Georgi Parwanow
(
bulgarisch
Георги Първанов
; *
28. Juni
1957
in
Sirischnik
,
Oblast Pernik
) ist ein bulgarischer Politiker und war zwischen 2002 und 2012
bulgarischer
Prasident
.
Georgi Parwanow stammt aus einer kleinbauerlichen Familie und studierte an der
Universitat Sofia
Geschichte. Nach seiner Promotion 1988 arbeitete er am Historischen Institut der
Bulgarischen Kommunistischen Partei
(BKP, seit 1990
Bulgarische Sozialistische Partei
? BSP), der er 1981 beigetreten war, und fur die bulgarische kommunistische
Staatssicherheitsbehorde
. 1994 zog er ins Parlament ein und wurde stellvertretender Vorsitzender, 1996 schließlich Vorsitzender der BSP (bis 2001).
Am 18. November 2001 konnte Parwanow die Stichwahl bei der Wahl zum bulgarischen Staatsprasidenten gegen den amtierenden Amtstrager
Petar Stojanow
gewinnen. Als Staatsprasident wurde er im Januar 2002 vereidigt. Wie sein Vorganger konnte er sich vor allem durch außenpolitischen Themen Gehor verschaffen und stieg zum beliebtesten bulgarischen Politiker auf. Wahrend im Vorfeld des Irak-Krieges der damalige bulgarische Außenminister
Solomon Pasi
die von den USA gefuhrte Koalition unterstutzte, warnte Parwanow vor moglichen Konsequenzen fur den bevorstehenden EU-Beitritt des Landes.
[1]
Bei seiner Wiederwahl im Oktober 2006
[2]
konnte er zunachst vom Wahlerfolg seiner Partei bei den Parlamentswahlen von 2005 profitieren. Am 29. Oktober 2006 wurde er in einer Stichwahl mit klarer Mehrheit im Amt bestatigt. Erstmals seit 16 Jahren wurde in Bulgarien damit ein Staatsmann wiedergewahlt.
[1]
Am 24. Juli 2007 begnadigte Parwanow die im sogenannten
HIV-Prozess in Libyen
verurteilten und nach Bulgarien ausgelieferten funf
Krankenschwestern
Kristijana Waltschewa, Nasja Nenowa, Walentina Siropulo, Walja Tscherwenjaschka und Sneschana Dimitrowa und den aus
Palastina
stammenden Arzt Aschraf al-Hajuj, der seit Juni 2007 bulgarischer Staatsangehoriger ist, bei ihrer Ankunft in Sofia.
Am 11. November 2011 gab Parwanow bekannt, nach dem Ablauf seines Mandates als Prasident in die Parteipolitik zuruckzukehren.
[3]
Seine Prasidentschaften sind durch mehrere Skandale gekennzeichnet. 2007 wurde festgestellt, dass er bis 1990 fur die bulgarische
Staatssicherheitsbehorde
DS unter dem Tarnnamen
Goze
gearbeitet hat.
[4]
Im Februar 2009 bat er den neuen russischen Patriarchen
Kyrill I.
zum Eingreifen in die Belange und innere Zersplitterung der
Bulgarisch-Orthodoxen Kirche
. Damit verletzte er die bulgarische Verfassung, die den Staat zur religiosen Neutralitat und Paritat aufruft.
[5]
Diese Bitte folgte einem Beschluss des
Europaischen Gerichtshofs fur Menschenrechte
in
Straßburg
, der den bulgarischen Staat aufforderte, das Problem mit der Registrierung der ?alternativen Synode“ innerhalb von drei Monaten zu beheben. Zuruck in Bulgarien außerte Parwanow, dass die Beschlusse des Straßburger Gerichts nicht fur den bulgarischen Staat gelten.
[6]
Im Dezember 2010 ergab eine Untersuchung, dass fast die Halfte der bulgarischen Botschafter und Konsuln nach der Wende Angehorige der beruchtigten kommunistischen Staatssicherheit (DS) waren.
[7]
Darunter sind derzeit 13 bulgarische Botschafter in EU-Landern wie Deutschland, Großbritannien und Spanien tatig.
[8]
Georgi Parwanow, der ebenfalls ein ehemaliger Mitarbeiter der
DS
ist, verweigerte die Forderungen des bulgarischen Ministerprasidenten Borissow und des Außenministers
Mladenow
diese zuruckzuberufen.
[9]
In seine Kompetenzen fallt die Ernennung der bulgarischen Botschafter und 97 von 127 der von ihm ernannten Botschafter waren Mitarbeiter der Staatssicherheit.
[10]
- ↑
a
b
Sabine Riedel:
Bulgarien. Staatsprasident
in
Wolfgang Ismayr
(Hrsg.):
Die politischen Systeme Osteuropas.
VS Verlag fur Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009,
ISBN 978-3-531-17181-4
, S. 680?683.
- ↑
spiegel.de
- ↑
Биляна Рилска (Biljana Rilska):
Първанов: Връщам се в БСП и ще дам шанс на хората да гласуват за мен.
In:
ДНЕВНИК
.
14. November 2011,
abgerufen am 18. Oktober 2012
(bulgarisch, kostenlose Registrierung erforderlich).
- ↑
Goze, Agent Goze.
In:
Bulgarisches Wirtschaftsblatt und Sudosteuropaischer Report.
31. Juli 2007, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
2. Februar 2016
;
abgerufen am 18. Oktober 2012
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- ↑
Президентът призова руския патриарх да се намеси в българските църковни дела.
In:
Mediapool.bg.
6. Februar 2009, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
12. Marz 2009
;
abgerufen am 18. Oktober 2012
(bulgarisch).
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- ↑
Petar Kostadinov:
Macedonia does not like Sofia mayor’s plan for “business invasion”.
In:
The Sofia Echo
.
10. Februar 2009,
abgerufen am 18. Oktober 2012
(englisch): ?…and the Strasbourg’s court ruling did not oblige the Bulgarian Government to do anything…“
- ↑
Zoran Arbutina:
Spitzel oder Botschafter?
In:
Deutsche Welle
Online.
16. Dezember 2010,
abgerufen am 18. Oktober 2012
.
- ↑
Почти половината посланици и консули са агенти на ДС.
In:
Mediapool.bg.
14. Dezember 2010,
abgerufen am 18. Oktober 2012
(bulgarisch).
- ↑
Viele bulgarische Botschafter sind Ex-Geheimdienstler.
Bulgarian PM Pledges to Fire Discredited Ambassadors.
С тези хора трябва да се разделим.
Bulgarischer Premier will fruhere Stasi-Mitarbeiter aus Außenamt feuern.
RIA Novosti, 16. Dezember 2010.
- ↑
Дипломатическа служба (ДС)
,
capital.bg
, 18. Dezember 2010.