Der
Gewohnliche Krake
oder
Gemeine Krake
(
Octopus vulgaris
), teilweise nur
Oktopus
(Plural
Oktopoden
) genannt, ist ein
Kopffußer
aus der
Ordnung
der
Kraken
.
Historische Illustration von
Histioteuthis bonnellii
(oben) und
Octopus vulgaris
von
Charles d’Orbigny
, ca. 1840
Der Gewohnliche Krake kommt weltweit in den Meeren der tropischen und gemaßigten Zone vor, wobei er besonders haufig im
Mittelmeer
, im ostlichen
Atlantik
und in den Gewassern um
Japan
anzutreffen ist.
[1]
Der Gewohnliche Krake
sensu stricto
ist moglicherweise nur in europaischen und nordafrikanischen Gewassern verbreitet, wahrend es sich bei den ubrigen
Populationen
um Vertreter von mindestens vier Arten handelt, die sich
morphologisch
nicht vom Gewohnlichen Kraken unterscheiden lassen. Die Unterscheidung ist nur durch molekulargenetische Untersuchungen moglich, und die Erstbeschreibung der betreffenden Arten steht noch aus.
[2]
Die Art besiedelt das
Benthos
von der Kuste bis zum außeren Rand der
Kontinentalschelfe
in Tiefen von bis zu 200 Metern
[3]
, wo der Gewohnliche Krake eine Vielzahl von Lebensraumen wie Felsen, Korallenriffen und Seegraswiesen vorfindet.
Fortbewegung eines Gewohnlichen Kraken
Das
Pallium
(die mantelartige Ruckenoberflache) des Gewohnlichen Kraken besitzt eine weite Offnung und wird bis zu 25 Zentimeter lang; die Fangarme erreichen eine Lange von 30 Zentimetern bis zu einem Meter und sind mit einer Doppelreihe Saugnapfe besetzt. Die
dorsalen
(ruckwartigen) Arme sind am kurzesten. Die lateralen (seitlichen) Arme sind langer als die ventralen (vorderen). Der
Sipho
ist W-formig und enthalt unter anderem die drei Herzen, die das blaue Blut des Tieres durch den Korper pumpen. Ein Tintensack ist vorhanden. Der Gewohnliche Krake besitzt keine
Ocelli
(Punktaugen) zwischen den Augen und der Basis der lateralen Arme. Der Gewohnliche Krake hat weder Panzer noch Schale und auch keine Art von innerem Skelett. Das befahigt ihn zu großer Beweglichkeit und macht es ihm moglich, sich durch engste Offnungen zu zwangen.
[4]
[1]
[5]
Der Gewohnliche Krake ernahrt sich hauptsachlich von
Krebstieren
(Krabben und Hummerartigen) sowie
Weichtieren
(Muscheln und Schnecken).
Weibchen produzieren zwischen 100.000 und 500.000 Eier, die in Schnuren vor allem in Spalten und Hohlen seichter Gewasser abgelegt werden. In tropischen Regionen ist die Fortpflanzung unabhangig von der Jahreszeit moglich, wahrend in gemaßigten Regionen die warmste Jahreszeit dafur gewahlt wird. Wahrend der Brutzeit, die abhangig von der Wassertemperatur, einen bis 5 Monate dauern kann, nehmen die Weibchen fast keine Nahrung zu sich, weshalb sie in der Regel nach dem Schlupf der Paralarven sterben. In seinen Larvalstadien ist die Paralarve des juvenilen Kraken
planktonisch
.
[1]
Der Gewohnliche Krake lebt in freier Wildbahn bis zu zwei Jahre, kann jedoch in Gefangenschaft unter optimalen Haltungsbedingungen bis zu drei Jahre alt werden.
[6]
Nachweise von
Octopus vulgaris
liegen aus allen Weltmeeren vor, wobei sich die Systematiker einig daruber sind, dass es sich um einen
Artenkomplex
handelt. Die Beziehungen zwischen den einzelnen Populationen sind noch nicht naher untersucht.
Der Gewohnliche Krake wird vor allem fur den menschlichen Verzehr gefangen und als fangfrische Ware, gefroren oder getrocknet und gesalzen angeboten. Nach den Angaben der
Food and Agriculture Organization
wurden 1999 34.262 Tonnen gefangen, wobei Mexiko mit 19.081 und Italien mit 8.844 Tonnen die großten Mengen fingen.
Zwischen 1950 und 2018 haben sich die Fangmengen mehr als verzehnfacht. Von den rund 380.000 Tonnen Oktopus, die jahrlich aus den Meeren geholt werden, importierten die EU-Lander 2021 uber 100.000 Tonnen, im Wert von 972 Millionen Euro. In
Westafrika
(u. a. in
Mauretanien
) gefahrden Uberfischung und illegaler Fang in Schutzgebieten dabei nicht nur die Stabilitat der Oktopuspopulationen, sondern auch die allgemeine Artenvielfalt, da Oktopusse als Jager eine wichtige Funktion in der Nahrungskette einnehmen. Eine Zucht in
Aquakultur
ist bisher nicht gegluckt, da der komplexe Lebenszyklus der Tiere in Gefangenschaft nur schwer darstellbar ist.
[5]
- ↑
a
b
c
Octopus vulgaris
Animal Diversity Web, abgerufen am 13. Dezember 2023
- ↑
Mark D. Norman, Julian K. Finn, F. G. Hochberg:
Family Octopodidae
. In: Patrizia Jereb, Clyde F. E. Roper, Mark D. Norman, Julian K. Finn (Hrsg.):
Cephalopods of the world. An annotated and illustrated catalogue of cephalopod species known to date
(=
FAO Species Catalogue for Fishery Purposes
.
Band
3
,
Nr.
4
). Volume 3. Octopods and Vampire Squids. FAO, Rom 2014,
ISBN 978-92-5107989-8
,
S.
36?215
,
hier S. 40?47
(
fao.org
[PDF;
26,3
MB
]).
- ↑
Polvo-comum. Octopus vulgaris
IUCN
, abgerufen am 13. Dezember 2023
- ↑
weichtiere.at
Kraken
Stand: 1. Mai 2008
- ↑
a
b
N. Bertrams, I. Gercama und T. Taylor:
Zu klug fur eine Delikatesse?
In:
Suddeutsche Zeitung
Nr. 284 vom 9./10. Dezember 2023, S. 38?39
- ↑
Oktopous-Orakel Paul
Alterserwartung Kraken
Stand: 10. Juli 2010
- Michael Hutchins (Hrsg.):
Grzimek’s Animal Life Encyclopedia, 2nd edition. Volume 2, Protostomes
, Farmington Hills, MI: Gale Group, 2003.