Karl Rudolf Gerd von Rundstedt
(*
12. Dezember
1875
in
Aschersleben
,
Provinz Sachsen
; †
24. Februar
1953
in
Hannover
) war ein deutscher
Offizier
, zuletzt
Generalfeldmarschall
im
Zweiten Weltkrieg
, und fuhrte wahrend des gesamten Kriegs militarische Großverbande (
Heeresgruppen
) an mehreren Fronten. Seine wichtigste Position war die des
Oberbefehlshabers West
, die er ? mit mehreren Unterbrechungen ? zwischen 1940 und 1945 innehatte. Von Rundstedt wurde nach dem Krieg wegen
Kriegsverbrechen
angeklagt. Wegen seines schlechten Gesundheitszustands wurde das Verfahren nie zum Abschluss gebracht.
Der gleichnamige Sohn des
Rittmeisters
und
Eskadronschefs
des in
Aschersleben
stationierten
Magdeburgischen Husaren-Regiments Nr. 10
[1]
und spateren
Generalmajors
der Preußischen Armee
Gerd von Rundstedt
entstammte dem altmarkischen Adelsgeschlecht von
Rundstedt
.
Die Familie ubersiedelte im Dezember 1882 anlasslich der Versetzung des Vaters zum
Husaren-Regiment ?Konig Humbert von Italien“ (1. Kurhessisches) Nr. 13
nach Hessen.
[2]
Er trat nach Schulbesuch in
Mainz
(1884?86) und
Frankfurt am Main
(zuletzt
Oberrealschule
) 1890 in die
Kadettenanstalt
Oranienstein ein und wechselte 1890 auf die
Preußische Hauptkadettenanstalt
Groß-Lichterfelde, wo er 1892 die Primareife erlangte.
Am 22. Marz 1892 trat Gerd von Rundstedt als
Fahnrich
in das
Infanterie-Regiment ?von Wittich“ (3. Kurhessisches) Nr. 83
in
Kassel
ein. Nach Kommandierung zur
Kriegsschule
Hannover
wurde er am 17. Juni 1893 zum
Leutnant
befordert. Nach zehnjahrigem Truppendienst, unter anderem als Bataillons- und Regiments
adjutant
, besuchte er, seit 1902
Oberleutnant
, von 1903 bis 1906 die
Preußische Kriegsakademie
in Berlin und wurde nach erfolgreichem Abschluss 1907 auf Probe in den
Großen Generalstab
kommandiert, in den man ihn 1909 als
Hauptmann
endgultig ubernahm. 1912 erhielt er als
Kompaniechef
im
2. Ober-Elsassischen Infanterie-Regiment Nr. 171
erstmals ein Truppenkommando.
Im
Ersten Weltkrieg
wurde von Rundstedt als
Generalstabsoffizier
in der
Turkei
und in
Frankreich
eingesetzt. Bereits kurz nach Beginn des Krieges wurde er zum
Major
befordert.
Nach Ende des
Kaiserreichs
wurde Gerd von Rundstedt in die neuorganisierte
Reichswehr
der
Weimarer Republik
ubernommen. Er wurde 1920 als
Oberstleutnant
Chef des Stabes der
3. Kavalleriedivision
in
Kassel
und 1923 zum
Oberst
befordert. Ab 1925 war er Kommandeur des
18. Infanterie-Regiments
in
Munster
. 1927 folgte die Ernennung zum
Generalmajor
. 1928 erhielt von Rundstedt das Kommando uber die
2. Kavalleriedivision
in
Breslau
, 1929 eine weitere Beforderung zum
Generalleutnant
. In Vorbereitung des
Preußenschlages
wurde von Rundstedt am 19. Juli 1932 als Befehlshaber des Wehrkreises III die vollziehende Gewalt in Berlin und der Mark Brandenburg ubertragen.
[3]
Er befehligte am 20. Juli 1932 die Einheiten der Reichswehr, die auf Anweisung des Reichskanzlers
Franz von Papen
, das bestehende Recht einer gewahlten Landesregierung missachtend, unter Androhung militarischer Gewalt die
preußische Regierung
entmachteten. 1932 wurde von Rundstedt zum
General der Infanterie
befordert und gleichzeitig
Oberbefehlshaber
des
Gruppenkommandos
I in
Berlin
.
Nach der
Machtergreifung
der
NSDAP
und der Umwandlung der Reichswehr in die
Wehrmacht
blieb er Oberbefehlshaber des Gruppenkommandos I in Berlin. Am 1. Marz 1938 wurde er zum
Generaloberst
befordert. Wahrend der
Sudetenkrise
1938 unterstutzte er bei der Generalsbesprechung vom 4. August die allgemeine Auffassung der
Generalitat
, dass Wehrmacht und Land noch nicht kriegsbereit seien. Nach der
Besetzung des Sudetenlandes
im Oktober 1938 wurde von Rundstedt auf eigenen Wunsch am 31. Oktober aus der Armee verabschiedet. Am 4. November 1938 wurde er zum
Chef
des Infanterieregiments 18 in
Bielefeld
ernannt; diese Ernennung wurde am 25. April 1939 mit einer großen Parade vollzogen.
Im April 1939 wurde er als Leiter des geheimen ?Arbeitsstabs Rundstedt“ reaktiviert, der bei der geplanten Invasion Polens (Deckname: ?Fall Weiß“) als Heeresgruppenkommando der
Heeresgruppe Sud
dienen und dafur Aufmarsch- und Operationsplane entwerfen sollte. Ihm zur Seite standen zunachst nur Generalleutnant
Erich von Manstein
als
Chef des Stabes
und Oberst
Gunther Blumentritt
als Operationsoffizier. Am 23. August 1939 wurde der erweiterte ?Arbeitsstab Rundstedt“, jetzt bezeichnet als
AOK 12
, nach
Neisse
in Oberschlesien verlegt und ubernahm am 25. August den Befehl uber die drei unterstellten Armeen.
Mit Beginn des
Uberfalls auf Polen
am 1. September 1939 wurde von Rundstedt zum Oberbefehlshaber der
Heeresgruppe Sud
ernannt. Mit diesem 886.000 Soldaten umfassenden Verband marschierte er von
Schlesien
und der
Slowakei
aus in
Polen
ein und besiegte gemeinsam mit der
Heeresgruppe Nord
die polnischen Streitkrafte innerhalb eines Monats vollstandig.
Am 9. September hatten die von von Rundstedt gefuhrten Truppen die Vororte von
Warschau
erreicht. Nachdem anfangliche
Angriffe
auf das dicht bebaute Stadtgebiet erfolglos waren, ließ er die Stadt 19 Tage lang durch
Luftwaffe
und
Artillerie
bombardieren, bis die verbliebenen Verteidiger am 28. September kapitulierten. Diesem Bombardement fielen etwa 26.000 Zivilisten zum Opfer; große Teile der historischen Stadt wurden zerstort.
Gerd von Rundstedts Truppen wurden nach der Kapitulation Polens in
Heeresgruppe A
umbenannt und fur den geplanten
Westfeldzug
an die deutsche Westgrenze verlegt. Nach acht Monaten ohne großere Kampfhandlungen im so genannten
Sitzkrieg
griff die deutsche Wehrmacht am 10. Mai 1940 die
Niederlande
,
Belgien
,
Luxemburg
und Nordfrankreich (
Fall Gelb
) nach dem
Sichelschnittplan
an. Dieser sah im Kern vor, uberraschend durch die von
franzosischen
und
belgischen Militars
fur unpassierbar gehaltenen und daher schwach verteidigten
Ardennen
bis zur Kanalkuste vorzudringen und große alliierte Streitkrafte in Belgien einzuschließen. Dies gelang von Rundstedts Truppen innerhalb von zwei Wochen. Gerd von Rundstedt gab dann in der
Schlacht von Dunkirchen
nach Streitigkeiten unter den deutschen Generalen den beruhmt gewordenen
Haltebefehl
, der es den Alliierten ermoglichte, in der
Operation Dynamo
rund 370.000 eingeschlossene Soldaten aus
Dunkirchen
nach
Großbritannien
zu evakuieren, die spater den Kern der alliierten Invasionsarmee bildeten.
Danach eroberten die deutschen Truppen in kurzer Zeit die nordliche Halfte Frankreichs (
Fall Rot
), bis die franzosische Regierung am 17. Juni um
Waffenstillstand
nachsuchte. Der schnelle Sieg wurde von der
deutschen Propaganda
als Durchbruch zu einer neuen, revolutionaren Taktik gepriesen, der man die Bezeichnung
Blitzkrieg
gab. Fur seine Erfolge wurde von Rundstedt gleichzeitig mit elf weiteren Offizieren am 19. Juli 1940 in den hochsten militarischen Rang des
Generalfeldmarschalls
befordert.
Gerd von Rundstedt war als Oberbefehlshaber der in der Folge geplanten Invasion Großbritanniens (
Unternehmen Seelowe
) vorgesehen. Nach der deutschen Niederlage in der
Luftschlacht um England
wurde dieser Plan mehrfach verschoben und schließlich fallen gelassen, der Generalfeldmarschall 1941 an die deutsche Ostfront versetzt.
In dem am 22. Juni 1941 von deutscher Seite begonnenen
Krieg gegen die Sowjetunion
befehligte von Rundstedt die Heeresgruppe Sud, die binnen weniger Monate die
Ukraine
mitsamt der
Krim
und des
Donezbeckens
erobern und bis an die untere
Wolga
und in den
Kaukasus
vorstoßen sollte. Fur seine Streitkrafte erwies sich eine Umsetzung dieses Plans jedoch als illusorisch: Nachdem der Angriff am Sudflugel des deutschen Ostheeres verhaltnismaßig langsam vorangeschritten war, erzielte er im Spatsommer zwar betrachtliche Erfolge (Kesselschlachten bei
Uman
und um
Kiew
), kam dann aber im Spatherbst auf der Krim und nordlich des
Asowschen Meeres
zum Erliegen, ohne die militarischen Ziele erreicht zu haben. Am 24. September 1941 gab er angesichts der Morde des zur
Einsatzgruppe C
gehorenden Sonderkommandos 4a folgenden Befehl an die ihm untergebenen Soldaten:
?Eigenmachtiges Vorgehen einzelner Wehrmachtsangehoriger […] gegen die Juden ist verboten, ebenso das Zuschauen oder Photographieren bei der Durchfuhrung der Maßnahmen der Sonderkommandos.“
[4]
Entgegen Hitlers Weisung, einen Ruckzug nicht in Betracht zu ziehen, befahl von Rundstedt eine taktische Rucknahme seiner logistisch und physisch uberstrapazierten Verbande, kurz nachdem diese
Rostow erobert
hatten, aber nun von einer sowjetischen Gegenoffensive bedroht waren. Er wurde deshalb ? als erster von mehreren Generalen, die wahrend der Winterkrise 1941/42 an der Ostfront aufgrund strategisch-taktischer Differenzen mit Hitler von ihren Posten abgelost wurden ? am 1. Dezember 1941 als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Sud entlassen und durch
Walter von Reichenau
ersetzt. Gleichwohl erhielt er am 12. Dezember 1941 anlasslich seines Geburtstags
[5]
von Hitler eine
Dotation
in Hohe von 250.000 Reichsmark.
[6]
Wenige Monate spater erhielt er wieder als
Oberbefehlshaber West
mit
Hauptquartier
in
Paris
ein neues Kommando, dem ab dem 15. April 1941 in Personalunion auch der Oberbefehl uber die
Heeresgruppe D
angekoppelt war. In dieser Funktion schlug er die
Operation Jubilee
, ein britisch-kanadisches Kommandounternehmen bei
Dieppe
, erfolgreich zuruck. Die britischen Kriegsgefangenen ließ er entgegen dem geltenden
Volkerrecht
an die
Gestapo
ausliefern.
Als Kopf des schwerpunktmaßig in Nord- und Sudwestfrankreich stationierten Westheeres oblag ihm nach der Fuhrung von Hitlers Blitzkriegen nun eine defensive Aufgabe. Zusammen mit der NS-Bautruppe
Organisation Todt
(OT) sollte er zur Abwehr der von der Wehrmachtfuhrung bereits erwarteten Invasion der
Alliierten
den Auf- und Ausbau der Befestigungen des
Atlantikwalls
organisieren. Von Rundstedt machte sich uber die Erfolgschancen der deutschen Defensivmaßnahmen keine Illusionen und rechnete schon Monate vor der eigentlichen Invasion mit einem Erfolg der alliierten Streitkrafte im Falle einer erneuten Landung auf franzosischem Boden. Seine taktischen Planspiele zielten auf eine Vernichtung der Landungskrafte nach der Landung mit schweren Panzereinheiten ab, Feldmarschall
Erwin Rommel
hingegen setzte sich bei Hitler durch und trieb den Ausbau des Atlantikwalls weiter voran.
Von Rundstedt war als hochste militarische Instanz fur die Aufrechterhaltung der Ordnung in den am 11. November 1942 besetzten (?
Unternehmen Anton
“) Gebieten
Vichy-Frankreichs
zustandig. Die Initiative zur Zerstorung großer Teile der Altstadt von
Marseille
im Januar 1943 und Umsiedlung bzw. Deportation von Teilen ihrer Bewohnerschaft geht jedoch primar auf
Heinrich Himmler
zuruck. Dabei kam es zur Kooperation zwischen Himmlers
SS
und ortlichen Wehrmachtbefehlshabern.
Als am 6. Juni 1944 die alliierten Truppen im Rahmen der amphibischen
Operation Overlord
in der
Normandie
landeten, waren von Rundstedts Reaktionsmoglichkeiten stark begrenzt, da die mobilen Hauptreserven fur einen konzentrierten Gegenschlag im Raum Paris nur mit Hitlers ausdrucklicher Genehmigung eingesetzt werden durften (?
Fuhrervorbehalt
“), die zu spat erteilt wurde, um den Gegenschlag erfolgreich fuhren zu konnen (Naheres
hier
).
Nachdem die Vernichtung des alliierten Bruckenkopfs aufgrund der massiven materiellen und personellen Unterlegenheit der Wehrmacht und der fehlenden Lufthoheit misslang, sah von Rundstedt keine Chancen mehr zur militarischen Wende. Nach offener Kritik an der obersten Fuhrung in einem Gesprach mit
OKW
-Chef Generalfeldmarschall
Wilhelm Keitel
(?… den Krieg beenden, ihr Idioten!“) ließ Hitler ihn am 2. Juli 1944 von Generalfeldmarschall
Gunther von Kluge
als Oberbefehlshaber West ablosen. Auch danach wurde die
Lage an der Westfront
schlechter.
Unter anderem um sich karrieristisch zu rehabilitieren, ubernahm von Rundstedt anschließend den Vorsitz des am 2. August 1944 errichteten
Ehrenhofs der Wehrmacht
. In dieser Funktion stieß er im Auftrag des NS-Regimes zahlreiche mit dem
Attentat vom 20. Juli 1944
kompromittierte Wehrmachtsangehorige aus dem
Heer
aus, sodass das
Reichskriegsgericht
fur ihre Aburteilung nicht mehr zustandig war und sie vom
Volksgerichtshof
unter dem Vorsitz von
Roland Freisler
in
Schauprozessen
abgeurteilt werden konnten.
Am 18. Oktober 1944 hielt von Rundstedt anlasslich des Staatsaktes in Ulm die offizielle Trauerrede fur den am 14. Oktober 1944 vom NS-Regime zum Selbstmord getriebenen Generalfeldmarschall Rommel, wobei die wahren Hintergrunde des Ablebens Rommels nicht zur Sprache kamen.
Bereits Anfang September 1944 setzte Hitler ihn wieder als Oberbefehlshaber West ein; in dieser Funktion leitete Gerd von Rundstedt von
Koblenz
aus die rasante Absetzbewegung der deutschen Weststreitkrafte nach
Belgien
und
Elsass
-
Lothringen
. In dieser Funktion gelang ihm und dem Oberbefehlshaber der
Heeresgruppe B
, Generalfeldmarschall
Walter Model
, einer der letzten deutschen Siege an der
Westfront
bei
Arnheim
, wo alliierte Fallschirmjagerverbande im Rahmen der
Operation Market Garden
die Niederlande befreien wollten, indem sie beabsichtigten, einen Keil zwischen das Ruhrgebiet und die großen Flusse in den Niederlanden zu treiben. Der alliierte Weg in die
norddeutsche Tiefebene
ware dann moglich gewesen.
Nachdem sich aufgrund des verlangsamten alliierten Vorstoßes die prekare Lage der deutschen Truppen an der Westfront kurzzeitig stabilisieren konnte, fuhrte von Rundstedt auf Befehl Hitlers im Dezember 1944 die letzte deutsche Großoffensive im Zweiten Weltkrieg. Der von 250.000 Soldaten und 600 Panzern gefuhrte Angriff auf die
Ardennen
scheiterte jedoch bereits in der Anfangsphase, da er von Hitler viel zu großraumig ausgelegt worden war, und fuhrte zum Verschleiß der letzten deutschen Truppenreserven und zu einer substanziellen Dezimierung des Westheeres. Von Rundstedt hatte fur eine kleinere Offensive argumentiert, konnte sich aber nicht durchsetzen und fuhrte die uberdimensionierte Operation nach Hitlers Planung durch. Den daraufhin wieder aufgenommenen Vormarsch der Alliierten und die sukzessive Vernichtung seiner durch Nachschubprobleme geschwachten Resttruppen konnte der Oberbefehlshaber West nicht mehr verhindern, da die
Ardennenoffensive
zu hohe Verluste gefordert hatte.
Am 18. Februar 1945 verlieh Hitler von Rundstedt die Schwerter zum Ritterkreuz. Nach der Rheinuberquerung von US-Truppen uber die
Ludendorff-Brucke
in Remagen (ab 7. Marz) setzte Hitler den Generalfeldmarschall 1945 ab und ersetzte ihn durch Generalfeldmarschall
Albert Kesselring
, der das Kommando am 12. Marz ubernahm. Seine lange Dienstzeit machte von Rundstedt zum altesten Offizier der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.
Zum Ende des Krieges befand sich von Rundstedt zur Kur bei
Bad Tolz
, das aufgrund seiner Einflussnahme vor großeren Zerstorungen bewahrt blieb.
[7]
In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1945 besetzte die 36. Infanteriedivision (?Texas Division“) der US-Amerikaner unter Brigadier General
Robert Stack
Bad Tolz, dessen Leute auch von Rundstedt festsetzten.
[8]
Nach den US-amerikanischen Verhoren in
Camp Ashcan
und dann in
Wiesbaden
wurde Rundstedt ab Juli 1945 in britische
Kriegsgefangenschaft
nach
Grizedale Hall
verbracht, wo Rundstedt wegen
Kriegsverbrechen
angeklagt wurde. Ihm wurde unter anderem Massenmord in den besetzten sowjetischen Gebieten vorgeworfen. Der Vorwurf wurde mit dem so genannten Reichenau-Befehl begrundet, weil Feldmarschall
Walter von Reichenau
zu diesem Zeitpunkt von Rundstedt unterstand. In dem Befehl wird an mehreren Stellen auf den Volkermord an Juden und Slawen angespielt. So ist etwa die Rede von der ?Ausrottung des judisch-asiatischen Einflusses im europaischen Kulturkeis“, von der ?harten, aber gerechten Suhne am judischen Untermenschentum“ und von der ?erbarmungslose[n] Ausrottung artfremder Heimtucke“. Der Soldat musse mehr sein als bloßer ?Kampfer nach den Regeln der Kriegskunst“, namlich ?Trager einer unerbittlichen volkischen Idee“. Nachweislich kannte von Rundstedt diesen Befehl, hat ihn gutgeheißen und sich mit ihm ?voll einverstanden“ erklart.
[9]
Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands und seines hohen Alters kam es zu keiner Verurteilung mehr. Seine Herzerkrankung bewog die Briten, ihn im Mai 1949 aus der Gefangenschaft zu entlassen.
Gerd von Rundstedt starb am 24. Februar 1953 in Hannover und wurde auf dem
Stadtfriedhof Stocken
beigesetzt.
Eine vernichtende Kritik an Rundstedt außerte der Militarhistoriker
Sonke Neitzel
2020; Rundstedt habe bereits 1940 beim Westfeldzug militartaktisch die Zeichen der Zeit nicht erkannt. 1944 habe er dann erneut versagt; Rundstedt habe nun (anders als Rommel, der als einziger aus den Erfahrungen in Italien 1943 die uberlegenen Fahigkeiten der Briten und Amerikaner im Artilleriekrieg erkannt habe) am Konzept des Blitzkriegs festhalten wollen und geglaubt, er konne die Landungstruppen der Alliierten mit seinen zuruckgehaltenen Panzern in einer Kesselschlacht vernichten. Dadurch und durch Hitlers Kompromisslosung sei das Scheitern der Wehrmacht bei der alliierten Invasion in der Normandie vorweggenommen worden.
[10]
In dem
Kriegsfilm
Der langste Tag
(
The Longest Day
, 1962) wurde er von
Paul Hartmann
dargestellt. Im Film
Die Brucke von Arnheim
verkorperte
Wolfgang Preiss
von Rundstedt.
- Gunther Blumentritt
:
Von Rundstedt: The Soldier and the Man.
1952.
- Charles Messenger:
The last Prussian. A biography of field marshal Gerd von Rundstedt.
Brassey’s (UK), London, Oxford et al. 1991,
ISBN 0-08-036707-0
.
- Detlef Vogel:
Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt.
In:
Gerd R. Ueberschar
(Hrsg.):
Hitlers militarische Elite. Von den Anfangen des Regimes bis Kriegsbeginn.
Band 1, Primus Verlag, Darmstadt 1998,
ISBN 3-89678-083-2
, S. 223?233.
- Rudolf Gunter Huber:
Gerd von Rundstedt. Sein Leben und Wirken im Spannungsfeld gesellschaftlicher Einflusse und personlicher Standortbestimmung.
Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2004,
ISBN 3-631-51933-8
.
- Sonke Neitzel
:
Rundstedt, Karl Rudolf Gerd von.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005,
ISBN 3-428-11203-2
, S. 258 f. (
Digitalisat
).
- Johannes Hurter
:
Hitlers Heerfuhrer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42.
Oldenbourg, Munchen 2006,
ISBN 978-3-486-58341-0
.
- darin:
Gerd von Rundstedt.
(Biogramm), S. 656 f.
- ↑
books.google.de.
- ↑
Geschichte des magdeburgischen Husaren-Regiments Nr. 10. 1813?1888.
zusammengestellt von Herbert von Thielen. Hahn’sche Buchhandlung, Hannover 1888; S. 204?206.
- ↑
Hans Mommsen
:
Die verspielte Freiheit. Aufstieg und Untergang der Weimarer Republik.
Propylaenverlag Berlin, 2019. S. 606.
- ↑
Zitat bei
Ernst Klee
:
Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945
. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005,
ISBN 978-3-596-16048-8
, S. 515.
- ↑
Peter M. Kaiser (2010):
Mut zum Bekenntnis: die geheimen Tagebucher des Hauptmanns
Hermann Kaiser
, S. 526 (Fußnote 696)
- ↑
Gerd R. Ueberschar
,
Winfried Vogel
:
Dienen und Verdienen. Hitlers Geschenke an seine Eliten
. Frankfurt 1999,
ISBN 3-10-086002-0
.
- ↑
Rainer Bannier:
Historisches Gaißach: Die letzten Kriegstage in Gaißach: 200 Interessierte bei Vortrag
, Beitrag uber einen Vortrag von Robert Huber und Vroni Muller vom 1. Mai 2019 auf merkur.de, gesehen am 1. Mai 2019
- ↑
BG Robert Stack.
In:
togetherweserved.com.
Abgerufen am 24. November 2019
(englisch).
- ↑
Der ?Reichenau-Befehl“: ?Das Verhalten der Truppe im Ostraum“
,
NS-Archiv.de
.
- ↑
Deutsche Krieger: Vom Kaiserreich zur Berliner Republik ? eine Militargeschichte
. Propylaen, Berlin 2020, S. 181 f.
- ↑
Auch zu den folgenden Orden
Johannes Hurter
:
Hitlers Heerfuhrer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42.
Oldenbourg, Munchen 2007,
ISBN 978-3-486-57982-6
, S. 657.
Generalfeldmarschalle und Großadmirale der Wehrmacht