittlung im Rahmen der Friedensgesprache nach der
Schlacht bei Nafels
.
Zum Hauptort des Linthtals wurde Glarus durch Beschluss der Landsgemeinde 1419, da hier lange die einzige Kirche der Talschaft stand. 1506 bis 1516 war der spatere
Reformator
Ulrich Zwingli
beliebter katholischer Priester in Glarus. 1522 bis 1555 war
Valentin Tschudi
der erste evangelische Pfarrer, ein gemassigter Reformator und Vermittler zwischen beiden Konfessionen. 1555 bis 1570 folgte
Fridolin Brunner
als Pfarrer, der zuvor in mehreren Glarner Dorfern die Reformation durchgefuhrt hatte.
Wahrend der
Helvetik
(1798?1803) war Glarus Hauptort des
Kantons Linth
.
Im Jahr 1861 wutete ein
verheerender Grossbrand
, der grosse Teile des Ortes zerstorte. Nur wenige Gebaude aus der Zeit vor dem Brand blieben im Stadtbild erhalten. Der Wiederaufbau erfolgte sehr schnell nach einem stadtebaulichen Plan, der auf einem rechteckigen Raster beruhte. Diese vor allem aus den Vereinigten Staaten bekannte Art der Stadteplanung wurde gewahlt, um weitere derartige Feuersbrunste zu verhindern.
Gemeindeprasident ist Peter Aebli (
FDP
), der bei den Gemeinderatswahlen vom 13. Februar 2022 als Nachfolger von
Christian Marti
gewahlt wurde. Dem Gemeinderat gehoren neben ihm noch sechs weitere Mitglieder an. Die neue Gemeinde Glarus bildet einen Landratswahlkreis, der 18 der 60 Glarner Landrate stellt.
Die einst wichtige
Textilindustrie
ist fast vollig verschwunden. Es uberwiegt heute
Holz
- und
Kunststoffindustrie
sowie Stoff- und
Buchdruckerei
. Der Dienstleistungssektor ist zum wichtigsten Wirtschaftszweig geworden. Grosster Arbeitgeber ist heute das Kantonsspital mit etwa 450 Arbeitsplatzen. Auch der Tourismus gewinnt an Bedeutung.
Der
Bahnhof Glarus
wird von der
S 6
Rapperswil
?
Ziegelbrucke
?
Glarus
?
Schwanden
(?
Linthal
) der
S-Bahn St. Gallen
und der
S 25
Zurich HB
?
Pfaffikon SZ
?
Ziegelbrucke
?
Glarus
?
Linthal
der
S-Bahn Zurich
[9]
bedient. Die stundlich verkehrenden Regionalzuge fahren zeitlich versetzt und bieten so einen Halbstundentakt zwischen Schwanden und dem Knotenpunkt Ziegelbrucke.
Weiter wird der Bahnhof von mehreren Regionalbuslinien bedient.
- Heinrich Aebli
(* 1933), 1985?2002 Stadtprasident von Glarus, danach Entwicklungshelfer
- Mario Andreotti
(* 1947), Germanist
- Gianni Antoniazzi
(* 1998), Fussballspieler
- Joachim Baldi
(vor 1527?1571), Hauptmann, Landschreiber, Landvogt und Landammann
- Marcel Bernasconi
(* 1940), Jazzpianist
- Othmar Blumer
(1848?1900), Industrieller und Politiker
- Franz Bockle
(1921?1991), romisch-katholischer Priester und Moraltheologe
- Pierangelo Boog
(* 1957), Kunstler und Illustrator
- Walter Bram
(1915?1996), Politiker, Nationalrat
- Fridolin Brunner
(1498?1570), Reformator und evangelischer Pfarrer in Glarus 1555?1570
- Maria Anna Brunner
(1655?1697), Benediktinerin und Abtissin
- Ernst Buss
(1843?1928), evangelischer Geistlicher, Heimatforscher, Begrunder der
Deutschen Ostasienmission
und Vizeprasident des
Schweizer Alpen-Clubs
.
- Erwin C. Dietrich
(1930?2018), Schauspieler, Drehbuchautor, Filmproduzent und Regisseur, geboren in Glarus
- Melchior Durst
(1886?1950), Lehrer, Theatergrunder, Regisseur und Buhnenautor
- Ekkehard Fasser
(1952?2021), Leichtathlet und Bobfahrer
- Andy Fischli
(1973?2022), Comiczeichner und Illustrator
- Pankraz Freitag
(1952?2013), Mathematiker, Politiker, Baudirektor im Regierungsrat
- Cosmus Freuler
(1780?1838), Lehrer, Buchdrucker und Bibliothekar
- Friedrich Frey
(1867?1933), Archivar und Heimatforscher
- Frieda Gallati
(1876?1955), Historikerin
- Anna Goldi
(1734?1782), ≪letzte Hexe Europas≫, in Glarus hingerichtet
- William Nicholas Hailmann
, US-amerikanischer Padagoge
- Eveline Hasler
(* 1933), Schriftstellerin
- Walter Haug
(1927?2008), Mediavist
- Walter Hauser
(1957?2022), Schriftsteller und Journalist
- Joachim Heer
(1825?1879), Landammann und Bundesrat
- Markus Heer
(* 1976), Politiker (SP), Regierungsrat und ehemaliger Richter im Kanton Glarus
- Jodok Hosli
(um 1592?1637), Abt des Klosters Pfafers
- Heinrich Hossli
(1784?1864), Schriftsteller, Vorkampfer fur die ≪Mannerliebe≫
- Heinrich Jenny-Fehr
, Autor und Grunder der Glarner Lichtspiele AG
- This Jenny
(1952?2014), Unternehmer und Politiker
- Heinrich Jenny-Fehr
(1884?1962), Kaufmann, Buhnenautor und Grunder der Glarner Lichtspiele AG
- Johann Melchior Kubli
(1750?1835), Politiker, ≪Whistleblower≫ des Anna-Goldi-Justizmordes
- Dafi Kuhne
(* 1982), Plakatgestalter und Buchdrucker
- Fritz Kunzli
(1946?2019), Fussballspieler
- Adele Lilljeqvist
(1862?1927), Malerin
- Christian Marti
(* 1974), Gemeindeprasident von Glarus und Glarner Landrat
- Hanspeter Marti
(* 1947), Germanist
- Bernhard Milt
(1896?1956), Arzt und Medizinhistoriker
- Patrick Mitidieri
(* 1975), Rapper
- Innocenz Muller
(1675?1727), Bibliothekar des Klosters St. Gallen
- Christoph Dietrich Muller
(* 1944), evangelischer Theologe
- Raoul Mutter
(* 1991), Fussballspieler
- Herbert Noser
(* 1961), Fussballspieler
- Ruedi Noser
(* 1961), Unternehmer und Politiker
- Fridolin Paravicini
(1742?1802), Offizier und Ratsherr in Glarus
- Yvan Pestalozzi
(* 1937), Eisenplastiker
- Yves Ruedi
(* 1976), Bundesrichter
- Giaco Schiesser
(* 1953), Kulturwissenschaftler, Philosoph, Publizist
- Alfred Schmid
(1899?1968), Naturwissenschaftler, Erfinder, Philosoph
- Rudolf Schmid
(1894?1989), Mediziner und Politiker
- Karl Schnyder
(1931?2016), Politiker
- Johannes Schweizer
(1901?1983), Gartenarchitekt
- Urs Sonderegger
(* 1964), Autorennfahrer
- Willy Spieler
(1937?2016), Publizist, Redaktor und Politiker
- Rosli Spiess
(1896?1974), Musikerin und Musikpadagogin
- Johann Rudolf Steinmuller
(1773?1835), reformierter Pfarrer und Padagoge, Schulreformer und Naturforscher
- Jean-Fritz Stockli
(* 1949), Rechtswissenschaftler und Hochschullehrer
- Rosli Streiff
(1901?1997), Skirennfahrerin
- Eduard Horst von Tscharner
(1901?1962), Sinologe
- Aegidius Tschudi
(1505?1572), Historiker und Politiker
- Johann Jakob von Tschudi
(1818?1889), Naturforscher, Forschungsreisender, Linguist und Diplomat
- Rudolf Tschudi
(1884?1960), Philologe und Orientalist
- Valentin Tschudi
(1499?1555), Reformator, erster evangelischer Pfarrer von Glarus
- Sam Trumpy
(1941?2003), Jazzmusiker
- Jakob Vogel
(1816?1899), Druckereibesitzer und Dichter
- Jakob Wach
(1893?1918), Kunstmaler
- Christoph Walter
(* 1967), Militarmusiker, Komponist und Dirigent
- Jurg Wickihalder
(* 1973), Jazzmusiker und Komponist
- Abraham Wild
(1628?1689), evangelischer Geistlicher
- Jakob Winteler
(1897?1966), Historiker, Glarner Landesarchivar und Landesbibliothekar
- Josua Zweifel
(1854?1895), Afrikaforscher, Entdecker der Nigerquellen
- Ulrich Zwingli
(1484?1531), Reformator (1506?1516 Pfarrer in Glarus)
In Glarus befindet sich die einzige Rekrutierungsstelle der
Papstlichen Schweizergarde
, die von einer privaten Personalagentur betrieben wird.
[12]
- ↑
Generalisierte Grenzen 2023
.
Bei spateren Gemeindefusionen Flachen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- ↑
Generalisierte Grenzen 2023
.
Bei spateren Gemeindefusionen Flachen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- ↑
Standige Wohnbevolkerung nach Staatsangehorigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022
.
Bei spateren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- ↑
Standige Wohnbevolkerung nach Staatsangehorigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022
.
Bei spateren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- ↑
Zahlen und Fakten
(
Memento
des
Originals
vom 26. Juli 2013 im
Internet Archive
)
Info:
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Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.gemeinde.glarus.ch
, Website der Gemeinde Glarus, abgerufen am 8. Juni 2011.
- ↑
a
b
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen
. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universitat Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 392.
- ↑
Klimanormwerte Glarus. Normperiode 1991?2020.
(PDF) In:
meteoschweiz.admin.ch.
Bundesamt fur Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz,
abgerufen am 28. April 2022
.
- ↑
ortsnamen.ch
- ↑
SBB online Fahrplan
- ↑
Leza Dosch:
Die Bahnhofe Rapperswil SG und Glarus.
(Schweizerische Kunstfuhrer, Nr. 895, Serie 90). Hrsg.
Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte
GSK. Bern 2011,
ISBN 978-3-03797-028-7
.
- ↑
Partnerschaftsverein Wiesbaden-Biebrich ? Glarus e. V.
- ↑
Kontaktadressen.
In:
www.schweizergarde.ch.
Abgerufen am 30. August 2016
.