Ernst Gideon Freiherr von Laudon. Portrat eines anonymen, zeitgen. Kunstlers (
Heeresgeschichtliches Museum
Wien)
Gideon von Laudon uber das Schlachtfeld bei Kunersdorf reitend (Heeresgeschichtliches Museum, Wien).
Ernst Gideon von Laudon.
Laudon,
Maria-Theresien-Denkmal
, Wien
Gideon Ernst von Laudon
, ab 1759
Freiherr von Laudon
, (auch
Laudohn
oder
Loudon
) (* 2. Februar
jul.
/
13. Februar
1717
greg.
[1]
auf Gut Tootzen (Toce) bei
Laudohn
,
Livland
; †
14. Juli
1790
in
Neutitschein
,
Mahren
) war ein
osterreichischer
Feldherr
deutschbaltischer
Herkunft.
Laudons
Familie lasst sich seit dem 15. Jahrhundert in
Livland
nachweisen. Laudon selbst behauptete, mit dem schottischen Adelsgeschlecht der Earls of Loudoun verwandt zu sein, jedoch ist diese Verwandtschaft fiktiv. 1732 trat er im Alter von 15 Jahren in
russische
Dienste und nahm im Jahre 1734 wahrend des
Polnischen Thronfolgekrieges
an der Belagerung von
Danzig
teil. 1735 zog er mit den russischen Hilfstruppen an den
Rhein
und danach wieder an den
Dnepr
, wo er in den Jahren 1736 bis 1739 im
Russisch-Osterreichischen Turkenkrieg
kampfte. Nach dem
Frieden von Belgrad
fuhr er nach
Sankt Petersburg
, um sich uber mehrere Vorkommnisse zu beschweren. Als seinen Beschwerden nicht nachgegeben wurde, trat er aus der russischen Armee aus.
Nachdem
Friedrich II.
von
Preußen
sein Gesuch um Aufnahme in die preußische Armee ablehnte, trat er 1742 in
osterreichische
Dienste. Als
Hauptmann
in dem kroatischen
Freikorps
von der Trencks
wurde er 1744 schwer verwundet. Laudon wurde wegen Ungehorsams und Ubergriffen des kroatischen Freikorps angeklagt. Er rechtfertigte sich durch die erhaltenen Befehle und erhielt daraufhin einen Posten als
Major
im Liccaner
Grenzregiment
(Region
Lika
).
Er heiratete und trat zum
Katholizismus
uber.
Beim Ausbruch des
Siebenjahrigen Krieges
bemuhte er sich wiederholt um einen Einsatz, wurde aber vom Hofkriegsratsprasidenten
Graf von Neipperg
abgewiesen. Erst auf Empfehlung
Kaunitz
’ hin wurde Laudon als
Oberstleutnant
mit einer Abteilung des kroatischen Freikorps nach
Bohmen
geschickt, um unter
Feldmarschall Browne
zu dienen. Nach einer erfolgreichen Operation wahrend des Ruckzugs aus
Sachsen
bei
Tetschen
wurde er fur seine Teilnahme an dem Uberfall auf
Hirschfeld
im Februar 1757 zum
Oberst
befordert. 1758 stellte er eine eigene leichte Truppe auf, das
Freiwilligenbataillon Loudon
, spater ?Grun-Loudon-Grenadiere“ genannt.
[2]
Nach der
Schlacht bei Kolin
brachte Laudon dem preußischen General
Keith
auf dessen Ruckzug große Verluste bei. Nach mehrmonatigem Kommando an der
Elbe
erhielt er im August den Befehl uber die leichten osterreichischen Truppen bei der
Reichsarmee
, die er in die
Schlacht bei Roßbach
fuhrte. Zum
Generalmajor
befordert, eroberte er am 30. Juni 1758 bei
Domstadtl
einen großen Wagenzug der Preußen, wofur er zum
Feldmarschallleutnant
der
Kaiserlichen Armee
befordert wurde.
Fur seinen Einsatz in der
Schlacht bei Hochkirch
wurde er mit dem Großkreuz des
Maria-Theresien-Ordens
ausgezeichnet und erhielt den Titel
Freiherr
. Im Fruhjahr 1759 befehligte er ein
Korps
von 18.000 Mann an der schlesischen Grenze, das er am 3. August mit den russischen Truppen unter
Pjotr Semjonowitsch Saltykow
vereinigte. Am 12. August 1759 besiegte er als Oberbefehlshaber in der
Schlacht bei Kunersdorf
Friedrich den Großen und seine preußischen Truppen. Anschließend zog Laudon mit den osterreichischen Truppen nach
Osterreichisch-Schlesien
und
Mahren
.
1760 erhielt Laudon nach seiner Beforderung zum
Feldzeugmeister
durch
Maria Theresia
das Kommando uber das fruhere
Infanterie-Regiment Alt-Wolfenbuttel
[3]
und ein Korps von 36.000 Mann, das nach Schlesien vordringen sollte. Hier schlug er am 23. Juni den General
Fouque
bei
Landeshut
, ersturmte
Glatz
, belagerte aber
Breslau
vergeblich. Am 15. August verlor Laudon die
Schlacht bei Liegnitz
, wofur er
Leopold Joseph Graf Daun
und insbesondere
Franz Moritz Graf von Lacy
, den er als seinen personlichen Gegner ansah, die Schuld gab.
Nach beendeten Kriegskonferenzen in
Wien
ging Laudon im Marz 1761 nach
Schlesien
, wo er unabhangig vom Hauptheer Dauns ein 60.000 Mann starkes Heer befehligte, welches sich am 12. August mit den Russen vereinigte. Die vereinigten Truppen wurden durch ein befestigtes Lager der Preußen bei
Bunzelwitz
in Schach gehalten, es gelang Laudon jedoch am 1. Oktober die Stadt
Schweidnitz
durch einen Uberraschungsangriff in seine Gewalt zu bringen. 1762 erhielt Laudon kein weiteres Kommando.
Grabmal Laudons in Wien
1766 wurde er in den
Hofkriegsrat
berufen, 1769 mit dem Generalkommando in
Mahren
betraut und 1778 zum
Feldmarschall
ernannt. Beim Ausbruch des
Bayerischen Erbfolgekriegs
stand er im Marz 1778 in
Bohmen
dem Prinzen
Heinrich von Preußen
gegenuber.
1776 erwarb er das
Schloss Laudon
in
Hadersdorf
bei Wien, das er bis zu seinem Tod bewohnte. In der Nahe des Schlosses befinded sich auch sein Grabmal.
Als Befehlshaber in
Kroatien
schlug er im
8. Osterreichischen Turkenkrieg
im August 1788 die Turken bei
Dubitza
und ersturmte
Novi
. Im Feldzug von 1789 eroberte er an der Spitze des kroatisch-slowenischen Heers
Turkisch-Gradisca
. Wahrend des krankheitsbedingten Ausfalls des Feldmarschalls
Andreas Hadik von Futak
erhielt er den Oberbefehl uber das Hauptheer, nahm am 8. Oktober
Belgrad
und
Semendria
und beendete, zum
Generalissimus
ernannt, erfolgreich den Feldzug.
1790 erhielt er den Oberbefehl uber die gegen Preußen zusammengezogene Armee und starb am 14. Juli in
Neutitschein
.
Im Jahr 1862 wurde in Wien-
Josefstadt
(8. Bezirk) die
Laudongasse
und im Jahr 1959 in
Penzing
(14. Bezirk) die
Loudonstraße
nach ihm benannt.
Joseph von Deym
, der unter dem Pseudonym Joseph Muller in Wien lebte, errichtete in der Himmelpfortgasse ein ?Laudon-Mausoleum“ mit Wachsfiguren, das er in der Wiener Zeitung vom 26. Marz 1791
[4]
folgendermaßen ankundigte:
Hr. Muller [...] hat am 23. Marz das von ihm errichtete Mausole, welches er dem unvergeßlichen weltberuhmten Feldmarschall Freyherrn v Loudon mit grossen Aufwand hergestellet, in der Himmelpfortgasse [...] Nr. 1355 eroffnet. [...] mit Schlag jeder Stunde laßt sich eine Trauer Musique horen , und wird jede Woche eine andere seyn. Diese Woche ist die Composition von Hrn. Capellmeister Mozart.
Die erwahnte Komposition W. A. Mozarts ist das
Adagio und Allegro f-Moll fur
Flotenuhr
(
KV
594).
[5]
Die Sinfonie
Nr. 69
von
Joseph Haydn
tragt ? ausgehend von einer Klavierfassung des Verlegers
Artaria
aus dem Jahr 1784 ? den Beinamen ?Laudon“.
Durch die kaiserliche Entschließung von
Franz Joseph I.
vom 28. Februar 1863 wurde Gideon Freiherr von Laudon in die Liste der ?beruhmtesten, zur immerwahrenden Nacheiferung wurdiger Kriegsfursten und Feldherren Osterreichs“ aufgenommen, zu deren Ehren und Andenken auch eine lebensgroße
Statue
in der Feldherrenhalle des damals neu errichteten
k.k.
Hofwaffenmuseums
(heute:
Heeresgeschichtliches Museum Wien
) errichtet wurde. Die Statue wurde 1864 vom
Bildhauer
Cyprian Godebski
aus
Carrara-Marmor
geschaffen, gewidmet wurde sie von Kaiser Franz Joseph selbst.
[6]
Weiters befindet sich im Heeresgeschichtlichen Museum, Saal II, eine Vitrine, in welcher personliche Gegenstande Laudons ausgestellt sind, so sein Großkreuz samt
Bruststern
des
Maria-Theresia-Ordens
, der Laudon fur seine Tapferkeit in der
Schlacht bei Hochkirch
1758 verliehen wurde; sein
Dreispitz
,
Degen
und sogar sein
Rasierzeug
. Uber der Vitrine befindet sich ein monumentales
Olgemalde
mit dem Reiterportrat Laudons, uber das Schlachtfeld bei Kunersdorf reitend. Es wurde 1878 von
Siegmund L’Allemand
fur die Weltausstellung in Paris gemalt.
[7]
Eine 1812 gefertigte Buste wird in der ?Ruhmeshalle der Deutschen“
Walhalla
ausgestellt.
Das Museo Storico Navale in Venedig zeigt den Kopf der Galionsfigur von einem osterreichischen Kriegsschiff, der Laudons Zuge tragt (Inv. 3332: ?Polena della fregata austriaca ?Schwarzenberg“ (ex Laudon) raffigurante la testa del Maresciallo Laudon“).
- Constantin von Wurzbach
:
Loudon, Gedeon Ernst Freiherr von
.
In:
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
.
16. Theil. Kaiserlich-konigliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1867, S. 66?91 (
Digitalisat
).
- Wilhelm Edler von Janko
:
Das Leben des kaiserlich-koniglichen Feldmarschalls Gideon Ernst Freiherr von Laudon
. Gerold, Wien 1869.
- Wilhelm Edler von Janko (Hrsg.):
Laudon im Gedicht und Liede seiner Zeitgenossen
. Braumuller, Wien 1881.
- Alfred Ritter von Arneth
:
Laudon, Ernst Gideon Freiherr von
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 25?35.
- Rudolf von Hodl: Geschichte des k.u.k. Infanterieregiments Nr. 29 auf immerwahrenden Zeiten Gideon Ernst Freiherr von Loudon. Temeswas 1906.
- Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften
, Livland, 2, 1938, S. 838?860.
- Johannes Kunisch
:
Laudo(h)n, Ernst Gideon Frhr. v..
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982,
ISBN 3-428-00194-X
, S. 700 f. (
Digitalisat
).
- ↑
Eintrag im
Taufregister der Gemeinde Laudohn
(
Memento
vom 29. Oktober 2019 im
Internet Archive
) (lettisch: ?audona)
- ↑
vgl.
Notes on the Formation of the Grun-Loudon-Grenadiere
- ↑
vgl.
Liste der Infanterieregimenter der kaiserlich-habsburgischen Armee der Fruhen Neuzeit
- ↑
Nachricht.
In:
Wiener Zeitung
, 26. Marz 1791, S. 13 (online bei
ANNO
).
Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
- ↑
Wolfgang Plath
:
Vorwort zu Band IX/27 der Neuen Mozart-Ausgabe
, S. XX?XXII-
- ↑
Johann Christoph Allmayer-Beck
:
Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Das Museum und seine Reprasentationsraume
. Kiesel Verlag, Salzburg 1981,
ISBN 3-7023-0113-5
, S. 29.
- ↑
Manfried Rauchensteiner
, Manfred Litscher (Hrsg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz, Wien 2000, S. 32.