Giuseppe ?Peppino“ Impastato
(*
5. Januar
1948
in
Cinisi
,
Provinz Palermo
; † 8./
9. Mai
1978
ebenda) war ein sizilianischer
Politiker
und
Anti-Mafia-Kampfer
. Wahrend des Wahlkampfes zu den sizilianischen Kommunalwahlen 1978 wurde er von der Mafia durch ein Bombenattentat ermordet.
Giuseppe Impastatos Vater
Luigi Impastato
war Mitglied der Mafia und wurde wahrend des Zweiten Weltkriegs verbannt. Seine Verwandten waren zum großten Teil Mitglieder der Mafia und der Schwager seines Vaters,
Cesare Manzella
, war der Mafiaboss in der Region. Impastato erlebte hautnah den ersten Mafiakrieg, der auch Manzella das Leben kostete. In seiner Jugend wurde Impastato nach einem Streit mit seinem Vater von diesem aus dem Haus geworfen. Daraufhin begann er seine Aktivitaten gegen die Mafia.
1965 grundete er die Zeitung
L’idea socialista
(
Die sozialistische Idee
) und trat der
Partito Socialista Italiano d’Unita Proletaria
(
Italienische Sozialistische Partei der proletarischen Einheit
) bei. Ab 1968 schloss er sich der
Nuova Sinistra
(
Neue Linke
) an und organisierte den Protest der Bauern, die fur den Ausbau des palermitanischen Flughafens enteignet wurden. Außerdem unterstutzte er die Proteste von Bauarbeitern und Arbeitslosen. 1975 grundete er die Gruppe
Musica e cultura
, die offentliche kulturelle Veranstaltungen organisierte. 1976 grundete er den selbstfinanzierten freien Radiosender
Radio Aut
. Mithilfe des Senders wurden die Geschafte und Verbrechen der regionalen Mafia und vor allem des Mafiabosses
Gaetano Badalamenti
offentlich angeprangert.
Durch die Sendung ?Onda pazza“ (
Die verruckte Welle
), die sich auf satirische Art uber die Mafia und mafiose Lokalpolitiker lustig machte, wurde Giuseppe Impastato bei der Mafia immer unbeliebter. In der Zwischenzeit war sein Vater unter ungeklarten Umstanden bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Wahrend er 1978 bei den Kommunalwahlen fur die Liste der
Democrazia Proletaria
kandidierte, wurde seine Ermordung vorbereitet. In der Nacht von 8. zum 9. Mai wurde er durch einen Sprengstoffanschlag getotet. Impastato wurde wahrend des Wartens an einem Bahnubergang aus dem Wagen gezerrt, mit einem Stein erschlagen und an die Schienen gefesselt. Anschließend deponierte man einen Sprengsatz neben ihm und zundete diesen fern.
Kurz nach seiner Ermordung gingen die Polizei und die Justiz von einem geplanten Terroranschlag aus, bei dem der Attentater sich selbst getotet hatte. Wenig spater wurde ein Brief veroffentlicht, der die Tatsache bekraftigen sollte, dass es sich bei der Explosion um einen Selbstmord handelte. Durch die Beharrlichkeit seiner Mutter Felicia Bartolotta Impastato, seines Bruders Giovanni Impastato, seiner ehemaligen Weggefahrten und des sizilianischen Dokumentationszentrums (
Centro siciliano di documentazione
) fiel der Mordverdacht schließlich auf die Mafia. Es wurden unzahlige Anzeigen erstattet und Dokumente gesammelt, die dazu eine Fortfuhrung der gerichtlichen Untersuchung bewirkten.
Im Juli 1983 wurde von
Antonino Caponnetto
ein Urteil gefallt, das die Verwicklung der Mafia in diesen Mord bestatigte. 1986 veroffentlichte Impastatos Mutter das Buch ?La mafia in casa mia“ (?Die Mafia in meinem Haus“) und das Dossier ?Notissimi ignoti“ (?Wohlbekannte Unbekannte“), in dem sie den Mafiaboss
Gaetano Badalamenti
als Auftraggeber benennt. Im Januar 1988 wurde vom Palermitaner Gerichtshof eine Anzeige gegen Badalamenti erlassen, die aber nicht verfolgt werden konnte, da er sich schon wegen einer 45-jahrigen Haftstrafe in einem amerikanischen Gefangnis befand.
Im Mai 1992 sollte der Fall auf Bemuhen des Palermitaner Gerichtshofs geschlossen werden, da die Verantwortlichen nicht mehr zu identifizieren seien. Im Mai 1994 wurde vom
Centro Impastato
ein Antrag zu Wiederaufnahme des Verfahrens vorgelegt. Außerdem wurde eine Volkspetition vorgelegt und ein Ersuchen um Vernehmung des Mafia-Aussteigers
Salvatore Palazzolo
. Im Marz 1996 wurde eine erneute Untersuchung der Umstande des Falls von der Mutter und dem Bruder Impastatos sowie dem Centro Impastato in die Wege geleitet. Im Juli 1996 wurden die Ermittlungen, aufgrund der Aussage von Palazzolo, die Gaetano Badalamenti und
Vito Palazzolo
stark belastet, wieder aufgenommen. Im November 1997 wurde in Italien ein Haftbefehl gegen Badalamenti ausgestellt.
Am 10. Marz 1999 wurde die Vorverhandlung gegen Vito Palazzolo eroffnet, Badalamenti dagegen lehnte eine Vorverhandlung ab. Am 26. Januar 2000 beantragte Palazzolo Prozessverkurzung. Der Prozess gegen Palazzolo begann am 4. Mai 2000, der gegen Badalamenti am 21. September 2000. Am 5. Marz 2001 wurde Vito Palazzolo schuldig gesprochen und zu 30 Jahren Haft verurteilt. Badalamenti wurde am 11. April 2002 vom Schwurgericht zu lebenslanger Haft verurteilt.
- 1980 wird das
Centro siciliano di documentazione
in
Centro Impastato
umbenannt.
- 2000 wird der Film ?
100 Schritte
“ (ital. ?i Cento Passi“) fertiggestellt, der die Geschichte von Giuseppe Impastato (gespielt von
Luigi Lo Cascio
) nachzeichnet.
- 2003 veroffentlicht
Pippo Pollina
(vor seiner Karriere als Musiker als Journalist gegen die Mafia aktiv) den Song
Centopassi
.
- 2004 nimmt das Lied
I cento passi
von den
Modena City Ramblers
(Album ¡Viva la vida, muera la muerte!) Bezug auf Giuseppe Impastato, indem es sein Leben nacherzahlt, sich gegen die
Cosa Nostra
ausspricht und mehr Mut gegen Mafia einfordert.
- Die
italienische
Ska-Punk
-Band
Talco
verarbeitete das Leben und Wirken des Giuseppe Impastato mehrmals in ihren Liedern. Sowohl der Song
Radio Aut
aus dem 2008 veroffentlichten Album
Mazel Tov
als auch das gesamte Konzeptalbum
La Cretina Commedia
wurden Impastato gewidmet.
- Die Stimme von Impastato (La voce di Impastato), 2013, Regisseur Ivan Vadori,
http://lavocedimpastato.wordpress.com/