Georg Arnold Behn
(*
17. August
1846
in
Lubeck
; †
5. Januar
1904
in
Todtmoos
) war ein deutscher Kaufmann und Senator der Hansestadt Lubeck.
Behn ubernahm zwar das bereits vom Großvater in kleinen Verhaltnissen gegrundete Handlung
A. Behn & Sohn
[1]
[2]
als Erbteil seines Vaters, erschuf das große
Warengeschaft
aber erst als dessen Leiter in der Hauptsache selber und galt als typisches Vorbild fur den ?guten lubeckischen“ Kaufmann.
Sein vaterliches Haus stand in der
Breiten Straße
und offnete sich zur Straße hin mit einem
Laden
. Durch dessen daneben liegenden vordere
Lagerraume
fuhrte ein Durchgang zu den hinteren
Kontorraumen
. Sein Privatkontor galt als besonders sehenswert.
Nach seiner Ausbildung war Behn mehrere Jahre im Ausland tatig. In das vaterliche Geschaft trat Behn, der bis dahin in
London
tatig war, 1867 als
Prokurist
ein. Es war die Zeit, in der der Eintritt Lubecks in den
Zollverein
bevorstand. Die zollpolitische Verbindung der Stadt mit den umliegenden, bereits zum Zollverein gehorenden Lander wie
Mecklenburg
,
Schleswig-Holstein
,
Hannover
dem Lubeckischen Inlandshandel die Aussichten einer neuen Entwicklung erschlossen. Da Behn die Zeichen der Zeit richtig zu deuten wusste und sich mit ganzer Kraft dem vaterlichen Geschaft so erfolgreich widmete, waren die Grundlagen des neu organisierten großen Betriebes vollkommen gefestigt, als er aus den Handen Christian Arnold Behns, seines Vaters, sieben Jahre spater die alleinige Leitung des Geschafts erhielt. Ist es zu Beginn seiner Tatigkeit eine
Tee-, Gewurz- und Hopfenhandlung
gewesen, war es jetzt schon ein Handel von
Tee
- und
Kolonialwaren
en
Gros
und
en Detail
. Der wirtschaftliche Aufschwungs der Behn’schen
Großhandlung
setzte sich fort. Zum Zeitpunkt seines Ausscheidens aus dem Lubecker
Senat
im Jahr 1903 war es das großte Geschaft seiner
Branche
am Platze und in allen Teilen
Norddeutschlands
. Besonders im
Elbgebiet
, aber auch in west- und suddeutschen
Reichsteilen
hatte sich die Firma
A. Behn & Sohn
einen hochangesehenen Namen erworben.
Das Lubecker Geschaft zog 1897 aus Platzgrunden von der Breiten in die
Wahmstraße
. In dem
Hinterhof
des derweil historischen Gebaudekomplexes der ?Neuen Rosterei“ von 43-45 gibt es heute wieder eine
Kaffeerosterei
in einem Restaurant mit Kaffeehaus und Bar.
[3]
1881 wurde Behn zum Mitglied der
Lubecker Burgerschaft
1881 gewahlt. Wiederholt hatte er in beiden
Korperschaften
des
Burgerausschusses
das Amt des
Ersten Stellvertreters
des Vorsitzenden bekleidet. Er nahm an Beratungen und Arbeiten der Korperschaften teil. Besonders in den Fragen, die
Handel
,
Schifffahrt
und
Eisenbahnverkehr
betrafen, verschaffte er sich
Beachtung
und
Einfluss
. Das
Komitee
fur den
Bau
des
Elbe-Trave-Kanals
, das sich spater zum Kanalverein wurde, wirkte er auf die endliche Verwirklichung des Projektes hin. Hierbei halfen ihm auch seine guten Verbindungen zur
Magdeburger
Kaufmannschaft und zu den anderen Platzen der Elbgebiete. Da er ofter in Magdeburg war, suchte er in den dort maßgeblichen Kaufmannskreisen das Interesse zur Unterstutzung der Lubecker Kanalbestrebungen zu fordern. Mit besonderer Liebe widmete er sich auch den Eisenbahnfragen. Eines seiner dortigen Lieblingsgebiete war es, die bis zu seinem Tode jedoch nicht erreichte Verwirklichung der
Lubeck-Segeberger Eisenbahn
voranzutreiben. Seit 1880 gehorte er, mit Unterbrechung von 1886 bis 1888, der
Handelskammer
an. Als er 1889 in den Senat berufen wurde, bekleidete er das Amt des ersten Stellvertreters des
Prases
.
Seit 1885 war er der erste Stellvertreter als Vorsitzender des
Wortfuhrers
der Burgerschaft und ab 1888 bis zu seiner Wahl in den Senat deren Wortfuhrer.
Besonders verdient machte er sich um die offentliche Anerkennung des Lubeckischen
Industriewesens
. Den meisten Lubeckern galt damals die Industrie in dem Sinne, dass sie ein Faktor des wirtschaftlichen Lebens werden musse, eher als nebensachlich. Als die einzig zukunftsversprechende Wirtschaftsform galt namlich der Handel. Senat, Handelskammer und alle anderen Behorden waren auf das rein handelspolitische System ausgerichtet. Dies
perhorreszierte
der Stadt lange Zeit alle Hinweise auf die Bedeutung der dem ubrigen wirtschaftlichen Leben als unentbehrlich einzuordnenden großen industriellen Anteil wahrzunehmen. Die Beseitigung solcher alten Vorurteile und Befangenheiten ist ihm zu verdanken. Aus den hierfur gefuhrten Streit ging die Grundung des
Lubecker Industrie-Vereins
hervor. Zusammen mit der Handelskammer machte sich dieser zum Trager der zeitgemaßen Bestrebungen. Der Senator wurde der Vorsitzende des Vereins und blieb es lange Jahre.
Im
Vaterstadtischen Verein
bekleidete Behn, nachdem dessen Begrunder und erster Vorsitzender,
Emil Wolpmann
, in den Senat gewahlt worden war, als Nachfolger den Vorsitz. Er war funf Jahre hindurch Vorsteher des Handelsmuseums und gehorte seit 1884 dem Ausschuss der
Lubeck-Buchener Eisenbahn
an.
Er war rege im
Gemeindevorstand
von
St. Petri
, dem Lubecker Hauptverein der Deutschen Lutherstiftung und der
Gesellschaft zur Beforderung gemeinnutziger Tatigkeit
tatig.
Im Jahre 1889 wurde Behn in den
Lubecker Senat
berufen. Als
Senator
war er an der Leitung und Geschaftsfuhrung der folgenden Behorden und Ausschusse beteiligt: Kommission fur Handel und Schifffahrt, Brandbehorde, Kirchhofs- und Begrabnisdeputation, Zentral-Armendeputation, Steuerbehorde,
[4]
Rechnungs-Revisionsdeputation, Kommission fur kirchliche Angelegenheiten, Leihhausbehorde, Senatsausschuss fur Gewerbe- und Versicherungswesen, Senatskommission fur Angelegenheiten der Armenverbande,
Rekursbehorde
in Gewerbesachen, Vorsteherschaft des
St. Johannis-Jungfrauenklosters
und der Stiftung
von Brombsen
-
Testament
.
Krankheitsbedingt legte Senator Behn am 11. Juli 1903 seine Wurde als Senatsmitglied unter Vorbehalt aller
Ehrenrechte
nieder.
Da sich sein Zustand zusehends verschlechterte und sich dies im milden Klima des 1901 von
Otto Huglin
gegrundeten
Lungensanatoriums Wehrawald
in Todtmoos, das seinerzeitige ?deutsche Davos“, auch nicht besserte, erreichte am 6. Januar 1904 die Nachricht von seinem Tode die Stadt nicht uberraschend. Nach seiner Uberfuhrung leitete am 12. Januar 1904
Pastor
Trummer
,
Hauptpastor
der Petrikirche, den dortigen Gottesdienst und die
Beisetzungsfeierlichkeiten
auf dem
Allgemeinen Gottesacker
.
Behns Sohn Eduard wurde erst
Teilhaber
und dann neben seinem Vater Mitinhaber des Hauses. Sein Schwiegersohn, Max Schiemann, war Prokurist des Hauses. Nach Behns Tode wurde Eduard Alleininhaber und Max ruckte zum zweiten Teilhaber auf.
Nach dem Tode des
Senatoren
Mann
am 13. Oktober 1891 wurde Konsul Fehling und der Weinhandler Tesdorf zum
Vormund
einer funf hinterlassenen Kinder bestellt.
Thomas Mann
war zu diesem Zeitpunkt 16 Jahre alt. In seinem Roman
Die
Buddenbrooks
, wofur er spater den
Nobelpreis
erhalten sollte, begegnen wir dem Senator Behn als
Kaufmann Alfred Lauritzen
.
[5]
- Senator Georg Arnold Behn.
In:
Lubeckische Blatter
, Jahrgang 1903, Nummer 29, Ausgabe vom 19. Juli 1903
- Senator Georg Arnold Behn †.
In:
Lubeckische Anzeigen
, 154. Jahrgang, Nr. 9, Abendausgabe vom 6. Januar 1904.
- Senator G. A. Behn †.
In:
Lubecker General-Anzeiger
, 23. Jahrgang, Nr. 5, Ausgabe vom 7. Januar 1904.
- Senator G. A. Behn †.
In:
Vaterstadtische Blatter
, Jahrgang 1904, Nr. 2, Ausgabe vom 10. Januar 1904.
- ↑
Kaffeetradition e. V.
- ↑
Firma A. Behn & Sohn
(
Memento
des
Originals
vom 27. November 2015 im
Internet Archive
)
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@1
@2
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- ↑
Neue Rosterei
- ↑
In der Steuerbehorde machte er sich bereits als burgerlicher
Deputierter
im Bereich der
Einkommensteuer
einen Namen.
- ↑
Buddenbrooks ? Klarnamenverzeichnis