George Rosenkranz
(geboren am
20. August
1916
in
Budapest
als
Gyorgy Rosenkranz
; gestorben am
23. Juni
2019
in
Atherton
,
Vereinigte Staaten
) war ein
mexikanischer
Chemiker
und
Unternehmer
ungarischer
Herkunft. Er war lange Leiter von
Syntex
und an der Entwicklung der
Antibabypille
und deren Wirkstoff
Norethisteron
durch die Firma wesentlich beteiligt.
Rosenkranz stammte aus einer
judischen
Mittelschichtsfamilie in Budapest. Er studierte ab 1933 Chemie an der
ETH Zurich
, erhielt 1939 ein Diplom als Chemieingenieur und wurde 1941 bei
Leopold Ru?i?ka
promoviert. Ru?i?ka arbeitete damals an der Synthese des mannlichen Sexualhormons
Testosteron
. Auf Vermittlung von Ru?i?ka nahm er eine Stelle in Ecuador an, blieb aber nach dem Kriegseintritt der USA 1941 in Kuba hangen. Er arbeitete in einem Labor (Vieta-Plasencia Laboratorios) an der Behandlung von Geschlechtskrankheiten, als er 1945 von zwei der Grunder von
Syntex
, Emeric Somlo und Federico Lehmann, eingeladen wurde, die Rolle von
Russell Marker
einzunehmen, der das gerade gegrundete Unternehmen in
Mexiko-Stadt
wieder verlassen hatte. Marker hatte eine Methode entwickelt, aus einem Naturstoff aus der
Yams
-Wurzel Steroide wie
Progesteron
zu gewinnen. Da Marker die Firma verlassen hatte, musste seine Synthesemethode von Rosenkranz und Kollegen rekonstruiert werden.
Da er damals nicht genug ausgebildete organische Chemiker in Mexiko fand, rekrutierte er sie teilweise aus dem Ausland. Außerdem unterrichtete er selbst und half bei der Schaffung eines Chemieinstituts an der
Nationalen Autonomen Universitat von Mexiko
. Zu den Wissenschaftlern, die er gewinnen konnte, gehorten
Carl Djerassi
,
Luis E. Miramontes
und
Alejandro Zaffaroni
.
Einer der ersten Erfolge war die Synthese von
Cortison
auf dem von Marker vorgezeichneten Weg. Rosenkranz, Djerassi und Kollegen veroffentlichten sie 1951, kurz vor einer Gruppe von der
Harvard University
und vom Pharmaunternehmen Merck. Im selben Jahr gelang Rosenkranz, Djerassi und Miramontes die Synthese von
Norethisteron
, einem synthetischen Progesteron, was in Antibabypillen, zur Erhohung der Fruchtbarkeit und gegen die Gefahr von Fehlgeburten verwendet wurde. Syntex erhielt 1956 ein US-Patent. Zunachst arbeiteten sie mit der Pharmafirma Parke-Davis, da diese aber aus Angst vor katholischen Protesten keine Antibabypille entwickeln wollten, arbeiteten sie auf diesem Gebiet mit Johnson & Johnson zusammen. 1964 wurde sie von der FDA genehmigt (Ortho-Novum mit dem Markennamen Norinyl). Parke-Davis brachte im selben Jahr eine Antibabypille in Zusammenarbeit mit Schering heraus (Anovlar, Norinyl). Schon 1952 gab es in den USA aber eine Konkurrenz auf diesem Gebiet, als
Frank B. Colton
bei der Pharmafirma GD Searle das Norethisteron ahnliche
Norethynodrel
synthetisierte.
Er regte seine Mitarbeiter zu wissenschaftlichen Arbeiten in Steroidchemie an und war selbst an rund 300 wissenschaftlichen Arbeiten beteiligt und an 150 Patenten.
Das Forschungszentrum von Syntex wechselte spater nach Palo Alto. Rosenkranz war bei Syntex zunachst technischer Leiter (Chefwissenschaftler), ab 1956 Prasident, ab 1976 Vorstandsvorsitzender und 1976 bis 1980
Chief Executive Officer
. 1981 ging er in den Ruhestand und gab die Leitung von Syntex ab. Er war aber auch danach zum Beispiel in Aufsichtsraten von Biotechfirmen tatig. Außerdem war er im Rat der
Universitat Tel Aviv
und des
Weizmann-Instituts
sowie der
Rockefeller University
.
2013 erhielt er den
Biotechnology Heritage Award
und 2003 die Winthrop-Sears-Medaille (mit Zaffaroni). In Mexiko erhielt er 2001 die Eduardo Liceaga Medaille und 1994 den Pharmaziepreis
Dr. Leopoldo Rio de la Loza
. Er war Ehrenmitglied der nationalen mexikanischen Akademie fur Medizin und Mitglied der
American Association for the Advancement of Science
.
Rosenkranz spielte auf hohem Niveau
Bridge
in internationalen Wettbewerben, gewann u. a. 1975, 1976 und 1982 die
Vanderbilt Trophy
(erstere mit
John Mohan
als Partner), verfasste Bucher uber Bridge und erdachte das
Rosenkranz Double
, eine Konvention, die nach ihm benannt ist.
Er war seit 1945 mit Edith Stein verheiratet, mit der er drei Sohne hatte. 1984 wurde seine Ehefrau bei einem Bridgeturnier in Washington D.C. entfuhrt; sie konnte aber befreit werden und die Kidnapper wurden gefasst. Rosenkranz starb am 23. Juni 2019 im Alter von 102 Jahren in seinem Haus in Atherton im US-Bundesstaat
Kalifornien
.
[1]
- George and Edith Rosenkranz: a memoir of their lives and times, Philadelphia: Science History Consultants, 2011 (Autobiografie, Herausgeber Arnold Thackray)
- Carl Djerassi
: Steroid research at Syntex: "the pill" and cortisone", Steroids, Band 57, Dezember 1992, S. 631?641.
- mit Djerassi, R. Yashin, J. Pataki:
Cortical Hormones from alloSteroids: Synthesis of Cortisone from Reichstein's Compound D
, Nature, Band 168, 1951
- mit Djerassi, L. Miramontes,
F. Sondheimer
:
Steroids. LIV. Synthesis of 19-Nor-17α-ethynyltestosterone and 19-Nor-17α-methyltestosterone,
J. Am. Chem. Soc.
, Band 76, Nr. 16, 1954, S. 4089?4091
- ↑
Robert D. McFadden:
George Rosenkranz, a Developer of the Birth Control Pill, Dies at 102.
The New York Times
, 23. Juni 2019, abgerufen am selben Tage. (englisch)