Georg Schmid
(*
20. April
1953
in
Berg
, heute zu
Donauworth
) ist ein deutscher
Jurist
und ehemaliger
Politiker
(
CSU
). Er gehorte von
1990
bis zum
Herbst 2013
dem
Bayerischen Landtag
an. Den von ihm seit 2007 ausgeubten Vorsitz der CSU-Fraktion verlor er im April 2013 aufgrund seiner Verstrickung in die
Verwandtenaffare
, fur die er auch strafrechtlich belangt wurde.
Nach seinem Abitur 1972 am
Gymnasium Donauworth
studierte Schmid an der
Universitat Augsburg
im Rahmen der
Einstufigen Juristenausbildung
Rechtswissenschaft
. Danach trat er in die Beamtenlaufbahn ein, in deren Zuge er zunachst als
Regierungsrat
bei der Regierung von
Schwaben
und ab 1979 als Oberregierungsrat im Landratsamt
Dillingen
fungierte.
Seine politische Karriere begann Schmid in der
Jungen Union
, deren Vorsitzender in Donauworth er von 1982 bis 1986 war. 1987 wurde er Vorsitzender der CSU Donauworth und 1989 Vorsitzender des CSU-Kreisverbandes
Donau-Ries
. Neben seiner landespolitischen Aktivitat hat Schmid auch seine Tatigkeit auf kommunaler Ebene beibehalten, bis er 2013 aus dem Landtag und dann 2014 aus dem Stadtrat von Donauworth (Mitglied von 1984 bis 2014) sowie dem Kreistag von Donau-Ries (Mitglied von 1990 bis 2014) ausschied. Von 1996 bis 1999 war er auch stellvertretender
Landrat
.
Im Oktober 1990 wurde er in den
Bayerischen Landtag
gewahlt und war dort Mitglied in den Ausschussen fur Landesentwicklung und Umweltfragen sowie fur Kommunale Fragen und Innere Sicherheit. Er war zeitweilig auch Vertreter des Bayerischen Landtags im
Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks
. Am 17. Oktober 2007 wurde er als Nachfolger von
Joachim Herrmann
CSU-Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag. Schmid setzte als Fraktionsvorsitzender der CSU im Oktober 2007 ein strenges Rauchverbot durch, das 2009 gelockert und 2010 durch
Volksentscheid
wieder eingefuhrt wurde.
1999 wurde Schmid zum Staatssekretar im Bayerischen Staatsministerium fur Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen berufen. 2003 wechselte er als Staatssekretar ins Bayerische Staatsministerium des Innern. Zu seiner Zeit als Staatssekretar war Schmid einer der Vertreter der Bayerischen Staatsregierung im Verwaltungsrat der
Bayerischen Landesbank
, als diese im Mai 2007 die Entscheidung zum verlustreichen Kauf der
Hypo Alpe Adria
traf.
[1]
Nachdem
Ministerprasident
Gunther Beckstein
am 1. Oktober 2008 als Reaktion auf das schlechte CSU-Ergebnis bei der
Landtagswahl 2008
angekundigt hatte, nicht mehr als Ministerprasident kandidieren zu wollen, bewarb sich Schmid mit den anderen Kandidaten
Thomas Goppel
,
Joachim Herrmann
und
Horst Seehofer
um Becksteins Nachfolge. Zwei Tage spater zog er diese Kandidatur zuruck und blieb Fraktionsvorsitzender.
[2]
[3]
Seehofer wurde am 27. Oktober 2008 zum Ministerprasidenten gewahlt.
Am 15. April 2013 erscheint
Hans Herbert von Arnims
Buch
Die Selbstbediener
und lost die
Verwandtenaffare
aus. Am 23. April wurde bekannt, dass Schmid 23 Jahre lang seine Ehefrau als Wahlkreismitarbeiterin beschaftigt hatte. Dieses aus offentlichen Mitteln finanzierte Arbeitsverhaltnis habe auf
Werkvertragen
beruht, deren monatlicher Umfang sich ?in den letzten Jahren je nach Arbeitsanfall zwischen 3500 und 5500 Euro netto“ bewegte.
[4]
Aufgrund des offentlichen und des parteiinternen Drucks beendete Schmid das Vertragsverhaltnis und trat am 25. April 2013 als Fraktionsvorsitzender der CSU zuruck.
[5]
Seine Nachfolgerin wurde am 26. April 2013
Christa Stewens
. Schmid beendete damit seine politische Karriere.
[6]
[7]
Am 17. Mai 2013 durchsuchten Ermittler vom
Zoll
Schmids Wohnhaus im schwabischen Donauworth.
[8]
[9]
Die
Staatsanwaltschaft Augsburg
nahm wegen des Verdachts auf Sozialbetrug Ermittlungen gegen Schmid auf, nachdem er selbst die Außerung getatigt hatte, dass seine Ehefrau ?rund um die Uhr“ fur ihn gearbeitet habe. Ware Schmid nun der einzige Auftraggeber, fur den seine Frau gearbeitet hat, wurde tatsachlich
Scheinselbstandigkeit
vorgelegen haben, wodurch die Beitrage zur Sozialversicherung umgangen worden waren. Die Staatsanwaltschaft beantragte aus diesem Grund die Aufhebung der
Immunitat
des Abgeordneten Schmid, wogegen der Landtag keinen Widerspruch einlegte.
[10]
Bereits im Ermittlungsverfahren erhielten die Anwalte Schmids Akteneinsicht und wurden zur Stellungnahme eingeladen.
[11]
Am 25. Juli 2014 schließlich erhob die Augsburger Staatsanwaltschaft Anklage gegen Schmid, der mindestens 340 000 Euro allein an Sozialversicherungsbeitragen hinterzogen haben soll, indem er seine Frau 22 Jahre lang als
Scheinselbstandige
beschaftigt habe.
[12]
Eine weitere Mitarbeiterin soll 13 Jahre ohne Anmeldung beschaftigt gewesen sein.
[13]
Ihm wurden Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt in 262 Fallen sowie Steuerhinterziehung in 59 Fallen vorgeworfen. Gleichzeitig wurde Schmids Ehefrau wegen Beihilfe sowie Steuerhinterziehung in zehn Fallen angeklagt.
[14]
Am 18. Marz 2015 wurde Georg Schmid vom
Amtsgericht Augsburg
zu 16 Monaten auf Bewahrung sowie einer Geldstrafe von 120.000 Euro verurteilt. Jedoch darf Schmid seine laut dem Amtsrichter ?furstlichen“ Pensionsanspruche trotzdem behalten.
[15]
Seine Ehefrau wurde bereits im Februar 2015 per
Strafbefehl
zur Zahlung von 240
Tagessatzen
verurteilt.
[16]
Schmid ist verheiratet und hat zwei Sohne. Seine Neigung zum Handeschutteln brachte ihm den von
Theo Waigel
gepragten Spitznamen ?Schuttelschorsch“ ein, mit dem sich Schmid aber nie anfreunden konnte.
[17]
[18]
- ↑
Fraktionschef auf Abruf.
Suddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010,
abgerufen am 30. Oktober 2015
.
- ↑
Geheimtreffen nach Strauß-Andacht.
Suddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010,
abgerufen am 30. Oktober 2015
.
- ↑
CSU-Fraktionschef Georg Schmid.
Mittelbayerische Zeitung, 20. Februar 2009,
abgerufen am 30. Oktober 2015
.
- ↑
Thomas Hilgendorf:
Georg Schmid rechtfertigt das Gehalt seiner Frau.
Augsburger Allgemeine, 24. April 2013,
abgerufen am 30. Oktober 2015
.
- ↑
Frank Muller, Mike Szymanski:
CSU-Fraktionschef Georg Schmid tritt zuruck.
sueddeutsche.de, 25. April 2013,
abgerufen am 25. April 2013
.
- ↑
Frank Muller:
Georg Schmid gibt auf.
Suddeutsche Zeitung, 1. Mai 2013,
abgerufen am 30. Oktober 2015
.
- ↑
Vetternwirtschaft in der CSU: Fraktionschef Schmid gibt auf.
n-tv.de, 1. Mai 2013,
abgerufen am 1. Mai 2013
.
- ↑
Hausdurchsuchung bei Georg Schmid.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. Mai 2013,
abgerufen am 30. Oktober 2015
.
- ↑
Georg Schmid: "Der schwierigste Tag meines Lebens".
Augsburger Allgemeine, 17. Mai 2013
;
abgerufen im 1. Januar 1
.
- ↑
Frank Muller, Mike Szymanski:
Georg Schmid gerat ins Visier der Justiz.
Suddeutsche Zeitung, 6. Mai 2013,
abgerufen am 30. Oktober 2015
.
- ↑
Georg Schmid droht Anklage.
Suddeutsche Zeitung, 6. Mai 2014,
abgerufen am 30. Oktober 2015
.
- ↑
Staatsanwalt klagt fruheren CSU-Fraktionschef an.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. Juli 2014,
abgerufen am 30. Oktober 2015
.
- ↑
Prozess? Darum muss Georg Schmid weiter auf Entscheidung warten.
Augsburger Allgemeine, 12. Dezember 2014,
abgerufen am 30. Oktober 2015
.
- ↑
Ex-CSU-Fraktionschef Schmid soll vor Gericht.
Suddeutsche Zeitung, 25. Juli 2014,
abgerufen am 30. Oktober 2015
.
- ↑
Schmid behalt "furstliche" Pensionsanspruche.
Suddeutsche Zeitung, 18. Marz 2015,
abgerufen am 30. Oktober 2015
.
- ↑
Frau von Georg Schmid uberraschend verurteilt.
Suddeutsche Zeitung, 27. Februar 2015,
abgerufen am 30. Oktober 2015
.
- ↑
Vom Schuttel-Schorsch zum Schwergewicht.
Suddeutsche Zeitung, 19. Mai 2010,
abgerufen am 30. Oktober 2015
.
- ↑
CSU. Fraktionschef will nicht ?Schuttel-Schorsch“ heißen.
Focus Online, 10. Oktober 2007,
abgerufen am 30. Oktober 2015
.