Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit
Belegen
(beispielsweise
Einzelnachweisen
) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und
gute Belege einfugst.
Dieser Artikel behandelt die
Geschichte Irlands in den Jahren 1801 bis 1922
.
Irland befand sich Anfang des 19. Jahrhunderts noch in den Nachwehen der
Irischen Rebellion von 1798
. Gefangene wurden nach wie vor nach
Australien
deportiert und einzelne Gewaltausbruche hielten an (vor allem in der
Grafschaft Wicklow
). Im Jahr 1803 gab es eine weitere erfolglose Rebellion, die von
Robert Emmet
angefuhrt wurde. Durch den
Act of Union
wurden 1801 Irland und das
Konigreich Großbritannien
per Gesetz zum
Vereinigten Konigreich von Großbritannien und Irland
zusammengeschlossen. Dies war der Versuch der britischen Krone, zu verhindern, dass Irland als Basis fur eine Invasion Großbritanniens agieren konnte.
Wahrend dieser Zeit wurde Irland von britischen Obrigkeiten regiert. Diese waren der
Lord Lieutenant of Ireland
, der durch den Konig eingesetzt wurde, sowie der
Chief Secretary for Ireland
, der vom britischen Premierminister bestimmt wurde. Im Laufe des 19. Jahrhunderts ubernahm das
britische Parlament
vom Monarchen sowohl den exekutiven als auch den legislativen Zweig der Regierung. Aus diesem Grund wurde der Chief Secretary wichtiger als der Lord Lieutenant, der eine eher symbolische oder reprasentative Rolle einnahm. Nach der Abschaffung des irischen Parlaments wurden die irischen Parlamentsmitglieder direkt ins britische Parlament im
Palace of Westminster
gewahlt. Die britische Administration in Irland ?
euphemistisch
als ?
Dublin Castle
“ bezeichnet ? blieb bis 1922 von
Protestanten
dominiert.
Ein Teil der Akzeptanz des
Act of Union
unter den irischen
Katholiken
war die in Aussicht gestellte Abschaffung der restlichen
Penal Laws
und die Schaffung der
Katholikenemanzipation
. Doch Konig
Georg III.
stoppte die Emanzipation mit der Begrundung, dass diese seinen Amtseid brechen wurde, die
anglikanische
Kirche zu schutzen. Erst eine Kampagne unter dem Anwalt und Politiker
Daniel O’Connell
und seiner 1823 gegrundeten
Catholic Association
(
Katholiken-Vereinigung
) fuhrte 1829 schließlich zur Emanzipation, die es den Katholiken erlaubte, sich ins Parlament wahlen zu lassen. Im Gegensatz dazu scheiterte O’Connell (zu dieser Zeit Kopf der
Repeal Association
?
Widerruf-Bewegung
) mit seinem Kampf fur die Aufhebung (
repeal
) des
Act of Union
und die Wiederherstellung der eigenstandigen irischen Regierung. O’Connell fuhrte diese Kampfe nahezu gewaltfrei und nutzte offentliche Versammlungen, um die Unterstutzung zu demonstrieren.
Trotz O’Connells friedlichen Methoden gab es in der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts einiges an Gewalt und Unmut unter der Bevolkerung. In der
Provinz Ulster
brach wiederholt Gewalt gegen Andersglaubige aus, wie z. B. in der sog.
Schlacht von Dollys Brae
am 12. Juli 1849, als bei einem Marsch des
Oranier-Ordens
mindestens 30 Katholiken ums Leben kamen. Auch die Ungleichheiten zwischen der stark anwachsenden armen Landbevolkerung auf der einen Seite und ihren Landlords sowie dem Staat auf der anderen fuhrten zu sozialen Spannungen. Geheime (meist landliche) Organisationen wie die
Whiteboys
oder die
Ribbonmen
nutzten
Sabotage
und Gewalt, um die Landlords zur besseren Behandlung ihrer Pachter zu zwingen. Der wohl nachhaltigste Ausbruch von Gewalt war der
Zehnt-Krieg
in den 1830er Jahren, als sich die irischen Katholiken weigerten, den obligatorischen
Zehnt
an den anglikanischen Klerus zu zahlen. Als Reaktion auf diese Gewalt wurde die
Irish Constabulary
gegrundet, eine Polizeieinheit fur die landlichen Gegenden.
Irland erlebte im 19. Jahrhundert diverse extreme wirtschaftliche Hohen und Tiefen; vom okonomischen Boom wahrend der
Napoleonischen Kriege
bis hin zur großen Hungersnot in der zweiten Halfte des Jahrhunderts, wahrend der ca. eine Million Menschen starben und eine weitere Million auswanderte.
Die wirtschaftlichen Probleme Irlands waren zu einem großen Teil auf die Strukturen des Landbesitzes zuruckzufuhren: Die Landereien gehorten einigen wenigen
Landlords
, wahrend die Bevolkerungsmehrheit als Pachter in Armut lebte und gegenuber ihren Grundbesitzern wenig Rechte hatte. Bevolkerungswachstum und Erbteilung fuhrten zur immer weitergehenden Aufsplitterung der Pachtlandstucke. Zusatzlich wurden die Anwesen, von denen die Bauern ihren Boden pachteten, oft schlecht von nicht in Irland lebenden
absentee landlords
gefuhrt und waren mit hohen Hypotheken belastet. Weitere Faktoren waren das nahezu vollstandige Fehlen einer Transport-Infrastruktur (in den Jahren vor der Hungersnot gab es in Irland keine Kanale und gerade einmal ca. 10 km Eisenbahngleise rund um Dublin) und das weitgehende Fehlen von Beschaftigungsmoglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft.
Als 1845 und in den darauffolgenden Jahren die
Kartoffelfaule
die Insel heimsuchte, verloren die Armen und damit die Bevolkerungsmehrheit in Irland ihr Hauptnahrungsmittel. Die britische Regierung ? zunachst unter Premierminister
Robert Peel
, spater unter
Lord John Russell
? handelte daraufhin strikt nach den
laissez-faire
-Prinzipien, wonach jede Einmischung des Staates in die Wirtschaft und damit in den Nahrungsmittelhandel untersagt war; trotzdem fuhrten die Grundbesitzer auch in diesen Jahren die Agrarertrage weiterhin nach England aus. Offentliche Hilfsprogramme in Irland wurden ausgearbeitet, erwiesen sich jedoch als ungenugend, und so geriet die Situation außer Kontrolle, als
Epidemien
von
Typhus
,
Cholera
und
Ruhr
auftraten. Auch Hilfsgelder und -guter aus der ganzen Welt konnten nicht mehr retten, was die Untatigkeit der britischen Regierung ausgelost hatte ? die Klasse der Farmarbeiter wurde nahezu ausgeloscht.
Eine kleine republikanische Organisation mit dem Namen
Young Irelanders
(Junge Iren) versuchte 1848, eine Rebellion gegen die britische Herrschaft zu starten. Das Resultat war lediglich eine kleine Auseinandersetzung (spottisch die ?Schlacht im Kohlfeld der Witwe McCormack“,
the battle of widow McCormack's cabbage patch
genannt) mit der Polizei, die schnell unter Kontrolle gebracht wurde.
Die Hungersnot trieb zu dieser Zeit die erste Welle Auswanderer in die
USA
sowie nach
England
,
Schottland
,
Kanada
und
Australien
. Durch die andauernden politischen Spannungen zwischen den USA und Großbritannien finanzierte und ermutigte die große und einflussreiche irisch-amerikanische
Diaspora
die irische Unabhangigkeitsbewegung. 1858 wurde die
Irish Republican Brotherhood
(IRB ? auch als die Fenier (
Fenians
) bekannt) gegrundet, eine Geheimgesellschaft, die sich dem bewaffneten Kampf gegen die Briten verschrieben hatte. Eine ahnlich ausgerichtete Gruppe in
New York
mit dem Namen
Clan na Gael
organisierte diverse Raububerfalle in das britische Kanada. Obwohl die Fenier in den landlichen Gebieten sehr prasent waren, erwies sich der
Fenieraufstand
1867 als Fiasko und wurde schnell von der Polizei im Keim erstickt. Aufgrund der scharfen Gesetzen gegen Aufruhr und Volksverhetzung war die Unterstutzung fur die republikanische Bewegung auf einem Tiefstand; noch bis in die 1860er Jahre endeten Versammlungen von irischen Nationalisten mit dem Singen von ?God Save the Queen“ und konigliche Besuche in Irland wurden von jubelnden Menschenmassen begleitet.
Nach der Hungersnot hatten hunderttausende irische Bauern und Arbeiter das Land verlassen oder waren umgekommen. Diejenigen, die ubrig blieben, begannen allmahlich fur mehr Rechte und eine Umverteilung des Landes zu kampfen. Diese Periode der irischen Geschichte ist in Irland auch als
Land War
(?Krieg um Land“) bekannt und beinhaltete sowohl nationalistische als auch soziale Ziele. Grund dafur war, dass die Klasse der Landbesitzer in Irland seit den
Plantations
im 17. Jahrhundert nahezu vollstandig aus protestantischen Siedlern mit englischen Wurzeln bestand. Die irische (romisch-katholische) Bevolkerung war weitestgehend der Ansicht, dass das Land ungerechtfertigt von ihren Ahnen enteignet wurde. Die
Irish Land League
wurde gegrundet, um die Interessen der Farmer zu vertreten. Die erste Forderung waren die ?Drei F's“: faire Pacht, freier Verkauf und Festschreibung des Pachtzinses. Als man das Potential zur Mobilisierung der Massen erkannte, wurden nationalistische Fuhrer wie
Charles Stewart Parnell
in diesen Bewegungen aktiv.
Die wohl effektivste ?Waffe“ der Land League war der
Boykott
. Das Wort hat hier seinen Ursprung: Unpopulare
Landlords
wurden von der ansassigen Gemeinschaft geachtet. Die Basis der Land League setzte auch Gewalt gegen die Landlords und deren Besitz ein ? versuchte Vertreibungen von Pachtern endeten regelmaßig in bewaffneten Auseinandersetzungen. Der britische Premier
Benjamin Disraeli
stellte Irland unter eine Art Kriegsrecht, um die Gewalt einzudammen. Parnell,
Michael Davitt
und andere Anfuhrer der Land League wurden zeitweise inhaftiert, da man sie als Anstifter zur Gewalt sah.
Letztendlich wurde die ?Landfrage“ durch schrittweise eingefuhrte
Irish Land Acts
gelost, die von der britischen Regierung eingebracht wurden ? angefangen 1870 mit dem Gesetz von
William Gladstone
, das den Farmern erstmals erweiterte Rechte zusicherte. Gladstone war es auch, der die
Irish Land Commission
einrichtete, die Land von den Landlords aufkaufte und es den Bauern ubertrug. Dies fuhrte auf dem Land zur Entstehung einer neuen, großen Klasse von Kleingrundbesitzern und zerteilte die Macht der alten anglo-irischen Landbesitzer. Doch trug dies nicht zur Beendigung der Unterstutzung des irischen Nationalismus bei, so wie die britische Regierung gehofft hatte.
Bis in die 1870er Jahre hinein wahlten die Iren liberale und konservative Politiker britischer Parteien als ihre Vertreter in das
britische Parlament
in
Westminster
. Lediglich eine kleine Minderheit wahlten irische Unionisten. 1873 grundete der ehemalige konservative Anwalt und Mitglied des
Oranier-Ordens
und nun nationalistische Kampfer
Isaac Butt
die moderate nationalistische Bewegung
Home Rule League
. Nach dessen Tod im Jahr 1879 wurde
William Shaw
neuer Anfuhrer und wandelte zusammen mit dem jungen protestantischen Landbesitzer
Charles Stewart Parnell
, der die
Nationalist Party
anfuhrte, die Home-Rule-Bewegung 1882 mittels Umformierung in die
Irish Parliamentary Party
(IPP) in eine einflussreiche politische Kraft. Der wachsende Zuspruch der Partei zeigte sich bereits 1880, als die
Home Rule League
63 Sitze (2,8 %) gewann. Bei der Wahl im Jahr 1885 erreichte die Partei bereits 86 Sitze (6,9 %), einen davon in der von vielen Iren bewohnten englischen Stadt
Liverpool
. Diese Anzahl an Sitzen konnte die Partei bis in die 1910er Jahre halten.
Parnells Bewegung kampfte fur das Recht auf Selbstbestimmung und die Moglichkeit einer eigenstandigen irischen Regierung innerhalb des
Vereinigten Konigreichs
. Dies stand im Gegensatz zu
Daniel O’Connell
, der eine vollstandige Rucknahme des
Act of Union
forderte. Unter dem liberalen Premierminister
William Gladstone
wurden zwei
Home-Rule
-Gesetzesvorschlage (1886 und 1893) eingebracht, doch keinen der beiden konnte er durchsetzen.
Die Frage der Home Rule teilte die Insel: Eine nationale Minderheit von Unionisten (großteils, aber nicht ausschließlich aus
Ulster
) war gegen
Home Rule
, da sie furchtete, dass ein von Katholiken und Nationalisten dominiertes irisches Parlament in
Dublin
sie diskriminieren konnte.
1892, ein Jahr nach Parnells Tod, teilte dessen Scheidungsskandal die Bewegung und das ganze Land, als bekannt wurde, dass Parnell jahrelang eine Affare mit der Frau eines Parteimitglieds gehabt hatte. Obwohl die Partei nie aufgespalten wurde, war sie intern doch in zwei Lager gespalten (Pro- und Anti-Parnell), die bis 1899, als sie unter
John Redmond
wieder vereint wurden, jeweils mit eigenen Kandidaten antraten.
1912, auf dem Hohepunkt der IPP, wurde eine dritte
Home Rule Bill
eingebracht, die im britischen Unterhaus bewilligt, im Oberhaus aber abgelehnt wurde (wie schon der Gesetzesvorschlag aus dem Jahr 1893). Doch im Gegensatz zur zweiten
Home Rule Bill
hatte das Oberhaus mittlerweile nicht mehr die Macht, einen vom Unterhaus bewilligten Gesetzesvorschlag zu blockieren, sondern lediglich die Moglichkeit, diesen bis zu zwei Jahre zu verzogern. Wahrend dieser zwei Jahre stand Irland am Rande eines Burgerkriegs, da sich die Fronten zwischen den Befurwortern und den Gegnern der Home Rule verscharften. Bewaffnete Gruppen wie die
Ulster Volunteer Force
oder die
Irish Volunteers
wurden gegrundet und prasentierten ihre Starke (und Bewaffnung) auch durch offentliche Paraden.
Obwohl Nationalismus die irische Politik Anfang des 20. Jahrhunderts dominierte, fuhrten diverse soziale und wirtschaftliche Probleme dazu, dass immer neue Krisenherde auftraten. Dublin galt auf der einen Seite als prachtig und wohlhabend, hatte auf der anderen Seite aber auch die wohl schlimmsten
Slums
im britischen Empire. In Dublin gab es auch einen der weltgroßten Rotlichtbezirke,
Monto
genannt nach dem zentralen Punkt, der Montgomery Street (heute Foley Street) im Nordteil der Stadt.
Die Arbeitslosigkeit in Irland war hoch, Lohn und Arbeitsbedingungen waren oft sehr schlecht. Um diesem Missstand zu begegnen, entstanden unter sozialistischen Aktivisten wie
James Larkin
oder
James Connolly
die ersten Gewerkschaften auf Verbandsebene. In
Belfast
fanden 1907 unter Larkin erbitterte Streiks von 10.000 Hafenarbeitern statt. Dublin erlebte 1913 einen noch großeren Streik, als wahrend des
Dublin Lockout
20.000 Arbeiter gefeuert wurden oder streikten, weil sie Mitglieder von Larkins Gewerkschaft ITGWU (Irish Transports and General Workers Union) waren. Drei Menschen starben wahrend der Unruhen und viele weitere wurden verletzt. Wahrend des Lockout grundete Larkin die
Irish Citizen Army
(die 1916 auch am
Osteraufstand
teilnahm), um die streikenden Arbeiter vor der
Dublin Metropolitan Police
sowie vor
Streikbrechern
zu schutzen.
Im Mai 1914 konnte die Home Rule durch das britische Oberhaus nicht mehr verhindert werden, doch wegen des Ausbruchs des
Ersten Weltkriegs
wurde die Durchsetzung verschoben ? zunachst auf 1915, da man von einem kurzen Krieg ausging. Viele der Mitglieder der Ulster Volunteer Force und der Irish Volunteers traten wahrend des Krieges der britischen Armee bei und kampften zum Beispiel in der 36. (Ulster) Division, der 10. (Irish) Division oder der 16. (Irish) Division. Sie kampften vornehmlich an der Westfront,
Gallipoli
und im
Nahen Osten
. Man nimmt an, dass 30.000 bis 50.000 Iren wahrend des Krieges umkamen. Beide Gruppen nahmen an, dass die britische Regierung nach dem Krieg dem Ansinnen der jeweiligen Gruppierung zustimmen wurde, wenn sich deren Mitglieder im Krieg loyal zeigten.
Noch vor dem Ende des Weltkrieges unternahm Großbritannien zwei Versuche, die aufgeschobene Home Rule Bill einzufuhren (einen im Mai 1916, den anderen 1917?1918), doch die irischen Nationalisten und Unionisten konnten sich nicht auf einen zeitweiligen oder permanenten Ausschluss von Ulster bezuglich der Bill einigen.
Vorher sorgte die Kombination aus der aufgeschobenen
Home Rule Bill
und der Beteiligung Englands an einem großen Krieg (?Englands Schwierigkeiten sind Irlands Chancen“ ? eine Aussage der Republikaner) dafur, dass radikale nationalistische Gruppierungen ihre Chance in physischer Gewalt sahen. Ein beachtlicher Teil der Irish Volunteers war mit dem Dienst der irischen Nationalisten in der
britischen Armee
außerst unzufrieden und aus ihren Reihen wurde zusammen mit der
Irish Republican Brotherhood
1916
ein bewaffneter Aufstand geplant.
Aufgrund interner Streitigkeiten unter den Anfuhrern der Volunteers konnte jedoch nur ein kleiner Teil (ca. 1500) fur die Rebellion mobilisiert werden, die an Ostern 1916 unter
Patrick Pearse
und
James Connolly
begann. Zu Beginn des Aufstands wurde vor dem
Hauptpostamt
(GPO) in Dublin eine unabhangige irische Republik ausgerufen. Nach knapp einer Woche erbitterten Kampfes wurde die Rebellion schließlich niedergeschlagen. Die Opfer des Aufstands sind schwer abzuschatzen. Man geht davon aus, dass ca. 500 britische Soldaten ihr Leben ließen. Auf Seiten der Iren (einschließlich Zivilisten) durfte es doppelt so viele Opfer gegeben haben. Der materielle Schaden innerhalb der großteils zerstorten Stadt wurde auf 2.500.000 Pfund beziffert.
Wahrend des Aufstands war die Unterstutzung der Rebellen durch die Zivilbevolkerung eher gering, was sich im Anschluss an die Rebellion jedoch andern sollte, als die britische Regierung ohne wirkliche Gerichtsurteile die Rebellenfuhrer (u. a. Patrick Pearse und
Thomas J. Clarke
) hinrichten ließ.
Eamon de Valera
, der auch am Aufstand beteiligt war, retteten nur Gluck sowie seine amerikanische Herkunft das Leben. Diese Massenhinrichtungen fuhrten zu einem starken Anstieg der Sympathie fur die Rebellen und die nationalistischen Bestrebungen.
Die Regierung und die irischen Medien beschuldigten (falschlicherweise) zuerst
Sinn Fein
, die Rebellion initiiert zu haben, damals eine kleine monarchistische Partei mit nur geringer Basis. Eamon de Valera und andere hochrangige Uberlebende der Rebellion traten nach der Ruckkehr aus dem Gefangnis allerdings in großer Anzahl Sinn Fein bei, radikalisierten deren Programm und ubernahmen die Anfuhrerschaft.
Bis 1917 kampfte Sinn Fein unter ihrem Grunder
Arthur Griffith
fur ein unabhangiges Irland, allerdings in Form einer Doppelmonarchie unter einem gemeinsamen Monarchen mit Großbritannien. Als Vorbild galt die Doppelmonarchie von
Osterreich-Ungarn
. Dagegen standen die Bestrebungen von (u. a.) de Valera, der eine komplett eigenstandige irische Republik anstrebte. Diese Frage teilte die Partei intern in zwei Lager.
Bei der Parteiversammlung (
Ard Fheis
) 1917 schlossen beide Lager schließlich einen Kompromiss: Man entschied sich, fur eine eigene Republik zu kampfen, und wollte, sollte dieses Ziel erreicht sein, einen Volksentscheid ansetzen, der zwischen Republik und Monarchie entscheiden sollte. Im Falle einer Entscheidung fur die Monarchie hatte der Herrscher allerdings kein Mitglied der britischen Konigsfamilie werden durfen.
Von 1917 bis 1918 kampften Sinn Fein und die
Irish Parliamentary Party
einen sehr erbitterten Wahlkampf ? jede der beiden Parteien gewann und verlor einzelne Nachwahlen. Sinn Fein erlangte schließlich einen Vorteil, als die britische Regierung versuchte, die Wehrpflicht in Irland einzufuhren, um so Soldatennachschub fur ihren Weltkriegseinsatz zu sichern. Dies brachte die irische Bevolkerung gegen Großbritannien auf und fuhrte schließlich zur sog.
Wehrpflichtkrise (Irland)
(
Conscription Crisis
).
Bei der
Wahl 1918
gewann Sinn Fein 73 von 105 Sitzen ? viele davon ohne Gegenkandidaten. Die neugewahlten Parlamentarier von Sinn Fein weigerten sich aber, ihren Sitz im britischen Parlament (als
Member of Parliament
? MP) in Westminster einzunehmen, und versammelten sich stattdessen als
First Dail
? ein revolutionares irisches Parlament ? im
Mansion House
in Dublin. Sie proklamierten eine
Irische Republik
und versuchten, ein funktionierendes Regierungssystem aufzubauen.
Von 1919 bis 1921 kampfte die
Irish Republican Army
(IRA) einen Guerillakrieg gegen die britische Armee sowie paramilitarische Polizeieinheiten, wie die
Black and Tans
oder die
Auxiliary Division
. Beide Seiten verubten wahrend dieses Krieges diverse Graueltaten; die Black and Tans brannten absichtlich ganze Dorfer nieder und folterten Zivilisten; die IRA totete Zivilisten, von denen man nur annahm, dass diese Informationen an die Briten weitergegeben hatten, und brannte (aus Vergeltung) diverse historische Hauser von Anhangern der Briten nieder.
Im Hintergrund versuchte die britische Regierung, die Selbstregierung von Irland mittels der verschobenen Home Rule Bill von 1914 durchzusetzen. Das britische Kabinett schuf ein neues Komitee (das
Long Committee
), das sich mit der Umsetzung der Bill beschaftigte. Es war allerdings sehr unionistisch ausgerichtet, da die Mitglieder des
First Dail
, die Westminster boykottierten, nicht beteiligt waren. Die Beratungen mundeten schließlich in eine vierte Home Rule Bill, auch bekannt als
Government of Ireland Act
. Der Act bevorzugte allerdings die Interessen der Unionisten aus Ulster und teilte Irland nun endgultig in zwei Gebiete:
Sudirland
und
Nordirland
. Jedes Gebiet erhielt eine eigenstandige Regierung, die bis auf einzelne Themengebiete (z. B. Auslandsangelegenheiten, Welthandel, Wahrung, Verteidigung), die nach wie vor dem Parlament des Vereinigten Konigreichs unterstanden, volle Machtbefugnis hatten. Das Parlament in Nordirland traf sich 1921 zur ersten Versammlung. Die erste Wahl zum
sudirischen Unterhaus
im Jahr 1921 wurde von
Sinn Fein
als Wahlen zum Parlament der revolutionaren
Irischen Republik
angesehen, die 1918 einseitig ausgerufen, aber nie anerkannt worden war. Sinn Fein gewann 124 von 128 Sitzen, doch bei der ersten Versammlung des sudirischen Parlaments im Juni 1921 erschienen lediglich die 4 gewahlten Unionisten (die gewahlten Sinn-Fein-Mitglieder versammelten sich stattdessen als
Second Dail
), so dass von einer sudirischen Regierung nicht gesprochen werden konnte.
Im Juli 1921 wurde ein Waffenstillstand zwischen britischen und irischen Delegationen ausgehandelt und der Unabhangigkeitskrieg durch den
Anglo-Irischen Vertrag
offiziell beendet. In diesem Vertrag erhielt das sudirische Gebiet den Status eines
Dominion
, ahnlich dem von
Kanada
. Dies ging uber das hinaus, was Ende des 19. Jahrhunderts Parnell angeboten worden war, und war etwas mehr als das, was die Irish Parliamentary Party bisher auf konstitutionellem Weg erreicht hatte. Durch diesen Vertrag wurde 1922 der
irische Freistaat
geschaffen, doch Nordirland hatte die Moglichkeit, aus dem Vertrag auszusteigen und Teil des Vereinigten Konigreiches zu bleiben, was schließlich auch geschah. Damit war die Abspaltung von Nordirland quasi vollzogen und die neue Grenze wurde durch eine neugeschaffenen
Irish Boundary Commission
festgelegt.