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Ein
Geschaftsmodell
(
englisch
business model
) beschreibt die Funktionsweise eines
Unternehmens
und wie es
Gewinne
erwirtschaftet.
[1]
[2]
Weder in der Wissenschaft noch in der Praxis gibt es eine allgemein akzeptierte Definition.
[3]
Grundsatzlich soll die Beschreibung von Geschaftsmodellen helfen, die Schlusselfaktoren des Unternehmenserfolges oder Misserfolges zu verstehen, zu analysieren und zu kommunizieren.
Die Entstehung einer Vielzahl neuartiger Geschaftsmodelle lasst sich auf die 1990er-Jahre und den Aufstieg kommerzieller Aktivitaten im Internet zuruckfuhren.
[1]
[4]
Dieser revolutionare Schritt hat zu einem deutlichen Anstieg der Vielfalt in der Generierung von Gewinnen gefuhrt. Zum Beispiel begannen Unternehmen damit, Einnahmen von Dritten zu erzielen, anstatt direkt vom Endnutzer zu profitieren, wie es beispielsweise bei Bannerwerbung der Fall war. Gleichzeitig ermoglichte die Digitalisierung es, Software nahezu ohne Distributionskosten herunterzuladen, was eine weitere Einnahmequelle schuf. Der Begriff "E-Commerce" wurde gepragt, um diese Entwicklung zu beschreiben. Daruber hinaus fanden auch im traditionellen Handel neue Geschaftsmodelle Anwendung, wie etwa Ratenkauf und Leasingvertrage. Diese Innovationen in den Geschaftsmodellen erganzen oder ersetzen auf gesattigten Markten zunehmend die herkommliche Produkt- oder Prozessinnovation.
[5]
[6]
Ein weiterer wichtiger Schritt in der Entwicklung von Geschaftsmodellen ist das Konzept der
Open Innovation
, das zu offenen Geschaftsmodellen (?open business models“) fuhrt. Hierbei arbeiten Unternehmen gemeinsam mit Partnern und Lieferanten an der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen, die uber die Grenzen ihrer jeweiligen Fachgebiete hinausgehen. Dies fordert eine umfassendere und kooperativere Form der Innovation und eroffnet neue Moglichkeiten fur die Wertschopfung in der Wirtschaft.
[5]
[6]
Die Entwicklungsgeschichte von Geschaftsmodellen reicht bis zu den Ursprungen des Handels zuruck. Im Verlauf der Jahrhunderte haben sich Geschaftsmodelle kontinuierlich weiterentwickelt, von den einfachen Handelsbeziehungen der Vergangenheit bis hin zu den komplexen globalen Strukturen von heute. Wahrend der Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert dominierten Massenproduktion und standardisierte Prozesse die Wirtschaft. Im 20. Jahrhundert spielten Einzelhandelsketten, Franchising und die Globalisierung eine bedeutende Rolle in der Geschaftswelt. Mit dem Aufkommen des Internets im spaten 20. Jahrhundert erlebten wir eine digitale Revolution, die zu einem Aufbluhen von E-Commerce und digitalen Plattformen fuhrte. Heute, in einer Ara der fortlaufenden technologischen Innovation, sind Geschaftsmodelle einem standigen Wandel unterworfen. Unternehmen mussen sich kontinuierlich anpassen, um auf die sich verandernden Marktbedingungen und die neuen Moglichkeiten, die die Technologie bietet, zu reagieren.
[7]
Ein Geschaftsmodell besteht nach Stahler aus drei Hauptkomponenten:
- Nutzenversprechen
- Ein Geschaftsmodell enthalt eine Beschreibung, welchen Nutzen Kunden oder andere Partner des Unternehmens aus der Verbindung mit diesem Unternehmen ziehen konnen. Dieser Teil eines Geschaftsmodells wird Value Proposition, Wertangebot oder
Nutzenversprechen
genannt. Es beantwortet die Frage: Welchen Nutzen und Wert stiftet das Unternehmen fur Kunden und strategische Partner?
- Architektur der Wertschopfung
- Ein Geschaftsmodell ist gleichzeitig eine Architektur der Wertschopfung, d. h., wie der Nutzen fur die Kunden und die strategischen Partner generiert wird. Diese Architektur beinhaltet eine Beschreibung der verschiedenen Stufen der Wertschopfung und der verschiedenen wirtschaftlichen Agenten und ihrer Rollen in der Wertschopfung. Es beantwortet die Fragen: Wie wird die Leistung in welcher Konfiguration erstellt? Welche Leistungen werden auf welchen Markten angeboten (Produkt/Markt Strategien)?
- Ertragsmodell
- Neben dem
Was
und dem
Wie
beschreibt das Geschaftsmodell auch, welche Erlose das Unternehmen aus welchen Quellen generiert. Die zukunftigen Unternehmensgewinne entscheiden uber den Wert des Geschaftsmodells und damit uber seine Nachhaltigkeit. Es beantwortet die Frage: Wodurch wird Geld verdient? Dieser Teil des Geschaftsmodells heißt
Ertragsmodell
. Es gliedert sich in ein Erlos- und ein Kostenmodell.
Ahnliche Klassifikation sind auch in der Fachliteratur zu finden, z. B. bei Richardson
[8]
: Wertversprechen (value proposition), Wertschopfung (value creation and delivery) und Ertragsmechanismus (value capture). Diese Einteilung des Geschaftsmodells in Elemente wird auch als Metamodell bezeichnet.
[9]
Wirtz bildet ein Geschaftsmodell in stark vereinfachter und kompakter Form ab, welche Ressourcen in die Unternehmung fließen und wie diese durch Leistungen des Unternehmens in vermarktbare Informationen, Produkte und/oder Dienstleistungen ubertragen werden.
Wirtz unterteilt ein Geschaftsmodell in neun Teilmodelle:
[10]
[11]
[12]
- Strategiemodell
- Ressourcenmodell
- Netzwerkmodell
- Kundenmodell
- Marktangebotsmodell
- Erlosmodell
- Leistungserstellungsmodell
- Beschaffungsmodell
- Finanzmodell
Osterwalder und Pigneur
[13]
sehen das Nutzen- bzw. Wertangebot fur die Kunden
(Value Proposition)
im Zentrum eines Geschaftsmodells. Darum gruppieren sich auf Unternehmensseite
- Schlusselressourcen
- Schlusselaktivitaten
- Schlusselpartner
- Kostenstruktur
sowie auf der Marktseite
- Kundenbeziehungen
- Kommunikations- und Distributionskanale
- bearbeitete Kundensegmente
- Einnahmequellen
Ein Geschaftsmodell kann immer nur eine Annaherung an die wirkliche Organisation eines Unternehmens oder der gesamten
Wertschopfungskette
eines Geschaftes sein, das heißt es ist eine Abstraktion. Der Abstraktionsgrad hangt von den Zielen ab, die mit dem Geschaftsmodell verfolgt werden. Fur die Erarbeitung einer Geschaftsstrategie kann das Geschaftsmodell auf recht abstrakter Ebene beschrieben werden, wahrend eine Beschreibung eines Geschaftsmodells fur die Entwicklung von Software als Grundlage der Geschaftsprozesse deutlich detaillierter sein muss, da das Geschaftsmodell als Grundlage fur die Prozess-, Datenmodelle etc. verwendet wird.
Das Geschaftsmodell kann die Beschreibung einerseits eines einzelnen Unternehmens, andererseits aber auch einer ganzen Industrie sein. Im letzteren Sinne verwendet man den Begriff des Geschaftsmodells insbesondere bei reifen Industrien, bei denen sich ein dominantes Geschaftsmodell durchgesetzt hat. Differenzierten sich die einzelnen Unternehmen einer reifen Industrie fruher nur wenig, so dass von einem branchenweit einheitlichen Modell gesprochen werden konnte,
[14]
so finden sich heute auch in reifen Industrien mehr und komplexere Geschaftsmodelle. Das hangt mit der zunehmenden
Marktsattigung
und dem Trend zu Nischenmarkten, aber auch mit der durch das Internet ermoglichten Geschaftsmodellvielfalt zusammen.
Wichtig ist festzuhalten, dass ein Geschaftsmodell keine
Strategie
an sich darstellt, da jedes Unternehmen per Definition ein Geschaftsmodell hat. Heute dient die Entwicklung von Geschaftsmodellen in Unternehmen vor allem fur strategische Analysen mit folgenden Zielen:
- das eigene Geschaft besser zu verstehen,
- das heutige Geschaft zu verbessern, sich besser gegenuber Wettbewerbern zu differenzieren oder die eigenen Schwachen zu verstehen, wenn neue Wettbewerber mit neuen Geschaftsmodellen im Markt aktiv werden.
- neue
Geschaftsideen
systematisch darzustellen und so zu evaluieren, worin sich die neue Geschaftsidee von bestehenden unterscheidet, wo die Wettbewerbsvorteile liegen, welchen Kundennutzen die neue Geschaftsidee aufweist und dadurch zu verstehen, welche Erfolgswahrscheinlichkeiten eine neue Geschaftsidee hat,
[15]
- zu prufen, ob das Geschaftsmodell skalierbar ist, z. B. durch Ubertragung auf neue Markte oder
Franchising
.
Geschaftsmodellinnovationen
, d. h. die Veranderung des bestehenden oder die Diversifikation in neue Geschaftsmodelle, sind auf Grund ihrer weitreichenden Folgen fur das Unternehmen meist von strategischer Bedeutung.
[16]
[17]
In der klassischen Strategieliteratur existiert das Konzept des Geschaftsmodells nicht.
David Teece
schreibt dazu, dass dem Konzept des Geschaftsmodells eine theoretische Grundlage fehlt.
[18]
Die klassischen Analyseeinheiten in der Strategieentwicklung sind Industrien, Unternehmen oder Business Units, wobei aber in der akademischen Literatur daruber diskutiert wird, ob diese noch die richtigen Analyseeinheiten fur die Strategieentwicklung darstellen.
[19]
Bettis argumentiert, dass durch die Limitierung auf die bekannten und akzeptierten Analyseeinheiten gerade Innovationen, die durch neue Querschnittstechnologien wie das Internet ausgelost werden, nicht erfasst und begriffen werden konnen. Aus diesem Grund schlagen Stahler
[20]
und Osterwalder
[21]
das Geschaftsmodell als Analyseeinheit fur neue internetbasierte Unternehmen vor. Gerade in der Vermarktung fast unbeschrankt kopierbarer digitaler Guter muss expliziter als bei physischen Gutern dargestellt werden, wie die Erlose erzielt werden (z. B. transaktionsabhangig oder nicht, durch den Nutzer oder durch Dritte usw.).
Grundsatzlich dienen Softwarelosungen im Kontext von Geschaftsmodellen (sog. Business Model Development Tools) der Modellierung, Visualisierung und Analyse von Geschaftsmodellen. Die Anzahl der verfugbaren Geschaftsmodell-Software steigt laufend. Die (Weiter-)Entwicklung von Softwarelosungen zur Innovation von Geschaftsmodellen wird dabei sowohl durch die Praxis, als auch die Forschung getrieben
[22]
[23]
. Bestehende Losungen zur Software-basierten Innovation von Geschaftsmodellen unterscheiden sich dabei in ihrem Verstandnis des Geschaftsmodellbegriffs und in Art sowie Umfang der angebotenen Funktionalitaten
[24]
. Zurzeit ist Geschaftsmodell-Software verschiedener Anbieter verfugbar, so z. B. Business Model Canvas Module, Phase 2 Generator, Software Business Model Wizard, Strategyzer, Unternehmerheld, Visual Business Model Designer, Innovator Enterprise Modeling Suite und runpat ? smarter business models.
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