Gewerkschaft Offentliche Dienste, Transport und Verkehr

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Gewerkschaft Offentliche Dienste, Transport und Verkehr
(OTV)
Grundung Januar 1949 in Degerloch
Sitz Stuttgart
Vorlaufer Gesamtverband der Arbeitnehmer der offentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs
Nachfolger Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Auflosung 2001

Die Gewerkschaft offentliche Dienste, Transport und Verkehr (OTV) war eine Gewerkschaft des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) mit Sitz in Stuttgart . Sie ging 2001 in der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) auf.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Mitgliederversammlung der OTV im Kieler Gewerkschaftshaus (1974)

Vorlaufer der OTV bis 1933 war der Gesamtverband der Arbeitnehmer der offentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs , in dem sich 1930 mit dem Deutschen Verkehrsbund , dem Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter , dem Verband der Gartner und Gartnereiarbeiter und dem Verband Deutscher Berufsfeuerwehrmanner vier Organisationen zusammenschlossen, deren Geschichte bis zum Zentralverein der Gartner Deutschlands aus dem Jahr 1889 zuruckreicht. [1]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam es seit 1945 in der amerikanischen , britischen und franzosischen Besatzungszone zu Grundungen zonaler Gewerkschaften. Auf einem Treffen von Vertretern der zonalen Gewerkschaften am 26. und 27. April 1947 in Oberursel wurde eine interzonale Arbeitsgemeinschaft beschlossen. Sie ubernahm die Aufgabe, die Vereinigung der drei Gewerkschaftsorganisationen vorzubereiten. Im November 1947 folgte in Stuttgart eine weitere Sitzung, auf der grundsatzliche Organisationsfragen diskutiert wurden: Die Gewerkschafter aus der nordlich gelegenen britischen Zone wollten einen starken Zentralvorstand, hingegen strebten die suddeutschen Gewerkschafter eine foderalistische Struktur an. Auf einer Tagung der zonalen Hauptvorstande am 22. und 23. Oktober 1948 in Bad Salzuflen brachen die noch ungelosten Organisationsfragen zwischen den Koalitionen auf. Ein strategisches Bundnis isolierte den rheinischen Einfluss und brachte Adolph Kummernuss als kunftigen Vorsitzenden der vereinigten Gewerkschaften ins Gesprach. [2]

Nach den Verbandstagen der regionalen Gewerkschaften fand vom 28. bis zum 30. Januar 1949 im Straßenbahner-Waldheim in Stuttgart-Degerloch der Vereinigungsverbandstag statt. Auf der Konferenz, an der 300 Delegierte aus den drei Westzonen teilnahmen, referierte u. a. Viktor Agartz uber die Gleichberechtigung in der Wirtschaft. Nach dem offiziellen Zusammenschluss der Gewerkschaften aus der amerikanischen und britischen Zone ? die Gewerkschaften der franzosischen Zone konnten sich erst am 7. Mai 1949 anschließen ? wurde Stuttgart als Verwaltungssitz festgelegt. Das zentrale Fuhrungsgremium war der geschaftsfuhrende Hauptvorstand (gHV) mit den gleichberechtigten Vorsitzenden Adolph Kummernuss und Georg Huber. [3]

Im Juni und Juli 1949 konstituierten sich zunachst sieben Hauptfachabteilungen (HFA), deren Zahl im Jahr 1952 durch die Aufteilung der HFA II in zwei Gliederungen auf insgesamt acht HFA erweitert wurde: [4]

  1. HFA I: Bund- und Landerbetriebe und Verwaltungen
  2. HFA IIK: Kommunalbetriebe und Verwaltungen
  3. HFA IIE: Gas-, Wasser- und Energiewirtschaft
  4. HFA III: Polizei
  5. HFA IV: Gesundheitswesen
  6. HFA V: Straßenbahnen, Privat-, Klein- und Nebenbahnen
  7. HFA VI: Hafenbahnen, Hafenbetriebe, Schifffahrt
  8. HFA VII: Privater Transport, Kraftfahrer und Speditionen.

Zusatzlich hatten die Personengruppen der Frauen und der Jugendlichen jeweils eigene Bundesausschusse und Bundessekretare.

Am 30. September 1950 hatte sie 705 465 Mitglieder, 1 234 546 am 31. Dezember 1989, zuletzt ca. 1,5 Millionen Mitglieder und war damit nach der IG Metall die zweitgroßte Einzelgewerkschaft des DGB.

Die Gewerkschaft Offentliche Dienste, Transport und Verkehr (OTV) begleitete die betroffenen DSR-Beschaftigten im Verlaufe der Privatisierung der Deutschen Seereederei Rostock und stellte z. B. auf einem Informationsblatt zu einer Protestkundgebung der OTV und der Betriebsrate am 5. Februar 1993 auf dem Hermann Duncker Platz vor dem ?Haus der Schiffahrt“ das Problem der Ausflaggungen der Schiffe und des Billiglohns fur Seeleute im Detail dar und schrieb dazu: ?Im konkreten Fall ?DSR“ heißt das: 648 deutsche Seeleute werden durch billigere Seeleute ersetzt / davon abhangige Landarbeitsplatze gehen ebenfalls verloren / das Arbeitsamt und damit der Staat und die Allgemeinheit tragen alle Folgekosten der Arbeitslosigkeit … durch schlechtere Ausbildung , schlechtere Motivationen u. a. m. verursachte Seeunfalle belasten die Umwelt zum Schaden aller.“

Deutschland fuhrte durch den Strukturwandel in der deutschen Handelsflotte mit Beginn von Ausflaggungen schon Anfang der 1970er Jahre bereits kurz vor bzw. mit Beginn der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1989 ein internationales Seeschifffahrtsregister ( Zweitregister ) ein. Nach Scheitern einer Klage der Gewerkschaft offentliche Dienste, Transport und Verkehr (OTV) vor dem Bundesverfassungsgericht wurde in Deutschland der ?Arbeitsmarkt zur See“ liberalisiert, indem Billiglohne unter deutscher Flagge zugelassen wurden : gemaß der Tageszeitung Norddeutsche Neueste Nachrichten vom 17. Marz 1995 unter der Uberschrift ?Zweitregister Billigflagge“ (Autor : R.F.) [5] wurde nach Antrag der OTV durch die Internationale Transportarbeiter-Foderation (ITF) das deutsche Zweitregister mit Wirkung vom 1. April 1995 zur Billigflagge erklart, damit durch einen jeweils abzuschließenden Tarifvertrag dann international vereinbarte Mindest-Tarif-Satze und ggf. notwendige Boykottmaßnahmen durch die ITF moglich werden. [6]

2001 fusionierte die OTV gemeinsam mit der Deutschen Angestelltengewerkschaft (DAG), der IG Medien , der Deutschen Postgewerkschaft (DPG) und der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) zur Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di).

Die Mitgliederzeitschrift der OTV hieß in den 1950er Jahren ?OTV-Presse“, ab 1960 ?OTV-Magazin“.

Vorsitzende [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : OTV  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Rudiger Zimmermann: Verbandssystematische Ubersicht der Vorstandsmitglieder. In: Biographisches Lexikon der OTV und ihrer Vorlauferorganisationen. Friedrich-Ebert-Stiftung , 1998, abgerufen am 20. Juni 2016 .
  2. Walter Nachtmann: 100 Jahre OTV. Die Geschichte einer Gewerkschaft und ihrer Vorlauferorganisationen . Union, Frankfurt am Main 1996, S. 295?296.
  3. Walter Nachtmann: 100 Jahre OTV. Die Geschichte einer Gewerkschaft und ihrer Vorlauferorganisationen . Union, Frankfurt am Main 1996, S. 300?303.
  4. Walter Nachtmann: 100 Jahre OTV. Die Geschichte einer Gewerkschaft und ihrer Vorlauferorganisationen . Union, Frankfurt am Main 1996, S. 309.
  5. Reiner Frank (R.F.) - Fachjournalist fur maritime Wirtschaft und seit 1969-70 NNN-Autor fur ?See und Hafen“ ? Quelle: https://www.nnn.de/lokales/rostock/reiner-frank-wird-heute-70-id8383321.html bzw. https://www.nnn.de/8383321
  6. ?Deutsches Internationales Schiffsregister - German International Ship Registry (GIS)“ ? Billigflagge nach Kriterien der ITF unter https://www.itfglobal.org/de/sector/seafarers/billigflaggen