Giovanni Battista Belzoni
(*
15. November
1778
in
Padua
; †
3. Dezember
1823
in
Gwato
bei
Benin
,
Afrika
) war ein
italienischer
Abenteurer,
Ingenieur
und
Akrobat
. Bekannt wurde er als Pionier der
Agyptologie
.
Giovanni Battista Belzoni war der Sohn eines Barbiers. Wahrend seiner Jugend in
Rom
beschaftigte er sich besonders mit der
Hydraulik
. Eigentlich hatte der knapp zwei Meter große Hune Geistlicher werden sollen, doch als die Franzosen unter
Napoleon Bonaparte
1797 Rom eingenommen hatten, floh er vor dem drohenden Militardienst außer Landes und studierte vermutlich zunachst in Holland Hydraulik. 1803 verschlug es ihn nach
England
, wo er durch seine großgewachsene Statur als Kraftprotz
Samson aus Patagonien
in dem Zirkus ?
Sadler’s Well Theater
“ arbeitete. In den folgenden Jahren zog er zusammen mit seiner Frau
Sarah
, die er in England geheiratet hatte, und seinem Diener James Curtain durch Großbritannien, Portugal und
Spanien
und trat dort nicht nur als der Kraftmensch
Der Große Belzoni
auf, sondern auch als Schauspieler und Geisterbeschworer, er prasentierte
optische Tauschungen
und spielte gelegentlich auch auf der
Glasharmonika
.
[1]
Auf Malta ließ sich Belzoni 1814 von einem Gesandten des agyptischen Herrschers
Muhammad Ali Pascha
anwerben und reiste 1815 nach Kairo, um der agyptischen Regierung seine Erfindung, eine hydraulische Bewasserungsmaschine, anzubieten. Der Pascha setzte ihm ein Gehalt aus und Belzoni baute ein Modell seiner Maschine, mit der ein Ochse die Arbeit von vier Ochsen leisten sollte. Im Dezember 1816 wurde eine Demonstration angesetzt, bei der es durch Sabotage zu einem Unfall kam, bei dem James Curtain verletzt wurde. Darauf erlosch das Interesse der Regierung an der Maschine.
Wahrend seines Aufenthaltes wurde er durch
Jean Louis Burckhardt
mit dem britischen Generalkonsul
Henry Salt
bekannt gemacht. Dieser beauftragte Belzoni, eine Expedition nach
Theben
durchzufuhren, um aus dem dortigen
Ramesseum
den großen, etwa 6?7 Tonnen schweren Kopf der Statue von
Ramses II.
in das
Britische Museum
nach London zu transportieren. Es war dieser kolossale Kopf und seine Fundsituation, die
Percy Bysshe Shelley
zu seinem beruhmten Gedicht
Ozymandias
inspirierte.
[2]
Zu dieser Zeit herrschte in Agypten ein erbitterter Raubgraber-Wettstreit; vor allem zwischen Henry Salt und seinem großten Rivalen, dem franzosischen Konsul
Bernardino Drovetti
, den turkisch-agyptischen Behorden und den
Fellachen
. Dabei ging es zum einen um wertvolle Antiken, welche die Franzosen fur den
Louvre
und die Englander fur das Britische Museum haben wollten, und zum anderen um Bestechungsgelder fur die Regierungsbeamten und moglichst hohe Gewinne fur die Fellachen. Außerdem suchten zahllose kleinere Handler und Sammler nach Grabschatzen, wobei auch einheimische Raubergruppen mit ihnen zusammenarbeiteten. Trotz zahlreicher Intrigen von Seiten Drovettis gelang es Belzoni 1816, den Auftrag erfolgreich durchzufuhren.
[3]
Von großem kulturgeschichtlichen Interesse ist auch der ?belanglose Bericht“, den Belzonis Frau uber ihre Kontakte mit anderen Frauen wahrend dieser Reise verfasste, und der im Anhang von Belzonis
Narrative
(1820) veroffentlicht wurde. Sie war vermutlich die erste moderne Europaerin, die derart weit in den Suden Agyptens gelangte.
[4]
Spatere Expeditionen mit Henry Salt fuhrten Belzoni zu den Tempeln von
Edfu
,
Philae
und
Elephantine
. Er legte den
Tempel von Abu Simbel
sowie die Anlagen von
Karnak
frei. 1817 kehrte Belzoni nach
Theben
zuruck und entdeckte im
Tal der Konige
die Graber
KV17
(
Sethos I.
),
KV16
(
Ramses I.
),
WV23
(
Eje
),
KV19
(
Montuherchepschef
, Sohn von
Ramses IX.
),
KV21
,
WV25
,
KV30
und
KV31
. 1818 entdeckte Belzoni den Eingang der
Chephren-Pyramide
in
Gizeh
und drang bis zur Grabkammer vor. Belzoni war auch der erste Europaer, der die
Oase Siwa
besuchte, und er fand die Ruinen von
Berenike
am
Roten Meer
.
Im Sommer 1818 verfasste Belzoni mit Alessandro Ricci eine Dokumentation uber KV17
(Belzoni-Grab)
. Am 27. Januar 1819 verließ er Theben und kam im Marz 1820 wieder in England an. Seine Entdeckungen in Agypten prasentierte er in der Ausstellung in der
Egyptian Hall
am 1. Mai 1821 im
Piccadilly
in London. Die Ausstellung blieb aufgrund des großen Interesses fast ein ganzes Jahr geoffnet.
Im Marz 1822 kehrte er zuruck nach Afrika. Seine Frau Sarah begleitete ihn bis nach Marokko. Auf einer Reise nach
Aquatorialafrika
kam er bis nach
Gwato
bei
Benin
(
Nigeria
), wo er an der
Ruhr
erkrankte und am 3. Dezember 1823 mit 45 Jahren starb. 1862 suchte
Richard Francis Burton
nach seinem Grab. Nur ein Baum wuchs an der Stelle, wo Giovanni Battista Belzoni begraben war.
[5]
- Narrative of the Operations and Recent Discoveries within the Pyramids, Temples, and Excavations, in Egypt and Nubia.
London 1820 (
online im Internet Archive
)
- Deutsche Ausgabe:
Belzonis Reisen in Aegypten und Nubien nebst einer Reise nach dem Ufer des rothen Meers und nach der Oase des Jupiter Ammon.
Bran, Jena 1821
- Neuausgabe:
Entdeckungsreisen in Agypten 1815-1819 in den Pyramiden, Tempeln und Grabern am Nil.
3. Aufl. DuMont, Koln 1990,
ISBN 3-7701-1326-8
, mit einer Geschichte der Agyptenreisen seit dem 16. Jahrhundert von Ingrid Nowel.
- Narrative of the operations and recent discoveries within the pyramids temples, tombs and excavations in Egypt and Nubia and to the coast of the Red Sea, in search of the ancient Berenice, and another to the oasis of Jupiter Ammon.
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eingeschrankte Vorschau
in der Google-Buchsuche).
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Das Buch der Welt. (Ein Inbegriff des Wissenswurdigsten und Unterhaltendsten aus den Gebieten der Naturgeschichte, Naturlehre, Lander- und Volkerkunde, Weltgeschichte, Gotterlehre etc.)
Jahresband 1847 (= Zeitschrift:
Buch der Welt illustrirtes Volksblatt.
Jahresband 1847). Hoffmann`sche Verlags-Buchhandlung, Stuttgart 1847, S. 193?199 (
Digitalisat
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Gotter, Graber und Gelehrte. Roman der Archaologie.
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- ↑
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- ↑
Mrs. Belzoni’s trifling account of the women of Egypt, Nubia, and Syria.
In: Belzoni:
Narrative of the Operations and Recent Discoveries within the Pyramids …
London 1820, S. 441?483.
- ↑
Richard Francis Burton:
Giovanni Battista Belzoni.
In:
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